Zugspitz-Überschreitung (2962 m) aus dem Höllental - höchster Berg Deutschlands


Publiziert von ju_wi , 19. Juli 2009 um 00:25.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum:11 Juli 2009
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2+ (WS+)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2515 m
Abstieg: 2270 m
Strecke:22 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto nach Grainau - bzw. P Hammersbach
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Zahnradbahn Eibsee - Hammersbach
Unterkunftmöglichkeiten:Grainau - Peterhof (empfehlenswert) Münchner Haus (DAV)
Kartennummer:AV-Karte 4/2

Unsere 3. Tour auf die Zugspitze mit dem vermeintlich schönsten Aufstieg durch das Höllental - begleitet von Sputnik. Nach Reintal und Westanstieg in 2003 fehlte uns seit langem noch der Höllental-Anstieg zum König des Wettersteins (na gut und als 4. auch der Jubiläums-Grat, aber der soll auch noch kommen...) Mit Sputnik in der Seilschaft hatten wir ja schon ein bißchen auf den Jubi-Grat spekuliert, den wir Sonntags nach Übernachtung im Münchner Haus gerne angehängt hätten, aber für diese schwere Grattour passte diesmal das Wetter nun wirklich nicht.

Ja, es ist schon toll, dass die gemeinsame Zugspitz-Tour nach der Idee und Kontaktaufnahme im Oktober 08 echt im Juli realisiert werden konnte. Und so hatte das Treffen am Hbf Karlsruhe, wo wir Freitags Andi auflasen, um nach Grainau weiterzufahren schon etwas Aufregendes. Zu oft hatten wir seine Touren bewundert und uns gegenseitig über Berghöhepunkte ausgetauscht. Wie bei Sputnik beschrieben ging es sofort gelungen los mit einem netten Abendessen in Lähn bei Lermoos und - mit Glück, denn wir kannten sie nicht - der schönen reservierten Pension Peterhof in Grainau, wo wir abends um 22:30 Uhr von der netten Gastwirtin noch einen Obstler zur Berüßung bekamen. Etwas irritiert waren wir dann das erste Mal, dass es in der Nacht doch überrschend stark regnete und morgens entsprechend viele Nebelschleier durch die Täler zogen.

Vom Parkplatz Hammersbach brechen wir gegen 7 Uhr schließlich auf. Die Route entlang dem Hammersbach durch die Höllentalklamm, über die Höllentalangerhütte mit Kaffeepause sowie den Klettersteigen und den Fernern brauche ich nach der Schilderung von Andi hier wirklich nicht zu wiederholen. Vielleicht nur etwas genauer unsere Gehzeiten, da ich diese aus dem GPS-Track nachträglich ablesen kann:

1. P Hammersbach bis Höllentalangerhütte: 1:45 h - 600 Hm

2. Höllentalangerhütte bis Mittagspause im Schutt oberhalb des Grünen Buckel (auf 2170m): 2:30 h  - 800 Hm
-> Zuletzt wurde hier Sputnik wohl auch etwas Erkältungs-geschwächt recht langsam

3. von 2170 m über Ferner und Klettersteig zum Zugspitz-Gipfel: 3:00 h - 800 Hm
-> Hier war nun Margit durch den unerwarteten Kälteeinbruch etwas aus dem Konzept und "fror buchstäblich etwas fest" an den Stahlseilen, so dass es immer mal wieder ein paar aufmunternde Worte brauchte, um leidlich voranzukommen - Andi ging vor und wartete am Gipfel.

Gesamt waren es somit 7:15 h reine Gehzeit für 2200 Hm plus ca. 45 Minuten Pausen, die wir brauchten, um gegen 15 Uhr den Gipfel zu erreichen. Keine besonders schnelle Zeit, aber wohl so im Schnitt für diese Tour.

