Gamsberg - Sichelchamm


Publiziert von dani_ , 8. August 2009 um 14:09.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum: 7 August 2009
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alvier Gruppe   CH-SG 
Zeitbedarf: 15:00
Aufstieg: 1670 m
Abstieg: 1670 m
Strecke:Kurhaus Sennis - Gamsberg - Sichelchamm - Kurhaus Sennis
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz oberhalb Berschis an der Strasse zum Kurhaus Sennis vor der Schranke
Kartennummer:2598 Werdenberg - Alvier

Auf den Spuren von prominenten hikrs. Ich wollte gerne die Tour Gamsberg - Schiffberg - Sichelchamm von Alpin_rise und Delta nachgehen. Hab mir am Abend vorher nochmals die Routenbeschreibungen durchgelesen und das Foto Goldlochroute von 3614adrian studiert.

Start am Parkplatz auf 1085m um 8:10. Am Kurhaus Sennis um 9:00. Von dort gehe ich weiter auf der Strasse, quere den Sagenbach und biege dahinter rechts ab auf eine Strasse Richtung Gamsberg ab. Die Strasse endet bald. Weglos weiter, ich komme zu einem grösseren Schneefeld.

Am Ende des Schneefelds vermute ich den Einstieg in die Goldlochroute. Ich überwinde die Randspalte des Schneefelds (mindestens 3m hoch, darunter ein Hohlraum). Anschliessend beginne ich zu klettern. Da es sehr steil ist, denke ich, dass dies nicht die Goldlochroute ist. Ich steige aus, gehe auf grasdurchsetzten Steinen Richtung Sattel Sichli-Gamsberg. Ich mache insgesamt 4 Bänder aus. Das oberste schliesse ich aus, da zu steil, und steige in das zweitoberste ein. Auch hier hats beim Einsteig ein Schneefeld, allerdings ein kleineres. Ich klettere bis zu einer Verzweigung. Dort biege ich links ab, da der Aufstieg nach rechts steiler aussieht. Der Kamin wird zusehends steiler. An einer Stelle komme ich nicht weiter. Ich steige wieder ein Stück ab und ziehe meine Schuhe aus. Dann gehts und ich komme in steiler Kletterei (ca III) auf einen Grat (Sporn). Ich freute mich bereits ob der überwundenen Schwierigkeit. Von diesem kleinen Gratstück gibt es jedoch keinen einfachen Weg weiter. Ich steige auf der anderen Seite des Sporns ein kleines Stück ab, umklettere so eine Felsnase (ca III). Ab hier geht es in einfacherer Kletterei (I - II) weiter. Ich klettere westlich unterhalb des Sporns auf Stein, später auch auf Gras. Nach etwas 50 Hm wechsle ich auf den Sporn. Auf diesem geht es noch stets ohne Schuhe weiter, steil und anstrengend in Gras und Fels (I - II).

Um 14:00 entschliesse ich mich, Mittag zu machen, und sitz-lege mich in eine Vertiefung, die wohl von Gemsen stammt. Der Wind zieht so über mich hinweg. In warmem Sonnenschein schaue ich hinunter und fühle mich wie der König von Sennis.

Weiter auf dem Sporn um 14:20. Um 14:35 erreiche ich den Gamsberg, von dort sind es nach Westen noch 50m bis zum Gipfelsteinmann. Wahrscheinlich mündet die Goldlochroute auch hier auf den Gamsberg.

Im Gamsbergaufstieg hat sich mein Telefon wegen leerem Akkus ausgeschaltet. Daher gibt es ab da keine Fotos mehr. Zeitlos war ich ab da auch, da ich nur die Uhr im Telefon dabei hatte.

Schuhe wieder angezogen und um 15:05 über den luftigen Grat zum Steinhaufen auf dem Gamsberg Westgipfel. Ich dachte, dass es vielleicht von dort einen Weg nach unten Richtung Schiffberg gibt. Bin in der Nähe des Westgrats in der NW-Flanke abgestiegen. Einiges loses Gestein, es wurde immer steiler. Schuhe wieder ausgezogen. Habe dann eine ganze Zeit versucht, eine Route nach unten zu finden. Kletterei bis III. Grad, teils loser Fels. Gemstritte gab es, es sah auch irgendwann gar nicht mehr so weit nach unten bis zum Schuttfeld aus. Nach einiger Zeit habe ich die Wegsuche abgebrochen und bin die NW-Flanke schräg nach oben geklettert, um den beschriebenen Abstieg im Norden des Gamsbergs zu finden. Habe schliesslich auch die Pfadspuren dieses Wegs gefunden. Es wurde dunkler, die Sonne färbte den Walensee orange-gelb. Da ich keine Uhr mehr hatte, beschloss ich, beschleunigt weiter zu gehen.

