Merbspitze (3090m) - Nomen est omen
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Die Merbspitze ist ein hoher Gipfel im hinteren Defereggental. Ihre Flanken und Grate fallen nach allen Seiten hin steil ab. Wenn man diesen Gipfel von unten betrachtet, würde man nicht glauben, dass dieser Gipfel ohne schwierige Kletterei erreichbar ist. Aber einfach ist der Anstieg auch nicht: Die Kletterei erfordert große Vorsicht - in erster Linie wegen des brüchigen Felses. Laut Wikipedia erhielt die Merbspitze ihren Namen, weil der Fels eben so brüchig (umgangssprachlich "merbe") ist. Deshalb wussten ich und ein Tourenpartner, dass eine Besteigung dieses Berges spannend werden könnte. Deshalb wollten wir der Merbspitze einen Besuch abstatten. Laut 2 Internetberichten sollte der leichteste Weg durch die Südflanke zum Gipfel führen.
Wir starteten um 6:00 beim Oberhaus. Für den langen Weg bis ins Arvental hatten wir die Fahrräder mitgenommen. Wegen technischer Probleme mit meinem Fahrrad dauerte die Fahrt zur Seebachalm und an der Jagdhausalm vorbei zur Arventalalm ein wenig länger. Kurz vor der Alm - gleich nachdem links der Weg zum Klammljoch abgezweigt ist- zweigt links ein weiterer Schotterweg ab. Diesem folgten wir bis zu einem kleinen Stall. Dort deponierten wir die Mountainbikes.
Unser Ziel war es nun, auf der linken Bachseite taleinwärts zu gehen, bis wir unterhalb der Merbspitze stünden. Dabei trafen wir immer wieder auf Steigspuren. Diese verloren wir aber auch immer wieder. Es bereitete keine Probleme, die kleinen Seitenbäche zu überqueren. Falls dort mehr Wasser geflossen wäre, wären wir jedoch mit Sicherheit ein wenig nass geworden. So überwanden wir eine Talstufe, dann befanden wir uns bereits unterhalb der Merbspitze. Ab hier begannen wir, über einen etwas steileren Grashang in Richtung unseres Gipfels aufzusteigen. Dabei trafen wir erneut immer wieder auf Steigspuren, die wir immer wieder verloren. Schließlich gelangten wir ins Kar unterhalb der Südflanke der Merbspitze. Hier trafen wir auf einen unmarkierten Steig, über den wir ohne große Mühen den Schutthang bis zum Einstieg in die Südflanke überwinden konnten.
Ein Steinmann markierte den Einstieg: Über 2 sehr kurze Felsbänder überwanden wir einen Riegel (I), allerdings war dort bereits Vorsicht geboten. Im Nachhinein war dies aber nicht der beste Weg, den ersten Riegel zu überwinden. Wir erreichten eine Felsrampe, über die wir kurz aufstiegen. Hier erreichten wir ein Schuttfeld. Wir stiegen zur rechten oberen Ecke des Schuttfeldes auf. Dort überwanden wir in leichter Kletterei einen kleinen Felsriegel (I) und erreichten sogleich ein weiteres Schuttfeld. Über dieses gewannen wir weiter an Höhe, bis zu dessen oberem Ende.
Jetzt war definitv Schluss mit lustig: Eine steile Rinne musste überwunden werden. Gleich die erste Stufe war nicht ganz einfach (II). Dann kletterten wir - immer in der Rinne bleibend bleibend - empor (I), wobei wir wegen des brüchigen Felses aufpassen mussten, da kaum gute Griffe vorhanden waren. Daher mussten wir stellenweise auf die Reibung unserer Schuhsohlen vertrauen. Und stürzen war hier verboten. Wir blieben die ganze Zeit in der Rinne - was wieder nicht der ideale Weg war - und mussten im oberen Teil einen Block links umgehen. Dort waren dann nur 2 grasige Tritte und gar keine Griffe. Diese Stelle sah richtig ungut aus. Ich zögerte eine Weile, bis ich diese Stelle überwand (II+, ausgesetzt). Der einzige Grund, warum ich hier überhaupt aufstieg, war, dass ich oberhalb eine Stelle erkannte, wo wir das Seil mit einer Bandschlinge hätten fixieren können. So hätten wir hier den späteren Abstieg sichern können.