Leider blieb es dann auch den ganzen Abend zugezogen bei ca. 0 Grad Celsius (am nächsten Morgen hatte es sogar leichte Minusgrade). Dennoch hatten wir im Münchner Haus einen schönen Abend und wir drei haben uns bestens unterhalten und ein gutes Abendessen gewählt. Schon abends war uns aber nach Gesprächen mit dem Hüttenwirt und den anderen Gästen klar, dass das am nächsten Tag mit dem Neuschnee und der Vereisung - sowie wohl nicht stabilem Wetter - es für uns nichts werde mit dem Jubigrat. :-( Wir dachten aber daran, den Schneefernerkopf zu besuchen, denn es sollte ja Sonntags schön werden...

Obwohl durch das Wetter nicht soo viel los war im Münchner Haus mussten dennoch die Lager anderhalbfach belegt werden, d.h. Margit, ich (in der Matratzenritze) und Andi bekamen 2 Lagerplätze. Trozdem schliefen wir einigermaßen. Kurz vor 6 Uhr früh sind Andi uns ich dann Sonnenaufgang-Fötelis machen gegangen. Einige nette sind in Sputniks Tour schon veröffentlicht und hier sind auch noch ein paar. Meine Favoriten sind dabei das Morgenrot auf den Lechtalern und der Jubiläumsgrat im Gesamtverlauf (s.u.).

Als wir nach Morgentoilette gegen 6:15 Uhr dann Sonntags beim Frühstück in der Stube des Münchner Hauses sitzen, sind schon wieder Wolken in den Gipfel eingezogen, die ihn auch den ganzen Tag nicht mehr loslassen sollten. Als außerdem beim Start uns eisiger Wind auf dem Westgrat entgegebläst und wir den hart vereisten Grat (ohne Steigeisen - eigentlich bescheuert, denn wir hatten sie im Gepäck) an einer eisigen Stelle nur sehr mühsam hinabrutschen müssen, entscheiden wir uns gegen einen weiteren Blindflug zum Schneeferner hinab und auf dessen Kopf. Zumal der Abstecher uns allen am Rückreisetag doch einiges an Zeit gekostet hätte. So wenden wir uns bei der Diensthütte rechts und gehen den Ehrwalder Klettersteig zur Wiener Neustädter Hütte hinab.

Hier waren wir schonmal bei einer Herbsttour hinauf www.hikr.org/tour/post8477.html und wissen, dass die obere Geröllflanke vor Einsetzen der Drahtseile recht steil ist. Bei den eisigen Verhältnissen ist es hier schon etwas rutschig. Wir lassen bei dem gesamten einfacheren Klettersteig (WS-) des Westabstiegs die Gurte und Karabiner im Rucksack. Leider auch die Steigeisen, die wir eigentlich im oberen Teil gut hätten gebrauchen können. So rutsche ich an einer plattigen Stelle auf Eis dann auch aus und reiße mir (harmlos) die linke Hand am Drahtseil und dem Seilanker auf.

Nachdenklich macht mich dieser Ausrutscher dann dennoch: Ich hatte an dieser Stelle - unterstützend - mit der linken Hand das Drahtseil festgehalten. Als der Ausrutscher dann kommt, gleite ich mit dem Körper und der Hand ein paar Meter hinab, schlage dabei links gegen die nächste Verankerung und  ---------- lasse erstaunlicherweise bei dem Aufprall das Drahtseil los ! Wie gesagt macht mich das auch im Nachhinein nachdenklich: Habe ich losgelassen, weil an der Stelle das Gelände recht harmlos war und ich sowieso nur 2 Meter weiter in einer Rinne guten Halt und Stopp fand? Hätte ich auch losgelassen, wenn ich an der Stelle im Absturzgelände gewesen wäre? Ich vermute, dass ich intuitiv die größere Gefahr in dem Moment in der Verletzung meiner Hand sah und den Geländerutsch richtigerweise harmlos einschätzte - aber wer weiss... Es zeigt mal wieder, dass man um Sicherzugehen sich bei einer Seilführung wirklich einklinken muss - sonst hat sie wohl im Zweifelsfall eher psychologischen Wert (was natürlich wichtig genug ist).

