Hirzli und Planggenstock - Gratwege im Reich des Täli-Geists


Publiziert von Grimbart , 6. Oktober 2019 um 21:26.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:23 Juni 2019
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Oberseegruppe   Zürcher Hausberge 
Zeitbedarf: 4:15
Aufstieg: 850 m
Abstieg: 850 m
Strecke:ca. 12,0 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von cff logo Ziegelbrücke mit Bus 511 nach Niederurnen, Hst. Ochsenplatz
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.
Kartennummer:LKS 1:25000 Nr. 1133 (Linthebene) oder Swiss Map Mobile

Ein Sonntagsausflug in die Schweiz bescherte mir Ende Juni zwei attraktive Nagelfluhkanzeln über der Linthebene. Und das trotz einer hartnäckigen Nordstaulage! Diese „versaute“ mir zwar die erhofften Weitblicke, aber nicht meine Stimmung. Dafür wäre schon mehr notwendig gewesen, als nur an den Berghängen herumziehende Restwolken. Vielmehr verliehen diese dem Niederurner Täli jenen mystischen Touch, der die Überschreitung von Hirzli und Planggenstock zu einem eindrucksvollen Erlebnis machte. Vielleicht war es aber auch nur der Täli-Geist, der sich im Schutz der Nebelschwaden aus der Felswand des Wageten zu befreien suchte. Dies ist aber eine andere Geschichte … Was mir von diesem Tag in Erinnerung bleiben wird, sind reizvolle Gratwege, stille Wälder, sanfte Alpen, eindrucksvolle Steilwände und eine urige Seilbahn.

 

Abseits des öffentlichen Verkehrsnetzes gelegen, lässt sich die Talstation dieser Seilbahn von der Niederurner Kirche nach einem gut 10-minütigen Spaziergang entlang des Dorfbachs erreichen. Bei großem Andrang sollte man allerdings ob der begrenzten (Transport-)Kapazität eine ordentliche Portion Geduld und Zeit mitbringen. Wer diese erste „Hürde“ genommen hat, der kann sich dann recht unbeschwert auf die Suche nach der Schatztruhe des Täli-Geistes machen, oder eben so wie ich, die reizvollen Gratwege über dem Niederurner Täli erkunden.

Bei der Bergstation in Morgenholz begrüßen einen bereits ein paar vom Täli-Geist verwunschene ehemalige Tälibewohner. In Form von Holzskulpturen lassen sich diese am Weg hinauf nach Schwifärch noch mehrmals bewundern und sind willkommener Anlass auch einmal durchzuschnaufen. Denn der Anstieg durch den Wald zu den Wiesen von Schwifärch hat es in sich und bringt den Kreislauf gleich zu Beginn von Null auf Hundert.

Ab Schwifärch wird es aber wieder gemütlicher. An der Alphütte vorbei nimmt man den oberen Weg. Nach Westen abdrehend gewinnt man – schöne Bergwiesen und Waldstreifen querend – langsam an Höhe. Die Wolkenspiele an Wageten & Co betrachtend, verschwindet der Pfad nach einer Doppelkehre endgültig im Wald. Durch diesen ansteigend trifft man alsbald auf eine Wegverzweigung. Sich weiter bergwärts haltend geht’s nun hoch zu einem auf einer kleinen Lichtung versteckt gelegenen Forsthaus. Wenige Ausblicke bietend, laden hier dennoch ein paar Holzbänke zu einer kurzen Rast ein.

Frisch gestärkt wartet nach dem Forsthaus der finale Anstieg zum Hirzli. Dieser windet sich in Serpentinen durch lichten Fichtenwald hoch zum Gipfelgrat des Hirzli. Gut ein Dutzend Spitzkehren sind abzuarbeiten bis man die herrliche Aussicht am Hirzli genießen kann. Im Osten die Furche des Walensees, im Westen das Hügelland rund um den Zürchersee und über die im Süden zu betrachtende Gipfelparade informiert eine Panoramatafel. Vieles ließ sich an diesem Tag aber nur erahnen.

Nach dem Hirzli wartete nun das Highlight des Tages: Der Verbindungsgrat zum Planggenstock. An diesem waren die ein oder anderen Nagelfluhzacken aber nur schemenhaft zu erkennen. Was der Neugier auf die Wegführung aber nur förderlich war. Der Abstieg vom Hirzli in einen weiten Wiesensattel ist zwar teilweise steil, doch stets gut zu begehen. Im Sattel angelangt hält man sich bei der Wegverzweigung rechts und folgt einem Wiesenpfad über den noch wenig ausgeprägten Kamm bis zu einem ersten markanten Zacken aus Nagelfluh. Nun in die steile, bewaldete Südseite ausweichend, erklimmt man auf gutem Steig die erste Grathöhe. Danach wird der Kamm wieder ausladender und man steigt zwischen lichtem Baumbestand hindurch der Schlüsselstelle entgegen.

