Österreichland Portlahorn und Sutterlüty


Publiziert von Nyn , 27. Juli 2019 um 09:14. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Bregenzerwald-Gebirge
Tour Datum:10 September 2011
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 

Ein erster Gastbeitrag unseres supertreuen Begleiters und Gipfelstürmers Archie, seines Zeichens der tapferste Chihuahua der Welt!  Archie: Die Fotos machte der Nyn und "Mama" war auch dabei!

Der Aufstieg
Das Wetter war heute wunderschön und wir konnten unsere geplante Wanderung auf das Portlerhorn (oder Portlahorn) machen! Wer nicht weiß, wo das liegt, schaut einfach auf meiner Seite unter “Gipfelzähler”, dort habe ich Informationen über das Gebirge verlinkt.

Gleich zu Beginn: Wir haben so viele schöne Fotos geknipst, dass mir die Auswahl hier wahnsinnig schwer fiel! Ein paar Bilder werde in den Bericht einfügen, einige wenige dann noch darunter.
Wer mehr von der traumhaften Landschaft sehen will… tja, ganz klar: Der muss das Portlerhorn “erstürmen”. So wie ich!

Heute morgen gegen 6.45 Uhr klingelte unser Wecker. Am Samstag so früh aufzustehen, mag ich eigentlich gar nicht, aber heute sollte ein besonderer Tag werden: Der Tag, an dem ich meinen allerersten 2.000-er besteige!
Ich sprang also gleich raus aus den Federn und war aufgeregt. Nervös schaute ich Mama beim Einpacken unserer Sachen zu. Ich passte auf, dass sie für mich nichts vergisst: Wassernapf, Trinkflasche, Impfpass (wir fuhren ja nach Österreich und da kann es auch mal passieren, dass man kontrolliert wird ob alle Impfen aktuell sind), Leckerli und etwas Futter, damit mir nicht die Energie ausgeht.

Unsere Reise startete leicht verspätet, doch immer noch rechtzeitig um uns nicht in der Mittagshitze den Berg hinauf zu quälen. Bis kurz nach der Grenze verlief die Fahrt auch tadellos, nur dann wurden wir Zeuge eines seltsamen Ereignisses: Viehscheid! Ein Haufen Rindviecher wälzt sich lärmend durch die Straßen und hinterlässt viel Dreck. Mir ist der Unterschied davon zu manch einem Konvoi aus Menschen zwar unklar, aber auf jeden Fall muss der Viehscheid etwas unheimlich Wichtiges sein, denn alle Straßen waren gesperrt. Erstmal ging nichts mehr.
Die Zweibeiner und ihre komischen Sitten! Alles sehr merkwürdig. Die Rindviecher trotteten langsam vorbei, dann war der Weg endlich frei! Von so was wollten wir uns nicht die Laune verderben lassen!

Gleich im nächsten Ort sprang mir eine weitere Seltsamkeit entgegen: Sutterlüty
Wer ist das? Und warum wohnt der überall? Oder wohnt der gar nicht hinter den Glasscheiben, über denen sein Name steht? Auch wenn ich das Wort kaum aussprechen kann, fasst es für mich all das zusammen, was ich über Österreich weiß oder man allgemein glaubt über Österreich zu wissen. Mehr noch! Es ist so treffend, dass es fast einer Karikatur gleich kommt. “Sutterlüty, miteinand!”

Ich hatte aber keine Zeit mir weiter über Herrn Sutterlüty Gedanken zu machen, denn meine Zweibeiner hielten an einem Parkplatz an. Waren wir schon da? Leider nein, doch dafür gab es hier einen Cache zu finden. Wir hatten uns 3 Caches rausgesucht, Cache Nummer 1 allerdings wegen den Viehscheid völlig vergessen. Aber Cache Nummer 2, der sollte es sein! Mamas Geocachinggerät führte uns in einen Tobel, in welchem ein kleiner Wildwasserbach floss. Meine Zweibeiner sucht den Cache, ich hingegen bestaunte die reißenden Fluten. Ich wäre ja gern näher an das Wasser gegangen, aber Mama hat’s verboten. Mama wieder, hmpf. Meine Zweibeiner fanden den Cache an einer wirklich wirklich sehr, sehr, seeehr unauffälligen Stelle. Da wäre kein Mensch drauf gekommen, dass da was verborgen liegt. Mama tauschte noch einen kleinen Dino gegen eine Möhre, dann gingen wir zurück zum Auto. Jetzt wollte ich aber endlich Bergsteigen!

