Breithorn-Traverse-Häppchen #2 (Roccia Nera und Zwillinge)


Publiziert von simba , 24. Juli 2020 um 16:41.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:17 Juli 2020
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Aufstieg: 920 m
Abstieg: 980 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bus von Pont St. Martin (04:20 Uhr) mit Umsteigen in Chatillon Autostazione (05:15 Uhr) nach Cervinia (06:20 Uhr). 3 Seilbahnen ab Cervinia zur Testa Grigia (ab 7:00 Uhr)
Unterkunftmöglichkeiten:Rifugio Guide Ayas

2015 haben wir bereits die "halbe" Breithornüberschreitung ab der Selle über Mittelgipfel und Westgipfel gemacht, es fehlten da noch drei weitere Breithorngipfel, um das Paket komplett zu machen. Damals veranlasste uns starker Andrang in der Flanke zur Roccia Nera dazu, direkt die Selle und damit den Grat zum Mittelgipfel anzusteuern. Dieses Mal waren wir umso einsamer - um nicht zu sagen "ziemlich blank" am ersten Gipfel - unterwegs.

Für den ersten Teil bis aufs und auf dem Breithornplateau gilt das nicht, aber nachdem wir die Spur nach links zum Breithorn-Hauptgipfel hatten liegen lassen, ließen wir das Gros der Aspiranten Richtung Pollux und Castor ziehen und wandten uns nach links auf der Spur, die zunächst noch Richtung Selle verläuft. Eigentlich hatten wir vor die Überschreitung von den Zwillingen zur Roccia Nera zu gehen, da diese nach der guten Beschreibung im Silbernagel-Führer - die vollauf zutrifft - bei weitem nicht so schwer ist, wie hier beschrieben. Es war aber bereits von unterhalb der Selle zu sehen, dass die Flanke zur Roccia Nera bereits zu großen Teilen blank schimmerte - nicht ideal für einen Abstieg in diesem über längere Zeit extrem steilen Gelände. Wir disponierten um, querten etwas langatmig über das Plateau unter den Zwillingen und erstiegen über den steilen Südhang (bis zu 45°), den man deutlich oberhalb des Rossi-Volante-Biwaks erreicht, über längere Strecken in Blankeis mit einer bestenfalls homöopathischen Firnschicht die Roccia Nera. 

Die einer Gratüberschreitung innewohnende Ausgesetztheit vermochte hiernach nicht aufzukommen, denn über den östlichen Breithornzwilling hinweg stiegen wir in dichten Wolken, die der starke Nordwind heraufpeitschte. Während in der Flanke wie ausgeführt bereits viel Blankeis vorherrschte, gab es auf dem Grat wiederum noch sehr viel Schnee: Große Wächten nach Norden mahnten bei der teils schlechten Sicht zur Vorsicht. Den Ost-Zwilling erstiegen wir beinahe ohne Felskontakt durch eine kurze kombinierte Rinne, bevor ein kurzes sehr ausgesetztes Schneegratstück mit kurzer Abkletterstelle (II) zu der etwas versteckten Abseilstelle unterhalb des Gipfels führt. 2-maliges Abseilen (jeweils 15-20m an Bohrhakenständen, oben sinnloses Fixseil (?!)) führte uns auf den Schneegrat zum Westlichen Zwilling, während dessen Ersteigung über einen schönen kombinierten und teils sehr ausgesetzten Grat (2-3 kurze Kletterstellen II, ansonsten Firn) die Sicht dankenswerterweise wieder etwas besser wurde. Vom Westlichen Zwilling seilten wir an einem guten Schlingenstand 20m zu einem gut sichtbaren Bohrhakenstand auf der Rampe unterhalb ab. Der Rampe entlang könnte man in Abstiegsrichtung nach links über plattiges Gelände (entlang eines neuen dünnen Fixseils?!) abklettern und zuletzt über eine kurze Rinne / Kamin einfach ein Band erreichen, das wieder zum Schneegrat führt. Hierher kommt man aber genauso gut mit 25m Abseilen vom besagten Bohrhakenstand. 

Der Abstieg von der Selle war dann deutlich angenehmer als es derjenige von der Roccia Nera gewesen wäre: Denn zwar ist es teils steil (~ 40°), aber es gab bis auf eine kurze Stelle trotz einer vor kurzem abgegangenen Lawine, die viel Schnee aus der Flanke befördert hat, durchgehend guten Trittschnee. Der Weg zum Rif. Guide Ayas ist hiernach noch weit: Auf eine erneute Querung zum Rossi-Volante-Biwak und den Abstieg dort über Felsen zum Schwarztor hatten wir keine Lust, die Querung in Richtung Breithornpass und der nachfolgende Abstieg zum Schwarztor auf der "Castor-Spur" war ebenso wie der Gegenanstieg unterhalb des Pollux aber genauso wenig erquicklich. Noch dazu bauten wir einen Verhauer ein und folgten noch deutlich vor dem Schwarztor einer Spur nach rechts, die direkt zum Rif. Guide Ayas zu führen schien. Diese Wegführung ist jedoch nur für Personen geeignet, die meinen jedem noch so großen Eisblock ausweichen zu können, sie führt nämlich mittig über Spalten durch recht angsteinflößende Seraks. Bei uns jedenfalls war die Angst vor diesen größer als der Unmut über den erheblichen Gegenanstieg, den wir uns damit eingebrockt hatten...

Tourengänger: simba, Nala


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