Von Benediktbeuern via Lainbachtal zum Brandenberg, Gurnberg und zur Eibelsfleckalm


Publiziert von Vielhygler , 13. Juli 2019 um 14:49.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Bayrische Voralpen
Tour Datum: 9 Juli 2019
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 450 m
Abstieg: 450 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:In Benediktbeuern stehen schon Schilder: "Lainbachtal". Ihnen folgend nach Gschwendt. Dort vor dem Gesperrt-Schild am Lainbach ein P. ohne Gebühr (dies ist nicht der P. am Alpenwarmbad).
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Weiter oben die Tutzinger Hütte
Kartennummer:DAV BY 11 Isarwinkel / Benediktenwand

Kann man sehen, daß man nichts sieht? Hmm...mit geschlossenen Augen kann man natürlich nicht sehen, daß man nichts sieht. Und mit offenen Augen kann man ebenfalls nicht sehen, daß man nichts sieht, denn irgendwas sieht man mit geöffneten Augen immer! Und das wäre auch schon das Leitmotiv für die heutige Tour: Augen auf und durch! Irgendwas gibt es immer zu sehen!

Was es dann wirklich am Brandenberg und am Gurnberg zu sehen gab, etwa einen riesigen, durch Erosion entstandenen, Karkessel und was es heute - wegen Quellbewölkung - dort nicht zu sehen gab, etwa die Benediktenwand, das kann man den Bildern entnehmen.
Wie es aber zunächst flach dahinbikend und anschießend etwas steiler hinaufhikend von Benediktbeuern auf die heutigen Ziele Brandenberg (1031 m) und Gurnberg (1060 m) ging, das gibt die...

...Wegbeschreibung an:

Vom P. in Gschwendt geht es so wie auf dieser Tour bis zu einer Dauerbaustelle am Ende der Lainbachstraße mit einem Wanderschild: "Tutzinger Hütte" und einem weiteren Schild: "Bergwacht :112", die beide jenseits des Lainbachs, den eine schmale Metallbrücke überquert, stehen.
Die flache und immer bequem fahrbare Lainbachstraße endet hier: somit Bike-Depot. Auch der Lainbach verliert hier seine Bezeichnung, denn er besteht weiter oben nur noch aus anders benannten Zulaufgräben, etwa der Kotlaine, dem Sattelbach oder dem Tuftgraben.

Wesentlich für die Findung eines in der AV-Karte und im Bayernatlas verzeichneten Pfads zum Brandenberg ist ein weiterer Graben, der genau hier von Süden herunterkommt. Der Name dieses Grabens ist nicht in der Karte angegeben, aber im Bayernatlas bei starker Vergrößerung als Kreuzgraben zu identifizieren (nicht verwirren lassen: ein weiterer, genauso benannter "Kreuzgraben" mündet etwas weiter westlich, flußabwärts, in den Lainbach).
Die Bezeichnung "Furt" in der Karte (die am weitesten im Osten liegende von mehreren) bezieht sich hier schon nicht mehr auf den Lainbach, sondern auf eine Bachverzweigung etwas weiter oberhalb am Kreuzgraben. An dieser "Furt" soll auch der Pfad zum Brandenberg beginnen und ich erreiche sie, indem ich an einem Baustellen-Schild vorbei auf der linken Seite des Kreuzgrabens einer breiten Sackstraße nach Süden etwa 5 Minuten folge, bis sich an einer flachen Stelle der Bach wie ein Y nach Süden in zwei Zuläufe verzweigt.
Direkt unterhalb von mir liegt nun eine leicht zu überquerende Furt, jenseits derer ich an der Verzweigung den anvisierten Pfad zwischen den zwei Armen des Ypsilons erkennen kann.

Der Brandenberg (1031 m)...

