Spazzacaldeira (Variante Nigg) und La Fiamma


Publiziert von rhenus , 28. Oktober 2019 um 18:43.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Bregaglia
Tour Datum:28 August 1990
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: 6a (Französische Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 500 m
Abstieg: 500 m

Der interessante historische Bericht von Natascha Knecht im rührigen Heft "Schweizer Bergliebe" (Herbst 2019) erinnerte mich an unsere Kletterei an der Fiamma im schweizerischen Bergell vor etlichen Jahren. Diese unter Kletterern bekannte Granitnadel, eine zu Stein erstarrte Flamme, die vom Talgrund aus nur mit dem Feldstecher gut auszumachen ist, wurde im Jahre 1936 von Philipp Wieland, Bergführer und damals Hüttenwart der Albignahütte, zusammen mit Hans Hürlimann erstmals bestiegen. Die Seilschaft sicherte sich durch Seilwurf über die Kante. Die oberste Spitze scheint im Lauf der Jahrzehnte um ca. 1 m abgebrochen zu sein. Im Jahre 1938 wurde die Fiamma auch erstmals verfilmt unter dem Titel "Bergeller Kletterbissen". Der von Werner Stauffacher und dem St. Moritzer Fotografen Andreas Pedrett erstellte Schwarzweissfilm zeigt Besteigungungen des Monte Sissone, des Ago di Sciora  und der Fiamma - mit Fiamma-Erstbesteiger Philipp Wieland und dem damaligen Fornohüttenwart. Der Bericht von Natascha Knecht ist für mich Ansporn, wieder mal im herrlich rauhen Bergeller Granit im Gebiet der Albignahütte klettern zu gehen.

Im Rahmen unserer Kletterwoche in der Albignahütte war natürlich auch die Spazzacaldeira mit der Fiamma ein lockendes Ziel. Nachdem wir am Vortag zur Angewöhnung ans Reibungsklettern als Erstes den einfachen, aber sehr schönen Südgrat des Pzo Balzetto kletterten, gings von der Albignahütte runter zum Einstieg in den Nordostgrat der Spazzacaldeira. Zuerst in einem guten Pfad in der Falllinie hoch, etwas Klettern im 3. Grat, dann über eine unangenehme Stelle (4b, Fixseil) weiter zu einem Kamin mit Klemmblöcken. Dort begann die eigentliche Kletterei (zuerst 1 Seillänge 4c). Hier trafen wir den Zürcher Bergführer und Pionier des Freikletterns Walter Müller mit seinem Gast. Er stieg in die "Variante Nigg" (benannt nach Bergführer Paul Nigg, Pontresina, etwa 6a) ein. Mit den Worten: "Kein Problem für euch" animierte er uns, es ihm gleich zu tun. Ein überhängender Riss mit einer Schuppe hat Urs und mich bzw. unsere Oberarme dann doch etwas gefordert. Anschliessend knapp unterhalb dem Nordostgrat einige sehr schöne leichtere Seillängen zum Vorgipfel der Spazzacaldeira. Nach kurzem Abseilen umgingen wir den Dente, den weniger bekannten Nachbar der Fiamma.  Ohne jeden Stau - wir hatten die Granitnadel für uns alleine - bestiegen wir nacheinander dank den Tipps von Walter Müller ohne grossen Krafteinsatz direkt die Granitnadel der nur ca. 22 hohen Fiamma über die einfache 5c-Variante. Doch auch diese einfachste Route ist ziemlich griffarm und luftig, links und rechts gähnende Tiefe, Vicosoprano fast 1500m senkrecht unter uns. Der Abstieg erfolgte über den Spazzacaldeira-Hauptgipfel, er ist weitgehend Gehgelände mit einer Abseilstelle. Nach diesem tollen Klettererlebnis stiegen wir zufrieden wieder zur Albignahütte hinauf, die im Zuge des Staumauerbaus im Jahre 1956 um ca. 200 m höher gelegt werden musste.

Leider keine eigenen Fotos der Kletterei mehr greifbar

Tourengänger: rhenus


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T4+ V
T5 5c
29 Aug 15
Fiamma - La Flamma · Sherpa
T4+ 5c
1 Sep 21
La Fiamma & Capanna Albigna · ᴅinu
T5 5c
25 Jul 15
La Fiamma! · Alpin_Rise
T4+ SS VI+
5c
VII-

Kommentar hinzufügen»