Überschreitungsversuch Welskogelgruppe (2878m)
|
||||||||||||||
![]() |
![]() |
In der Umgebung der Edmund-Graf-Hütte sind der Hohe Riffler und das Blankahorn überaus beliebte Ziele -- die niedrigere Welskogelgruppe steht dagegen im totalen Besucherschatten. Wer es gerne einsam hat, für den bietet der Blick in den AV-Führer hier eine interessante Runde: Am Wanderweg zum Kappler Joch, dann immer am Grat entlang über Kappler-Joch-Spitze, Weißer Schrofen, Welskogel und Schmalzgrubenkopf bis in die Schmalzgrubenscharte, schließlich auf dem Wanderweg retour zur Hütte. Laut AV-Führer (aus dem Jahre 2005) nur im Anstieg zum Welskogel UIAA II, ansonsten würde der erste Schwierigkeitsgrad nicht überschritten. In Anbetracht des Alters der verwertbaren Information fragen wir beim Hüttenwirt nach und erhalten die Auskunft, dass am Welskogel mittlerweile ein Abbruch entstanden sei, dessen Überwindung ein Seil nötig mache. Wir wollen uns die Sache trotzdem mal anschauen und stapfen spätmorgens mit angekündigter Wetterbesserung los in Richtung Kappler Joch.
Oben angekommen, fängt es allerdings schon wieder an zu regnen, was uns das Kraxeln am Grat vorerst verleidet und zum Abstieg veranlasst. Vorher spurte ich noch kurz in Richtung Südgrat des Blankahorn, um den Einstieg zu erkunden -- doch der Wind bläst mich schnell wieder nach unten, bevor ich zum Gipfelaufbau vordringen kann.
Nach dem Abendessen reißt dann plötzlich doch noch der Himmel auf -- und die Welskogelgruppe präsentiert sich so frisch gewaschen in einladendem Licht, dass ich einem schnellen Aufstieg zurück ins Kappler Joch nicht widerstehen kann. Ebenso einladend dort der Nordostgrat zur Kappler-Joch-Spitze, mit wenigen Stellen UIAA I (T4, Wegspuren, ein paar Steinmandln, Felsqualität ok) -- der langgestreckte Gipfel ist mit mehreren großen Steinmandln geziert. Der Abstieg ins Joch zum Weißen Schrofen ist kurz (Gehgelände, T3). Es folgt ein kurzer Grat in gutem Fels, bei dem wieder mal die Hände zum Einsatz kommen dürfen. Als es über die I hinausgeht, weiche ich nach links (Süden) aus und umgehe den letzten, etwas ausgesetzten Grataufschwung bis zum Gipfel (zwei Hasenohr-Steinmandln). Der imposante Ostgrat des Welskogel ist nun schon in greifbarer Nähe... wegen der mittlerweile deutlich fortgeschrittenen Stunde heute keine Option mehr! Doch steige ich noch schnell in die Scharte ab (T4+), um den Grat von ganz nah in Augenschein zu nehmen. Für heute definitiv zu ambitioniert! Also zurück zur Hütte. Von der Scharte scheint ein Abstieg nach Norden über die steilen Geröll- und Schneefelder möglich, doch hatte der Hüttenwirt schon im Vorfeld wegen Steinschlaggefahr davon abgeraten. So nehme ich den kurzweiligen Grat noch mal retour unter die Füße. Den Gipfel des Weißen Schrofen umgehe ich nun rechts (südlich) und fahre ein Schneefeld südlich des Ostgrates hinab. Bald zurück auf der Kappler-Joch-Spitze, fährt der Himmel nun sein volles Abendprogramm auf! Ich komme aus dem Fotografieren kaum heraus... auch auf dem Abstieg zum Joch ist eine Beleuchtung schöner als die andere... Doch schließlich muss ich doch hinunter, bald ist ja Hüttenruhe.
Am Folgetag mit Prachtwetter sind dann Blankahorn (Westgrat) und Riffler dran -- bereits zur Genüge hier auf hikr beschrieben. Die Welskogel-Überschreitung habe ich jedoch noch nicht ganz aufgegeben, und als wir am kommenden Morgen auf dem Weg zur Niederelbehütte in der Schmalzgrubenscharte stehen, erbete ich mir einen kleinen Seitensprung!
