Vernagthütte - Wildspitze (3770 m) - Vent, Tag 6 der Venter Runde


Publiziert von jagawirtha , 13. September 2019 um 18:23.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum: 9 August 2019
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettersteig Schwierigkeit: K2 (WS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-T 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1090 m
Abstieg: 1950 m
Strecke:14 km
Unterkunftmöglichkeiten:Breslauer Hütte

Eine erlebnisreiche Woche im Ötztal geht zu Ende. Heute steht die Krönung der Venter Runde auf dem Programm, die Wildspitze, der 2. höchste Berg von Österreich und der höchste von Tirol. Um 5 Uhr gibt es Frühstück, Punkt 5.30 stehen wir auf der Terrasse der Vernagthütte und machen uns zum Abmarsch bereit. Langsam wird es im Osten hell und wir konnten auf die Stirnlampen verzichten.

Hinter der Hütte zieht der Steig in angenehmer Steigung hoch, so kann es weiter gehen. Gegen meine Hüftbeschwerden der letzten Tage habe ich vorsichtshalber eine IBU geschluckt, sicher ist sicher. Zuerst gehen wir über einen Moränenhügel bis der Steig dann in die rechte Flanke wechselt und bei einer Gabelung dem rechten Abzweig gefolgt wird. Er führt hinab zu einer Behelfsbrücke über den Gletscherbach, gegenüber ist eine kleine Steilstufe zu bewältigen, die uns dem Gletschergebiet um einiges näher bringt. Als wir uns auf der Ebene dem flach auslaufenden Gletscher nähern, halten wir uns  ziemlich rechts und besteigen den Gletscher gleich mit Steigeisen. Unser Bergführer geht mit uns nicht den direkten Weg, sondern den einfachsten, was natürlich Kräfte spart.  Der Gletscher ist im unteren Bereich blank und gut gefroren, kleinere Spalten kann man gut übersteigen. Im weiteren Verlauf liegt Schnee auf dem Eis, der heute nach der kalten Nacht gefroren ist und bestens trägt. Bei so stabilen Verhältnissen könnte man mit dem gewissen Restrisiko auch alleine zum Brochkogeljoch gehen, jedoch wäre dann eine gewisse Ortskenntnis hilfreich, denn Markierungen gibt es hier keine. Die Besteigung des Brochkogeljochs steilt zwar etwas auf, kann aber mit der entsprechenden Gletscherausrüstung auch problemlos bewältigt werden.

Mit  Erreichen des Jochs genießt man eine überwältigende Aussicht auf den oberen Taschachferner, den Kaunergrat, Geigenkamm und nach Süden bis zum Ortlergebiet. Die Sicht auf die Wildspitze ist noch durch die Nordwand des Hinteren Brochkogeles verstellt. Nach einer kurzen Pause setzen wir unseren Marsch Richtung Osten fort. Zur Nordwand des Hinteren Brochkogel halten wir genügend Sicherheitsabstand, denn es ist offensichtlich dass hier ständiger Steinschlag herrscht und man kann es zwischen durch auch hören. Nach wenigen Minuten haben wir dann auch den ersten Blick auf die Wildspitze und den Nordgipfel, sowie die Gletscherhänge, die wir noch zu begehen haben. Dort können wir auch schon einige Seilschaften beobachten, die mit dem Zeitvorteil von der Breslauer Hütte aus gestartet sind. Jetzt wo ich das Gipfelkreuz bereits mit bloßem Auge erkennen kann, ist mir klar, dass ich diesen Gipfel unbedingt erreichen will und es ist auch gar nicht mehr so weit, nur noch etwas über 300 hm sind vor uns.

