Seilbahnen - Fluch oder Segen? Kann man so und so sehen. Auf alle Fälle ermöglicht es die Auffahrt von Saas Grund nach Hohsaas, das Weissmies als Tagestour zu machen.
Meine hikr-Kameraden Ursula, Felix und ich benutzten die erste Seilbahn um 7.30 Uhr ab Saas Grund, um hineinzugondeln in diesen schönen Tag. Schade, daß es keine frühere Seilbahn gibt, jetzt zu dieser Jahreszeit. Wir marschierten von der Bergstation Hohsaas (3098m gemäß LK - die ausgeschilderte Kote 3142m dürfte die kleine Kuppe oberhalb der Bergstation sein) um 8 Uhr los - jede Menge anderer Tourengänger waren an diesem Tag, an diesem leichten Viertausender unterwegs - aber erfreulicherweise verteilt sich die Masse Mensch relativ schnell. Man quert den Triftgletscher unter den Steilhängen des Weissmies-Nordgrates und gelangt bei ca. 3400m an den Steilaufschwung hinauf zum Westgrat - hier betritt man die steile Spaltenzone, die im Spätsommer durchaus ungemütlich ausgeapert ist. Derzeit aber herrschen perfekte Verhältnisse: der ganze Gletscher ist noch vom Winterschnee bedeckt, Spalten sind kaum zu sehen und problemlos auf guter Spur zu begehen.
Es geht nun steil aufwärts, bis man bei etwa 3600m den Westgrat erreicht; er leitet etwas weniger steil hinauf zum Gipfel des Weissmies (4023m). Für die 900m wird man etwa 3 Std. veranschlagen müssen.
In der Zwischenzeit hatten sich auch heute wieder zahlreiche Quellwolken gebildet, die zwar nichts Schlimmes verhießen, aber doch die Sicht etwas einschränkten. Wir rasteten auf dem Gipfel, es war windstill und warm, und zur allgemeinen Gemütlichkeit trug auch der Rosé bei, den Felix unerwartet aus dem Rucksack zauberte - Merci beaucoup!
Wir hatten vor, den Südgrat zum Zwischbergenpaß abzusteigen. Wie immer war es auch heute recht eindrucksvoll, dort hinunterzuschauen: 800m tiefer die Senke des Passes, jenseits der Portjengrat! Aber ich habe diesen Grat schon mehrfach begangen, kein Grund zur Sorge - er ist leichter und weniger anspruchsvoll, als es von oben aussieht, aber es ist sooo weit bis hinab nach Saas Almagell. Das erste Stück ist ein Firngrat, der zum südlichen Vorgipfel des Weissmies hinüberleitet - er ist minimal ausgesetzt, nordseitig geht es steil hinunter zum Weissmiesgletscher.
Der Südgrat ist ein reiner Felsgrat: blockiges Gelände, leider eher schuttig zu nennen. Der oberste Teil ist steil, hier muß man mehrfach die Hände an einigen Stellen zu Hilfe nehmen. Ausgesprochene Schwierigkeiten gibt es aber nicht zu meistern. Man halte sich so nah wie möglich an der Gratkante, nur selten lohnt es sich, geringfügig davon abzuweichen. Man kann den Grat bis zum Zwischbergenpaß hinunterturnen - unten wird er immer flacher, aber das brüchige Blockzeug läßt einen sehr bald nach Alternativen suchen. Wir querten bereits ganz oben zum Firnfeld hinüber, das östlich neben dem Südgrat eingelagert ist, und schlitterten dieses wesentlich bequemer hinunter bis zum Zwischbergenpaß.
Derzeit ist der Südgrat schneefrei. Für die ca. 800Hm sollte man 1-2 Std. veranschlagen.
Vom Zwischbergenpaß (3266m) steigt man die flache Mulde des Wisstales ab zur Almagellerhütte (2894m), hier empfiehlt sich eine Verschnaufpause nebst Stärkung - der weitere Abstieg durch das Almagellertal hinab nach Saas Almagell ist noch weit!
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