Säntis (2502 m) - von Süden auf den höchsten Alpsteiner mit interessantem Abstieg


Publiziert von gero , 30. September 2019 um 10:39.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum:20 September 2019
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AI   CH-SG   CH-AR 
Zeitbedarf: 12:00
Aufstieg: 1850 m
Abstieg: 1850 m
Strecke:Unterwasser (Chüeboden) - Laui - Alpli - Thurwies - Langenbüel - Schafboden - Rotsteinpaß - Lisengrat - Chalbersäntis - Säntis - Tierwies - Stoossattel - Lauchwis - Schrenit - Mutteli - Gäpperensee - Laui - Unterwasser (22,2 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Aus dem Rheintal hinauf nach Wildhaus und weiter nach Unterwasser. Parken entweder auf einem der vielen kostenpflichtigen P (meist 5 CHF pro Tag) oder in Unterwasser Chüeboden auf einem winzigen kostenlosen P neben dem Sägewerk.
Kartennummer:Wanderkarte Obertoggenburg-Appenzell Blatt 2514 (1:25.000)

Meine heutige Rundtour durch die Südseite des Säntis ist in ähnlicher Form schon vielfach vorgestellt worden, eine detaillierte Beschreibung erübrigt sich deshalb. Wenn ich sie hier trotzdem vorstelle, so deshalb, weil sie meines Wissens in genau dieser Form noch nicht beschrieben worden ist. Sie kann natürlich beliebig erweitert oder abgekürzt werden; besonders mein Rückweg zieht sich zum Schluß ziemlich in die Länge - bedingt durch das tolle Wetter, hänge ich aber immer noch eine Erweiterung dran und darf wunderbare Fernsichten genießen, die sich auf dem sehr empfehlenswerten Höhenweg von Tierwies über den langen Kamm des Silberplatten immer aufs Neue ergeben.

Zu früher Stunde starte ich von Unterwasser-Chüeboden (1032 m; zur Parkplatzsituation siehe Ende meines Berichtes), es geht auf guter Alpstraße noch im Dunkeln hinauf nach Thurwis (1207 m) und weiter zum Wegpunkt Langenbüel (1473 m), es dämmert endlich. Vor mir liegen etliche Geländestufen, hoch droben ist seit einiger Zeit beispielsweise die Hütte des Gasthauses Schafboden (1729 m) zu erkennen. Auf dem Weiterweg zum Rotsteinpass (2124 m) zweigt, gut beschildert  und deshalb nicht zu übersehen, bei Schofbode-Brünne (1868 m) der Direktanstieg zum Chalbersäntis ab (ihn wähle ich absichtlich nicht, denn ich möchte den landschaftlich sehr reizvollen Steig über den Lisengrat begehen). Als ich um 8:30 Uhr am Rotsteinpass (2122 m) ankomme, ist die Sonne längst aufgegangen; hier machen sich die ersten Bergsteiger fertig, um ihre diversen Ziele anzugehen.

Die hiesige Hütte liegt in landschaftlich bezaubernd schöner Lage: nach Norden sieht man bis zum Bodensee, nach Süden .... ja, wer zählt die Gipfel nennt die Namen, es ist einfach (nahezu) alles vertreten, was Rang und Namen hat.

Der Lisengrat (beachte Anmerkung am Schluß des Berichtes sowie Fotos !) beginnt gleich an der Hütte, er zieht nun zunächst als scharf geschnittener Wiesen-, später Schrofenkamm hinauf Richtung Säntis, dessen leider total verbauter Gipfel gut einzusehen ist. Der Steig ist aber bestens präpariert und deshalb problemlos zu begehen; es gilt, einen ersten dominanten Felskopf zu begehen, durch dessen steile Ostflanke sich zick-zack-förmig der Steig hinauf windet. Durch die frontale Draufsicht erscheint der Steig jedoch wesentlich steiler, als er dann in Realität ist; hier finden sich erste Steighilfen in Form von Fixseilen und kleinen Stufen, die bei normalen Bedingungen eigentlich nicht erforderlich sind.