...ist auf seiner nördlichen Seite im Grunde eine einzige große Schuttreiße. Der Pfad ist logischerweise steinig, durchgehend auffindbar und führt zunächst bequem ansteigend durch die mit magerer Vegetation bestandene Auslaufzone gewaltiger Schuttströme. Richtiger Wald ist nach dem Ausbruch an vielen Stellen nicht wieder nachgewachsen: man könnte sich fast im Wimbach- oder Friedergries wähnen: viel Schotter, Sand, Gras und Blumen gibt es hier, außerdem (auf 850 m!) auch eine Menge Latschen!
Anschließend wird es etwas steiler und der Pfad kommt der oberen Abbruchkante der Reiße immer näher. Schließlich wird diese in flacherem Wald erreicht.
Die Szenerie ist sehr eindrucksvoll: in Anstiegsrichtung links von mir befindet sich friedlichster Tannenwald und auf meiner rechten Seite kann ich in einen gewaltigen Karkessel blicken, dessen obere Abbruchränder vertikal zu ihm abfallen.
Wenn man auf dem Pfad von oben aus dem Wald dorthin kommt, dann blickt man in einen großen Schuttkessel hinab und denkt sich vielleicht nicht viel dabei. Ich hatte mir die bedrohliche Szenerie jedoch vorher von unten angesehen und hatte, als ich dann oben an der Abbruchkante dahinwanderte, irgendwie stets das Gefühl, nicht zu fest auftreten zu dürfen, sonst...
Im letzten, harten Winter ist  hier offenbar nichts weggebrochen, doch wenn Regen im Sommer den Boden aufweicht und anschließend ein Orkan die Bäume umreißt? Was für Muren dann dort abgehen, übersteigt sicherlich meine Vorstellung!
Insofern kann ich die Errichtung der landschaftlich sehr unschönen Geschiebesperren sämtlicher Bachzuläufe im oberen Lainbachtal zwar als Schöngeist bedauern, andererseits aber auch rational gut nachvollziehen. Gäbe es diese Verbauungen nicht, könnte ich am oberen Lainbach womöglich überhaupt nirgendwo wandern gehen!
Auf der kurzen Passage in flacherem Wald ist der Pfadverlauf dann weniger deutlich, aber auffindbar. Ich halte mich im Anstieg teilweise weglos nahe an die auf meiner rechten Seite liegende Abbruchkante zum Karkessel des Brandenbergs hinab, liege damit richtig und treffe auch immer wieder auf den Pfad, der schnell die Straße zur Eibelsfleckalm an einer Kreuzung erreicht.
An ihr führt die größere Straße in Richtung Eibelsfleckalm nach Süden weiter, es gibt hier aber auch einen mit "Sackgasse" ausgeschilderten Forstweg nach Westen in Richtung der Gipfelhöhe des Brandenbergs, den ich natürlich nehme.
Diese Sackgassen-Forststraße hält sich anschließend von der im Norden liegenden Abbruchkante des Brandenberg- Karkessels geflissentlich fern, während nur 10 Meter unterhalb ein aufgegebener, stark verwachsener Karrrenweg direkt oberhalb des Kessels auf den Gipfel des Brandenbergs zuführt. Natürlich wechsele ich zu diesem Karrenweg.
Die durch ihn am Rand des Karkessels erreichten, heute leider etwas diesigen, Aussichten beschränken sich auf einige bewaldete Buckel jenseits des Lainbachtals und etwas Ebene mit Starnbergersee sowie Benediktbeuern.
Der höchste Punkt des Brandenbergs (1031 m) schließlich ist überhaupt nicht mehr aussichtsreich. Ich gehe nach einer stillen Gipfel-Einkehr weglos die wenigen Meter nach Süden zur Sackstraße hinab und erreiche auf ihr schnell, nach Osten gehend, wieder die Kreuzung mit dem Sackgassen-Schild.

Der Gurnberg (1060 m),...