Wieder in die abschüssige Südflanke wechselnd, leitet ein mit Drahtseilen versicherter Steig, steil über Nagelfluh und Wurzeln nach oben. Anschließend sich stets etwas unterhalb der Krete haltend, wäre nun die Gelegenheit gewesen, die Ausblicke über die Linthebene zu genießen. Stattdessen gab es grau in grau. An einen weiteren Steilaufschwung heran, weicht der Pfad abermals in die Südseite aus. Im kurzen Zick-Zack über die begrünte Flanke hoch, wechselt man oben auf die Nordseite und nähert sich so den Gipfelfelsen. Rechts um einen markanten Gendarmen herum zieht der Steig nun steil nach oben zu einem Kamin. Ein wenig eng, aber dennoch mit Drahtseilen versichert steht man kurz darauf auf dem Haupt des Planggenstocks.

Wer vom Gratvergnügen noch nicht genug hat, der kommt beim darauffolgenden Abstieg über das Kämmli zur Muosalp noch ein weiteres Mal voll auf seine Kosten. Zunächst einmal steil über den bewaldeten SW-Grat – die Wegverzweigung nach Ober Planggen ignorierend – hinab zum Abzweig bei P. 1552. Hier nun geradeaus und sich – bis auf wenige Ausnahmen – stets an die dicht bewaldete Kammhöhe haltend, leitet ein teils nur fußbreiter Steig in leichtem Auf und Ab, den ein oder anderen Nagelfluhzacken in abschüssigem Gelände umgehend, über das Kämmli hinüber zur Anhöhe bei P. 1527.

Über dieses hinweg wartet nun ein Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erfordernder Gang über die schmale Krete hinab in eine Einsattelung. Sich weiterhin an die bewaldete, aber nun deutlich breitere Kammhöhe haltend, hat das Gratvergnügen über dem Niederurner Täli bei P. 1465 endgültig sein Ende gefunden. Weite, sanfte Alpmatten liegen einem nun zu Füßen. Im Süden von den eindrucksvollen Steilwänden des Chöpfenbergs abgeriegelt, läuft das Alpgebiet im hinteren Täli nach Norden in weichen Graskuppen aus. Ein lauschiges Plätzchen um den reizvollen Übergang vom Hirzli Revue passieren zu lassen.

Von P. 1465 steigt man schließlich weglos über Wiesen hinab zu einem Alpweg. Diesem talaus folgend schlendert man nun in aller Ruhe hinaus zur Muosalp. Von dort auf breitem Güterweg in zwei Kehren runter zum Muosalpbach, kann man nach einem kurzen Gegenanstieg ein letztes Mal die Nähe der imposanten Nordabstürze von Chöpfenberg und Brüggler genießen, bevor man für längere Zeit in dem märchenhaft anmutenden Flüewald verschwindet.

Nach Osten abdrehend geht’s durch diesen nun gemütlich bergab zu den Blumenwiesen bei Mettmen. An einem Grill- und Spielplatz vorbei trifft man nun wieder auch auf die Holzskulpturen des Künstlers Thomas Jud. Insgesamt sind 40 solcher Holzfiguren im Täli verstreut, die es am Skulpturen-Erlebnisweg zu entdecken gilt. Begleitet von diesen verwunschenen Tälibewohnern und mit dem Rauschen des Tälibachs im Ohr, geht’s nun gemütlich hinaus zum Weiler Bodenberg, wo das Gasthaus Hirzli zu einer Einkehr einlädt. Am Weg zurück zur Bergstation bei Morgenholz kann man nun entweder dem Fahrweg treu bleiben oder eine Schleife nach links über einen gut ausgeschilderten Waldweg abkürzen. Von Morgenholz schwebt man dann wieder gemütlich mit der urigen Luftseilbahn ins Tal. Gute acht Minuten benötigt diese um die 522 Höhenmeter zu überwinden.

 

Gehzeiten:

Niederurnen, Ochsenplatz – Talstation, Morgenholz (ca. 10'') – Morgenholz, Bergstation – Schwifärch (ca. 25'') – Forsthaus (ca. 35'') – Hirzli (ca. 30'') – Planggenstock (ca. 35'') – Chämmli – Abzw. P. 1465 (ca. 40'') – Muesalp – Flüewald – Mettmen (ca. 35'') – Berghaus Hirzli (ca. 20'') – Morgenholz, Bergstation (ca. 15'') – Talstation, Morgenholz – Niederurnen, Ochsenplatz (ca. 10'')


Tourengänger: Grimbart


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