Saisonauftakt am Schamserberg

Wenn der Schnee nicht zu mir kommt (sprich in die Voralpen), muss ich halt zum Schnee. So nehme ich ausnahmsweise die lange Fahrt zum Hinterrhein in Kauf, um den schönsten Tag der Woche auf Skiern zu geniessen. Dabei lerne ich erst noch eine mir komplett unbekannte Ecke der Schweiz kennen. Meine Überschreitung am Schamserberg lässt sich übrigens beliebig verkürzen. Oder man hängt kurzerhand noch den Piz Beverin an...

Der langen Anreise und Jahreszeit wegen erfolgt der Start erst kurz nach neun Uhr in Lohn (1585m), der kleinsten Gemeinde im Kanton Graubünden. Auf den sanften Weidehängen liegt ausreichend Schnee. Genug jedenfalls, dass ich mir eine sauber ausgetretene Spur gewünscht hätte. Immerhin hat ein einsamer Schneeschühler etwas (löchrige) Vorarbeit geleistet. Die ersten Schritte auf Skiern sind wie immer ganz speziell, fast schon feierlich. Und nach all der Rennerei diesen Sommer fällt mir zum ersten Mal so richtig auf, wie angenehm schonend dieser Sport eigentlich für den Bewegungsapparat ist - zumindest im Aufstieg. Kurz vor dem Rappakopf (2197m) überhole ich die Spurlokomotive: eine wackere, ältere Dame. Bravo! 

Die Tour ändert nun ihren Charakter, es beginnt die Überschreitung der Gratkette bis zum Parpeinahorn. Wobei sich das Gelände auch hier meist harmlos präsentiert. Nur ist der exponierte Rücken furchtbar abgeblasen, im Aufstieg aber nicht weiter tragisch, zumal die halb-aperen Stellen meist umgangen werden können. Das Zwölfihorn (2292m) nimmt man praktisch im Vorbeigehen mit, richtiges Gipfelgefühl mag keines Aufkommen. Das ändert sich am Einshorn, das von Osten eine ganz stattliche Figur abgibt. Zuoberst überschreite ich hier auch erstmals die 30°.

Die drei bisher erreichten Gipfel kann man wohl häufig einsam geniessen, denn Star am Schamserberg ist unbestritten das "Parpeinahorn" (2602m), mein nächstes und letztes Ziel. Das macht Sinn, die Abfahrt dort gibt einfach am meisten her. Bei guten Verhältnissen kann man es vom Einshorn relativ scharf dem Grat folgend erreichen. Die meisten der recht zahlreichen Türler heute schenken sich die letzten 200 Meter zum abgeblasenen Gipfel und begnügen sich mit der Grathöhe. Mit der entsprechenden Vorsicht lässt er sich aber durchaus ohne Kollateralschaden erreichen und abfahren.

Unterhalb vom Grat liegt am Schamserberg aber eine geschlossene Decke und mit vernünftiger Fahrweise gilt es bis nach Mathon (1547m) runter keine Kratzer zu befürchten. Die Unterlage bietet das ganze Spektrum: Pulver, Deckel, Nassschnee. So fühle ich mich nach der ersten Tour bereits richtig gewappnet für eine hoffentlich ergiebige und unfallfreie Wintersaison!


Zeiten (kum)
1:10  Rappakopf
1:50  Zwölfihorn
2:30  Einshorn
3:00  Parpeinahorn
3:35  Mathon