Corona-Wanderung Nr. 3: Waldbaden ("Shinrin Yoku") am Isartaler Schweinberg (1278 m)


Publiziert von Vielhygler , 10. Mai 2020 um 00:41.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Bayrische Voralpen
Tour Datum:18 April 2020
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 550 m
Abstieg: 550 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Der kostenlose P. der Denkalm lässt sich von der beschilderten Lenggrieser Kreuzung Goethestr. und Bachmairgasse auf einer Teerstraße erreichen.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Keine
Kartennummer:DAV BY 13 Mangfallgebirge West

Bayern hat in der Corona-Krise seine Bürger ermuntert, das Haus "aus triftigen Gründen" zu verlassen. Zu den "triftigen Gründen" zählte in Bayern "selbstverständlich" die "sportliche Betätigung an der frischen Luft". Eigenverantwortlich unnötig lange Anfahrten zu vermeiden sowie Abstand zu Anderen zu halten war in Bayern viel wichtiger als wo genau man sich aufhält. Wir mußten uns weder moralisch, wie in der Schweiz, noch obrigkeitsstaatlich, wie etwa in Spanien, drangsalieren lassen. Wir waren froh, in dieser Krise Bayern sein zu dürfen.

Während der Zeit der Ausgangsbeschränkung Wandern zu gehen, hieß für mich, in meiner Umgebung eigenverantwortlich geeignete, Ziele ausfindig zu machen. Zwei kleine, einsame und für mich ganz neue Unternehmungen im Isartal waren mir dabei schon geglückt, nämlich der Lenggrieser Weinberg und der Isartaler Keilkopf.

Bei meiner Suche nach weiteren, ortsnahen, einfachen Zielen für eine ASVS, eine "Ansteckungsbeschränkte Subalpine Virus-Spazierwanderung" kam mir die aktuelle Marotte des "Waldbadens" (japanisch: "Shinrin Yoku") als Findungskatalysator gerade recht.
Shinrin Yoku kann man natürlich überall zelebrieren, wo genügend Bäume vorhanden sind, aber warum eigentlich nicht auf irgendeinen bewaldeten Gipfel gehen und genau dort in die Wanne steigen? Diese Idee hat mir auf Anhieb gefallen, schließlich gibt es noch viele vollkommen blickdichte Waldggipfel, um die ich mich bisher immer herumgedrückt habe, weil ich befürchtet habe, mich dort oben zu langweilen.

Doch auf einen zugewachsenen Krautjunker wandern, die Augen zu schließen und on top ein Waldbad zu nehmen, schien mir schon viel unterhaltsamer und zudem ideal für Corona-Zeiten zu sein, denn ich könnte mit meinem einsamen, subalpinen Forststraßen-Spaziergang nicht nur ein kilometerweites Social Distancing einhalten, sondern auch der Bergwacht-Bitte: "keine Bergtouren" nachkommen. Last not least: Shinrin Yoku vitalisiert, hellt die Stimmung auf und: immunisiert - also nichts wie los!

Wohin? Kandidaten gab es viele: mein Auge fiel gleich auf den nahegelegenen Schweinberg (1278 m), dem ich bisher nur wenig Beachtung geschenkt habe.

Info Waldbaden:  gut vorbereiten! Entscheidend ist die Atemtechnik - Mundschutz abnehmmen!

Ob Waldbaden wirklich aus Japan stammt, Shinrin Yoku soll es dort heißen, sei dahingestellt. Das original-japanische Sudoku zum Beispiel wurde in Wirklichkeit von Howard Garns in Indiana 1979 unter dem Namen "Numberplace" erfunden. Vielleicht hat ja auch das "Waldbaden" einen nicht ganz lupenreinen japanischen Migrationshintergrund... wie auch immer: Be prepared! Ganz ohne vorherige Infos sollte man sich nicht in die Wald-Wanne wagen. Ich habe mich also online gründlich auf das Waldbad vorbereitet, damit nichts von dessen Wirkung verpufft...

