Erneuter Abbruch am Zwölferkogel (2988m) Nordgrat - harter Einstand in den Winter


Publiziert von pete85 , 16. November 2019 um 20:35.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Stubaier Alpen
Tour Datum:10 November 2019
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 10:15
Aufstieg: 895 m
Abstieg: 895 m

Mit Stefan war die erste richtige Wintertour geplant. Fürs Eisklettern ist es leider noch zu zeitig, liegen die Temperaturen auf über 2000 m.ü.M. doch erst seit knapp 7 Tagen dauerhaft unter 0°C. Für niedrige Nordwände liegt noch zu wenig Schnee und es ist zu warm, um wirklich vernünftig klettern zu können liegt zu viel Schnee und ist es zu kalt.
So entschieden wir uns für den Zwölferkogel. Vor Ort wollten wir entscheiden, ob wir die Nordwand durchsteigen oder doch "nur" unser Glück am Nordgrat versuchen sollten. Was schon vor der Anfahrt gegen die Nordwand sprach waren die vermehrten Schneefälle (wobei der letzte auch schon 5 Tage zurücklag - hier bei Kühtai fiel deutlich weniger Schnee als in anderen Regionen der Alpen), eine in höheren Lagen teils von Schwachschichten geprägte Schneedecke (es gab nach mehreren Schneebrettabgängen bereits die ersten Toten) und die Tatsache, dass man so früh im Jahr durch Pulverschnee auf Fels meist die schlechtesten Bedingungen in einer Nordwand antrifft.

Als wir vor Ort im Auto -11°C ablesen mussten (-7 waren für den Gipfelbereich vorhergesagt), entschieden wir uns für den einfacheren  Weg über den Nordgrat. Dieser ist im Sommer ein IIer und wurde ein paar Monate zuvor bereits erfolglos von mir versucht. Damals musste der Abbruch bei extrem viel Schnee und zunehmenden Sulz erfolgen.

In Kühtai an der Bahnstation starteten wir unsere Tour, nachdem viel Material für die Nordwand seinen Weg aus den Rucksäcken wieder heraus gefunden hatte. Bereits nach Verlassen des Autos fuhr einem die Kälte in alle Glieder, Nase und Mund froren förmlich zu. Schon hier wussten wir, dass wir uns für die richtige Tour entschieden hatte.
Im unteren Bereich lag zwar Pulverschnee - aber auf noch warmem Boden, gefroren war durch die Isolation des Schnees noch nichts. An Schneekanonen vorbei stiegen wir höher. Dies war auf der Piste auch noch gut möglich. Weiter oben, als die Piste endete, wurde es deutlich anstrengender. Schotter und Steine unter Pulverschnee erschwerten das Vorankommen immens. Zumindest konnten wir uns nach Erreichen des Grates vom kleinen Zwölferkogel ein wenig Sonne gönnen und wärmen. Nach etwas über 3 Stunden standen wir dann auch auf dem kleinen Zwölferkogel und machten uns bereits für den direkt ab hier beginnenden Nordgrat zum großen Bruder.

Den Nordgrat hinauf zum Zwölferkogel kann man nicht verfehlen. Meist bleibt man direkt am Grat. Schon zu Beginn merkten wir - 30-60 cm Pulverschnee lag über teils losem Fels. Firn oder zusammengefrorenen Schotter gab es nicht. Also wie befürchtet die ekligste Kombination, so wie man sie oft am Anfang des Winters trifft. Das würde heute also trotz der geringen Schwierigkeiten nicht leicht werden - und das wurde es auch nicht.
In anregender Kletterei ging es nach oben. Die Stelle, an der ich mich das letzte Mal kurz selbst sichern musste, lag heute unter deutlich weniger Schnee. Das Seil konnte erstmal im Rucksack bleiben.
Und so ging es meist im 1. Grad, einige Stellen im 2. Grad nach oben. Leider immer im Schatten, worunter das Gefühl in Händen und Füßen mit der Zeit litt. Sowohl Hände als auch Füße steckten ja die meiste Zeit im Schnee.
Oben am wieder flacher, dafür plattiger und ausgesetzter, werdenden Grat angekommen holten wir das Seil aus dem Rucksack (eine Hälfte vom 60m Doppelseil). Mit 30 Meter Seil (doppelt genommen) zwischen uns robbte ich das erste Gratstück entlang, nur um dann zu sehen, dass es ein paar Meter tiefer doch einfacher geht. Gesichert wurde am laufenden Seil mit Friends, KK, Haken. Das Gelände lässt sichern sehr leicht zu. Da wir noch zu weit oben am Grat waren, kletterten wir noch eine 10 Meter lange, mit Pulverschnee bedeckte Platte (ca. M3). Sehr wacklig, da es eher einem hochrutschen glich. Tritte und Griffe Fehlanzeige. Am Stand danach mussten wir auch realisieren, dass wir bis dorthin 6,5 h benötigt hatten. Kraft war noch vorhanden, der Gipfel nicht weit weg (wenn wir auch ganz wenige Meter vor meinem letzten Umkehrpunkt umdrehen mussten), aber der Abstieg ist nicht viel einfacher. Schließlich folgt er demselben Weg, auch wenn jetzt gespurt ist und die Dunkelheit naht. 

Die unangenehme Platte im oberen Teil konnten wir umgehen, sicherten aber nun bis zum kleinen Zwölferkogel hinunter am laufenden Seil mit zweimaligem Übergeben des Sicherungsmaterials. Abseilen mussten wir dafür nicht. Es ist auch erstaunlich, dass sich der Schnee nach einer Begehung so schnell verfestigt. In unserer Spur war bereits ein deutlich besseres Hinuntersteigen möglich.
Der Abstieg über den Grat benötigte noch einmal 2 Stunden. So langsam merkten wir die Beine deutlich. Das ständige Balancieren auf dem Fels mit den Steigeisen erfordert ständige Konzentration. Einmal blöd wegknicken ist sonst ganz schnell passiert.
So war der Weiterweg vom kleinen Zwölferkogel bis zur Skipiste auch kein Vergnügen - das Absolute Gegenteil war der Fall. Normalerweise könnte man entspannt nach unten steigen. Wir musste sehr aufpassen, um uns auf den letzten Metern nicht die Haxen zu brechen.

Bei Anbruch der Dämmerung war die Skipiste aber erreicht und die restliche Strecke konnte problemlos bis zum Auto im Dunkeln abgestiegen werden.

Mal sehen, wann der nächste Versuch startet. Vielleicht nächstes Jahr?  :)

Tourengänger: pete85


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