Flimspitze 2928 m - Bürkelkopf 3033 m


Publiziert von basodino , 7. Juli 2020 um 21:38.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Unterengadin
Tour Datum: 7 Juli 2020
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2 (WS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   A 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 450 m
Abstieg: 880 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit den Ischgl-Bergbahnen via Idalpe ins Viderjoch (Übergang nach Samnaun), die Bergbahnen sind in der Silvrettacard kostenlos enthalten
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ab Idalpe wieder mit der Bergbahn hinab nach Ischgl
Unterkunftmöglichkeiten:in Ischgl diverse Unterkünfte, an der Strecke gibt es keine

Wenn man schon die Silvretta Card mit der Unterkunft inklusive hat und die Bergbahnen von Ischgl sozusagen "umsonst" sind, dann bietet sich ein Ausflug in das im Winter so bunte Skigebiet an, welches im Sommer auch belebt ist, aber in dem man den Massen recht schnell entfliehen kann.

Als wir gegen 9.30 Uhr oberhalb des Viderjochs ankamen, war noch nicht viel los. Eine größere Gruppe tauchte auf und verschwand in Richtung Greitspitz, wo sich auch ein Klettersteig findet. Wir liefen den kleinen Weg zum Klettersteig am Flimspitz hinauf und waren sofort "allein" unterwegs. In 20 Minuten erreicht man den Einstieg ohne Schwierigkeiten (T3). Dort haben wir das Klettersteigset angelegt, was ich bei diesem Steig unbedingt empfehle, auch wenn er nicht sehr lang ist.
Zunächst geht es über eine stark geneigte felsige Wand hinauf, die einige Risse aufweist und an sich mehr Struktur bietet, als man zunächst denken mag. Die Route ist eher steil als schwierig, war für uns aber eher unangenehm war, da die Tritte und Griffe teilweise recht kleingliedrig sind. Vor allem in der längeren Querung nach rechts scheint mir das Seil nicht den günstigsten Verlauf zu nehmen, so dass man auf sehr schmalen Trittchen dort entlang läuft. Man erreicht den Grat und ein kurzes Stück Gehgelände. Dann steht man vor einem steilen, wenngleich kurzen Aufschwung, der technisch wahrscheinlich tatsächlich schwieriger sein mag, aber sehr viel mehr meinem Verständnis von Klettern entspricht. Insofern kam hier ein klein wenig Genuß auf, der aber nur von sehr kurzer Dauer war, denn nach wenigen Metern steil aufwärts wird das Gelände zunehmend brüchig. Ein Helm wäre eine gute Idee. Glücklicherweise waren wir allein unterwegs. Mit aller Vorsicht nichts runterzutreten, bewältigten wir die letzten Meter bis zum kurzen Gipfelgrat, an dem man das Seil eigentlich nicht mehr braucht. T3, WS, 1 h 00 min (mit mehr Übung im "Klettersteigen" auch schneller)

Auf dem Gipfel wurden wir mit einer tollen Aussicht auf gefühlt die halben Alpen belohnt. Windstill und nicht zu kalt, wunderbar. Als eine Vierergruppe nachkam, nutzten wir die Chance für ein Gipfelfoto und stiegen über den Nordgrat ab. Hier findet sich ein gut markiertes Weglein, was an 2-3 Stellen sehr kurze felsige Passagen aufweist, die ich mit T3+ bewerten würde. Die Markierer waren sich auch nicht so ganz einig, ob man den Weg rot-weiß oder blau-weiß markieren sollte. T3+, 30 min

Tourinette, die brüchige Hänge nicht über alle Maßen liebt, entschied sich hier den alternativen Abstieg Richtung Alp Trida (Schweiz) zu entdecken, während ich den Bürkelkopf unter die Lupe nehmen wollte. Der alternative Abstieg findet sich dann auch weiter unten beschrieben und ist mit Sicherheit die schönere Alternative, als der direkte Weg zur Idalpe.

Vom Flimjoch führt eine blau-weiß markierte Spur den sandig-brüchigen Hang hinauf. Die Spur ist nicht sehr deutlich, konnte von mir aber in weiten Teilen ohne große Probleme erkannt werden. Es gibt ausreichend Wegzeichen als Orientierung. Kurz bevor man eine deutlich sichtbare Rinne erreicht, hat sich die Spur dann aber kurzzeitig verloren. Die Rinne selbst betritt man dann eigentlich entweder gar nicht oder nur sehr kurz. Die Wegzeichen führen einen auf die Rippe links davon. Ein steiler Aufschwung wird links umgangen. Auch hier wird die linke Rinne entweder gar nicht oder nur sehr kurz betreten. Insgesamt ist die Maxime so oft es geht auf der Rippe selbst zu bleiben, da sich dort das weit stabilere Gelände findet. Die Wegzeichen führen einen mit Bedacht immer wieder auf die Rippe. In der Mitte der Rippe verliert sich selbige kurz im feinen Schutt (Wegspur), weiter oben setzt sich das Spielchen aber fort. Bevor man oben auf eine Steilwand trifft, biegen die Markierungen nach links ab und man erreicht eine Abflachung (im Moment sind hierfür noch ein paar Schritte über Restschnee nötig). Gegenüber an einer Schulter sieht man das nächste Wegzeichen, welches man recht einfach über ein schmales, brüchiges Band erreicht, was zur Schulter rinnenartig ansteigt. Von oben erkennt man ein Wegzeichen auf den schrägen Platten oberhalb, die weniger rutschig wären, aber mir vom Neigungswinkel nicht so sehr gefallen haben.
An der Schulter geht es rechts hinauf in leichtem Zickzack immer steiler, aber auch immer felsiger und somit stabiler bis auf den Grat. Hier findet sich auch die von anderen so bezeichnete "Schlüsselstelle", wobei man sich über die Schwierigkeit sicher streiten kann. Wenn man die absolut leichteste Route für sich findet, sollte es mit einer I ausreichend bewertet sein, wenn einem diese Route aber zu luftig ist und man näher an der Wand durchgeht, so kann man sicher auch auf eine II entscheiden.
Unter dem Grat geht es kurz nach links und in zwei Schritten hinauf auf den flachen Rücken, dem man leicht bis zum Gipfel folgt. T5, I, 50 min im Auf, 40 min im Abstieg