Der Parkplatz vor dem Portlerhorn war richtig voll, meine Zweibeiner stellten ihr Auto an der Auffahrt zur Alpe ab. Es war soweit! Motiviert und überglücklich, dass die Fahrt nun ein Ende hat, sprang ich aus dem Auto. Gleich nach den ersten Metern erkundete ich ein Bächlein, welches sich seinen Weg zwischen zwei Felsen gesucht hatte. Ich trank einen Schluck. Das Wasser war kühl und es tat gut, die richtige Stärkung für den Aufstieg.
Wir erreichten schließlich die “Alpe Portla”. Dahinter hörte dann der geschotterte Weg auf und das richtige Bergsteigen begann! Mir fiel auf, dass es gar keine Bäume gibt. Oder nur sehr wenige. Auch auf den Gipfeln um uns herum waren keine. Wo war nur der Wald geblieben? Meine Zweibeiner erzählten mir etwas von einer Baumgrenze, aber so richtig verstanden habe ich das nicht. Auf jeden Fall gab es keinen Wald. Na gut. Wir gingen einen grasigen steilen Hang mit vielen Kerben hinauf, der kein Ende zu nehmen schien. Vielleicht kam es mir auch nur ewig lang vor, weil man “bergauf” doch nicht so schnell vorwärts kommt. Man muss ja auch seine Kräfte einsparen, als erfahrener Berghund weiß ich das natürlich schon.
Wir erreichten nach 20 Minuten eine kleine Zwischenstation. Dort teilte sich der Weg. Wir wählten den Weg direkt zum Gipfel, den anderen wollten wir uns für den Rückweg aufheben. Kurze Pause, dann ging es weiter. Immer steiler hinauf. Und ja, es gab wirklich kaum Bäume dort “oben”. Mir fiel der Aufstieg sehr leicht. Auch wenn ich den Gipfel von dieser Seite des Berges aus nicht sehen konnte, hatte ich ihn klar vor Augen.

Zwischendurch gab es immer wieder kleine Steicheleinheiten für Mamas mutigen Bergsteiger, wie ihr sehen könnt. Ach, das tat richtig gut!

Station 2 war erreicht! Hier konnten wir noch den “Portlakopf” besuchen, aber wir entschieden uns lieber weiter in Richtung Gipfel zu gehen. Wir liefen über einen Grat, dieser war jedoch nicht so scharf wie jener am Hochhäderich. Die Landschaft wurde karger, dafür wuchsen hier Unmengen von Heidelbeeren! Meine Zweibeiner blieben immer stehen um zu naschen. Auch bei den Zweibeinergruppen vor uns, die in einiger Entfernung über den Grat wanderten, konnte ich ein ständiges Anhalten und Heidelbeerenpflücken beobachten. Am Anfang etwas zäh, aber dann wieder bestimmt erklommen wir Stück für Stück den Grat.

An einer Stelle mit besonders vielen leckeren Heidelbeeren machten wir eine längere Pause. Ich bekam ausreichend frisches Wasser und ein paar Leckerlis. Meine Zweibeiner entspannten und machten Fotos, ich hingegen dachte nur an den Gipfel. Hinter uns sah ich einen Mann mit zwei großen Hunden langsam über den Grat wandern. Ich wollte unbedingt vor den anderen Hunden “oben” sein! Mama, wann geht es endlich weiter? Wann? Wann?

Ich weiß nicht, wie lange wir gerastet haben. Zweibeiner brauchen manchmal ganz schön viel Zeit. Doch es ging weiter ehe die großen Hunde zu nah an uns heran gekommen waren. An den Heidelbeeren zog ich meine Mama aber trotzdem sehr schnell vorbei. Sicher ist sicher!

