Alplesspitze NW-Gipfel (3112m) und Keeseck O-Gipfel (3088m) - Nebengipfelsammlerei am Panargenkamm


Publiziert von BigE17 , 31. Januar 2020 um 08:12.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Venedigergruppe
Tour Datum: 5 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 9:45
Aufstieg: 1650 m
Abstieg: 1650 m
Strecke:16 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Mittersill über den Felbertauern oder von Lienz kommend nach Huben. Hier führt eine Straße nach Westen ins Defereggental. Man fährt bis Erlsbach, dann zweigt rechts die mautpflichtige Straße zum Alpengasthaus Oberhaus ab. Über diese erreicht man das Oberhaus, wo sich ein großer Parkplatz befindet.
Unterkunftmöglichkeiten:Keine

Der NW-Gipfel der Großen Alplesspitze ragt bedrohlich am schwierigen NW-Grat empor. Der Grat dorthin steilt sich im unteren Teil brutalst auf und scheint sehr schwierig zu sein. Auch der Bericht von Tauernfuchs auf gipfeltreffen.at sagt, dass es dort doch einige Probleme lauern könnten. Der Übergang zum Hauptgipfel sei aber noch deutlich schwieriger. Ich und ein Tourenpartner konnten der Versuchung nicht widerstehen, diesen Grat bis zum NW-Gipfel zu versuchen. Weil der Wetterbericht erst ab 15:00 Regen gemeldet hatte, wollten wir natürlich auch noch einen weiteren Gipfel mitnehmen - den Ostgipfel des Keesecks. Leider hatten wir diesen bei der Tour auf den Hauptgipfel vor einigen Jahren vergessen. Und der Wetterbericht würde mal wieder weit daneben liegen...

Zur Sicherheit starteten wir unsere Tour bereits kurz nach 5 am Parkplatz beim Oberhaus. Über den selben Weg wie beim Keeseck Westgipfel bzw. der Alplesspitze stiegen wir zum Ochsenhof auf und dann über den Steig weiter, bis wir den großen flachen Boden erreichten. Nun galt es, den Großbachsee zu erreichen. Hierzu querten wir nur kurz am Boden nach Osten, dann begannen wir, entlang eines Rückens aufzusteigen. Schon bald merkten wir, dass uns dieser nicht zum See führen würde. Deshalb querten wir dann - stets aufsteigend - den Hang entlang weiter nach Osten, bis wir dann doch beim Großbach ankamen. Bis hierher war das Gelände sehr angenehm zu begehen. Und es war auch weiterhin recht gut. Wir überquerten den Bach und überwanden auf der rechten Seite einen steilen Grashang. Sobald es flacher wurde, konnten wir in das Kar mit dem Großbachsee (2700m) hineinqueren. Nun konnten wir auch die Panargenscharte erkennen, den tiefsten Punkt zwischen Keeseck und Alplesspitze.

Zuerst wollten wir über den NW-Grat auf den NW-Gipfel der Alplesspitze klettern. Nun wussten wir noch nicht so recht, ob wir zur Scharte steigen sollten - laut Tauerfuchs nicht ganz ohne - oder durch eine sehr steile Rinne den NW-Grat erreichen sollten. Wenn sogar Tauernfuchs auf diese verzichtet hatte, dann musste diese echt schlimm sein... Über herrlich geschliffene Platten ging es höher, bis wir vor der Wahl standen. Sowohl der Aufstieg zur Scharte als auch die Zacken am Anfang des Grates sahen nicht allzu gut aus. Der folgende steile Aufschwung ließ uns auch vermuten, dass es schwierig werden könnte. Wir konnten nun auch die Rinne erkennen. Kein Wunder, dass Tauernfuchs sich von dieser ferngehalten hatte: Sie ist sehr steil, immer wieder durch Felsstufen unterbrochen, und brutalst lang. Durch sie würden wir den Grat erst sehr weit oben erreichen.

