Stanskogel - Ein Logenplatz mit Pfiff


Publiziert von Grimbart , 8. Februar 2020 um 23:12.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum:27 August 2019
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 775 m
Abstieg: 1845 m
Strecke:ca. 13,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit den ÖBB nach St. Anton a. Arlberg
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit der Ortsbusline 2 von St. Jakob, Gand nach St. Anton a. Arlberg, Terminal West. Weiter mit den ÖBB
Unterkunftmöglichkeiten:Leutkircher Hütte (DAV), Hotels & Gasthöfe in St. Anton a. Arlberg
Kartennummer:AV-Karte Nr. 3/2 (Lechtaler Alpen / Arlberggebiet); ÖK-25V Nr. 2225-Ost (St. Anton a. Arlberg)

Was fällt einem als erstes zu St. Anton ein? Ein Skidorado am Arlberg wird die erste Assoziation sein. Eine Pilgerstätte im Winter, die im Sommer ein Schattendasein führt. Die Touristiker haben sich nun einmal so entschieden. Was mich wiederum im Sommer freut, denn so kann man die Schönheit des Arlberggebiets in aller Ruhe genießen. An attraktiven Wanderungen herrscht wahrlich kein Mangel. Sei es im stillen, geradezu schon *einsamen Verwall oder am imposanten *Lechtaler Hauptkamm. Vom spektakulären Klettersteig über traumhafte Höhenwege bis hin zum einfachen Seilbahnberg ist alles dabei.

Ein besonders lohnendes Wandergebiet breitet sich indessen östlich vom Kapall aus. Bereits abseits des Skigebiets gelegen, wechseln sich zwischen Almajur- und Kaiserjoch sanfte Bergmatten mit schroffen Gipfeln ab. Wer schon einmal am Lechtaler Höhenweg von der Ulmer Hütte kommend unterwegs war, wird die Ruhe und naturbelassene Schönheit rund um das Almajurjoch zu schätzen wissen. Ein kleinräumiges Juwel, dass mit der Leutkircher Hütte und dem Stanskogel zwei attraktive Bergziele in petto hat, die sich in einer überschaubaren Tageswanderung ideal kombinieren lassen.

 

Die Gampen- und Kapallbahn leistet dabei hilfreiche Dienste. Wobei deren Betriebszeiten noch erhebliche Verbesserungspotenziale aufweisen. Was dann auch ein Grund war, dass ich die Bahn nur in eine Richtung benutzt habe. Gute 20 Minuten muss man etwa einplanen, bis man oben am Kapall ist. Vom Kapall geht’s dann hinüber zur Wegverzweigung beim nahen Kapallsattel. Hier kann man dann schon zwischen zwei Höhenwegen wählen:

Wer's anspruchsvoll haben will, der steigt zum Nordalpenweg auf und quert dann in Fels hinüber zum Bacheregg. Von dort dann im Zick-Zack hinunter zur Einsattelung beim Bacher, wo die zwei Höhenwege wieder zusammenlaufen. Die schnellere und weitaus weniger anspruchsvolle Variante beginnt hingegen direkt beim Kapallsattel. Deutlich tiefer gelegen und parallel zum Nordalpenweg verlaufend, quert zwar auch diese unterhalb der eindrucksvollen Bacherspitze hindurch, doch erfolgt die Traverse durchwegs nicht in Fels, sondern über karge von Geröllhalden durchsetzte Steilflanken. Eine Wanderautobahn ist es aber keineswegs, denn die Querung zweier Felsrunsen verlangt trotz vorhandener Drahtseilsicherungen Trittsicherheit und auch den ein oder anderen Handeinsatz. Nach der zweiten Runse wartet dann noch ein anstrengender Zick-Zack Aufstieg hinauf zum Bacher.

Die Kuppe des Bachers südlich umgehend, geht’s danach durch ein saftig grünes Tälchen hinunter zum Wanderweg 644. Ab nun von hellgrauem Karst umgeben folgt man diesem hinab ins weite Almajurjoch. Das karge grün wird dabei wieder zusehends von üppiger Alpenflora abgelöst, was zu interessanten Kontrasten führt. Vorbei an einer Jagdhütte wandert man schließlich über wellige Böden der Leutkircher Hütte entgegen. Ob der vorzüglichen Lage hoch über dem Stanzertal, verwundert es nicht, dass sich die Hütte nicht nur bei Fernwanderern großer Beliebtheit erfreut. Mit einem traumhaften Panorama gesegnet überzeugt vor allem die Blumenvielfalt rund um die Hütte.

Aber noch war nicht die Zeit um sich dem Müßiggang auf der Leutkircher Hütte hinzugeben. Die Besteigung des Stanskogels stand vorher noch auf meiner Agenda. Dazu wendet man sich zunächst den üppig bewachsenen Hängen des Hirschpleiskopfs zu. Aussichtsreich und mit angenehmer Wegführung geht’s über Grasmatten hinauf zu einer Schulter. Dort verlässt man den Lechtaler Höhenweg nach links hinaus und steigt über schöne Wiesenhänge hoch zum Plateau des Hirschpleiskopfs. Dessen Gipfelkuppe nördlich umgehend führt der Steig vorbei an Dolinentrichter und bizarren Felsformationen hinüber ins Hirschpleissättele.