Gleich darüber wurde das Gelände wieder etwas flacher, die Kletterei war vorerst vorbei. Ein schmaler Steig führte durch die immer flacher werdende Flanke problemlos empor. So erreichten wir - gut 30 Meter östlich vom Gipfel - den Ostgrat. Nach wenigen Metern führte der Steig über ein Band durch die Flanke. Dieses sah doch ein wenig unangenehm, daher blieb ich an der Gratkante (I, ausgesetzt, aber nicht heikel). Danach war das Gipfelkreuz erreicht. Das Panorama war heute doch ein wenig eingeschränkt, da die Gipfel am Hauptkamm zum Teil im Nebel waren. Auch in den anderen Himmelsrichtungen schränkten Wolken die Fernsicht ein wenig ein. Aber trotzdem war die Aussicht auf die Gipfel in der Nähe der Merbspitze fantastisch. Ganz besonders Röt- und Dreiherrenspitze sehen von dieser Seite richtig spektakulär aus.
Trotz des immer stärker werdenden Windes dauerte die Gipfelrast eine ganze Weile. Irgendwann begannen wir dann doch mit dem Abstieg. Diesmal kletterte ich nicht mehr entlang der Gratkante, sondern umging das kurze Gratstück südseitig, wobei dort Vorsicht geboten war. Sehr schnell gelangten wir wieder zur Schlüsselstelle. Genau oberhalb von dieser wurde der Wind plötzlich relativ stark und böig. Deshalb wollte ich eigentlich gesichert absteigen. Allerdings fanden wir einen besseren Weg, der im oberen Teil links der Aufstiegsrinne hinunterführt. Diesen traute ich mir nach anfänglichem Zögern doch seilfrei zu. Ganz angenehm war auch diese Variante nicht: Auf halber Höhe querten wir zurück in die Rinne, wobei dort eine kurze Querung ohne gute Griffe zu meistern war (II+). Dort war kurz noch einmal Konzentration erforderlich. Danach folgte der Abstieg dem Aufstiegsweg bis zur Einstiegsrampe. Wir stiegen die gesamte Rampe ab, was deutlich einfacher war, als unser Aufstiegsweg. Damit waren die Schwierigkeiten gemeistert. Wir stiegen über die Grashänge wieder ins Arvental ab, und fuhren mit den Mountainbikes über den langen Weg zurück zum Oberhaus. Dort kamen wir um 13:45 an.
Erwähnenswertes:
1. Der Weg durch die Südflanke der Merbspitze ist nicht einfach (II+) und stellenweise auch ausgesetzt. Das Hauptproblem an diesem Anstieg ist, dass wegen des brüchigen Felses an zahlreichen Stellen keine guten Griffe vorhanden sind. Dann muss man sich auf die Reibung der Schuhsohlen verlassen. Und das ist wirklich nicht jedermanns Sache! Vor allem an der Schlüsselstelle ist wirklich große Vorsicht geboten. Aber zumindest die heikelsten Meter können gut von oberhalb gesichert werden (es ist sogar ein etwas versteckter Bohrhaken zu finden). Geübte Bersteiger schaffen den Aufstieg seilfrei.
2. Der von georgb hier auf hikr.org beschriebene Weg über den SW-Grat klingt zwar auch unangenehm, dürfte aber trotzdem leichter sein, als der Weg durch die Südflanke. Alle anderen Wege dürften im Sommer unbegehbar sein.
3. Im Winter/Frühjahr gibt es 2 gefährliche Wege, die Merbspitze zu erreichen: Man kann durch die steile Westflanke aufsteigen, wobei dieser Weg sehr steil und lawinengefährlich ist. Auch die Südflanke ist im Winter begehbar, wobei diese ähnlich steil und ebenfalls sehr lawinengefährlich ist. Daher ist von einer Winterbesteigung der Merbspitze abzuraten.
4. Es gibt 3 Möglichkeiten, den Weg durch die Südflanke zu erreichen: Man kann unseren Weg vom Oberhaus aus nehmen, man kann von Rein in Taufers aus das Klammljoch überschreiten, oder von Prettau über das Merbjoch wandern und zum Einstieg in die Flanke queren. Deshalb wird die Merbspitze häufiger bestiegen, als man vermuten würde.
5. Die Steinschlaggefahr am Normalweg darf auf keinen Fall unterschätzt werden. Besonders dann, wenn mehrere Leute unterwegs sein, ist ein Helm Pflicht.
6. Man sollte für die Tour ein Mountainbike verwenden, dann kann man sie an einem halben Tag meistern. Anderfalls kostet der Marsch ins Arvental sehr viel Zeit.
7. Man sollte diesen Weg nur dann begehen, wenn kein Schnee mehr am Aufstiegsweg liegt. Denn sonst muss mit Pickel und Steigeisen aufsteigen, und einige felsige Passagen mit den Steigeisen klettern, da man sie im steilen Gelände nur schwer ausziehen kann. In einem "normalen" Sommer apert die Südflanke erst im August aus - heuer dürfte sie schon Anfang Juli schneefrei gewesen sein.