Nachdem dieser erste, östlichste Kopf des Grates erklommen ist, wandelt sich der Lisengrat in einen reinen Felsgrat, der durchaus eine gewisse Ausgesetztheit aufweist. Dank nahezu durchgehender Fixseile ist er aber auch weiterhin gut zu begehen; es geht mal auf dem Grat, mal in dessen seitlicher Flanke dahin, und viel zu schnell ist dieser kurzweilige, äußerst aussichtsreiche Steig wieder zu Ende: ich stehe auf dem Chälbersäntis (2378 m), dem Kulminationspunkt des Lisengrates und östlichen Vorgipfel des eigentlichen Säntis.

Über einige weiterhin versicherte Wegstücke, zuletzt über plattige Felspassagen, erreiche ich schließlich den Hauptgipfel des Säntis (2502 m). Es ist jetzt kurz nach 10 Uhr - gerade noch, bevor die Seilbahn von Schwägalp Touristen in Massen heraufschaufelt. Ich habe ab Unterwasser ca 5 1/2 Std gebraucht, einschließlich vieler Fotopausen. Der Gipfel ist in Wirklichkeit keineswegs so scharf geschnitten, wie er sich speziell von Norden darstellt; vielmehr handelt es sich um einen halbkugelartigen Kopf mit ausgedehntem Gipfelplateau, das allerdings auf schauerliche Art mit den Seilbahn- und Restaurationsanlagen, dem riesigen Sendemast, Aussichtsplatformen und Treppenanlagen nahezu völlig verbaut ist. Aber dies weiß man alles vorher, und die Aussicht ist wirklich grandios.

Nach längerer Pause, und als die Menschenmassen seibahnbedingt allmählich überhand nehmen, geht es für mich dann weiter: ich möchte hinunter nach Tierwies und dann irgendwie nach Unterwasser absteigen. Bestens beschildert, führt ein Stollen durch den Berg hindurch auf dessen Westseite und dort unerwartet ausgesetzt durch einen Felsspalt abwärts. Dieser ist aber mittels Drahtseile und vieler Stufen entschärft und problemlos begehbar. Über viele Kehren geht es dann durch teilweise steiles Karstgelände in gut 1 Std. hinunter zum Berggasthaus Tierwies (2085 m), es stellt mit etlichen Anschlußwegen ein weiteres Wegekreuz im Säntisgebiet dar.

Für mich stellt sich nun die Frage des weiteren Abstieges: am schnellsten würde der beschilderte Direktabstieg über Thurwies nach Unterwasser führen. Aber das Wetter und damit die gute Laune locken mich auf den reizvollen Höhenweg, welcher unter anderem vorbei am Silberplatten in rund 2000 m Höhe zum Sattel der Lauchwis führt. Er ist bei Tierwies mit Ziel Gräppelensee ausgeschildert - auf gehts, jetzt bin ich hier, und jetzt wirds gemacht !

Der gute Bergsteig führt nun ostseitig am Grenzchopf vorbei und auf den Silberplatten zu. Kurz bevor man diesen erreicht, hat man beim Koteneintrag 2080 der Lk die Qual der Wahl: nach rechts noch hinauf auf den Silberplatten oder nach links weiter Richtung Stosssattel / Lauchwis? Nachdem ich nicht weiß, wie lange mein Weiterweg noch sein wird, verzichte ich auf den Silberplatten und steige links unter dessen Ostwand ab, bis es jenseits wieder hinauf zum Stosssattel (2044 m) geht. Bei diesem Ab- und Wiederanstieg geht es um etwa 100 Hm, dies weiß man aber bei genauem Kartenstudium vorher. Nach dem Sattel folgt eine kurze Querung, und dann geht es eine steile Wiese hinunter zum Sattel Lauchwis (1830 m); ich habe für dieses Teilstück ab Tierwies etwa 2 Std. benötigt.

