Giblenkopf "direkt", Tristeler und Hirschberg Westgrat


Publiziert von Nyn , 5. August 2019 um 10:14.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Bregenzerwald-Gebirge
Tour Datum: 4 August 2019
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 

Die Berichte auf festivaltour und von boerscht haben mich inspiriert, diese Runde über 2 "Mugel" und den Hirschberg-Westgrat anzugehen.
Als AP wählte ich Schnepfau. Am Ortsende Richtung Schnepfegg gibt es beschränkten P, wo man auch zu den beiden sehr anspruchsvollen Klettersteigen an der naheliegenden Steilwand gelangt.
Mein Plan war, der Route von boerscht in etwa in ugkt. Richtung zu folgen, da ich gedachte, die "Schlüsselstelle" an der Zahnlücke bei trockenen Verhältnissen anzutreffen. Außerdem hiess es, dass der Abschnitt zwischen dem Gipfel des Giblenkopfs und Giblen schwer zu finden sei, also dachte ich, diesen Teil machst du besser im Aufstieg.

Tja, die Übersichtskarte am P hat mich wohl verwirrt, oder ich war wegen der kurzen Nacht (Anfahrt ab 4 Uhr) noch nicht recht wach? Jedenfalls stand ich nach einer halben h im Vorsäß von Ortberg und hatte schlichtweg überhaupt keinen Plan oder Wegweiser mehr. Falsch abgebogen? Markierung übersehen? An die Karte unten, da konnte ich mich nicht an alles erinnern - da war doch ein Weg eingezeichnet von Giblen zum Gipfel des Giblenkopfs? Meine eigene Skizze war zu klein ausgedruckt, so dass ich nicht alle Wege gut erkennen konnte. Ich rechnete ja mit überwiegend  markierten und begangenene Wegen. PUSTEKUCHEN! Also ganz einfach: Giblen-Obergiblen-Giblenkopf. Na ich werds schon finden.

An den letzten Häusern Ortbergs führen Steigspuren Richtung Höllbach weiter. Ok, dann komme ich doch von da ev bis zum Übergang beim Sonnenbergvorsäß.NEIN! Sackgasse. Da oben ist noch ein Jägerstand. Hingelaufen...NEIN..hier geht es auch nicht weiter.

Wenn ich vernünfig gewesen wäre, wäre ich die ca 100hm wieder abgestiegen und hätte mich neu orientiert, wo denn nun der Weg wirklich weitergeht, aber ..ich bin nicht vernünftig! So schlich ich auf Gamswechseln im Wald mit nur wenig Höhenverlust in etwa südwestlich hinüber, bis ich zum nächsten erkennbaren Absatz im Hang hinaufsteigen konnte (Steilwald, Stellen T4) und traf dort auf den richtigen, dicken Fahrweg nach Untergiblen! Püh...Über diesen ging es in ein paar Kehren, immer mit herrlichem Blick auf die Nord- und Ostabstürze der Kanisfluh weiter bis nach Untergiblen.

Markiert ging es einige Meter Richtung Sonnenbergvorsäß hinab, dann deutet der nächste Wegweiser nach rechts Richtung Alpe Unterhirschberg. An einem offenen Geländestück nur wenig weiter gab es dann die nächste "Kreuzung" mit Schild und gemalter Steinmarkierung. Beide deuteten mit rotweißer Markierung im spitzen Winkel Richtung Obergiblen. Ich schaute mir das Gelände an und sah ..
richtig: NICHTS! KEINE Steigspuren, KEINE Markierungen, gar nix!

Das darf doch nicht wahr sein?
Aber halt...
Da drüben ist eine Art Schneise am Waldrand. Also wenn es einen Weg gibt, dann dort! Ich ging hinüber - fand ein paar Wildwechselspuren, von menschlichen Begehungen dagegen keinerlei Zeichen. Sollte ich umdrehen?
NEIN! Nein, ich hatte es bisher immer geschafft, mich durchzumogeln. Prüfte also das Gelände, hielt mich zuerst südlich (einige wenige Stellen in sehr steilem Gras, dazu feucht, abschüssig und schlecht geschichtetes Gestein! Da sollte man nicht ausgleiten!), dann wieder leichter durch gestuften Steilwald und Schrofen mit Absätzen, bis ich mehr südöstlich immer unter der felsigen Kante über Gras querend kurz unterhalb des Gipfels den obersten Ostgratrücken des Giblenkopfes erreichte. Über diesen - eine Stelle I - auf den Gipfel desselben. Dort finde ich dann auch eine kleine rote Markierung, die westlich wohl nach Obergiblen führt. (s. Fazit). Gipfelbuch habe ich keines gefunden.
(Anstiegsbild  im Anhang mit meiner in etwa eingezeichneter Route)

Als Auftakt war das schon mal gehörig angriffig, (Stelle in der Variante T5/T5+, I-II, Rest  leichter)

Der nächste Abschnitt verprach nun endlich ein wenig echte Entspannung, da es -zwar weglos- aber unschwierig über den Ostrrücken des Giblenkopfs hinab geht, in derselben Richtung den Rücken des Tristelers hinauf auf diesen.
Viele Kühe waren dort und beäugten mich. Ich hielt gebührend Abstand und machte mich durch Reden frühzeitig bemerkbar. Wer weiss, was die Viecher anstellen, wenn man sie überrascht.

