Weissmies Versuch + Weissmies Erfolg (4017m)


Publiziert von Kris , 8. Dezember 2019 um 18:39.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:13 August 2019
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1130 m
Abstieg: 925 m
Strecke:Almagellerhütte - Zwischenbergpass - Weismiess -Triftgletscher - Hohsaas

Das Weissmies ist natürlich bereits umfassend beschrieben, umfassender könnte es kaum sein. Ich beschränke mich daher mehrheitlich auf persönliche Eindrücke. Nach dem Aufstieg zur Almagellerhütte am Vortag starten wir als erste an der Hütte und ich merke, dass ich anfangs nicht richtig in den Rhythmus komme. Ich muss mich erst wieder an das Gehen des Nachts gewöhnen (sind ca. um 5 Uhr gestartet). 

Erster Versuch .. Das Wetter ist weiterhin - wie am Vortag unsicher bis schlecht - und so checkt unser Guide regelmässig den Regenradar. Bis zum Zwischenbergpass ist das Gelände leicht, danach wird es zuerst etwas anspruchsvoller, dann hat man die Wahl: ein steiles Firnfeld (ca. 40 Grad) oder über einen freiliegenden Felsriegel gehen. Wir wählen letzteres, kommen aber trotz drohendem Regen nur langsam voran. Ein Teilnehmer unserer Gruppe wirkt unsicher, erschöpft. Wir machen eine Pause - es ist bereits ordentlich kalt - und queren noch zum eigentlichen Felseinstieg am Grat (ca. 3500m). Wir besprechen noch einmal gemeinsam unser weiteres Vorgehen und kommen zum Entschluss: Abbruch. Das Wetter hat nun komplett zugezogen, wir kommen sehr langsam voran. Zwar gehen 2-3 andere Gruppen weiter - im Nachhinein wird sich zeigen, dass das genau die richtige Entscheidung war. Kaum drehen wir um, fängt es an zu schütten. Es gewittert - das wäre ein riesiger Spaß am Grat und Gipfel geworden. Innerlich fluchend und mit stoischem Schritt kommen wir wieder an der Hütte an, nur halb sehend, da meine Brille so beschlagen und nass ist, das ich kaum etwas sehe. Durch den Regen versuchen wir so schnell wie möglich, anzukommen. Daher kein Umpacken o.ä. als der Regen einsetzte - mit Folgen. Meine Kamera (erst in der Kameratasche, erst später in die Goretex-Jackentasche gestopft - wird den Guss nicht überleben. Super - nach nicht mal einem Jahr! Auch eine Reperatur kommt nicht infrage, höhere Reperaturkosten als Neuanschaffung. So verbringen wir in der Hütte die nächste Zeit damit, unsere Sachen zu trocknen. Es ist wirklich alles, aber auch alles klitschnass, selbst die Wechselsachen. Und auch die Geldscheine liegen zum  Trocknen im Gastraum.. Der Rest des Tages in Kürze: langweilig. Wir kamen bereits gegen 7 Uhr wieder an der Hütte an und verbringen nun den gesamten restlichen Tag damit, Spiele und Bücher zu konsultieren. Stürzen rein, raus, rein, raus. Weil wir versuchen die Wäsche an der Luft zu trocknen, es aber immer wieder beginnt zu regnen. Wir besprechen den Ablauf am nächsten Tag und entscheiden uns, es erneut anzugehen und unsere geplante Woche etwas umzustellen ..