Die Wegbeschreibung zum Schweinberg:

Zunächst geht es genau wie bei meiner zweiten Corona-ASVS auf den Isartaler Keilkopf vom P. in Luß bei Lenggries auf einer Forststraße bis zu einer Kreuzung am P. 992 m.
Von dieser Kreuzung nehme ich die nicht beschilderte Forststraße, die schnurgerade nach Osten zieht. Ein nicht in der Karte verzeichneter Karrenweg würde von der Kreuzung aus noch steiler, im Grunde genau in der gewünschten Richtung ansteigen, doch ich finde, der Schweinberg ist noch viel zu weit weg, um jetzt schon Experimente zu wagen, schließlich habe ich mir gelobt,  in Corona-Zeiten den Ball flachzuhalten und immer schön auf den Forstwegen zu bleiben!
Ich ignoriere in der Folge einige undeutliche, matschige Holzerstiche in nördlicher Richtung und halte nach einer kleinen Lichtung Ausschau, von der laut Karte ein Weg, ebenfalls nach Norden, abgehen soll, der sich gleich wieder gabelt. Tatsächlich ist die Lichtung (mit Hochsitz) genau so vorhanden und die Eintragung der von der Lichtung deutlich zu sehenden Weggabelung stimmt auch. Diese Wegabzweigung nehme ich gar nicht, aber sie dient mir als Positionsbestimmung.
So, jetzt müßte laut Karte noch eine Grabenbrücke kommen und schließlich ein spitzkehrenartig nach Nordwesten abzweigender, in der Karte schwarz eingetragener Karrenweg, der genau bis unter den Schweinberg führen müßte. Tja, manchmal stimmen die Karten und ich habe es genauso gefunden.
Der breite und stellenweise matschige Karrenweg endet nach einer weiten Serpentine an einem hübschen, ausgelichteten Wiesenstrich mit einem Hochsitz gegenüber. Eine aussichtsreiche Stelle, endlich!
Vom Straßenende aus bin ich dann weglos den Wiesenstrich empor nach Norden angestiegen. Ich folge dabei verstreuten roten Stangen (Holzerzeichen) und treffe nach wenigen Minuten etwas überraschend wieder auf einen, in der Karte überhaupt nicht verzeichneten, matschigen Karrenweg, dem ich bis fast unter den Gipfel folgen kann; es sind nur noch ein paar Schritte bis zum höchsten Punkt, der gänzlich ohne Aussichten ist. Ich schließe die Augen und bereite mich auf mein Shinrin Yoku vor.

Auf mein Waldbad am Schweinberg...

...kann ich natürlich nicht näher eingehen. Baden ist schließlich Privatsache. Nur soviel: nicht an Viren denken, den Körper spüren und tief durch die Nase...einatmen und noch tiefer durch die Nase.......ausatmen, dann wirkt es - oder auch nicht.

Auf dem Weg zurück...

habe ich den zuletzt benutzten Karrenweg etwas weiter nach Südosten hinabverfolgt und dabei festgestellt, daß er unmittelbar oberhalb des Lichtungsstrichs vorbeizieht. Ich bin von dieser Stelle in wenigen Schritten weglos zum Hochsitz hinabgegangen und habe von ihm aus das jenseits des Lichtungsstrichs liegende Straßenende meines Herwegs in wenigen Schritten erreicht.

Hinweg wie Rückweg...

...oder in einer Variante über den Keilkopf und die Denkalm, ganz wie man will...

Fazit in Zeiten von Virus und Ausgangsbeschränkung?

Ortsnahe, einsame und zugewachsene Waldbuckel jetzt aufsuchen! Das Social Distancing bleibt gewahrt und die meist einfachen Zustiege über Forstwege entsprechen der Vorgabe der Bergwacht: "keine Bergtouren" perfekt.
On top dann Waldbaden, das vitalisiert, hellt die Stimmung auf und immunisiert!

Schlussbemerkung:
 
Der Kollege wasquewhat hat die Wanderung auf den Schweinberg auch schon durchgeführt und mit zwei Bildern illustriert. Seiner kurzen Beschreibung nach hat er die Tour allerdings geringfügig anders angesetzt als ich.
Der Schweinberg hat, wohl ebenfalls dank des Kollegen wasquewhat, auch schon einen Wikipedia-Eintrag, den ich ihm von Herzen gönne!
Schön war' s wieder!

Tourengänger: Vielhygler


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Kommentare (2)


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wasquewhat hat gesagt: Waldbuckel
Gesendet am 10. Mai 2020 um 10:39
Hallo Vielhygler,

vielen Dank für den Verweis auf meinen alten dünnen Bericht. Hatte damals kein GPX und nur eine schlechte Handykamera. Hoffe das bessert sich langsam.

Ich bin damals mit dem MTB über Denkalm bis zum Sattel zwischen Schweinberg und Schwarzbergel. Dann weglos nach Norden bis zum höchsten Punkt. Jetzt gibt es da wohl einen neuen Karrenweg fast bis zum Gipfel, wie Du schreibst.

viele Grüße

Vielhygler hat gesagt: RE:Waldbuckel
Gesendet am 11. Mai 2020 um 11:11
...und in Wikipedia ist der Schweinberg auch schon gut eingepflegt, dem Wortlaut ("Holzrücken") nach von dir :-))

Viele Grüße zurück!


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