SC24: Cap. Adula UTOE - Pso dei Cadabi - Zapporthütte


Publiziert von basodino , 8. August 2019 um 16:48.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum: 2 August 2019
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Cima Rossa   CH-GR   CH-TI   Gruppo Rheinwaldhorn   Gruppo Zapporthorn 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 850 m
Abstieg: 970 m
Strecke:10 km
Unterkunftmöglichkeiten:Cap. Adula UTOE, Zapporthütte SAC

Nach dem gestrigen "Ruhetag", an dem wir immerhin noch die knappe Stunde von der unteren zur oberen Adulahütte zurückgelegt hatten, ging es heute an eine weitere interessante Etappe.

Zunächst stiegen wir den Weg weiter an, der an der Hütte beginnt und hinauf auf die Seitenmoräne des inzwischen kümmerlichen Vadrecc di Bresciana führt. Dort biegt man nach rechts ab und verliert unwesentlich an Höhe, um den Abfluss des Gletschers zu überqueren. Diese Stelle ist dann bei entsprechendem Schmelzwasser auch die einzige Herausforderung. Jenseits des Baches steigt man wieder an und erreicht bald den Passo del Laghetto mit zugehörigem See. T2, 50 min

Nach einer kurzen Pause geht es vom Pass eine steile, brüchige Rinne hinab, durch die wundersamer Weise ein durchmarkierter Weg führt. Trotzdem ist Vorsicht angezeigt, besonders wenn mehrere Menschen unterwegs sind. Einige Meter tiefer führt der Weg nach rechts weg in eine steinige Wiese und führt dann wieder hinab zu einem Bach. T3+, 30 min

Dort bogen wir vom Weg ab, überschritten den Bach und suchten uns einen möglichst günstigen Weg durch die Geröllhalden, auf eine kleine Scharte (2468 m) zuhaltend. Am Fuße der Scharte beginnt eine Spur, die einen auch auf der Rückseite weiterleitet. Nach der Scharte steigt man ca. 40 m ab und quert in brüchige Geröllhänge hinein. Diese durchquerten wir nach rechts zu einem teilweise grasigen Hang, den wir komplett erstiegen. Der Hang selbst ist steil, aber relativ fest und daher leicht zu begehen. T4 im Geröll, sonst leichter, 1 h 20 min

Jetzt trennten uns noch gut 200 m vom Passo dei Cadabi. Hier konnten wir gut erkennen, wie unterschiedlich die Strategien im weglosen Gelände sind. Ein Bergführer mit seinen 4 Gästen wich den nun beginnenden Schneefeldern links über Geröll und Felsstufen aus, während wir unsere Leichtsteigeisen unterschnallten und das Schneefeld direkt bis zum Pass erstiegen. T4, 40 min

Am Pass selbst angekommen, waren wir sehr erleichtert, da sich hinter uns wüste Gewitter zusammenbrauten. Meine Kalkulation, dass diese an den Dreitausendern hängen bleiben würden, ging glücklicherweise auf. Es war auch günstig für uns, dass nur die letzten 10 Meter zum Pass und ca. 20 Meter nach dem Pass schneefrei waren. Insofern ließen wir die Steigeisen an und stiegen direkt hinab zum nächsten Schneefeld. In dieser Passage mussten wir eine niedrige Felsstufe hinabsteigen und durch sehr loses Geröll wenige Schritte zum Firn zurücklegen (T5). Dann zwar steil, aber ohne Probleme bis auf den Gletscher hinab, der weitestgehend aper war. Dort begann es dann auch zu regnen. T5, 20 min

Der Bergführer mit seiner Gruppe wich dem Schnee vom Pass weg rechts aus und stieg über einige Felsstufen hinab (vermutlich T5, I), was ihm sichtlich Zeit kostete. Insofern hatten wir die schnelle Variante gefunden.

Jenseits des Gletschers entledigten wir uns der Steigeisen und zogen die Regenklamotten an. Von hier gibt es mehrere Möglichkeiten ins Tal zu kommen. Wir folgten neben dem Gletscher über flache Felsen, Sand, Geröll und einige Firnfelder diesem soweit, bis wir ans Gletscherende kamen. Dort bogen wir nach rechts ab und stiegen mit einem Gegenanstieg ca. 40 m über eine Terrasse wieder auf, bevor wir einen Durchschlupf in den steilen, glatten Felsstufen fanden. Von hier konnten wir mehrheitlich über Schneefelder nach rechts raustraversieren, bis wir in leichtes Gehgelände auf einem weiten flachen Rücken kamen. Dort fanden wir dann auch Steinmänner.
Unten läuft man nun auf ein weiteres Hindernis zu, den Bach bzw. Fluss, der vom Gletscher kommt. An einer Stelle, wo sich der Fluss in verschiedene Arme aufgesplittet hatte, konnten wir drei dieser Arme überspringen, während der vierte dann doch zu breit und reißend war. Hier zogen wir die Schuhe aus und wateten durch das kaum knietiefe Wasser problemlos auf die andere Seite. T4+, 1 h 25 min

Übrigens hatte auch hier die Bergführergruppe eine andere Strategie. Sie waren nach dem Gletscher höher an den Fuß des Gemskanzel gequert, hatten dort aber auch keinen freien Zugang nach unten. Auf den mittleren Schneefeldern querten sie dann aber entgegengesetzt zu uns zurück gegen den Gletscherabfluss und überquerten selbigen über ein Schneefeld. Das ist vielleicht der elegantere Ansatz, wäre mir aber wahrscheinlich nicht ganz geheuer, da ich vor evtl. unterspülten Schneefeldern einen großen Respekt habe. Was man mit Sicherheit nachher feststellen kann, es war nicht die schnellere Variante.

Jenseits des Flusses fanden wir ein Schild und einen Pfad, den man nun talauswärts bis zur Hütte weiterverfolgt. Leider holte uns der Regen und der Nebel nochmals ein. Ohne Sicht fand ich den Weg ein wenig nervig, da er sich nur unmerklich abwärts entwickelt und durch häufige kleine Gegenanstiege scheinbar auf der gleichen Höhe hält. Da wir oft nicht weiter als 50 m sehen konnten, war es frustrierend, dass kein Ende in Sicht war. Dann tauchte aber plötzlich die Hütte auf. T3, 55 min

Obwohl die Etappe ab dem Passo dei Cadabi bei schlechtem Wetter stattfand, wird sie uns in guter Erinnerung bleiben. Gerne hätte ich das Güferhorn und ein halbes Dutzend andere Dreitausender gesehen, vielleicht sogar noch den Vogelberg erstiegen, aber das war uns nicht vergönnt. Die trost- und farblose Landschaft hat aber auch eine ganz eigene Faszination.

In der Hütte wurden wir herzlich empfangen. Die Zapporthütte erlaubt einem ein Stück weit eine Zeitreise in die Vergangenheit, denn hier ist alles noch wie früher, inklusive Plumpsklo und Außenwaschplatz. Das ist im Regen jetzt nicht wirklich schön, aber für eine Nacht völlig okay. Obwohl das Lager nicht üppig bemessen ist, gibt es hier aber entgegen so manch anderer Hütte genügend Haken, Ablagen und sogar Leinen, um nasse Wäsche aufhängen zu können. Die Hütte mag keinen Schönheitspreis nach heutigem Standard gewinnen, ist aber doch in vielem praktischer als ein moderner Neubau.

Morgen sollte dann die vorerst letzte Etappe anstehen: unser Weg nach San Bernadino ...

Tourengänger: basodino, tourinette


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