Weil ich noch die Beschreibung des Absteigs vom Schiffberg in Erinnerung hatte ("sehr steiles Gras", "einmal abgeseilt"), entschloss ich mich, ihn zu umgehen. Bin nördlich des Gipfels über Gras Richtung Schiffloch abgestiegen, dann längs der Nordflanke des Schiffbergs aufsteigend Richtung Sattel Schiffberg - Sichelchamm. Eine etwas schwierige Stelle (Überquerung feuchte Rinne, am Rand der Rinne kaum Tritte und steil).

Über Gras auf den Ostgrat des Sichelchamms. Anstrengende Kletterei (I - II) nach oben. 20:00 Sichelchamm (Telefon für Uhrzeit nochmal kurz wiederbelebt).

Abstieg über den Chnorrengrat. Ein Leckerli zum Schluss, das sich auch mit müden Beinen und steifen Knien noch gut machen liess. Während ich auf dem Chnorrengrat unterwegs bin, wird es dunkel. Kurhaus Sennis 22:05. Nach einem ordentlichen Schluck zu trinken weiter, Parkplatz 23:10.

Wenn ich mir das Foto von 3614adrian anschaue, dann denke ich, dass ich zuerst in das Band unterhalb der Goldlochroute einsteigen wollte und danach oberhalb der Goldlochroute unterwegs war. Über dem Wort "Goldloch" ist eine Gruppe mit etwa 5 Bäumen zu sehen. Dort ungefähr müsste ich von rechts auf den Sporn gekommen sein. Bin dann schräg links dahin gequert, wo der grössere Grasfleck zu sehen ist. Später nach rechts wieder zurück auf den Sporn, zum Schluss müsste ich auf der Goldlochroute gewesen sein.

Auf einer späteren Tour habe ich noch dieses Foto gemacht. Dort sieht man schwarz eingezeichnet die Goldlochroute und rot meine Route auf dieser Tour.

Die Aufstiegsroute auf den Gamsberg würde ich so nicht wieder machen wegen der beiden sehr ausgesetzten III Kletterstellen. Den Abstieg vom Gamsberg Nähe Westgrat kann ich auch nicht empfehlen. Es hat einiges an losem Fels und ist sicherlich mindestens III. Ein Aufstieg könnte da wohl eher möglich sind, das ist aber auch nichts für mich.

In Demut verneige ich mich vor dem Herrn, der mir stets sichere Griffe und Tritte gezeigt hat.

Tourengänger: dani_


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (4)


Kommentar hinzufügen

MunggaLoch hat gesagt: Abenteuer...
Gesendet am 8. August 2009 um 17:42
Das tönt nach Abenteuer! Und dabei scheinst Du die Gegend ja gut zu kennen!
Grüsse,
Martin

3614adrian hat gesagt:
Gesendet am 8. August 2009 um 18:59
Hallo Dani

Bereits als ich deinen Bericht vom Gonzen las wurde mir fast schlecht. Wollte jedoch keinen kritischen Kommentar abgeben.

Nun schreibe ich doch, denn ich habe Angst, dass das was du da machst bald einmal schief gehen könnte...
Dass man auf T5 und T6-Touren die Schuhe auszieht kommt mir sehr sonderbar vor. Beim Gonzen hast du gemäss deinen Angaben eine 5c-Kletterroute gemacht - dann diese Tour aber mit T6 bewertet???
Beide Touren sind im Bereich "Fortgeschrittenes Alpinwandern", jedoch bestens auf Hikr beschrieben. Solche Touren sollen nur von erfahrenen Berggängern gemacht werden und vorallem gehört eine seriöse Planung dazu. Es sollte beim Start der Tour dunkel sein und nicht bei der Rückkehr!
So wie das Resultat bei dir aussieht, hattes du zweimal Glück überhaupt noch am Leben zu sein.
Wenn du längefristig Freude an den Bergen haben möchtest, empfehle ich Dir dir Touren deinen Fähigkeiten anzupassen und besser zu planen. - Anstatt auf Gottvertrauen zu setzen.