Zunächst auf Wegspuren (zu Beginn auch ein paar Steinmandln) in anregender Kraxelei (Stellen I) auf den Schmalzgrubenkopf und weiter auf dem nun flachen und breiten Grat mit u.a. eindrucksvollem Tiefblick hinab zur Hütte. Zum Westgipfel des Welskogel folgt noch eine Kraxelstelle, ansonsten entspanntes Schlendergelände im Grünen mit schönen Pausenplätzen. Dies ändert sich nun in der Traverse zum Ostgipfel: Zunächst bewege ich mich vorsichtig auf glatten Platten entlang des Grates abwärts (T5). Es folgt ein gezackter Verbindungsgrat (T5) mit luftiger I-er-Kraxelei, bis ich an besagtem Abbruch des Ostgipfels stehe: Kaum mehr als 5m hoch, mit zwar griffigen, jedoch abwärts geschichteten Platten (UIAA III?). Ich suche nach Umgehungsmöglichkeiten -- und werde schnell fündig, denn eine kurze und unschwierige Querung nach rechts (Süden) führt in sanft ansteigendes Grasschrofengelände. Von dort im Linksschwenk auf den Ostgipfel des Welskogel, mit großem Steinmann, ohne Gipfelbuch. Na, bei dem geringen Besucheraufkommen wäre ein solches wohl auch nicht übermäßig gefüllt, habe ich doch außer wenigen Steinmandln im ersten Anstieg nur Wildspuren gesehen... Ich jedenfalls freue mich über meine Besteigung, welche sich nun so viel einfacher gestaltet hatte als gedacht. Die Überschreitung würde also doch klappen! Eventuell etwas für den nächsten Besuch... der schneidige Ostgrat des Welskogel fehlt mir ja noch! Zufrieden trete ich den Rückweg an. Die etwas hakelige Gratpassage zwischen Ost- und Westgipfel umgehe ich nun links (südlich, T6, doch deutlich angenehmer und schneller). Der weitere Rückweg zur Schmalzgrubenscharte verläuft wie der Anstieg. Danach geht es am Wanderweg weiter zur hübsch gelegenen Niederelbehütte, mit neuen Tourenmöglichkeiten...
Fazit: Da ich den Ostgrat des Welskogel nicht begangen habe, kann ich hier natürlich keine Empfehlung für die Gesamtüberschreitung aussprechen -- laut Auskunft des Hüttenwirts soll der Welskogel-Ostgrat jedoch weiterhin möglich sein (UIAA II laut AVF), und aufregend sieht er allemal aus! Auf dem ansprechenden Rest der Überschreitung kommt man überall mit UIAA I aus. Die Überschreitung der Gruppe ergäbe eine so eindrückliche wie einsame Halbtages- oder Tages-Grattour, je nach Ambition. Evtl. auch eine spannende Alternative zum Wanderweg im Übergang von der Edmund-Graf- zur Niederelbehütte (vorausgesetzt das Gepäck ist entsprechend handlich). In umgekehrter Richtung eher weniger zu empfehlen, da der Welskogel-Ostgrat im Aufstieg augenscheinlich besser zu begehen ist. Ansonsten stellen die Gipfel auch einzeln einen lohnenden Abstecher vom Wanderweg dar.
Bin sehr gespannt und würd mich freuen, wenn wir demnächst etwas über den Welskogel-Ostgrat lesen könnten!
PS: In der Kompass-Karte ist der Welskogel bislang noch fälschlich an Stelle des Weißen Schrofen eingetragen und gehört weiter östlich zum Schmalzgrubenkopf -- laut Kompass ist der Fehler gegenwärtig in Korrektur.
Oben angekommen, fängt es allerdings schon wieder an zu regnen, was uns das Kraxeln am Grat vorerst verleidet und zum Abstieg veranlasst. Vorher spurte ich noch kurz in Richtung Südgrat des Blankahorn, um den Einstieg zu erkunden -- doch der Wind bläst mich schnell wieder nach unten, bevor ich zum Gipfelaufbau vordringen kann.
Nach dem Abendessen reißt dann plötzlich doch noch der Himmel auf -- und die Welskogelgruppe präsentiert sich so frisch gewaschen in einladendem Licht, dass ich einem schnellen Aufstieg zurück ins Kappler Joch nicht widerstehen kann. Ebenso einladend dort der Nordostgrat zur Kappler-Joch-Spitze, mit wenigen Stellen UIAA I (T4, Wegspuren, ein paar Steinmandln, Felsqualität ok) -- der langgestreckte Gipfel ist mit mehreren großen Steinmandln geziert. Der Abstieg ins Joch zum Weißen Schrofen ist kurz (Gehgelände, T3). Es folgt ein kurzer Grat in gutem Fels, bei dem wieder mal die Hände zum Einsatz kommen dürfen. Als es über die I hinausgeht, weiche ich nach links (Süden) aus und umgehe den letzten, etwas ausgesetzten Grataufschwung bis zum Gipfel (zwei Hasenohr-Steinmandln). Der imposante Ostgrat des Welskogel ist nun schon in greifbarer Nähe... wegen der mittlerweile deutlich fortgeschrittenen Stunde heute keine Option mehr! Doch steige ich noch schnell in die Scharte ab (T4+), um den Grat von ganz nah in Augenschein zu nehmen. Für heute definitiv zu ambitioniert! Also zurück zur Hütte. Von der Scharte scheint ein Abstieg nach Norden über die steilen Geröll- und Schneefelder möglich, doch hatte der Hüttenwirt schon im Vorfeld wegen Steinschlaggefahr davon abgeraten. So nehme ich den kurzweiligen Grat noch mal retour unter die Füße. Den Gipfel des Weißen Schrofen umgehe ich nun rechts (südlich) und fahre ein Schneefeld südlich des Ostgrates hinab. Bald zurück auf der Kappler-Joch-Spitze, fährt der Himmel nun sein volles Abendprogramm auf! Ich komme aus dem Fotografieren kaum heraus... auch auf dem Abstieg zum Joch ist eine Beleuchtung schöner als die andere... Doch schließlich muss ich doch hinunter, bald ist ja Hüttenruhe.