Aus dem Sättele heraus wendet sich der Steig nun dem Tagesziel zu. Zunächst noch entlang eines Grasrückens zu einer Wegverzweigung aufsteigend, holt der Steig danach nach links aus und führt hinauf zu einem Boden. Rechts grüßt bereits das abweisende Antlitz des Stanskogels herüber. Vor einem baut sich nochmals ein Hang auf. Abermals nach links ausholend leitet ein zusehends steiniger Pfad durch diesen hoch zur W-Schulter des Stanskogels. Der Stanskogel ist nun zum Greifen nah, doch der schwierigste Teil steht einem noch bevor: eine ausgesetzte Traverse hinüber zu einer Gratscharte. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind hier oberstes Gebot.

Weil der W-Grat mit zahlreichen Türmchen und Felsnadeln gespickt ist, muss man von der W-Schulter in die abweisende, von Schrofen durchsetzte Südflanke ausweichen. Dazu müssen wieder einige Höhenmeter hergeschenkt werden um danach unterhalb der Türmchen bis unter eine Einschartung im Grat zu queren. Dort stellt sich dann ein kleines Wändchen bzw. eine Platte in den Weg. Die Haken der vorhandenen Drahtseilsicherung erweisen sich nun erstmals als hilfreich, stellen sie doch einen guten Hebel dar um sich über die Mini-Wand zur Scharte hochzuziehen. Damit hätte man dann auch die Schlüsselstelle bzw. die Schwachstelle des W-Grats gemeistert.

Da sich der Grat aber weiterhin als sehr abweisend präsentiert, bleibt einem nach der Scharte nur die Option, die Zacken in griffigem Fels nördlich zu umgehen. Bei Nässe oder Schneeauflage kann diese Passage aber durchaus noch heikel sein. Danach geht’s einer bescheidenen Steigspur folgend über feinen Schutt dem Hauptgipfel des Stanskogels entgegen. Von diesem dann hinab in eine Scharte und hinauf auf den beengenden, zum Tal hin vorgeschobenen Kreuzgipfel. Ein Logenplatz ersten Ranges.

Der Abstieg vom Stanskogel zur Leutkircher Hütte erfolgt wieder auf gleichem Weg. Ein Einkehrschwung ist dort geradezu Pflicht. So man lieber mit der Seilbahn ins Stanzertal schweben möchte, ist aber das persönliche Zeitmanagement gefragt, denn gute 1 ½ Stunden sollte man für den Rückweg zum Kapall schon veranschlagen. Ohne Zeitdruck ist man hingegen, wenn man die 1000 Höhenmeter Abstieg nicht scheut.

Der schnellste und auch kürzeste Weg hinab ins Stanzertal, ist jener über die Putzenalpe zum St. Jakober Weiler Gand. Dazu steigt man von der Leutkircher Hütte zunächst in südöstliche Richtung zu einem Geländerücken ab. Über diesen bergab dreht der Pfad schließlich nach Westen ab und führt über die schönen Bergwiesen der Jochmähder hinunter zu einer Wegverzweigung. Hier hält man sich links und quert einer Latschengasse folgend hinüber zu den Wiesen bei Gampazun. Dort dann talwärts sich einem Geländerücken zuwendend, leitet alsbald ein steiler Ziehweg zwischen Latschen hindurch hinab an den Waldrand. Vorbei an einer Jagdhütte steigt man anschließend im Zick-Zack durch lichten Nadelwald zu einer Forststraße ab. Sich links haltend führt diese nun hinunter zur Putzenalpe.

Nach der Putzenalpe lassen sich dann die weitausholenden Schleifen des Forstwegs über Waldwege abkürzen. Sich vorerst noch an den Forstweg haltend, findet sich der Einstieg in die Abkürzung kurz vor dem Putzenalpbach. Über Wiesen zu diesem hinab und auf einem Waldweg durch das Alploch hinaus an eine Geländeschwelle. Sich vom Tobel abwendend, wird im weiteren Abstieg durch den Putzenwald der Fahrweg noch zweimal gekreuzt. Nach Querung einer Lichtung hat man es dann bald geschafft. Es dauert nicht mehr lang bis man am Waldrand auf den Jakobsweg trifft. Diesem könnte man nun talein bis nach St. Anton folgen, doch ist es bequemer zum nahen Weiler Gand abzusteigen und mit dem Ortsbus zurück nach St. Anton zu fahren.

 

Gehzeiten:

(St. Anton a. A.) – Kapall – Bacher (ca. 45'') – Almajurjoch (ca. 25'') – Leutkircher Hütte (ca. 10'') – Hirschpleissättele (ca. 40'') – Stanskogel (ca. 55'') – Hirschpleissättele (ca. 45'') – Leutkircher Hütte (ca. 35'') – Putzenalpe (ca. 55'') – St. Jakob, Gand (ca. 40'')


Tourengänger: Grimbart


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