Auf dem Gipfel war die Sicht gefühlt noch besser als auf dem Flimspitz. Ich genoss mein Mittagsvesper an einem perfekten Traumtag. Tourinette fand ich weiter unten in der Nähe eines Sees (mit Hilfe des Feldstechers). Dass man im Juli von hier bis ins Berner Oberland sehen kann, finde ich schon herausragend.

Im Aufstieg war ich lange versucht, auf ein T5- zu erkennen, was ich aber im Abstieg verworfen habe. Zu steil und brüchig sind manche Passagen. Wer nicht absolut trittsicher und schwindelfrei ist, sollte hier nicht rauf gehen. So war mein Gipfelbucheintrag auch erst der 7. des Jahres, was zeigt, dass dieser Berg selten bestiegen wird, obwohl er vom Skigebiet leicht erreichbar wäre.

Die Abstiegsvariante über die Bürkelspitzen habe ich dann nicht gemacht, da ich mir schon dachte, dass die steile Rinne dort noch schneegefüllt sein würde (wie mir Tourinette bestätigte). Ohne Pickel wäre das ein Experiment mit ungewissem Ausgang gewesen.

Der Weg vom Flimjoch zur Idalpe ist dann eigentlich unspektakulär. Schön ist, dass man am Anfang in ein wildes Tälchen hineinläuft und so noch etwas Schonung erhält, bevor dann die letzten 250 Höhenmeter hinab über weite, einfache Skipisten erfolgen. Das ist nicht so richtig charmant, aber allemal besser, als über die staubigen Schotterstraße abzusteigen, auf denen man regelmäßig durch Autos eingenebelt würde. T3-, dann T1, 55 min

Tourinette kam etwas später aus der Schweiz zurückgegondelt. Wir verzichteten dann auf eine Einkehr in das sündhaft teure Alpenhaus (Kaiserschmarrn für Euro 15,00 !) und belohnten uns preiswerter am Kiosk der Bergbahn mit Eis. Obwohl Corona den Tourismus sicherlich gedämpft hat, war hier einiges los. Auf der Tour habe ich aber gerade mal 6 Personen angetroffen. Es geht also auch einsam in Ischgl.

Alternative Flimjoch - Alp Trida und zurück mit Sessellift

Vom Flimjoch sieht man schon in das Gebiet "Bei den Seen", was nach einem verlockendem Abstieg aussah. Der Weg querte zunächst noch ein Schneefeld und führt danach in angenehmen Serpentinen hinunter. Dabei erwiesen sich die Schotterfelder als reinster Steingarten mit vielen kleinen Blümelein.

Da etliche Wanderer von Samnaun her kommend den Weg zu den Seen (aber nicht weiter hinauf) nahmen, fand ich zunächst etwas oberhalb der Seen einen ruhigen Pausenplatz. Danach erkundete ich die verschiedenen Seen - wobei die Wege nicht alle Seen berühren. Zwischen den Seen kann man häufig über Blockgeröll queren, alles sehr stabil und daher ein schöner Zeitvertreib. Immer wieder ging mein Blick hinauf zum Bürkelkopf, dessen höchster Punkt von hier unten jedoch schwer zu bestimmen war. Irgendwann konnte ich dann auch einmal jemanden winken sehen - und wusste so, dass basodino sein Ziel erreicht hatte.

Der markierte Weg führt weiter abwechslungsreich an einigen weiteren kleinen Seelein hinunter bis zum Skigebiet. Erst auf ca. 2.400m erreicht man die Fahrstraße. Diese war mäßig angenehm zu gehen, so dass ich am Abzweig beschloss, lieber den kürzeren Weg leicht aufsteigend zum Alptrider Sattel zu wählen und mich zur Alp Trida hinuntergondeln zu lassen. Zeitlich spart man damit sicherlich nichts im Vergleich zum direkten Abstieg. Von der Alp Trida ging es dann mit den Sesselliften über das Viderjoch zurück zur Idalpe, wo basodino schon auf mich wartete.

Insgesamt ein sehr schöner Abstieg, der nur wenig durch das erschlossene Skigebiet führt und daher landschaftlich noch sehr reizvoll ist. T2 wird nicht überschritten, wenn man auf den Wegen bleibt.

Am nächsten Tag fanden wir uns dann gleich auf drei Dreitausendern wieder.

Tourengänger: basodino, tourinette


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