Zweiter Versuch.., bei dem die Omen besser stehen. Da das Wetter als viel besser vorausgesagt ist, starten wir etwas später. Ich fühle mich auch fitter, bin bereits akklimatisiert. Aus unserer Vierergruppe (3 Tln + Guide) wird aber bald eine Dreiergruppe, da ein Teilnehmer direkt Probleme anmeldet. Er wird unser Tempo nicht mitgehen können. Daher steigt er ins Tal ab und wir gehen voran, erreichen schnell den Zwischenbergpass und folgend wieder die Einstiegsstelle am Grat, an der wir gestern umdrehen mussten. Das Klettern macht Spaß, der Fels ist fest und meistens ist es leicht (I, selten mal II). Die Schlüsselstelle ist vielleicht eine II+, lässt sich aber umgehen. Schnee haben wir am Grat fast gar nicht. Dafür sehen wir in der ersten Pause die deutlichste Halo, die mir bisher begegnet ist (s. Fotos) - schön! Ins Schnaufen komme ich allerdings dennoch. Fast 500hm Klettern auf 3500-4000m macht sich eben doch bemerkbar. Und so bin ich dann froh, als wir am Punkt 3965 ankommen, wo es dann heißt: Steigeisen anlegen für den Schlussspurt. Ich war zu diesem Zeitpunkt 2 Jahre nicht mehr auf den Eisen, aber Fahrrad fahren verlernt man nicht. So gehen wir das Firnfeld nach oben, über den kurzen, breiten Grat. Kraxeln noch einmal kurz erdig bis auf den schmaleren Schlussgrat und stehen oben auf dem kleinen Gipdel der/des Weissmies. Das Wetter ist diesmal toll und wir sehen die gesamte Walliser Prominenz bis hin zum schimmernden Lago Maggiore.

Da es doch etwas windet, pausieren wir nach den obgliatorischen Gipfelfotos etwas unterhalb des höchsten Punktes und machen uns folgend an den Abstieg, der ja - bekanntermaßen - immer anspruchsvoller wird. Anfangs harmlos und Spalten meistenteils umgehen befindet man sich in der Mitte des Gletschers fast im Khumbu Eisfall wieder. Zumindest im Mini-Format. An einer Stelle sichern wir sogar mit Eisschraube, es hängen auch Fixseile in der Route. Schlüsselstelle ist auf jeden Fall das Durchsteigen(!) einer Spalte. Zuerst geht es zwei Meter hinab und dann - Schockmoment - zieht der Vordermann durch einen großen Schritt zu stark, während ich gerade nur auf einem Bein stehend absteige. Ich falle nach vorne und komme kurz vor der eigentlichen Spalte durch den Seilzug zum Stehen - nichts passiert. Ich rappele mich wieder auf, mache einen großen Schritt auf eine Eissäule und nochmal einen großen Schritt nach oben aus der Spalte heraus. Eindrücklich .. leider stimmt die Tempoharmonie in der Seilschaft nicht ganz. Das liegt v.a. daran, dass ich mir eine üble Blase an den Schuhen im Abstieg gelaufen habe und jeder Schritt schmerzt. Gleichzeitig zieht der Vordermann weiter im Volldampf nach vorne, sodass ich mich teils fast gezogen fühle. Dieser Teil macht aufgrund des Ziehens und der Schmerzen dann nicht mehr ganz so viel Freude. Wir steigen steil auf den unteren Teil des Gletscher, wo es von Steinen nur so wimmelt - Gefahrenzone. Und so können wir erst am Ende des Gletschers anhalten und die Schuhe ausziehen. Eine Wohltat für mich. Dann nur noch ein paar Meter aufwärts, danach gönnen wir uns im Hohsaas eine Rivella. (wo wir eigentlich am Vorabend hätten übernachten sollen). Ich bin nicht böse darum, die Almagellerhütte hat definitiv mehr Flair. 

Wir fahren auf die Mittelstation am Kreuzboden, wo die Idee reift, dass wir mit den sogenannten Trockis abfahren, den "Riesenreifenrollern..". Neuland für mich und so willige ich erstmal zögernd ein. Die Strecke ist lang und wir düsen mit ziemlich viel Karacho nach unten, nach dem etwas anstrengenden Start mit einige n flachen Passagen (über die sich meine Blase nicht so freut). Leider ist mein Trocki etwas zu klein und ich fahre permanent etwas geduckt, das geht auf Rücken und Nacken. Somit war das fast noch eine Tour für sich für mich und es macht Spaß, aber ich bin auch froh, als wir unten bei der Hohsaasbahn ankommen. Wir schlafen unten im Tal, aber die nächste Tour steht bereits am Folgetag an. Was wohl meine Blase dazu sagt?

Tourenzeitangabe mit Pausen, Hohsaas-Besuch und Trocki-Abfahrt.

Nach dem Reinfall beim ersten Versuch nun ein Traumtag bei einer abwechslungsreichen, moderat schwierigen Überschreitung.


KONDITION 3/5
ORIENTIERUNG 4/5
TECHNIK 3.5/5
EXPONIERTHEIT 3/5



Tourengänger: Kris


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