Nach kurzem Abstieg zum Hirschbergsattel führt mich ein deutlicher Pfad hinauf zum obersten Ostgrat des Hirschbergs. Unterwegs labe ich mich an Heidelbeeren und suche eine Weile lang Schutz vor der inzwischen brennenden Sonne im Schatten der letzten Bäume. In wenigen Minuten und gestärkt vollends zum Gipfel mit Kreuz. Tolle Aussicht, sehr gutes Wetter und auch über ein gutes Dutzend Leute.
Auch ein Grund, warum ich lieber manchmal vorher Pause mache. Heute ist mir nicht so nach anderen Leuten, bin ich doch auf den Westgrat des Hirschbergs gespannt und und ob der "Zahnlücke" schon ein wenig besorgt.

Der Westgrat führt zunächst mit guten Spuren, alsbald auch ausgesetzt und sehr schmal, fast waagrecht über die Gratschneide. (ca. I, T4). Ich warte gespannt auf die angekündigte Lücke. Vorher muss ich aber noch eine Ziegenherde "umgehen", die hier am Grat und im steilsten Hang offenbar die leckersten Kräuter finden.
Da wo ich bereits die Hände zum Festhalten benötige, stehen die Ziegen direkt am Abgrund und in den Steilschrofen und schauen gedankenverloren in die Tiefe. Hut Ab!

Wenig später ist es dann soweit. Vor mir bricht die Gratkante senkrecht bis überhängend ab. Etwa 50m weiter drüben geht es ebenso wieder hinauf. Direkt an der Kante sehe ich den Beginn des knallgelben Fixseilstücks, welches boerscht beschreibt. Die Verankerung ist sehr gut (BH). Also - das geht!
Ich lasse mich vorsichtig hinaus und hangle an den Knoten freihängend so schnell wie möglich hinab, bevor mir die Kraft ausgeht. Püh. Ausgesetzt, steil, kräftig.. (frei=?), dann einige Meter Schrofen. Wie nun weiter.

In der Zahnlücke folgt ein kurzes Reitgratstück, dann stehe ich vor dem ca. 10m hohen senkrechten, tw. überhängenen Aufschwung. Die schmale Strickleiter, die dieses Ende der Lücke übersteigen helfen soll, hängt auch hier teilweise frei. Rechts führt eine Leiste in die Nordwand hinaus. Beides ist für mich heute keine Option. Meine Armkraft war vorher schon am Limit und beim Strickleiterklettern war ich noch nie gut. Die Nordseite sieht noch viel steiler und brüchiger aus, als es die Südseite ist. Also wähle ich für diesen Teil die südliche Umgehung, die Tobias und Thom beschreiben, steige ca 20 hm über Gras und brüchige Steilschrofen hinab, bis ich zu einem Absatz im Süd"grat" des Köpfls am oberen Ende der Strickleiter queren kann. Über diesen Rücken geht es wieder hinauf auf die Grathöhe (I, T5)

Die Fortsetzung des Westgrates ist deutlich leichter und führt zu einer Einsattelung, von der man günstig nördlich zum Weg zwischen Wölfersgunten- und Oberhirschbergalpe wechseln kann oder wie ich weiter dem Westgrat folgt (stark verwachsen, kaum Spuren, weniger lohnend), bis er oberhalb der Oberhirschbergalpe ausläuft. ENDLICH WASSER!

Über Wiesen schlendere ich zuerst hinab zur Mittelhirschbergalpe, die von Ausflüglern und Mountainbikern rege besucht ist, dann laufe ich über den ab Schnepfegg dorthin führenden Güterweg in angenehmer Steilheit knieschonend zuletzt ein Stück auf der Straße vollends hinab zum AP.

Fazit: An Giblenkopf und Tristeler sehr einsame, am Hirschberg-Westgrat den absolut trittsicheren und schwindelfreien Berggänger fordernde Runde. Mit techn. Hilfe (Strickleiter, Fixseil) möglich oder sdl. Umgehung der "Zahnlücke"
WARNUNG!: Der auf der Ü- Karte am P und diversen anderen Karten eingezeichnete  "markierte" Weg ab Abzweig (zw. Untergiblen und Unterhirschbergalm) nach Obergiblen existiert im unteren Teil nicht! Ich habe ihn nicht gefunden. Wenn es ihn gibt, dann ist er so gut wie nie begangen, total aufgelassen und /oder zugewachsen. Nichts für Wanderer! Je nach gefundenem Weg T4-5, Stellen auch I oder mehr (?)
Ob dieser vom Giblenkopf, also von oben im weiteren, dann unteren Verlauf besser zu finden ist, bezweifle ich. Mein Variante war bei der Glätte, Nässe und Steilheit kurz II und da auch heikel!

Tourengänger: Nyn
Communities: Bregenzerwald


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Kommentare (2)


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boerscht hat gesagt:
Gesendet am 5. August 2019 um 17:06
Jaja, der Giblenkopf, unscheinbarer Hügel, aber die „Wege“ dort sind anscheinend echt nicht vorhanden oder zu finden, ging mir im Abstieg zwar nicht ganz so übel wie dir, aber war alles andere als einfach.
Schade, dass es für die Strickleiter nicht mehr gereicht hat, aber manchmal gehts halt einfach nicht. Cool dass die Tour andersrum versucht wurde.

Gruß, Adrian

Nyn hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. August 2019 um 23:43
Hallo Adrian
Ja, wenn ich mir bei der Suche nach dem Weg nach Obergiblen noch mehr Zeit genommen hätte, dann...dann...
.... aber der Drang, es -wenn schon weglos- halbwegs direkt auf den Giblenkopf zu versuchen, war größer. Die Schlußwand war mir direkt dann aber doch zu heikel.

Grüße
Markus


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