Der Weiterweg führt dann 200 Hm hinab in das kleine Almgebiet von Schrenit (1646 m), wo ich mich ein weiteres Mal zu entscheiden habe, wie mein Weiterweg aussehen soll: direkt hinab nach Laui oder noch einen Umweg zum Gräppelensee machen? Im Hinblick auf das phantastische Wetter entschließe ich mich für die zweite Variante, und dies ist insofern ein "Fehler", als es nach einem Abstieg zu den Almhütten von Mutteli (1564 m) nochmals einen Gegenanstieg von rund 100 Hm zu meistern gilt, der mir nun allmählich doch ganz ordentlich in die Beine geht. Danach aber erreiche ich eine Forststraße, und diese leitet mich unter dem Gräppelenstein entlang hinab nach Türlisboden (den Gräppelensee lasse ich zur Rechten liegen) und schließlich hinab nach Unterwasser-Chüeboden.


Anmerkungen:

- Die hier vorgestellte Rundtour kann mehrfach abgekürzt werden, beispielsweise durch den direkten Abstieg von Tierwies nach Unterwasser. In diesem Fall verzichtet man auf die Begehung des wunderbaren, sehr aussichtsreichen Höhenweges entlang des Silberplatten.

- Das gesamte Säntisgebiet ist durch Markierungen und Beschilderungen bestens präpariert - so auch diese beschriebene Rundtour.

- Der Lisengrat ist mit der üblichen alpinen Erfahrung und Trittsicherheit bei normalen Verhältnissen problemlos zu begehen. Nachdem er aber im mittelbaren Einzugsgebiet der Säntis-Seilbahn liegt, weise ich ausdrücklich darauf hin, daß er für nicht berggewohnte Wanderer möglicherweise ungeeignet ist. Trotz der vielfältigen Sicherungen ist er sehr alpin und teilweise erheblich ausgesetzt und sollte deshalb nicht unterschätzt werden. Kinder evtl. ans Seil !

- Zur Parkplatzsituation:
Es dürfte hinlänglich bekannt sein, daß es im weitläufigen Gebiet von Wildhaus nahezu ausschließlich gebührenpflichtige P gibt. Ich habe mich in Unterwasser kurz vor Chüeboden auf einen der raren kostenlosen P neben das Sägewerk gestellt (und mich vorher im Sägewerk erkundigt, ob dies gestattet sei bzw. ich dort nicht irgendwelchen Werksaktivitäten im Weg bin). Als ich nachmittags zurück kam, haben zwei Privatpersonen genau dort Parkverbotsschilder an den Zaun gehängt. Dies schien mir eine "Nacht- und Nebel-Aktion" zu sein .... ob es dafür eine polizieliche Genehmigung gab, scheint mir etwas zweifelhaft.

Beim Gasthaus Chüeboden selbst ist ein größerer P, der am Tag 3,50 CHF kostet. Und dann gibt es noch den Großparkplatz Laui, dort sind für 12 Std. 5 CHF zu bezahlen. In jedem Fall ist das Geld abgezählt bereit zu halten, Rückgabe erfolgt nicht. Und: alle 3 P liegen relativ nahe beisammen, auf die 20 Minuten, die man von Chüeboden bis Laui zu Fuß braucht, kommt es meines Erachtens bei der Länge der Gesamttour schon nicht mehr an.

Tourengänger: gero


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Geodaten
 46273.gpx Kreuz und quer durch die Südseite des Säntis

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Kommentare (3)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 3. Oktober 2019 um 10:17
immer wieder schön: Säntis (mit den unzähligen Routen) und Lisengrat; den Abschnitt von der Tierwis unter den Silberplatten vorbei (dort hinauf möchten wir mal) zum Gräppelensee kenne ich allerdings nicht.

lg Felix

gero hat gesagt: RE:
Gesendet am 3. Oktober 2019 um 17:37
Den Silberplatten (und dann auch gleich den Stoss noch) würde ich nochmal mitgehen !

Felix hat gesagt:
Gesendet am 3. Oktober 2019 um 19:32
wir beabsichtigen schon seit langem, wieder mal in den Alpstein zu gehen - und diese Runde zu machen;
ob's wohl noch dieses Jahr klappt?

lg Felix


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