Doch uns stach eine andere Möglichkeit ins Auge: Eine sehr steile Schuttflanke würde den Grat direkt unterhalb des steilen Aufschwungs erreichen. Ein flaches Schneefeld führte uns bis zum Beginn der steilen Flanke. Aus der Nähe sah sie auch nicht einladend aus, aber man kann es ja probieren. Zuerst mussten wir im deutlich über 45° steilen Schutt leicht nach links queren, dann mussten wir kurz in brüchigem Fels klettern (I). Zum Glück war es überhaupt nicht ausgesetzt. Danach ging es im sehr mühsamen Gehgelände weiter nach oben. Nach einer ordentlichen Plagerei erreichten wir endlich den Grat - allerdings unterhalb des brutal steilen Aufschwungs. Doch welch große Überraschung: Der fast senkrechte Aufschwung war so toll gestuft, dass wir ihn direkt bezwingen konnten (nur I). Danach stiegen wir mal direkt am Grat auf, mal in der Nordflanke (I, ausgesetzt). Am Grat war die Felsqualität ausgezeichnet. Nach dem ersten Absatz folgte eine kurze, schmale und ausgesetzte Stelle (II-), dann wurde es wieder einfacher. Wir mussten dann noch einige Absätze überwinden, es gab noch eine Einzelstelle II-, der Rest war I oder Gehgelände. Irgendwann war dann auch der Gipfel erreicht.

Mittlerweile hatte sich der Himmel bereits ordentlich verdunkelt. Die meisten Gipfel waren trotzdem zu erkennen, nur nach Süden schränkte die Große Alplesspitze die Sicht ein. Der Verbindungsgrat sah furchtbar schwierig aus, aber der war ohnehin nicht geplant. Als nächstes war der Ostgipfel des Keeseck dran. Da der Gratübergang bis dahin sehr schwer sein soll, war klar, dass wir sehr weit absteigen mussten. Wir kehrten entlang des Grates zurück zur Schuttflanke und durch diese rutschten wir vorsichtig ins darunterliegende Kar ab. Danach mussten wir noch kurz entlang des Aufstiegsweges noch ein paar Höhenmeter absteigen, bis wir in Richtung Keeseck queren konnten (ca. auf 2830m). 

Blöderweise änderte sich hier schlagartig die Geländeart. Tausende Blöcke reihten sich aneinander, teilweise war es auch recht steil. Nach der kurzen Querung begann dann der mühsame Aufstieg von 350 Hm. Gottseidank fanden wir sofort ein steiles Schneefeld. Es war schon ein wenig aufgeweicht, deshalb half es uns sehr. Doch irgendwann war es zu Ende. Ab jetzt mussten wir tatsächlich durch das Blockgelände aufsteigen. Weil der Himmel immer dunkler wurde, legten wir einen Zahn zu. Anfangs hielten wir direkt auf den Sattel zwischen Ost- und Hauptgipfel vom Keeseck zu. So langsam begannen wir, einen leichten Bogen nach rechts zu machen. Leider war das Gelände mittlerweile so steil, dass wir immer wieder klettern mussten (nie schwerer als I). Der Weg nach oben zog sich dann doch noch ordentlich in die Länge, doch irgendwann überwanden wir den letzten Aufschwung (I) zum Gipfel.

Lange dauerte die Gipfelrast jedoch nicht: Es begann - entgegen der Wettervorhersage - bereits jetzt, um 12:00, leicht zu regnen. Daher schossen wir nur kurz Fotos und begannen mit dem Abstieg. Auf den Übergang zum Hauptgipfel verzichteten wir, weil es nicht danach aussah, dass sich das Wetter bessern würde. Außerdem hatten wir das Keeseck schon vor einigen Jahren bestiegen (siehe weiter unten).

