Säntis (2502 m) - Überschreitung des "Top of Alpstein"


Publiziert von Fabse_94 , 8. Oktober 2022 um 17:35.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum: 1 Juli 2022
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AI   CH-SG   CH-AR 
Zeitbedarf: 2 Tage 9:00
Aufstieg: 1620 m
Abstieg: 1620 m
Strecke:17,6 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Durch das Rheintal über Wildhaus nach Laui
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Gebührenpflichtiger Parkplatz in Laui (5 SFr./Tag)
Unterkunftmöglichkeiten:Rotsteinpasshütte, Alter Säntis, Tierwis
Kartennummer:Map Geo Admin

Der Säntis mit seinen zahlreichen Superlativen stand schon länger auf meiner "Bucket-List", obwohl er aus alpinistischer Sicht aufgrund seines verbauten Gipfels mit Restaurant, Sendeanlage, Wetterwarte, Ausstellung und Bergbahn (und damit einhergehend den zahlreichen Besuchern) nicht gerade lockt. Als markante Landmarke ist er jedoch auch von zahlreichen Punkten im Schwäbischen zu erblicken, sodass er auch von einer Freundin aus Oberschwaben schon lange auf der Liste stand. Am 01.07.2022 war es dann nach längerer Vorplanung endlich soweit und wir konnten den höchsten Berg des Alpsteins angehen, freilich "by fair means" ohne Bahnunterstützung.

Nach mittlerweile über 430 Tourenberichten verzichte ich auf eine ausschweifende Wegbeschreibung, sondern reduziere den Tourenbericht auf das Wesentliche.

An einem verregneten Freitagnachmittag starteten wir mit kleineren Bezahlproblemen am Ticketautomaten, die aber gelöst werden konnten (der Automat nimmt nur Münzen, leider hatten wir keine) vom beinahe leeren Parkplatz in Laui (1072 m). Bei trübem, aber zum Glück nicht wirklich regnerischem Wetter passierten wir nach und nach die Alphütten Langenbüel und Wis sowie das verlassen wirkende Gasthaus Schafboden, das die grau-trübe Nebeltristesse mit freilaufenden Hängebauchschweinen und Lämmchen, die uns einige Zeit folgten, aufhellen konnte. In den finalen Serpentinen vor dem Berggasthaus Rotsteinpass riss dann die Wolkendecke auf, sodass wir noch einen abendlichen Blick hinunter nach Fliss bzw. Laui erhaschen konnten. Die Rotsteinpasshütte (2124 m), welche uns mit erfreulicherweise relativ wenig Auslastung und einem warmen Abendessen inkl. Nachschlag erwartete, erreichten wir nach knapp drei Stunden.
Der nächste Morgen ließ Gutes verhoffen - gleißende Sonne, blauer Himmel, keine Wolken. Über den anfangs relativ leeren Lisengrat steigt man spektakulär, exponiert und gut gesichert, aber nie wirklich anspruchsvoll (T3+) dem Säntis entgegen. Je näher die Gipfelbauten kommen, desto mehr Menschen kamen uns entgegen, bis es kurz vor dem Gipfel dann ein regelrechter Andrang wird. An zwei Stellen auf dem Lisengrat konnten wir majestätische Steinböcke bewundern, die nicht wirklich scheu zu sein schienen. Durch die zahlreichen Staus und Wartepausen hat sich der Gipfelaufstieg vom Rotsteinpass zum Säntis etwas verzögert, sodass wir erst nach ca. 1:45 h oben ankommen. Der Blick war fantastisch, die zahlreichen Menschen weniger, aber das war ja abzusehen.
Nachdem wir das Panorama bewundert haben, stiegen wir durch das Gipfelbauwerk einige Stockwerte nach unten, bis man - zuletzt durch einen stollenartigen Tunnel - das obere Ende der sog. "Himmelsleiter" erreicht. Über diese gesicherte Steilpassage hinab zur Blauschnee-Lücke und über den Girensattel einen kurzen Abstecher zum menschenleeren aber unbeeindruckenden Girenspitz (2448 m), immerhin dem zweithöchsten Berg im Alpstein. Der Aufstieg vom Girensattel ist in wenigen Minuten über Steigspuren geschafft (T3). Durch anfangs relativ steiles Schrofengelände und später den oberen Teil des Charrenfeldes gelangten wir mit zahlreichem Gegenverkehr zur toll gelegenen Tierwis-Hütte auf 2085 m (ca. 1 Stunde vom Girensattel). Ein paar kleinere Schneefelder lagen noch in schattigen Passagen, behinderten den Abstieg jedoch nicht wirklich (oberes T3).
Aufgrund von Fußproblemen einer Freundin entschieden wir uns am Berggasthaus Tierwis für den direkten Abstieg nach Laui und nicht für die längere Variante über Stoos-Sattel und Lauchwis. Über Karrenfelder, die anfangs ein wenig an das Gottesackerplateau im Allgäu oder das Steinerne Meer in den Berchtesgadener Alpen erinnern, stiegen wir abwärts. Hat man die "Hangkante" erreicht, wechselt das Gelände von karstig zu botanisch interessant (man kann auch zugewuchert dazu sagen). Über einen schmalen, aber schönen Steig erreicht man die Steinhütte Chlinge und später den Karrenweg zwischen Langebüel und Chlus, der einen über den bekannten Weg hinab zum Parkplatz Laui führt. Dort hingen wir die aufgrund der mittlerweile doch ziemlich juli-mäßigen Temperatur erhitzten (Schweiß-)Füße in den kalten Bach und ließen die eindrückliche Rundtour über den Säntis Revue passieren.  

Schwierigkeiten/Gehzeiten:
Parkplatz Laui - Wis 1:15 h T1 Straßen und Karrenwege, teilweise steil
Wis - Schafboden - Rotsteinpass 1:45 h T2 Bergweg
Rotsteinpass - Lisengrat - Säntis 1:45 h T3+ Gesicherter, exponierter Steig
Säntis - Himmelsleiter - Girenspitz 0:30 h T3 Steig, teilweise gesichert und sehr steil
Girenspitz - Berggasthaus Tierwis 1:15 h T3 Schrofen- und Karrengelände
Berggasthaus Tierwis - Langebüel 1:45 h T2-T3  anfangs Karrengelände, später Steig
Langebüel - Parkplatz Laui 0:45 h T1 s. o. 

Fazit:
Alles in allem eindrucksvolle Tour auf einen markanten Gipfel, der mit interessanten Routen und phänomenaler Aussicht punktet. Die aufgrund der von der Schwägalp aus zum Gipfel führenden Luftseilbahn vorhandenen Menschenmassen sind da natürlich etwas ein Dorn im Auge, wegen der o. g. Vorzüge jedoch hinnehmbar. Einen "Appenzeller Erlebnis-Brunch" samt Beschallung durch traditionelle Blasmusik in 2500 m Höhe für weit über 100 Schweizer Franken p. P. muss man jedoch nicht zwingend haben. Landschaftlich war die Säntis-Überschreitung jedoch zugegebenermaßen wohl die schönste Tour in diesem Bergjahr 2022 (bislang).

Tourengänger: Fabse_94


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