Nichts für ungut und weiterhin Freude in den Bergen und unfallfreie Touren.

Gruss Adrian

ossi hat gesagt: RE:Gonzen
Gesendet am 8. August 2009 um 21:21
Die Gonzentour hab ich recherchiert: Von den Follaplatten bis zum Fass gibt's tatsächlich eine T6-Variante. Dann kam dani auf den Südgrat, wobei er sicher eine 5a geklettert ist. Zum Glück ist es möglich, die beiden 5c-Längen zu umgehen.

Die Gonzen-Story hat mir auch den Hals zugeschnürt.
Gruss und frohes, gesundes Wandern
ossi

dani_ hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. August 2009 um 18:53
Hallo Adrian,

Danke für deinen Kommentar. Gottvertrauen ist ein wichtiger Bestandteil meines Lebens, aber ok, ich habe mich wohl missverständlich ausgedrückt. Ich denke nicht, dass es günstig ist, sich eine schwierige Tour herauszusuchen, irgendwann und irgendwie ausgerüstet loszugehen und dann in Gottvertrauen und betend zu denken „Gott steht mir ja bei“. Ich denke, dass ich für einige auf hikr beschriebene Touren weder die nötige Ausrüstung noch Erfahrung und Fitness habe. Dies Fehlende kann ich nicht durch Gottvertrauen oder ständiges Beten auf dem Weg ersetzen. Auch Tourplanung durch Beten zu ersetzen, halte ich nicht für ein sinnvolles Konzept. Auf meinen Touren bin ich auch schon zweimal kurz vor dem Gipfel umgedreht. Also Gottvertrauen und Dankbarkeit ja, aber „Beten, Augen zu und durch“ oder „Gottvertrauen = es kann ja nichts passieren“ nein.

Bei der Gamsberg Goldlochroute war ich der Ansicht, dass es eine Tour ist, die mich fordert, aber wahrscheinlich im Bereich meiner Möglichkeiten liegt. Nachdem ich letztes und dies Jahr dreimal vom Voralpsee zum Gamsberg hoch bin, hatte ich Respekt vor dem Berg und wusste schonmal, dass ich auf ihn sicher nicht bei Nässe oder Schnee möchte. Ich habe dann länger überlegt, ob ich die Tour versuchen sollte, mich schliesslich dazu entschlossen und stets gedacht, dass ich möglicherweise umkehre.

Früher losgehen, ok. Bessere Routenvorbereitung, hmm, ich denke, dass deine Beschreibung der Goldlochroute gut ist. Das Foto mit dem rot eingezeichneten Routenverlauf finde ich sehr anschaulich.

Vielleicht habe ich die Tour zu reisserisch geschildert, der Eingangssatz war zB sehr subjektiv, ich habe ihn daher gelöscht. Ich denke auch nicht, dass die Goldlochroute unbedingt gesundheitsgefährdend ist, sondern meinte damit die zwei Stellen, bei denen ich am Gamsberg von der Route der Vorgänger abgewichen bin.

Die beiden schwierigsten Kletterstellen auf meiner Aufstiegsroute waren wohl auch nicht mehr als III. Grad. Ich habe nur meine Schuhe ausgezogen, weil ich wg möglicherweise losem Gestein lieber einen direkten Kontakt zum Berg habe. Du kletterst die sicherlich auch mit Schuhen.

Bzgl Gonzen gehört wohl zur vollständigen Routenbeschreibung noch die Angabe des Kletterschwierigkeit. Im Südgrat war mir sehr beklommen zumute und ich möchte die Tour so nicht nochmal erleben. Wenn ich in der Routenbeschreibung „Klettern V“ eintrage, wird mir jetzt noch ganz anders und ich kann es kaum glauben. Jedes Mal, wenn ich dann im Routentitel das „V“ sehe, werde ich wohl einen kleinen Schreck bekommen. Na, ich werde mir einen Ruck geben und es trotzdem eintragen.

Danke für deine Beschreibung der Goldlochroute. Ich wünsche dir auch noch viele schöne Bergerlebnisse ohne Verletzungen. Vollständig ausschliessen, dass etwas passiert, können wir wohl alle nicht.

Liebe Grüsse

Daniel


Kommentar hinzufügen»