Brunnkarspitze Westgrat und Reichspitze Südgrat


Publiziert von Nyn , 20. Juli 2019 um 10:45.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum: 8 August 2017
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 

Die Brunnkarspitze liegt ein wenig unscheinbar zwischen dem Imster Muttekopf und der Großen Schlenkerspitze. Die Hüttenanstiege über das Fundaistal oder die Traverse von der Hanauer zur Muttekopfhütte führen darunter entlang.
Als 2tes Ziel hatte ich mir die Reichspitze auserkoren, die wenig nördlich des Galtseitejochs ebenfalls gut erreichbar ist und -wie die Brunnkarspitze- mäßig schwierige Kletterei aufweisen soll.(II)

Die Berge um das Fundaistal sind über die Hahntennjochstraße gut erreichbar und deshalb als Tagestour gut geeignet. Ausgangspunkt sind die Häuser von Pfafflar (P etwas oberhalb) oder wahlweise ca. 300m zuvor, wo ein Wegweiser ebenfalls ins Fundaistal leitet. (mein AP)

Ich startete des angesagten Wetters wegen erneut sehr früh nach einer Übernachtung im Schlafsack, folgte dem Fahrweg bis zu einigen Hütten, dann dem Pfad ins Fundaistal, wo wenig später der Weg von Pfafflar dazustieß.

Relativ eben schlängelt sich der markierte Steig zunächst bis in den Talschluß, dann geht es steiler empor, um nach einer kurzen Querung über einen steilen Rücken die sogenannte Fundaisalm zu erreichen.(T2) Ich verlies den Steig, der einen weiten Bogen nach Süosten machte, stieg weglos weiter über Gras, querte den Steig dann erneut und wanderte in herrlichem Gelände sw. hinan bis auf etwa 2200m Höhe, hielt mich dann weglos südlich. Wenig später erreichte mich die Sonne. Frühstückszeit!

Brunnkarjöchle
Der weitere Weg zum Brunnkarjöchle westlich der Brunnkarspitze war ziemlich klar vorgegeben, jedoch recht mühsam. Unten waren die Blöcke des Geröllfelds noch fest und teils mit Gras durchsetzt, im oberen Teil herrschte elend brüchiger Schutt vor. Etwas abgekämpft erreichte ich das Joch (2510m)

Brunnkarspitze Westgrat
Der relativ kurze Westgrat der Brunnkarspitze beginnt mit einem Aufschwung, der laut meinem Führerwerk südlich umgangen wird.
Leider war die angedeutete Steigspur durch den steilen mergligen Hang sehr schlecht kenntlich und verlor sich nach wenigen Metern in dem stark abschüssigen Gelände. Hmm? Was nun.

Ich ging etliche Meter zurück und entschied mich für einen etwas direkteren Anstieg, folgte zunächst am Übergang des Steilhangs zu den Felsen dem Grat und erreichte diesen schließlich über Steilschrofen. Technisch kurz I-II, aber wegen der Brüchigkeit und dem darunter liegenden Absturzgelände heikel.

Am Grat selbst ging es anregend und in nun festem Fels weiter, nach einer kleine Scharte links des Grates zwischen Riesenblöcken hindurch hinauf (II) und vor die sperrende Schlußwand.

Ich kletterte den Riß einige Meter an. Er wurde dann schmal und der Fels daneben sehr glatt. Dort steckte dann in etwa 6-8m Höhe ein Haken. Meine relativ weichen Trekkingschuhe waren für die Art der Kletterei (III) auf abgerundeten schmalen Käntchen und feinen Rissspuren überhaupt nicht geeignet. Deshalb kletterte ich vorsichtig zurück und benutzte für den letzten Aufstieg zum Gipfel die leichtere Umgehung in der Nordseite (I-II, tw etwas brüchig).

Abstieg
Mein Abstieg über den Grat erfolgte auf dem Aufstiegsweg, wobei ich die eine unangenehme Stelle auch wieder abklettern musste, dann aber von oben einige wenige verwaschene Steigspuren erkennen konnte, die mit einer kurzen Serpentine ca 10-15m tiefer querten,als ich es vorhin im Aufstieg erkennen konnte. Dafür musste ich dann auf den ganz flachen Spuren trotzdem etliche Meter den merglig-abgeschliffenen Steilhang queren und eierte auf diesem schlechten Untergrund vorsichtig hinüber.
Ich habe vor Ort keinen "besseren "Weg gefunden.
Möglicherweise kann man den ersten Gratansatz auch ganz direkt (dann deutlich schwerer!) ersteigen oder im Abstieg abseilen.