...ist ein langer, wenig markanter, von Westen nach Osten verlaufender Buckelrücken oberhalb (nördlich) der Wiesen der Eibelsfleckalm. Der Gurnberg sieht auf der Karte ganz besonders unlohnend aus. Ob' s stimmt?
Ich erreiche den Gurnberg, indem ich von der o.e. Straßenkreuzung mit Sackgassenschild wenige Meter nach Südosten in Richtung Eibelsfleckalm gehe. Am schnell ereichten P. 1038 der AV-Karte stehen Wanderschilder ("Tutzinger Hütte") und es führt nochmals eine Sackstraße (mit exakt derselben Beschilderung) nach Westen. Sackgasse? Immer wieder gern...
Von besagter Sackstraße aus erreiche ich dann in wenigen, einfachen Schritten nach Süden (es ist nur ein wegloser Quickie) die überraschend freie Gipfelfläche des Gurnbergs (1060 m) und freue mich dort. Zwar ist die Benediktenwand heute wegen der Quellwolken nicht zu sehen, aber immerhin gibt es einen für mich überraschenden Blick auf das benachbarte Gurneck und die Tiefentaler Köpfe: das war eine rustikale Tour, an die ich mich gerne erinnere!

Abstieg

Von der Gipfelfläche des Gurnbergs kann ich durch die Zweige schon die grünen Wiesenflächen der Eibelsfleckalm sehen, zu denen ich weglos in wenigen Schritten nach Süden hinabgehe. Als Abstieg wähle ich schließlich wieder den hübschen Pfad hinab zur Keuzgraben-Furt und zum deponierten Bike am Lainbach.

Der Ausklang erfolgt während des genüßlichen Hinausrollens am Lainbach zum Car-Depot und schließlich noch am Schmied-Von-Kochel-Platz in Kochel auf der Terrasse des Cafe Tre Scalini bei einem Cappucino.
Ich muß eigentlich in der Gegenrichtung nach Bad Tölz zurück, aber der Abstecher nach Kochel lohnt sich! Allein schon deshalb, weil im Tre Scalini garantiert nicht gefragt wird: "Cappucino: groß, klein oder mittel?". Mich nervt dieses alberne Cappu-Quiz in mittlerweile fast jedem deutschen Cafe und jeder deutschen Tanke! Und was kriegt man dann? Viel oder wenig wässrige Bohnenplörre, die von einem blubbernden Vollautomaten mit kochend heißer H-Milch zugesabbert wird. Igitt! Armes Deutschland!
Armes Deutschland? Glückliches Kochel! Im Tre Scalini versteht der Barista sein Geschäft und auf der schattigen Terrasse stellen die Kellner überhaupt keine Fragen. Man bestellt einen Cappucino, bekommt einen Cappucino und er schmeckt, basta. Grazie!

Noch ein Hinweis:

Der Pfad von der Bachfurt den Brandenberg hinauf lohnt sich gleich doppelt: als landschaftlich schöner und obendrein sehr zeitsparender Abkürzer auf dem Weg von Benediktbeuern via Lainbach zur Tutzinger Hütte!

Und sonst? Mei, wie schon g' sagt: Augen auf und durch! Irgendwas sieht man immer! Mir hat' s wieder g' fallen, aber mir g' fällt ja leicht was...

-----------------------Info: Wildbachlehrpfad Lainbachtal ---------------------------------

Lehrpfade sind à la: "Ich bin ein Baum und heiße Eiche" oft sehr kindlich und/oder fad. Ganz anders im Lainbachtal!
Das Wasserwirtschaftsamt Weilheim hat hier mit sehr gut bebilderten und betexteten Tafeln eine Art Freilichtmuseum errichtet. Die Informationen gehen weit über das eigentliche Thema, die "Zähmung eines Wildbachs" hinaus, man erfährt wirklich sehr viel mehr! Sinnvollerweise sind die Tafeln auch so aufgestellt, daß das Beschriebene, etwa Gesteinsschichten, Findlinge usw... gleich an Ort und Stelle besichtigt werden kann.
Und das Beste: es gibt auch einen "Museumskatalog" des Wildbachlehrpfades Lainbachtal mit allen Tafeln (für bessere Lesbarkeit auf "Originalgröße" gehen!).
Wie immer man zu Wildbachverbauungen steht, diese sachlichen Informationen werden auch Kritiker solcher Maßnahmen bereichern. Ich fand es jedenfalls gut, daß eine Behörde hier fundiert dokumentiert, was sie mit unseren Bächen und... mit unseren Steuergeldern tut! 

Tourengänger: Vielhygler


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