Gorfenspitze 2558 m


Publiziert von basodino , 5. Juli 2020 um 21:39.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Silvretta
Tour Datum: 5 Juli 2020
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2- (WS-)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 980 m
Abstieg: 980 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Galtür im Paznaun ist bestens durch Straßen und Busverkehr erschlossen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:siehe oben
Unterkunftmöglichkeiten:Laurins Lodge (Ferienwohnung) in Galtür, sehr komfortabel, sehr nette Vermieterin
Kartennummer:NL 32-06-01 Ost Galtür

Galtür wird nicht nur von der Ballunspitze am Talende spektakulär überragt, sondern viel direkter von der Gorfenspitze, welche den rechten Pfeiler des Taleingangs zum Jamtal bildet. Um so überraschter war ich, festzustellen, dass es keinen Hikr-Bericht zu diesem Berg gibt. Und das, obwohl es sich um eine wirklich schöne und abwechslungsreiche Tour handelt.

Da wir inzwischen in unserer Ferienwohnung in Galtür einquartiert waren, konnten wir direkt von der Haustür starten. In wenigen Schritten waren wir am Dorfplatz. Man folgt der Straße ins Jamtal bis nach einer ersten Steigung ein Schild nach rechts weist. Am Bach kurz aufwärts, über eine Brücke, dann links bis zu einem Wegweiser. Hier beginnt der schöne Wanderweg, der zunächst wenig steil durch den Wald führt, dann aber immer steiler wird und in vielen kurzen und langen Kehren durch üppige Vegetation hinaufführt. Zwei Bänke laden schon früh zu einem Stop ein. Wir gingen aber weiter und erreichten auf dem sehr schönen Weglein eine Geländeterrasse knapp unterhalb von 2000 m mit einer weiteren Bank, die wir nicht links liegen lassen konnten. T2, 1 h 10 min

Nach einer Pause mit Premium-Aussicht folgten wir weiter dem Weg, der nun in Kehren die offenen Wiesen hinaufzieht. Auf ca. 2200 m geht er in eine Traverse nach links über, die aber weiterhin stetig ansteigt. Die Hänge werden nun zunehmend steiler und ab hier sollte man zumindest mit Höhen keine größeren Probleme haben. Etwas weiter oben durchquert man eine breite Furche auf die spektakuläre Art und an einer Stelle nimmt man mit Vorteil die Hände zum Abstützen. Etwas weiter endet die Querung und man steigt noch ein wenig weiter über einen breiten Rücken hinauf zu einem auffälligen, größeren Fels, der der logische nächste Pausenpunkt ist. T3+, 1 h 05 min

Von hier sieht man den Weg zum Gipfel bereits sehr gut, wobei er beim ersten Anblick unheimlich steil aussieht. Zunächst geht es aber recht flach zu einem breiten Sattel hinüber. Nach dem Sattel geht das Weglein immer noch bestens markiert etwas über Geröll hinauf und zieht merklich in der Steilheit an. An einem Fels weisen gleich mehrere Pfeile darauf hin, dass man gefälligst durch die rechte, teils grasige Rinne aufsteigen soll. Hier werden schon größere (höhere) Schritte abverlangt und es wird kurz felsig (I). Dann erreicht man den Grat und das Drahtseil. Hier ließen wir unsere Stöcke zurück.
Das Drahtseil leitet zunächst wenige Meter hinab, dann recht steil hinauf. In dieser Passage käme man aber auch noch ohne Seil aus, da das Gelände zwar steil, aber bestens gestuft ist. Oben knickt das Seil dann nochmals nach links abwärts ab. Hier stiegen wir über eine deutliche Spur nach rechts hinauf und fanden uns nach wenigen Schritten bereits auf Augenhöhe des Gipfels wieder. Zwischen uns und dem Gipfel liegt nun noch ein schmaler, exponierter Felsblock, den man überklettern muss (2 m hinauf, 4 m weit, II). Rechts befinden sich zwei Tritte, auf dem Block selbst eine kurze Stange. Da man weniger aufwärts, sondern eher vorwärts klettert, braucht es etwas Geschicklichkeit und eben Schwindelfreiheit, denn auf beiden Seiten geht es sehr weit hinab. Dann sind es noch ein paar Schritte und man ist am Gipfelkreuz. T4, II, 35 min

Zunächst waren wir am Gipfel noch allein. Aber so wie auf einmal viele Wolken aufzogen (obwohl der Wetterbericht von wolkenlosem Himmel sprach), kamen immer mehr Leute an. Und als Nr. 7 und 8 auftauchten, packten wir zusammen, um den Abstieg zu beginnen. Nach einem ausgiebigen Vesper und sehr genußreicher Rundumsicht war das aber auch kein Problem. Dieses Mal interessierte uns der Abstieg über den Klettersteig. Bereits am Einstieg wird schnell klar, dass es sich in dieser Passage weniger um einen "Kletter"-Steig handelt, sondern um eine Absicherung einer äußerst steilen mit Felsen durchsetzten Grasflanke. Ohne Seil würde man sich hier im Bereich T5+ bis T6- bewegen. Außerdem wäre jeder Fehler der vermutlich letzte! So mit dem Seil in der Hand ist das aber "handle"-bar, auch wenn man trotzdem vorsichtig sein muss. Nach einer Abwärtstraverse nach rechts endet das erste Seil. Kurz geht es ohne weiter hinab, dann beginnt eine Querung ohne Höhenverlust durch eine sehr steile Flanke nach links, die übrigens dem Steinschlag von oben ausgesetzt ist, so dass auch ein Helm nicht ganz verkehrt wäre. Nach dieser Querung geht es über ein Band nach rechts hinauf an die Stelle, wo wir vorher abgebogen waren. Nun auf vertrautem Terrain dem Aufstiegsweg folgen. Obwohl nicht mehr schwierig, dauert es noch ein paar Minuten bis man wieder im entspannten Gehgelände ist. T4, Klettersteig WS-

Übrigens wird bereits am ersten Wegweiser im Tal darauf hingewiesen, dass man den Steig nur mit Klettersteigset gehen sollte. Von den ca. 11 Personen, die wir im Gipfelbereich antrafen (uns eingeschlossen) hatte keiner ein solches Set dabei und einen Helm habe ich auch nicht gesehen.

Im Abstieg geht es dann doch recht schnell, denn letztlich ist es ein recht kurzer Weg hinab. Wir stoppten nochmals an der Aussichtsbank. Und unten im Dorf belohnten wir uns in der hiesigen Bäckerei. 2 h 10 min

Die Tour ist durchaus beliebt, wenngleich sie wohl eher am Wochenende von Einheimischen gegangen wird. Das nicht mal halb volle Gipfelbuch ist von 2009. Ich bin mir sicher, dass es eine der schönsten Touren in der Nähe ist, zumindest für die schwindelfreien und trittsicheren unter uns.

Zwei Tage später sollte es dann hier weitergehen.

Tourengänger: basodino, tourinette


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

II WS
T5 I
17 Jul 17
Hochnörderer · Ricco
T1
7 Jul 18
Mentaalm (1657 m) · siso
12 Jun 15
Von Galtür auf die Ballunspitze · Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II
T2
9 Jul 20
Alpe Larein 1860 m · basodino

Kommentar hinzufügen»