Kröndlberg/Horn – Traumtour bei Kaiserwetter


Publiziert von kardirk , 12. Oktober 2019 um 22:43.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Kitzbüheler Alpen
Tour Datum:11 Oktober 2019
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 11:00
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:17km

Kröndlberg und Horn sind beliebte Wanderberge, die Überschreitung des Grates von der Schneegrubenspitze aus lag mir schon länger am Herzen. Letzten Monat versumpfte buchstäblich ein Versuch in den feuchten Wiesen des oberen Trattenbaches, ich versuchte über Forststrassen auszuweichen um dann über den eingezeichneten Steig zur Schneegrubenalm zu queren, das kostete zuviel Zeit und Kraft. Ich erreichte zwar die Schneegrubenscharte und über den schönen leichten Grat die Spitze, aber es zu spät und ich zu entkräftet für eine weitere Überschreitung. Diesmal wollte ich es besser machen.

Start am Parkplatz Wegscheid. Dort folgte ich der vom Wanderweg abzweigenden Forststrasse, die bequem in Kehren ins Trattenbachtal führt. Sie mündet in einen deutlichen breiten Steig, der anders als in Koasakraxens Bericht mittlerweile bis zur Alm hinaufführt. Begleitet wurde ich von Charlie und Jolante, einem Ziegenpärchen, er ein prächtiger Bock, mit ebensolchen Geruch, sie anscheinend seine Gespielin mit vollen Zitzen, die ohne jede Mühe gemütlich vor mir den Weg hinauftrabten.
An der Alm verfolgte ich einen nach Süden den Hang ansteigenden Forstweg, der um einen Rücken herumführt und in großräumigen Waldlichtungen, wohl ehemalige Windwurfflächen, endet, augenscheinlich zum Holzabtransport angelegt.
T1-2, 3km, 340hm, 1h.

Nun wurde es ernst. Ich stieg am Rande der Lichtung im Wald weglos Wildwechsel folgend steil hinan. Charlie und Jolante fanden das zu anstrengend und blieben mümmelnd zurück.
Durch den Wald gings nun neben einem Bachlauf hinauf, oben wurde das Gelände lichter und flacher, es folgten einzelne Mulden und Stufen, die trotz dichter Botanik gut zu gehen waren, zuletzt querte ich oberhalb einer Geländestufe nach rechts zur Basis des deutlich sichtbaren NW-Grates der Schneegrubenspitze.
T3-4, 1,4 km, 360hm, 1h

Ich folgte nun dem Grat unten steil und leicht bewaldet, oberhalb dann dichte Latschenbestände. Da ich am Grat bleiben wollte gings durch diese mittel diverser Gassen etwas anstregender. Man kann auch nördlich unterhalb im steilen Hang ohne Latschen ansteigen. In den Latschen sind zudem einzelne Blockfelder, die es zu überkraxeln gilt. Der Grat steilt sich dann im grasig/felsigen Bereich etwas aus. Ein auffalender Felsturm stellt sich in den Weg und wird durch einen Spalt (kurz mal I) bezwungen. Dannach legt sich der breite Grat zurück und man erreicht über Gras den Gipfel der Schneegrubenspitze (2237m).
T3-4 (I), 1km, 360hm, 1:30h

Die Aussicht war jetzt schon phänomenal. Nach kurzer Pause gings nun weiterz zur Molterfeldspitze. Der Grat zum P.2269 ist dabei recht schroffig und mit großen Felsblöcken gespickt. Ich bin immer am Grat geblieben und habe die kleinen Türmchen direkt genommen. Daher gibt’s hier Stellen I + II zu kraxeln. Man könnte aber auch alle Schwierigkeiten einfach in den Hängen umgehen.
T4 (I od. II), 0,7km, 55hm 0:35h

