Die Schlucht nach Rebévelier


Publiziert von Kik , 27. April 2020 um 10:22.

Region: Welt » Schweiz » Jura
Tour Datum:15 April 2020
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-JU   CH-BE 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1000 m

Die beiden schon veröffentlichten Touren über den Jolimont und die Crête de Corbon waren Teil der ursprünglich geplanten juratypischen Rundtour rund um Undervelier.  Die fehlende Verbindung aus dem Tal des Miéry nach Rebévelier durch die trockene Schlucht westlich des Wanderwegs hatte ich vor drei Jahren bei regnerischem Wetter versucht, musste aber wegen der Nässe vor einer kleinen Felsstufe etwa in der Hälfte aufgeben. Bei der momentanen Trockenheit hielt ich die Situation ideal für einen neuen Versuch.
 
Wir liefen wieder von Glovelier über den Jolimont, diesmal auch über den kurzen felsigen Teil des NO-Grätchens, bewunderten letzte Osterglocken und stiegen auf der Spur des SW-Grates bis 910m ab, dann über den alten WW (die markierenden Motorexbändel sind verschwunden) zur Weide Sous les Roches. 
 
Beim Stall nahe Pt. 709  steuerten wir auf den Zaundurchgang zu, wo wir letztes Mal eine Spur in die Schlucht hinab vermuteten. Diese Spur führt jedoch zum untersten Weidezipfel (mit einem weiteren Durchgang) und zum Bach. Auf der linken Seite des Baches war ich schon einmal abgestiegen, damit verpasst man aber den schönsten Teil des Schlüchtleins. Deshalb probierten wir orogr. rechts im steiler werdenden Hang, und hielten mit etwas Auf und Ab schliesslich auf den Fuss des Felsbandes zu. Wir erreichten es etwa 50m über dem Schluchtgrund bei einem eindrücklichen Boden unter einem Felsüberhang. Dieser Boden ist fast 30 m lang, sandig und durchsetzt mit grossen Löchern. Es sieht aus, wie ein überdimensionierter Murmeltierbau. Wahrscheinlich haben sich hier Dachse eine grosse unterirdische Wohnstatt geschaffen. Vom Boden zieht eine deutliche (Dachs-) Spur hinab zum Schluchtgrund, diejenige, die Kopfsalat von unten entdeckt hatte. Als Abkürzung taugt diese Route wegen ihrer Steilheit nicht.
 
Nun liefen wir das Schlüchtlein hinaus zum WW nach Süden. Wo dieser nach Westen abbiegt, geht ein alter Forstweg weiter geradeaus. Direkt bei den Felsen stiegen wir ins Bett der engen Schlucht, die nach Rebévelier hinaufführt. Nach den ersten Metern erkannte ich sie kaum wieder. Viele Blöcke, Baumstämme, Strünke mussten überstiegen werden. An einem Ort war der Hang mitsamt zwei Bäumen ins Bachbett gerutscht. Die hübschen Felsstufen waren allesamt unter Schutt und Altholz begraben. Meine Hoffnung, dass die Turnerei dort, wo der Schluchtgrund flacher wird, ein Ende nimmt, erfüllte sich nicht. Soweit wir sehen konnten, türmt sich Stamm über Stamm. Die Passage durch die Klamm am oberen Ende der Schlucht sahen wir noch nicht einmal. Falls jene nicht zu bewältigen gewesen wäre, hatte ich mir vorgenommen, etwa auf Höhe 860 zum Gratrücken im Norden auszusteigen, laut Hangneigungskarte die flachste Ausstiegsmöglichkeit. Als aber meine Kollegin meinte, eigentlich hätte sie nicht in Rebévelier übernachten wollen, beschlossen wir, bereits bei knapp 800m den Steilhang zum Rücken über der Côte de Tirmenté zu ersteigen. Wir versuchten, die festeren Felsen unter der rutschigen Laubschicht vom lockeren Geröll zu unterscheiden und freuten uns über jeden noch nicht abgestorbenen Baum als Griff oder Standmöglichkeit. Eine Gemsspur im obersten Drittel kam uns wie ein Spazierweg vor. Auf 870m erreichten wir den Rücken. Der Grat zu Pt. 947 ist gutmütig.  Man sieht nirgends in die Schlucht, auch auf dem Plateau oben ist der Wald zu dicht. 

Rebévelier machte einen paradiesischen Eindruck. Die Zwetschgenbäume blühten, die Kühe haben Hörner, die Leute grüssten freundlich und ein Bauer erkundigte sich in singendem Oberländerdialekt, ob wir den Weg auch kennten. Statt über die Crête de Corbon abzusteigen, wo Trockenheit und Stürme der letzten Jahre vielleicht auch gewütet haben, nahmen wir den bequemen Wanderweg nach Undervelier.
 
Leider hat mein Fotoapparat im Lauf des Tages immer verschwommenere Bilder produziert. Ich füge noch ein Foto von 2017 ein, das zeigt, wie hübsch die Felsstufen im Schluchtgrund damals waren.
 

Tourengänger: Kik


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Kommentare (2)


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kopfsalat hat gesagt:
Gesendet am 27. April 2020 um 11:00
Aha, sehr schön, hast du's doch noch geschafft.

Zumindest beinahe. Das nächste Mal mit der Motorsäge ... ;-)))

Kik hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. April 2020 um 21:43
Ja, da hats noch Verbesserungspotential. Erst müsste es wieder einmal gewaltig durchschwemmen.


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