Pleiten, Pech und Pannen am Bergseeschijen


Publiziert von Zoraya , 15. Oktober 2019 um 21:14.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:14 Oktober 2019
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: 5a (Französische Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m

Klettern und Bergsteigen sind teure Hobbys. Beziehungsweise nicht der Sport an sich sondern das Material, welches benötigt wird. Um so schlimmer, wenn man dann am Berg das Material verliert. So geschehen heute, an diesem wunderschönen Montag, an dem wir mindestens 200 Franken den Berg hinunter geworfen haben. 

Meine Kollegin und ich hatten beide frei. Klar, dass wir diesen wunderschönen Montag sofort nutzten und eine Klettertour planten. Föhn sei Dank herrschten im Kanton Uri fast sommerliche Temperaturen. Dem gefallenen Schnee ging es durch die letzten, warmen Herbsttage gehörig an den Kragen. Die Verhältnisse in der Höhe waren entsprechend top, so dass wir die Gelegenheit nutzten und uns noch einmal in hochalpines Gelände wagten - an die wunderschöne Route der Via Andrea am Bergseeschijen. Gleich zu Beginn folgendes; Bereits vor zwei Wochen, an einem Sonntag, wollten wir diese Route klettern. Wir waren nicht die einzigen. Ich persönlich finde, dass die Routen an diesem Berg nicht unbedingt anfängertauglich sind. Dies gilt vor allem für die letzten 4 Seillängen, welche man hauptsächlich selber absichern muss. Da wir an den Standplätzen zum Teil fast eine Stunde warten mussten, brachen wir die Tour ab und seilten ab zum Einstieg. Um 16.30 Uhr liefen wir von der Bergseehütte los hinunter zur Göscheneralp. Es waren noch immer die Seilschaften, welche vor uns kletterten, im Südgrad. Ich bezeichne mich ja auch eher als Anfänger im klettern. Aus meiner Sicht jedoch, klettern am Bergseeschijen viele, welche gerade frisch der Halle entsprungen sind. 

Wir stiegen um ca. 10.30 Uhr in die Route Via Andrea ein. Die erste plattige Seillänge stieg ich vor. Am Standplatz fiel mir jedoch mein Handy aus der Jackentasche und plumpste den Berg hinab. Meine Kollegin fand das, natürlich komplett zerstörte Natel, beim Einstieg. Ja gut, wenigstens habe ich die SIM Karte noch. Trotzdem ärgerte ich mich über meine Zerstreutheit, dass ich einfach jedes Mal wieder vergesse, die Jackentaschen zu schliessen! Nun gut, weiter geht's. Die ersten 3 Seillängen (4c, 4c, 5a) sind eher plattig aber gut abgesichert. Die 4. Seillänge athletischer aber mit besseren Griffen ausgestattet. Am Standplatz in eben dieser Seillänge, passierte dann das, was einer Seilschaft nie passieren sollte. Das Sicherungsgerät, inkl. HMS Karabiner fiel meiner Kollegin den Berg hinunter. In Zeitlupe, wie mein I-Phone, sauste das Material in die Tiefe. Was war denn heute nur los? Uns blieb nichts anderes übrig, als das jeweils einer von uns mit HMS sicherte. Nach zwei weiteren SL befanden wir uns in der Südgratroute zum Gipfel. Es folgen zwei einfach SL (3a, 3c), welche über keine gebohrten Bolts verfügen. Ich hängte die zwei SL zusammen. Abgesehen vom Seilzug kein Problem. Gem. Topo würden nun eigentlich noch 2 5a Seillängen folgen. Es sind aber 3 (?). Diese 3 SL sind nur noch minim mit Haken abgesichert. Insbesondere die letzte Seillänge hat nur noch einen Haken. Im letzten Jahr empfand ich diese Seillängen im Nachstieg recht anspruchsvoll - in diesem Jahr jedoch, im Vorstieg, kein Problem mehr. Da freut sich das Kletterherz, wenn man solche Fortschritte verzeichnen darf. 

Nach der letzten Seillänge in einfachem aber ausgesetztem Blockgelände zum Gipfel, nach knapp 4 Stunden. Die Fernsicht heute war dank Föhn klar und atemberaubend schön. Insbesondere gefiel uns die Sicht zum Salbitschijen Südgrat, welcher wir vor 2 Monaten absolviert haben. Der Abstieg vom Bergseeschijen ist lange und mit derzeitigen Verhältnissen eher mühsam. In der Ostflanke lag Schnee. Ohne das montierte Stahlseil wäre der Abstieg wahrscheinlich zu einer unangenehmer Rutschpartie geworden. Ab Bergseeschijenlücke dann schneefrei und wesentlich angenehmer. Nach ca. 2 Stunden erreichten wir wieder die Göscheneralp. 

Die Via Andrea am Bergseeschijen gehört zu den einfacheren Routen, darf jedoch aufgrund ihres tieferen Schwierigkeitsgrades nicht unterschätzt werden. Viel Reibungs- und Risskletterei. Nach 6 Seillängen mündet die Via Andrea in den Südgrat, welcher nur noch sehr spärlich mit Haken ausgestattet ist. Wer den Schwierigkeitsgrat gut beherrscht, wird die Kletterei lieben. Der Fels ist bombenfest, die Aussicht stets spektakulär mit einem wunderschönen Gipfel als Zückerchen. 


Tourengänger: Zoraya


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Kommentare (1)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 1. November 2019 um 18:31
unglaublich, was du da so locker bewältigst - meine grösste Anerkennung, und lieber Gruss!


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