Querung zum Galtseitejoch
Ich rutschte und stieg die brüchige Flanke ab dem Joch entlang einer Rippe bis in weniger steiles Gelände hinab und querte dann im Geröll und Blockgelände auf ca 2350m Höhe das Kar hinüber zum Weg zum Galtseitejoch. Den Höhenverlust konnte ich damit einigermaßen vermeiden, zeitlich brachte es jedoch nichts, da der Untergrund immer wieder lose und sehr viele Rinnen quer liefen.
Endlich war ich dann wieder auf dem Steig, wenig oberhalb des Knicks, wo der Weg zum Galtseitejoch den NO-Rücken verlässt, der vom ca P. 2540 des Nordgrats der Gr. Schlenkerspitze herabzieht.

Reichspitze
Mit schönen Ausblicken ins Parzinn, die Muttekopfgruppe, auf den Nordgrat der Großen Schlenkerspitze. "meiner" Brunnkarspitze und hinüber zur Hornbachkette leitet der Südanstieg auf die Reichspitze ab Galtseitejoch zunächst über Gras, dann über den fast waagrechten Rücken zum Beginn des Gipfelblocks. Dieser wartet mit am Beginn und an einigen weiteren Stellen mit sehr steiler, aber inzwischen durch ein Drahtseil (nicht durchgehend) erleichterter Kletterei in recht glattem, abschüssigen, tw. schrofigem Fels auf.(Stellen um II)
Ich war ob der Anspannung bei der steilen Hangquerung und dem Schlussanstieg auf die Bunnkarspitze und der Plackerei im Geröll vorhin reichlich ermattet und deshalb über die Drahtseilversicherungen an einigen Stellen froh. Normalerweise ziehe ich es vor, diese nicht zu benutzen. Hier verläuft der Drahtseilstrang aber derart in der "Freikletterlinie", dass man schon fast und dann doch schwerer drumherum klettern müsste. Für mich war es auch mit Drahtseilhilfen II. Vielleicht folgt das Drahtseil auch nicht der leichtesten Linie. Nach dem Vorgipfel einige Meter hinab und zuletzt über Schrofen zum Kreuz. Püh. Endlich oben.

Schafe
Ich kletterte wieder hinab, traversierte zurück bis zum Galtseitejoch, dann ging es nach links und zurück zur Fundais"alm".
Die weite Schleife des Wegs zur Muttekopfhütte kürzte ich direkter ab und zielte in etwa auf den Auslauf des Fundaisbachs.
Auf der ganzen fast ebenen Fläche der Fundaisalm waren mehrere Dutzend Schafe in Gruppen verteilt. Ich hielt so weit es ging Abstand und ging langsam, aber die Tiere hörten mich bzw. das Klappern meiner Stöcke wohl schon lange, beäugten mich erst, waren dann neugierig, kamen immer näher  und wollten wissen, wer denn da käme.
Kaum waren die Ersten bei mir, kamen die Nächsten und mehr und dann noch mehr. Ich stand dann bald in einem Pulk umringt von ca. 30, die blökten und sich an mir rieben und mich stupsten. Öh?
Was tun?
Ich blieb ruhig stehn, streckte die Hände seitlich aus und wartete ab. Die wurden abgeschleckt! Ev. suchten die nach Salz?
Langsam schob ich mich durch die Schafsgruppe und aus ihr heraus und ging in die Richtung des Abstiegswegs hinüber. Die Schafe folgten mir noch eine gute Weile (Bimmel!) und bleiben erst dann zurück, als der Steig steiler wurde und die erste Steilstufe querte.

Fazit:
Anstrengender Zustieg zum Brunnkarjoch nach Verlassen der Wege. Lange Passagen geröllig, weglos, Querung ab Joch kurz heikel, Kletterei am Grat oben kurz, aber fest und anregend (II), bei direkter Erkletterung der Schlußwand III (umgehbar I-II). Schöner Ausblick.
Die Reichspitze für sich alleine bietet ein ebenfalls sehr lohnendes Ziel. Das Galtseitejoch ist auf verschiedenen Wegen erreichbar. Der Gipfelblock ist meist versichert, trotzdem nichts für Anfänger!



 
 



Tourengänger: Nyn


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