Wildspitze (3770 m) - mit Biwak, Hagel, Sturm und Gewitter


Publiziert von boerscht , 17. Juli 2019 um 15:45.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum: 6 Juli 2019
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2- (WS-)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-T 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1350 m
Abstieg: 1350 m
Strecke:13,0 km
Unterkunftmöglichkeiten:Breslauer Hütte, Taschachhaus
Kartennummer:AV Karte: 30/1 Ötztaler Alpen, Gurgl

Nach einer Woche Hochtouren im Ötztal mit Stützpunkt Langtalereckhütte im benachbarten Tal, kam mir die Idee am Sonntag doch noch schnell die Wildspitze mitzunehmen, ist ja direkt um die Ecke. Das ganze mit Zelt, da die Hütte bestimmt eh voll sein wird.

Nach längerem Überlegen und raussuchen des Wetterberichts, welcher uns am besten gefällt, wagen wir uns trotz vorhergesagter, starker Gewitter am Abend und in der Nacht, sowie Gewitter am frühen Sonntag Mittag auf die Tour.

Vent - Stablein - Breslauer Hütte T2; 1h:

So gegen 15 Uhr treffen wir in Vent ein und packen unsere Rucksäcke. Das Zelt nehmen wir aufgrund der vorhergesagten Gewitter am Abend lieber mal mit. Ein Biwak könnte sehr ungemütlich werden.
Da die Rucksäcke ziemlich schwer sind und wir schon eine Woche Hochtouren in den Beinen Stecken haben, gestern noch 1600 HM auf den Schalfkogel gegangen sind, nehmen wir bequem die Sesselbahn hinauf bis Stablein.
Von hier aus kurzer Abstieg auf den Fahrweg und weiter auf den gut ausgebauten, einfachen Wanderweg zur Breslauer Hütte, welche recht schnell in einigen Kehren erreicht ist. Ich fühl mich wie ein Packesel, nur 35L Rucksack, aber Zelt Kram, Hochtouren Zeug und das Seil lass ich mir auch noch aufdrücken.
Auf dem Weg zur Hütte beginnt es schon leicht zu nieseln, wird also Zeit einen Zeltplatz zu finden, um wenigstens noch einigermaßen trocken ins Zelt zu kommen.

Breslauer Hütte - Biwakplatz am Seelein T3; 30 min:

Wir gehen an der Hütte vorbei den ausgeschilderten Weg in Richtung Wildspitze / Mitterkarjoch. Etwa auf Höhe des Urkundkolm Gipfels befindet sich links des Weges ein kleiner See, welcher noch nicht ganz aufgetaut ist. Am westlichen Seeufer entdecken wir auf einem Geröllplateau zwei bestens eingerichtete Biwakplätze. Perfekt, nichts wie hin und das Zelt aufstellen. Die Plätze sind super mit Steinmauern umrandet und bieten eine ebene Fläche für 2 Zelte oder ein paar Isomatten.
Schnell das Zelt aufgebaut und alles Wind- und Gewittersicher verstaut. Für einige Fotos vom tollen Platz reicht die Zeit vor dem Gewitter gerade noch so aus. Es kommt verdammt dunkel. Am Abend sitzen wir dann voll im Gewitter. Im Zelt bekommt man das zucken der Blitze gut mit, welche teils erschreckend nahe waren. Dazu kommt starker Hagel und ein übler Sturm. Dank der Steinmauern außenrum hält das Zelt aber ganz gut stand. Das Gewitter dauert bis in die Nacht hinein. Schlaf ist da leider nicht drin. Einmal reist es die Zeltplane des Vorzeltes unter einem Stein hervor und zerreist leider die Plane etwas.
Gegen 11 Uhr nachts hörts auf und keine 10 min später leuchtet es von außen ins Zelt hinein und es ist Stimmengewirr. Oah nee. Da platzieren sich doch noch 8 Tschechen mit Schlafsäcken direkt neben uns. Die haben wohl noch das Gewitter auf der Hütte abgewartet. So wies sich anhört kochen sie sogar noch und machen noch ne ganze Weile Lärm.


Biwakplatz - Mitterkarjoch - Wildspitze WS, I; 3 h:

Eigentlich wollten wir zum Sonnenaufgang auf den Gipfel. Um 3 uhr schauen wir mal aus dem Zelt, das wird jedoch eh nichts mit Sonnenaufgang, also noch bis 5 Uhr weiterschlafen, bzw. dösen. Zelt zusammenpacken und unter Steinen verstauen und dann gehts los. Die Tschechen schlafen noch tief und fest.
Einfach gehts über flache Schneefelder in Richtung Mitterkarjoch. Vor dem Mitterkarferner überlegen wir uns ob es noch Sinn macht weiterzugehen, es regnet und der Himmel sieht schon wieder verdammt düster aus. Ich checke kurz das Wetterradar, zum Glück gabs etwas Empfang und sehe, dass in 15 min nochmal eine Aufhellung kommt welche vllt mit Glück 2 h halten könnte. Schon genial die Technik heute. Also gehen wir weiter ins Mitterkarjoch. Der Mitterkaarferner ist spaltenarm und wir verzichten hier auf Anseilen. Im Aufstieg nehmen wir die Schneerinne, welche etwa 45-50° Steil ist und mit Steigeisen und Pickel gut zu begehen ist. Steinschlag haben wir keinen bemerkt. Die Rinne wird allerdings nicht mehr lange in so gutem Zustand bleiben.
Nach dem Mitterkarjoch wird angeseilt und wir gehen auf den Taschachferner in einem kleinen Bogen unterhalb den Gipfel der Wildspitze und deren Westgrat.
Das Wetter ist mittlerweile verdammt schlecht geworden, die Front hat uns erreicht, es stürmt wie verrückt und Hagel setzt ein. Auf dem Grat zum Gipfel bläst es uns fast weg. Wir überlegen nochmals ob es Sinn macht hoch zu gehen. Jo, die 10 m gehen noch, also schnell rauf und ohne gescheites Gipfelfoto direkt wieder runter. In manchen berichten ist von IIer Kletterstelle die rede, konnten wir allerdings nicht finden, kurz vor dem Gipfel eine telle I, sonst ist der Grat Gehgelände.


Wildspitze - Mitterkarjoch - Breslauer Hütte - Vent WS, T3, I; 3,5 h:

Im Eiltempo gehts im White Out über den Gletscher zurück zum Mitterkarjoch und den nassen Klettersteig hinunter. Wir sichern uns hier provisorisch mit einer Bandschlinge und Karabiner, bei der Nässe kann man schnell mal ausrutschen, was hier recht ungut wäre.
Einfach gehts wieder über Schneefelder zum Biwakplatz, wo wir uneren Kram einsammeln. Vorbei an der Breslauer Hütte zum Lift, welcher natürlich gerade noch Mittagspause hat. Das Wetter ist mittlerweile wieder super, na toll. Nach 20 min Warten gehts wieder mit dem Sessellift hinab nach Vent.


Schön, dass es mit dem zweithöchsten Österrreicher geklappt hat, auch wenn die Aussicht am Gipfel gleich null war und es die unerholsamste Nacht seit langem war. Super, wenn man ne Seilpartnerin hat die auch bei so Bedingungen motiviert ist und mitmacht ;)


Tourengänger: boerscht


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