Am Folgetag mit Prachtwetter sind dann Blankahorn (Westgrat) und Riffler dran -- bereits zur Genüge hier auf hikr beschrieben. Die Welskogel-Überschreitung habe ich jedoch noch nicht ganz aufgegeben, und als wir am kommenden Morgen auf dem Weg zur Niederelbehütte in der Schmalzgrubenscharte stehen, erbete ich mir einen kleinen Seitensprung!
Zunächst auf Wegspuren (zu Beginn auch ein paar Steinmandln) in anregender Kraxelei (Stellen I) auf den Schmalzgrubenkopf und weiter auf dem nun flachen und breiten Grat mit u.a. eindrucksvollem Tiefblick hinab zur Hütte. Zum Westgipfel des Welskogel folgt noch eine Kraxelstelle, ansonsten entspanntes Schlendergelände im Grünen mit schönen Pausenplätzen. Dies ändert sich nun in der Traverse zum Ostgipfel: Zunächst bewege ich mich vorsichtig auf glatten Platten entlang des Grates abwärts (T5). Es folgt ein gezackter Verbindungsgrat (T5) mit luftiger I-er-Kraxelei, bis ich an besagtem Abbruch des Ostgipfels stehe: Kaum mehr als 5m hoch, mit zwar griffigen, jedoch abwärts geschichteten Platten (UIAA III?). Ich suche nach Umgehungsmöglichkeiten -- und werde schnell fündig, denn eine kurze und unschwierige Querung nach rechts (Süden) führt in sanft ansteigendes Grasschrofengelände. Von dort im Linksschwenk auf den Ostgipfel des Welskogel, mit großem Steinmann, ohne Gipfelbuch. Na, bei dem geringen Besucheraufkommen wäre ein solches wohl auch nicht übermäßig gefüllt, habe ich doch außer wenigen Steinmandln im ersten Anstieg nur Wildspuren gesehen... Ich jedenfalls freue mich über meine Besteigung, welche sich nun so viel einfacher gestaltet hatte als gedacht. Die Überschreitung würde also doch klappen! Eventuell etwas für den nächsten Besuch... der schneidige Ostgrat des Welskogel fehlt mir ja noch! Zufrieden trete ich den Rückweg an. Die etwas hakelige Gratpassage zwischen Ost- und Westgipfel umgehe ich nun links (südlich, T6, doch deutlich angenehmer und schneller). Der weitere Rückweg zur Schmalzgrubenscharte verläuft wie der Anstieg. Danach geht es am Wanderweg weiter zur hübsch gelegenen Niederelbehütte, mit neuen Tourenmöglichkeiten...
Fazit: Da ich den Ostgrat des Welskogel nicht begangen habe, kann ich hier natürlich keine Empfehlung für die Gesamtüberschreitung aussprechen -- laut Auskunft des Hüttenwirts soll der Welskogel-Ostgrat jedoch weiterhin möglich sein (UIAA II laut AVF), und aufregend sieht er allemal aus! Auf dem ansprechenden Rest der Überschreitung kommt man überall mit UIAA I aus. Die Überschreitung der Gruppe ergäbe eine so eindrückliche wie einsame Halbtages- oder Tages-Grattour, je nach Ambition. Evtl. auch eine spannende Alternative zum Wanderweg im Übergang von der Edmund-Graf- zur Niederelbehütte (vorausgesetzt das Gepäck ist entsprechend handlich). In umgekehrter Richtung eher weniger zu empfehlen, da der Welskogel-Ostgrat im Aufstieg augenscheinlich besser zu begehen ist. Ansonsten stellen die Gipfel auch einzeln einen lohnenden Abstecher vom Wanderweg dar.
Bin sehr gespannt und würd mich freuen, wenn wir demnächst etwas über den Welskogel-Ostgrat lesen könnten!
PS: In der Kompass-Karte ist der Welskogel bislang noch fälschlich an Stelle des Weißen Schrofen eingetragen und gehört weiter östlich zum Schmalzgrubenkopf -- laut Kompass ist der Fehler gegenwärtig in Korrektur.
Tourengänger:
rele

Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (9)