Ihr seht es ja auf dem Bild. Der Weg war doch noch weiter als ich gedacht hatte. Wie sollten wir das bloß schaffen? Der Gipfel ist fern. Aber mit jedem Schritt, so sagte ich mir, rückt er näher. Viel passierte jetzt nicht mehr. Wir gingen ruhig und jeder in seinem Tempo über den Grat. Hie und da begegneten wir anderen Zweibeinern, die entweder bereits am Abstieg waren oder Heidelbeerenpflückten.
Keine Müdigkeit, weiter weiter! Irgendwann, ich hatte es gar nicht so richtig mitbekommen, war der größte Teil des Weges geschafft. Der Gipfel nur noch wenige Meter entfernt. Und da standen wir plötzlich: Auf dem Portlerhorn.
Leider saß oben eine Gruppe alter Zweibeiner, die das Gipfelkreuz blockierten. Aber mir war das egal, ich war oben! Oben! Zusammen mit Mama auf unserem ersten 2.000-er!


Der Abstieg
Da waren wir also: auf dem Gipfel!
Wir machten viele Fotos und verschnauften. Ich genoss die Aussicht, meine Zweibeiner trugen sich in der das Gipfelbuch des Portlerhorns ein. Mama hinterließ dort auch die Adresse meiner Seite, vielleicht verirrt sich ja ein Bergsteiger eines Tages hierher und liest meine Berichte über unsere tollen Erlebnisse im Gebirge!
Aber selbst wenn es noch so schön auf einem Gipfel ist, irgendwann beginnt der Abstieg.

Wir verließen den Gipfel und überlegten dabei, ob wir nicht gleich noch eine weitere “Tour” auf die Sünser Spitze anschließen sollten. Vom Portlerhorn aus kann man das gut verbinden! Ich und Mama waren aber doch schon leicht kaputt, außerdem brannte die Sonne sehr stark. Wir beschlossen erstmal an den “Blauen See” zu gehen, welchen wir beim Aufstieg bereits ein paar Mal in der Ferne erblickt hatten.
Am See war es richtig toll! Ich bin gleich in das Wasser gerannt. Leider musste ich zu meiner großen Verwunderung feststellen, dass der Boden nicht fest, sondern schlammig war. Meine Pfoten sahen schrecklich aus, aber mir machte das nicht aus! So ein bisschen Dreck, pfff. Von Stein zu Stein hopsen im See hat mir besonders viel Spaß gemacht. Außerdem konnte ich viele kleine Molche beobachten, die durch das Wasser schwammen.

Wir breiteten unsere blaue Decke in der Nähe des Sees aus, dort bekam ich wieder frisches Wasser und eine Kleinigkeit zu essen. Dann hieß es: Seele baumeln lassen. Die Zweibeiner sind darin aber wesentlich besser als ich – ich möchte mich viel lieber umschauen und die Gegend erkunden. Das tat ich dann auch! Noch einmal ging ich an den See, sprang über die Steine, steckte meine Pfoten in den Schlamm am Grund.
In diesem Augenblick war alles perfekt: Wir hatten den Gipfel bestiegen, der erste 2.000-er meines Lebens lag hinter mir, die Idylle am See kam mir vor wie aus einem Gemälde. Kann man noch mehr erreichen oder wollen? Ich glaube, es sind genau solche Dinge, die das Leben wunderschön machen. Wer braucht denn schon den größten Knochen der Welt, wenn er nichts anderes hat, an dem er sich wirklich erfreuen kann. Wie arm ist doch jeder, der noch nie auf dem Gipfel eines Berges stand und hinunter auf die Welt geblickt hat. Natürlich kann man viele Bilder davon im Internet finden. Bilder trügen jedoch und kein Bild ist so schön wie das, was das Auge wirklich gesehen hat!
Vielleicht meinen manche, dass die Zeit, die man braucht um auf einen Berg zu steigen, verschwendet ist. Dabei lernt man so viel: Über die Natur, über die Welt und über die eigenen Grenzen. Man spürt den Wind im Gesicht, die Sonne im Herzen. Das ist es doch, oder? Harmonie. Ein Stück vom Glück. Den Kopf frei für die Schönheit, die unsere Welt zu bieten hat. Ich habe das verstanden. Ich, als kleiner Hund. Ein Chihuahua, von dem viele Zweibeiner glauben, dass er nicht in der Lage wäre solch einen Berg überhaupt zu erstürmen. Ein Irrtum! Menschen können ganz schön kompliziert sein. Sie achten zu wenig auf “kleine Wunder”.