Kaum mit dem Abstieg entlang des Aufstiegsweges begonnen, hörte der Regen gottseidank auf. Auf ca. 2900m querten wir dann ein wenig nach Westen und überstiegen den Südrgrat des Keesecks. Nun wollten wir direkt zum Eggsee absteigen. Angenehm war es aber nicht. Bis zum See hinunter erwartete uns noch steileres und unangenehmeres Blockgelände als bisher. Uns erwarteten auch recht häufig Kletterstellen (I). Irgendwann waren wir dann doch am See. Endlich keine Blöcke mehr! Ein nicht allzu steiler Grashang führte uns nach unten bis auf den großen Boden, wo wir wieder den Steig erreichten, der uns zum Ochsenhof fürhte. Der Abstieg hinunter ins Tal ging dann recht schnell und so erreichten wir um 14:45 wieder den Parkplatz.

Zur Besteigung des Keeseck-Hauptgipfels:

Anfang August 2014 waren wir zu dritt auf den Hauptgipfel gestiegen. Dabei waren wir über denselben Weg bis zum großen Boden aufgestiegen, dann hielten wir uns stets in der Nähe des Südgrates vom Keeseck auf. So gelangten wir erst recht spät ins Blockgelände. Wir stiegen dann mühsam in den Sattel zwischen Haupt- und Ostgipfel. Der Schlussanstieg durch die SO-Flanke sah anfangs doch sehr abschreckend aus, war dann aber doch relativ problemlos. Erst auf den letzten Metern war eine etwas luftigere Kletterstelle zu überwinden (I). Danach kehrten wir zum Sattel zurück und wir stiegen durchs Blockgelände direkt zum Großbachsee ab, was auch eine ungünstige Wegwahl war. Auch damals war das Wetter nicht gut. Es gab zwar keinen Niederschlag, dafür jedoch dichten Nebel.

Erwähnenswertes:

1. Der NW-Grat zum Alplesspitze NW-Grat ist überraschend einfach. Die Schwierigkeiten übersteigen nie den unteren 2. Schwierigkeitsgrad. Der Anstieg durch die Flanke bis zum Grat ist mühsam, dort herrscht auch hohe Steinschlaggefahr. Der Grat ist an manchen Stellen ausgesetzt, dafür ist dort der Fels super. Wichtig ist, dass man sich von den Felszacken bei der Panargenscharte und vor allem von der Rinne fernhält!

2. Der Übergang zur Großen Alplesspitze ist schwierig, brüchig und ausgesetzt (III+). Nur für gute Kletterer mit entsprechender Ausrüstung geeignet!

3. Ein Aufstieg entlang des Grates von der Panargenscharte zum Keeseck O-Gipfel ist ebenfalls schwierig und ausgesetzt (III).

4. Der Übergang vom Keeseck O-Gipfel zum Hauptgipfel ist nicht schwierig (I).

5. Von der Neuen Reichenberger Hütte gelangt man über den Nordgrat (I-II) auf den Ostgipfel vom Keeseck. Der Anstieg vom Oberhaus ist aber der bessere. Deshalb ist es verwunderlich, dass der Nordgrat viel öfter gemacht wird.

6. Sowohl die Panargenspitze als auch der NW-Gipfel der Alplesspitze sind von Norden aus nicht zugänglich.

7. Beim Aufstieg zum Keeseck Ost- und Hauptgipfel hält man sich am besten immer in der Nähe des Südgrates auf. So gelangt man erst sehr spät ins Blockgelände. Beim Übergang von der Alplesspitze führt leider kein Weg an den Blöcken vorbei.

8. Der NW-Gipfel der Alplesspitze ist - obwohl er ein Nebengipfel ist - ein sehr interessantes Ziel für Dreitausendersammler. Dort ist Einsamkeit garantiert. Das Keeseck ist sowieso ein sehr schöner Gipfel. Eine Besteigung des Ost- und Hauptgipfels ist auf alle Fälle zu empfehlen, es wird nie schwerer als I.

Tourengänger: BigE17


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