Jedenfalls hört dann unterhalb 2500 m die Vereisung auf, so dass wir - neben den tollen Blicken auf das Österreichische Schneekar mit dem kecken Sonnspitzl und den Tiefblicken auf Hütte und Eibsee - die leichte Kletterei zur Hütte hinab in gutem, festem Fels richtig genießen können. Bemerkenswert ist dabei vor allem das letzte Klettersteigstück vor der Hütte, der sogenannte "Stöpselzieher", bei dem die Führung eine schraubenartige, breite Felsrinne nutzt, die kurzzeitig Höhlencharakter besitzt (s. Foto).

In der Wiener Neustädter Hütte (2213 m) trinken wir etwas und machen uns an den weiteren Abstieg. Am Fels entlang mit zum Teil etwas schmaleren Hangpfaden gelangen wir an den Abzweig zur Ehrwalder Talstation (links), wo wir uns aber rechts Richtung Eibsee wenden. Es folgen weitere schmale Hang- und ein paar schrofige Passagen (T3+ bis T4-) mit denen die Führung nun im spitzen Winkel in NO-Richtung sich in dem steilen Kalkhang "hinabstiehlt". Zuletzt wird auf 1600 m ein breiter Geröllkegel gequert und dann taucht man in den Wald der Hügel "Auf den Törlen" ein. In schönem krautigen Wald mit einigen bemerkenswerten Blumen (Orchideen, Wintergrün, Akelei, etc.) wird bald die Ö-D Grenze überquert und auf Deutscher Seite setzt sich der Abstieg durch den Zugwald fort. An einer Wegverzweigung wenden wir uns links zum Eibsee und stoßen bald an dieses schöne Gewässer, hinter dem die Ammergauer Alpen aufragen. Mit Andi kehren wir hier noch in eine Fischbude mit Gartenlokal auf eine gegrillte Steckmakrele ein. Nach diesem gelungenen kulinarischen Abschluss beeilen wir uns dann, die Zahnradbahn zu erreichen, die uns zurück nach Hammersbach und mit dem Wagen nach Karlsruhe bringt, wo sich unsere Wege vorerst wieder trennen. Aber nach der gelungenen Tour bietet sich eine Fortsetzung an.

Gehzeiten Tag 2:
1. Zugspitze - Wiener Neustädter Hütte: 2:00 h - 750 Hm
2. Wiener Neustädter Hütte - Eibsee:   2:20 h - 1300 Hm


Gesamtgehzeit Zugspitze bis Eibsee: 4:20 h - 2050 Hm

Tourengänger: Sputnik, ju_wi


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Geodaten
 902.gpx Zugspitz-Überschreitung

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T5 L II K2+
11 Jul 09
Zugspitze 2962,06m · Sputnik

Kommentare (2)


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Sputnik Pro hat gesagt: Schöner Bericht
Gesendet am 20. Juli 2009 um 09:40
Hallo Jürgen,

Hat riesigen Spass gemacht mit Euch auf der Zugspitzentour, leider war das Wetter nicht so gut - aber wir hatten am frühen Morgen ja trotzdem für 30 Minuten eine tolle Aussicht.

Vielleicht ergibt sich im Herbst ja noch ein Zeitfenster für ein verlängertes Wochenende mit Großglockner (3798m) und Triglav (2864m). Die Gipfel liegen ja "relativ nahe" zusammen, so lohnt sich unsere lange Anreise wenigstens wenn wir zwei Landeshöhepunkte besteigen können! Wenns dieses Jahr nicht klappt, so haben wir schon ein schönes Ziel für 2010.

Wünsche Euch schon einmal viel Erfolg und tolles Wetter am Эльбрус (Ėl'brus; 5642m); freue mich schon auf die vielen tollen Fotos! Ich werde nächstes Jahr auch wieder Höhenluft an der Dufourspitze (4633,9m) schnuppern gehen...

Liebe Grüsse,

Andi

ju_wi hat gesagt: RE:Schöner Bericht
Gesendet am 20. Juli 2009 um 09:45
Hi Andi,
vielen Dank! Ich kann beide Komplimente (Bericht und Spaß an der Tour) nur von uns beiden herzlich zurückgeben.

Klar, wir studieren schon ein wenig den Großglockner :-)

Beste Grüße, Jürgen


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