Von der Molterfeldspitze (2248m) wird der Grat deutlich leichter und breiter. Ein Felsabbruch kann man im Gras unschwierig umgehen und man gelangt schnell zum Sattel hinab. Der Anstieg zum P.2302, dem breiten Rücken vor dem Kröndlberg geht zunächst leicht über Gras, dann durch ein Gewirr von Blöcken und Steinstufen, die unschwierig zu durchkraxeln sind. Man gelangt auf eine grasige Ebene, dann verschmälert sich der Grat zu dem grobblockigen Gipfel. Dahinter stellen sich ein paar sehr alpine Felstürme in den Weg. Der wuchtige Kopf gleich zu Beginn nötigte mich zur Umgehung, eine Ersteigung geht sicherlich gegen III. Da links (NO) Schnee lag, wich ich südlich aus. Dies verlangte einige Kraxelei über große Blöcke im steileren Gelände (i-II), dann gings über eine kurze Grasrinne wiederhinauf zum Grat. Den letzten Turm umging ich ebenso auf Steigspuren im SW-Hang. Im Rückblick sah ich, das man hier einfach hätte drübersteigen können.
Es folgte noch der steilere Anstieg hinauf auf den Kröndlberg, ca 100hm. Der Kröndlberg selber besteht aus 4 Kuppen, bzw Gipfeln, die ersten beiden sind leicht, da über Gras zu erreichen, der zweite ist denn auch der Hauptgifel (hierher führte auch eine Spur im Schnee vom Wanderweg her). Dann wird der Grat schmal und felsig und fordert nochmal Konzentration und Kraxelei im I Grad. Mit der leichten Schneeauflage war das schon recht fordernd. Der letzte Zipfel fällt grasig gegen den Sattel vor dem Kröndlhorn ab. Diesen Übergang hatten die beiden anderen Berichte  die es hierzu gibt nicht gemacht. Es folgte eine ausgiebige Rast vor überwältigender Kulisse.
T3-4, Stellen I-II, 2,6km, ca. 300hm, 2:35h.

Dannach noch der vermeintlich leichte Übergang zur Kapelle. Der Grashang hinab zum Sattel war jedoch reichlich steil und ob des abgetauten Schnees rutschig, sodaß er vermehrte Vorsicht verlangte. Dann über den Steig hinauf zum Kröndlhorn mit Kapelle.
T3, 0,2km,20hm, 0:10h

Als Abstieg wählte ich nun den Normalweg, der bis auf eine kurze Schneeauflage problemlos zu gehen war. Dabei folgte ich dann doch lieber weglos dem breiten Rücken mit Aussicht, bevor ich unten wieder über den Steig zur Streitfeldenalm und dann weiter zur neuen Bamber hütte abstieg.
T3-2, 3,7km, 1:40h

Von dort gings dann über den Wanderweg leicht hinab zurück zum Parkplatz, wobei ich unten ein aufgelassenes Teilstück nutzte, das aber schon recht ausgewaschen und daher ruppig ist. Da es Dunkel wurde wollte ich meine Stirnlampe  nutzten, mußte aber feststellen, dass der Akku leer war. Gott-sei-Dank hat ja mittlerweile jedes Smartphone die Taschenlampe-App und so konnte ich meinen Abstieg doch noch sicher beleuchten.
T2, 4,2km, 1:35h

Fazit:
Tolle Tour, besonders für Tage wie diesen, mit kongenialer Fernsicht nach allen Seiten. Selten hab ich den Hauptkamm so präsent gesehen wie heute. In der Ferne waren sogar der Dachstein zu sehen. Ausreichende Kondition sollte man haben, dazu Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Die Orientierung ist einfach, könnte aber bei Nebel problematisch werden, da der Grat vielfach nicht allzu ausgeprägt ist. Zu den Schwierigkeiten: Koasakrax und Sven86 haben die Tour nur mit T3+ bewertet. Liegt sicherlich auch daran, das Sie teilweise den Schwierigkeiten am Grat ausgewichen sind. Ich würd auf jedenfall ein T4 vergeben, allein schon wegen des Zustiegs. Je mehr man von den Felsschmankl mitnimmt, umso schwerer wird die Tour – da kann dann auch mal ein IVer dabeisein – dazu kam dann noch die leichte Schneeauflage ab 2100-2200m.
 

Tourengänger: kardirk


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Kommentare (2)


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hannes80 hat gesagt:
Gesendet am 13. Oktober 2019 um 13:23
Schöne Tour mit tollen Bildern, die Fernsicht war ja gigantisch. Steht ab sofort auf meiner ToDo-Liste.

sven86 hat gesagt:
Gesendet am 13. Oktober 2019 um 22:57
Hallo Dirk,
Gratulation zur schönen Tour! Bin in der Tat die schärferen Stellen umgangen, rüber zum Kröndlberg sogar ziemlich weiträumig über den Wanderweg.
VG Sven


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