Kurzbericht 

Sparketgrat & Hahnleskopf


Publiziert von Toni83 , 9. August 2019 um 16:23.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum:27 Juli 2019
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Hahntennjochstraße Ostauffahrt bis ca 1.550 m

Im Wörterbuch müsste für die Beschreibung des Wortes „brüchig“ eigentlich nur eines stehen: Sparketgrat.

Dass der Fels Abschnittsweise seine Festigkeit verliert, kann dem besten Berg passieren, aber in seiner Gesamtheit derart lose zu sein, ist mir bisher nicht unter gekommen (und mir sind weite Teile von Karwendel, Wetterstein & Co bestens bekannt). Fast wie klettern auf einem Schotterhaufen kommt es mir vor. Hier muss ich nicht nur jeden Tritt und Griff prüfen, sondern dazu auch den Felsblock an dem er haftet, und am besten den Sockel auf dem dieser steht gleich mit.

So, das musste ich zu Beginn los werden, und der Charakter der Tour ist damit auch gut beschrieben. Aber da war doch noch mehr, oder?

 

Zunächst starte ich von der Hahntennjochstraße, wo diese auf das Sparketkar trifft. Hier geht es zuerst durch eine freigeschnittene Latschengasse bergauf. Anfänglich ist der Weg gut zu erkennen, die Spuren verlaufen sich aber immer mehr und bald ist freie Spurwahl angesagt. Allzu schwierig ist die Wegfindung aber nicht.

Schließlich öffnet sich der Blick und man sieht vor sich die schön geschichteten Platteinspitzen und rechts die Mission des heutigen Tages, den Sparketgrat. Schön bedächtig kann man in diesem in sich abgeschlossenen Flecken Erde nach oben steigen und die Bergumrahmung wirken lassen.

Dann stehe ich am Talende, dort wo sich noch einmal ein Kessel gebildet hat. Hier mache ich rechterhand eine bis ganz zum Grat hinauf begrünte seichte Rinne aus, und wähle diesen Punkt als meinen Startpunkt für die Überschreitung. Es wäre auch leicht möglich weiter hinten auf den Grat zu kommen, da ich aber diesen Abschnitt bereits kenne, erlasse ich mir das.

 

Vorbei ist es mit dem Vorgeplänckel, ab jetzt heißt es bei der Sache sein. Tatsächlich ist auch gleich einmal ein Steinmanndl gesichtet, von denen es auf dieser Runde mehrere gibt – allerdings immer an so logischen Punkten, dass sie mir wenig weiterhelfen. Aber halt: ich mache hier eine GRATüberschreitung, da sollte der Weg doch ohnehin klar sein. Also gehe ich los und finde schnell in jene Geisteshaltung, die bei solchen Unternehmen besonders wichtig ist. Ernsthaftigkeit und ein Stück Entschlossenheit, denn ich weiß nie was mich die nächsten paar Meter erwartet, so wild zerrissen ist das Gelände. Immer wieder der Gedanke, ob sich die nächste Passage in Wohlgefallen auflösen wird, oder ob ich gar umkehren muss. Das Getänzel über den Grat oder knapp darunter herum lässt mich im Kopf ganz ruhig werden. Ich bin konfrontiert mit der alten Seele des Berges, die mich gewähren lässt, wohl auch froh ist um ein bisschen Gesellschaft. Die aber trotzdem keine Fehler verzeihen kann und darf, um sich ihrer selbst treu zu bleiben.

 

In dieser Weise gelange ich schließlich auf den höchsten Punkt des östlichen Gratendes. Hier steht nochmals ein etwas größerer Steinmann. Ich aber will noch weiter im Grat, und auf den Hahnleskopf, der meiner Meinung nach erst noch kommt. (Allerdings glaube ich auch, dass viele eben gerade diese höchste Erhebung für den Hahnleskopf halten.) Laut meinem Kartenmaterial, AVF und Höhenangabe (2.332m) ist das jedoch nicht der Fall, daher geht es für mich noch ein Stück „kraxelig“ weiter. Als ich dann endlich am Hahnleskopf ankomme ist da nichts. Kein Zeichen menschlicher Beschreitung. Nun denn, ob du nun der Hahneskopf bist oder nicht, ab heute sollst du mit einem Gipfelsteinmann gekrönt sein :)

 

Die beste Art vom Grat wieder herunter zu kommen ist, vom beschriebenen höchsten Punkt noch kurz weiter nach Süd-Osten weiter zu gehen/klettern und dann von einer breiten Scharte aus abermals über begrünte Schrofen und wahrscheinlich nicht schwerer als I hinunter ins Sparketkar zu gelangen. (Ich habe in meinem Übermut auf diesen unkomlizierten Abstieg verzichtet und kann nur sagen: steige nie in direkter Linie vom Hahnleskopf ab! T6+)

 

In meiner Variante bin ich wann immer es mir machbar erschien direkt am Grat geblieben, bzw. nach kurzem Ausweichen gleich wieder dorthin zurück gekehrt, daher meine Bewertung mit III, der größte Teil lässt sich bis II+ bewältigen. Zu langes „unten rum“ queren erschien mir nicht sinnvoll und vor allem wegen Brüchigkeit und Splittauflage als sehr heikel. Ganz Hartgesottene die jeden Meter am Grat gehen wollen, werden wohl mindestens einen schweren IV er auspacken müssen.

Too much für mich.

 

Ah ja, noch etwas. Wen die Zweirad-Geräuschkulisse der Hehntennjoch-Rennfahrer stört, sollte einen guten MP3 Player oder Ohrstöpsel mit im Gepäck haben.

 

Macht's es guat,

Toni


Tourengänger: Toni83


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