8. Wenn man den 2. Schwierigkeitsgrad in brüchigem Fels sicher beherrscht, so kann man sich auf einen wunderschönen Bergtag auf der Merbspitze freuen. Die Aussicht ist ein Traum, und das schon während des gesamten Aufstieges. Das gilt ganz besonders für die beiden Aufstiegsvarianten über die Arventalalm. Da kann man es auch verkraften, dass man bei schönem Wetter wahrscheinlich nicht allein auf der Merbspitze sein wird. Eine Besteigung der Merbspitze ist daher für geübte Bergsteiger wärmstens zu empfehlen.
Wir starteten um 6:00 beim Oberhaus. Für den langen Weg bis ins Arvental hatten wir die Fahrräder mitgenommen. Wegen technischer Probleme mit meinem Fahrrad dauerte die Fahrt zur Seebachalm und an der Jagdhausalm vorbei zur Arventalalm ein wenig länger. Kurz vor der Alm - gleich nachdem links der Weg zum Klammljoch abgezweigt ist- zweigt links ein weiterer Schotterweg ab. Diesem folgten wir bis zu einem kleinen Stall. Dort deponierten wir die Mountainbikes.
Unser Ziel war es nun, auf der linken Bachseite taleinwärts zu gehen, bis wir unterhalb der Merbspitze stünden. Dabei trafen wir immer wieder auf Steigspuren. Diese verloren wir aber auch immer wieder. Es bereitete keine Probleme, die kleinen Seitenbäche zu überqueren. Falls dort mehr Wasser geflossen wäre, wären wir jedoch mit Sicherheit ein wenig nass geworden. So überwanden wir eine Talstufe, dann befanden wir uns bereits unterhalb der Merbspitze. Ab hier begannen wir, über einen etwas steileren Grashang in Richtung unseres Gipfels aufzusteigen. Dabei trafen wir erneut immer wieder auf Steigspuren, die wir immer wieder verloren. Schließlich gelangten wir ins Kar unterhalb der Südflanke der Merbspitze. Hier trafen wir auf einen unmarkierten Steig, über den wir ohne große Mühen den Schutthang bis zum Einstieg in die Südflanke überwinden konnten.
Ein Steinmann markierte den Einstieg: Über 2 sehr kurze Felsbänder überwanden wir einen Riegel (I), allerdings war dort bereits Vorsicht geboten. Im Nachhinein war dies aber nicht der beste Weg, den ersten Riegel zu überwinden. Wir erreichten eine Felsrampe, über die wir kurz aufstiegen. Hier erreichten wir ein Schuttfeld. Wir stiegen zur rechten oberen Ecke des Schuttfeldes auf. Dort überwanden wir in leichter Kletterei einen kleinen Felsriegel (I) und erreichten sogleich ein weiteres Schuttfeld. Über dieses gewannen wir weiter an Höhe, bis zu dessen oberem Ende.
Jetzt war definitv Schluss mit lustig: Eine steile Rinne musste überwunden werden. Gleich die erste Stufe war nicht ganz einfach (II). Dann kletterten wir - immer in der Rinne bleibend bleibend - empor (I), wobei wir wegen des brüchigen Felses aufpassen mussten, da kaum gute Griffe vorhanden waren. Daher mussten wir stellenweise auf die Reibung unserer Schuhsohlen vertrauen. Und stürzen war hier verboten. Wir blieben die ganze Zeit in der Rinne - was wieder nicht der ideale Weg war - und mussten im oberen Teil einen Block links umgehen. Dort waren dann nur 2 grasige Tritte und gar keine Griffe. Diese Stelle sah richtig ungut aus. Ich zögerte eine Weile, bis ich diese Stelle überwand (II+, ausgesetzt). Der einzige Grund, warum ich hier überhaupt aufstieg, war, dass ich oberhalb eine Stelle erkannte, wo wir das Seil mit einer Bandschlinge hätten fixieren können. So hätten wir hier den späteren Abstieg sichern können.
Gleich darüber wurde das Gelände wieder etwas flacher, die Kletterei war vorerst vorbei. Ein schmaler Steig führte durch die immer flacher werdende Flanke problemlos empor. So erreichten wir - gut 30 Meter östlich vom Gipfel - den Ostgrat. Nach wenigen Metern führte der Steig über ein Band durch die Flanke. Dieses sah doch ein wenig unangenehm, daher blieb ich an der Gratkante (I, ausgesetzt, aber nicht heikel). Danach war das Gipfelkreuz erreicht. Das Panorama war heute doch ein wenig eingeschränkt, da die Gipfel am Hauptkamm zum Teil im Nebel waren. Auch in den anderen Himmelsrichtungen schränkten Wolken die Fernsicht ein wenig ein. Aber trotzdem war die Aussicht auf die Gipfel in der Nähe der Merbspitze fantastisch. Ganz besonders Röt- und Dreiherrenspitze sehen von dieser Seite richtig spektakulär aus.