Wir machten uns wieder auf den Weg.
Meine Zweibeiner hatten beschlossen, dass wir die Sünser Spitze heute nicht mehr besuchen wollten. Mir war das ganz recht, denn auch wenn ich es ungern zugebe: Mir lagen die Höhenmeter in den Knochen!
Wir liefen am See vorbei und folgten dem Weg, der uns wieder zur Zwischenstation bringen sollte. Die Landschaft war sehr grün (ohne Wald, natürlich!), überall gespickt mit Felsen. Felsen ziehen mich ja magisch an! Ich kletterte hie und da hinauf, manchmal passierte mir dabei auch etwas Waghalsiges. Einen Felsen sprang ich von der Rückseite hoch, aber vorne ging es plötzlich ganz tief runter. Das war bestimmt 5x tiefer als ich groß bin! Ich überlegte kurz: Sollte ich runter springen oder nicht? Eigentlich hatte ich schon Anlauf genommen. Doch da griff Mama ins Geschehen ein und hob mich auf den Weg zurück. Sie meinte, dass ich mich hätte verletzten können. Ja, wirklich? Oh. Es ist immer gut, wenn man aufeinander aufpasst.

Viel passierte dann erstmal nicht mehr. Ein paar Stellen waren etwas schwierig, aber meine Zweibeiner halfen mir auch diese zu meistern. Wir erreichten glücklich die Zwischenstation, dann begann der Abstieg zur “Alpe Portla”.
Wir stiegen den gleichen Weg hinab, welchen wir auch zu Beginn des Tages hinauf gekommen waren. Nach unten lief er sich aber eindeutig schneller! Unten an der Straße konnten wir schon unser Auto sehen, aber wir hatten nicht vor gleich nach Hause zu fahren. Unterwegs kamen uns Bergsteiger und sogar ein Mann mit Fahrrad entgegen. Ich frage mich ja immer noch, was man mit einem Fahrrad in den Bergen will. An der “Alpe Portla” angekommen, suchten wir uns ein Plätzchen im Schatten des Hauses und machten Brotzeit. Die nette Wirtin brachte mir gleich eine große Schüssel mit kühlem Wasser, noch bevor sie meinen Zweibeinern ihre Getränke servierte. Ja, da versteht man was von Hunden! Ich fühlte mich wie ein kleiner König. Mama aß ein Käsebrot, von dem leckeren Bergkäse gab sie mir auch ein paar Stückchen ab. So guten Käse habe ich noch nie gegessen! Wenn man eine große Wanderung gemacht hat, schmeckt aber alles gleich doppelt so gut. Wir genossen es an der Alpe, doch dann kam die Zeit des Abschieds. Mach’s gut, Portlerhorn!

Wir gingen zu unserem Auto und ich legte mich gleich schlafen. Sooo müde. Auf dem Heimweg wollten wir noch einen Cache heben, leider wimmelte es jedoch von Muggeln (=Nicht-Cacher) am Fundort. Schade, aber kein Beinbruch! Es war mit Sicherheit nicht das letzte Mal, dass wir im Bregenzerwald waren. Ein paar Gipfel habe ich mir auch schon ausgesucht, die ich gern erstürmen möchte! Die Fahrt zurück verlief, bis auf ein paar kleine Staus, sehr ruhig. Kein Viehscheid mehr, dafür Sutterlüty.
Wir machten noch einen Zwischenstopp um einen weiteren Cache zu suchen, leider trieben sich an der Brücke, unter welcher der Cache versteckt lag, zwei alte Zweibeiner rum. Heute war wohl auch der Tag der Leute, die man nicht gebrauchen konnte! Die “Muggle” fütterten Fische und uns war schnell klar, dass wir in absehbarer Zeit den Cache nicht unauffällig heben konnten. Also fuhren wir weiter.

Am späten Nachmittag kamen wir Zuhause an. Mama gab mir eine große Portion Nassfutter, nach dem Fressen legte ich mich schlafen. In meinen Träumen tauchten all die schönen Berge auf, die wir vom Gipfel des Portlerhorns aus sehen konnten. Einige davon möchte ich mit euch teilen und verabschiede mich mit diesen tollen Bildern.

Bis zum nächsten Gipfelbericht!

Euer Archie

Tourengänger: Nyn, Lynnox


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