Dom Nordflanke (Normalroute)


Publiziert von Steinadler , 21. Juli 2009 um 00:01.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum:18 Juli 2009
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   4000er 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 3138 m
Abstieg: 3138 m
Strecke:Randa - Domhütte - Dom - Randa
Kartennummer:Randa 1:25000

Vor einiger Zeit rief ich meinen Bergsteigerfreund Gabriel an und berichtete ihm von meinem "Traum" den Dom zu besteigen. Mit seiner imposanten Erscheinung und der Tatsache dass eben Jener der Höchste ganz innerhalb der Schweiz liegende Berg ist wurde der Ehrgeiz in mir geweckt. Der Dom sollte mein erster 4000er sein.

...1000 Gedanken schiessen mir durch den Kopf . Werden wir das schaffen, welche Gefahren und Schwierigkeiten erwarten uns, vertrage ich die Höhe, bin ich auch konditionell gut genug?...
Zweifel kommen auf. In der Zeitung lese ich ein Zitat von Xavier Rosset, der auf einer einsamen Insel ausgesetzt  mit einfachsten Mittel 10 Monate überleben musste.

Zitat:
«Das Wichtigste ist, seine Träume zu verwirklichen».
«Was die Menschen bremst, das ist oft die Angst vor dem Misserfolg.»


Nun ist es soweit nach einem kurzen Anruf wird der Traum zur Wirklichkeit. Wir besteigen tatsächlich den Dom.

Mit dem Zug fahren wir von Visp nach Randa. Von dort führt der Weg durch üppigen Lärchenwald hinauf. Der Weg ist derselbe, der auch zur Europahütte führt. Nach gut eineinhalb Stunden erreichen wir die Stelle an der sich der Weg zur Europahütte und derjenige zur Domhütte trennen. Das Gelände wird steiler und ausgesetzter,  was man nicht nur an der Blauweissen Markierung erkennt. Immer wieder begegnen wir Steinböcken, doch diese lassen sich durch nichts beirren und fressen weiter. Erneut wandelt sich der Weg. Nun ist kraxeln angesagt. Über steile Felsen, welche durch Drahtseile und Eisengriffe gut gesichert sind geht es immer weiter nach oben. Einige Höhenmeter später erreichen wir wieder normalen Weg und nach dem letzten Stück die Domhütte, für Heute unser Nachtquartier.

Das Wetter ist leider nicht sehr gut. Die Luft Wolkenverhangen und leichtes nieseln. Doch schon eine Stunde später das grosse Wunder. Die Wolken haben sich verzogen, strahlend blauer Himmel mit wunderbarer Weitsicht und Blick auf das schöne Matterhorn. Wir geniessen die Abendstimmung und besprechen nach dem guten Nachtessen den morgigen Tag. Um 20.00 Uhr heisst es für uns Nachtruhe, denn morgen müssen wir früh aufstehen.

02.15 das Licht geht an, Unruhe liegt in der Luft. Überall verschlafene Gesichter die herumgeistern und Ihre Siebensachen zusammensuchen.

Nach dem Frühstück machen wir uns auf dem steilen Morränenweg auf, Richtung Festigletscher. Dort angekommen seilen Gabriel und ich uns an und befestigen die steigeisen. Es ist noch ziemlich dunkel, trotzdem erkennen wir, dass das Wetter leider nicht allzugut ist. Immer etwas Links haltend stapfen wir den Festigletscher hinauf. Es beginnt zu schneien. In gut 2.5h erreicht man das Festijoch, eine steile und nicht zu unterschätzende Felspassage. Der untere felsige Teil ist gut mit Fixseilen gesichert. Weiter oben steigt man dann über Blockschutt und erreicht den Austieg auf den Hobärggletscher. Erneut endloses Gletscherstapfen vorbei an mächtigen Gletscherabbrüchen; hier sollte man nicht zu lange stehen bleiben.

Wir sind nun seit 4h unterwegs, das Wetter hat sich erneut gewendet und die Sonne bricht durch die Wolkendecke. Der starke Wind der nun weiter oben am Gipfel mit Triebschnee weisse Schleier in den Himmel zeichnet erschwert einem das Atmen in der sonst schon dünnen Luft. Immerhin haben wir schon eine Höhe von 4100 Meter erreicht. Ein paar weitere sind es noch.

Auf den letzten Höhenmeter kämpfe ich mit dem atmen. Immerwieder bleibe ich nach vier Schritten stehen um neuen Sauerstoff aufzunehmen. Ich kämpfe weiter.

Dann ist es soweit, nach gut 7h stehen wir auf dem Gipfel, in mir tobt die Achterbahn der Gefühle. Einfach wundervoll, grenzenlose Freiheit. Der Ausblick auf die umliegenden Berge, wenn man es nicht mit eigenen Augen gesehen hat, kaum beschreiblich. Wir geniessen den Gipfel und stärken uns mit Tee und einem Riegel.

Trotz des erhöten Endorphinspiegels wegen des Gipfelsiegs müssen wir uns nun wieder auf den langen und Kräfteraubenden Abstieg konzentrieren. Ein Sturz am Festijoch hätte fatale folgen. 4 Stunden muss man rechnen bis man wieder die Domhütte erreicht. Wir legen eine Pause ein, wechseln die Kleider und steigen wietere 3 Stunden den Hüttenweg nach Randa ab.

Nach 15 Stunden und 20 Minuten geht ein langer und anstrengender Tag zu Ende und wir steigen wieder in den Zug. Die Knie schmerzen, die Oberschenkel brennen wie Feuer und der Mund fühlt sich an als hätten wir Sand gegessen.

(Wir hatten vergessen unsere Trinkwasservorräte aufzufüllen und mussten so zu zweit mit 0.5l auskommen, wiedereinmal um eine Erfahrung reicher =))

Müde aber glücklich fahren wir nach Hause.

Fazit:
  • wunderschöne, anspruchsvolle Hochtour
  • technische Grundkenntnisse, und Gute Trittsicherheit erforderlich
  • Die Schwierigkeit des Berges liegt mehrheitlich bei der Kondition
  • sehr langer, kniezermürbender Abstieg (3000 Höhenmeter bis nach Randa)
  • gemütliche Hütte (frühzeitig reservieren)
  • Teilweise etwas viel Leute unterwegs
  • unbedingt mehrmals am Tag Sonnencreme einreiben  (2 mal hat nicht gereicht, erneut um eine Erfahrung reicher =) )

Tourengänger: Steinadler


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Kommentare (2)


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eugen hat gesagt: Dom
Gesendet am 22. Juli 2009 um 07:28
Gratulation zum Gipfelerfolg.
Netter Bericht - erspart mir einiges, denn ich werde in Kürze einen Bericht zu unserer gestrigen Besteigung des Doms schreiben.
Weiterhin tolle Touren!

Gruss aus dem Wallis
Eugen

Steinadler hat gesagt: RE:Dom
Gesendet am 23. Juli 2009 um 07:40
Hallo Eugen,
herzlichen Dank für deine Gratulation.
Wünsche ebenfalls viel Erfolg in den Bergen und vieleicht sieht man sich ja einmal, die Welt ist schliesslich klein.


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