Trotz des immer stärker werdenden Windes dauerte die Gipfelrast eine ganze Weile. Irgendwann begannen wir dann doch mit dem Abstieg. Diesmal kletterte ich nicht mehr entlang der Gratkante, sondern umging das kurze Gratstück südseitig, wobei dort Vorsicht geboten war. Sehr schnell gelangten wir wieder zur Schlüsselstelle. Genau oberhalb von dieser wurde der Wind plötzlich relativ stark und böig. Deshalb wollte ich eigentlich gesichert absteigen. Allerdings fanden wir einen besseren Weg, der im oberen Teil links der Aufstiegsrinne hinunterführt. Diesen traute ich mir nach anfänglichem Zögern doch seilfrei zu. Ganz angenehm war auch diese Variante nicht: Auf halber Höhe querten wir zurück in die Rinne, wobei dort eine kurze Querung ohne gute Griffe zu meistern war (II+). Dort war kurz noch einmal Konzentration erforderlich. Danach folgte der Abstieg dem Aufstiegsweg bis zur Einstiegsrampe. Wir stiegen die gesamte Rampe ab, was deutlich einfacher war, als unser Aufstiegsweg. Damit waren die Schwierigkeiten gemeistert. Wir stiegen über die Grashänge wieder ins Arvental ab, und fuhren mit den Mountainbikes über den langen Weg zurück zum Oberhaus. Dort kamen wir um 13:45 an.
Erwähnenswertes:
1. Der Weg durch die Südflanke der Merbspitze ist nicht einfach (II+) und stellenweise auch ausgesetzt. Das Hauptproblem an diesem Anstieg ist, dass wegen des brüchigen Felses an zahlreichen Stellen keine guten Griffe vorhanden sind. Dann muss man sich auf die Reibung der Schuhsohlen verlassen. Und das ist wirklich nicht jedermanns Sache! Vor allem an der Schlüsselstelle ist wirklich große Vorsicht geboten. Aber zumindest die heikelsten Meter können gut von oberhalb gesichert werden (es ist sogar ein etwas versteckter Bohrhaken zu finden). Geübte Bersteiger schaffen den Aufstieg seilfrei.
2. Der von georgb hier auf hikr.org beschriebene Weg über den SW-Grat klingt zwar auch unangenehm, dürfte aber trotzdem leichter sein, als der Weg durch die Südflanke. Alle anderen Wege dürften im Sommer unbegehbar sein.
3. Im Winter/Frühjahr gibt es 2 gefährliche Wege, die Merbspitze zu erreichen: Man kann durch die steile Westflanke aufsteigen, wobei dieser Weg sehr steil und lawinengefährlich ist. Auch die Südflanke ist im Winter begehbar, wobei diese ähnlich steil und ebenfalls sehr lawinengefährlich ist. Daher ist von einer Winterbesteigung der Merbspitze abzuraten.
4. Es gibt 3 Möglichkeiten, den Weg durch die Südflanke zu erreichen: Man kann unseren Weg vom Oberhaus aus nehmen, man kann von Rein in Taufers aus das Klammljoch überschreiten, oder von Prettau über das Merbjoch wandern und zum Einstieg in die Flanke queren. Deshalb wird die Merbspitze häufiger bestiegen, als man vermuten würde.
5. Die Steinschlaggefahr am Normalweg darf auf keinen Fall unterschätzt werden. Besonders dann, wenn mehrere Leute unterwegs sein, ist ein Helm Pflicht.
6. Man sollte für die Tour ein Mountainbike verwenden, dann kann man sie an einem halben Tag meistern. Anderfalls kostet der Marsch ins Arvental sehr viel Zeit.
7. Man sollte diesen Weg nur dann begehen, wenn kein Schnee mehr am Aufstiegsweg liegt. Denn sonst muss mit Pickel und Steigeisen aufsteigen, und einige felsige Passagen mit den Steigeisen klettern, da man sie im steilen Gelände nur schwer ausziehen kann. In einem "normalen" Sommer apert die Südflanke erst im August aus - heuer dürfte sie schon Anfang Juli schneefrei gewesen sein.
8. Wenn man den 2. Schwierigkeitsgrad in brüchigem Fels sicher beherrscht, so kann man sich auf einen wunderschönen Bergtag auf der Merbspitze freuen. Die Aussicht ist ein Traum, und das schon während des gesamten Aufstieges. Das gilt ganz besonders für die beiden Aufstiegsvarianten über die Arventalalm. Da kann man es auch verkraften, dass man bei schönem Wetter wahrscheinlich nicht allein auf der Merbspitze sein wird. Eine Besteigung der Merbspitze ist daher für geübte Bergsteiger wärmstens zu empfehlen.
Tourengänger:
BigE17

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