Vor der ersten Steilstufe im Gletscher, dort wo der Weg vom Mitterkarjoch einschert, legen wir unsere Rucksäcke ab und nehmen nur das Nötigste mit. Auch andere haben dort schon ein Depot angelegt. Das eigentliche Depot liegt unterhalb des Felsgrates zur Wildspitze und etwa 200 hm höher. Bevor weitere Seilschaften zu uns aufschließen gehen wir weiter. Schon kurz danach übersteigen wir eine erste Spalte, was kein Problem darstellt. Die Spur zieht jetzt weit nach links hinüber, einmal um der Steilheit, zum anderen um rechts der Spaltenzone auszuweichen. Zügig erreichen wir die Depotstelle und damit den Felsgrat. Wir legen nur unsere Trekingstöcke ab und können gleich weiter gehen. Vor uns sind mehrere Gruppen unterwegs, die sich alle gut bewegen. Nur kurz vor dem Gipfelkreuz braucht eine Seilschaft von oben etwas länger an einer kleinen engen Kletterlstelle. Am Gipfel ist viel los, das Gipfelkreuz ist komplett belagert, so bleibt uns nur die überwältigende Gipfelschau zu genießen. Ein Meer an 3000 er, die keiner aufzählen kann, denn die Sicht reicht bis in die Dolomiten zur Marmolada, ins Ortlergebiet, Berninagebiet über den Piz Julier zur Zugspitze und weiter nach Osten zu den Zillertaleralpen. Nur Großglockner und Großvenediger sind für mich wegen Wolkenbildung nicht eindeutig zu erkennen. Es ist ein Traumtag und bestes Wetter, man kann viele der Eindrücke und Gipfel gar nicht richtig wahrnehmen. Dafür benötigt man viel mehr Zeit, die wir nicht haben. Unser Guide will den Seilschaften aus dem Pitztal, die jetzt im Aufstieg sind, am Gipfelgrat zu vorkommen. Deshalb verlassen wir nach knapp 20 Minuten den Gipfel der Wildspitze und brauchen für den Abstieg am Grat länger als für den Aufstieg. Mit den Aspiranten aus dem Pitztal ging es sich gerade so aus.

Zu unserem Rucksacklager gingen wir in der gleichen Spur zurück wie im Aufstieg. Nach einer kurzen Pause und der  Aufnahme der  Rucksäcke gingen wir links unter der Westschulter der Wildspitze zum Mitterkarjoch. Im darauf folgenden Klettersteig kamen uns immer wieder noch Bergsteiger entgegen die zum Gipfel wollten, einige davon waren mit dem Klettersteig (C) mächtig überfordert. Das darunter liegende  Schneefeld (event. Nochgletscher?) war im Abstieg noch gut zu gehen, für den Aufstieg eigentlich schon zu weich. Das Schneefeld verlässt man an der tiefsten Stelle, anschließend links haltend zur Breslauer Hütte. Der Steig zur Hütte ist dann aber wieder markiert bzw. mit Steinmännchen ausgewiesen. Auf der Terrasse der Breslauer Hütte ist einiges los, wir bekommen noch einen Platz an der Sonne und machen für heute die erste richtige Pause mit Essen und Trinken, genießen nochmal eine tolle Aussicht auf die umliegenden Gipfel und Gletscher.

Nach der ausgiebigen Pause an der Breslauer Hütte machten wir uns auf den letzten Hatscher nach Vent, wobei wir uns in Stablein die restlichen 450 hm Abstieg durch den Sessellift erspart haben. In unserem Treffpunkthotel gab es dann noch einen Abschiedsweißbier, natürlich alkoholfrei. denn jeder musste noch mit dem Auto nach Hause fahren.

Fazit:

Schon vor zwei Jahren habe ich auch eine ähnliche Reise mit dem DAV Summit Club gemacht und ich wurde auch diesmal nicht enttäuscht. Unser Bergführer, der Bertl, hatte immer einen Plan B und war trotz der schwierigen Wetterlage immer auf das Wohl der Gruppe bedacht. Das Einzige was diesmal etwas nachteilig war, dass wir auf den Touren immer in Zeitnot waren, natürlich bedingt durch die Wetterumstände bzw. die Verspätung am ersten Tag. Würde ich die gleiche Tour nochmal buchen, würde ich dies nicht im August sondern schon im Juni bzw. Anfang Juli tun.

Die angegebene Zeit bezieht sich auf die gesamte Tourdauer.

Gegliederte Gehzeiten:

Hütte - Brochkogeljoch  ca. 2 h 30 min.
15 min Pause
Brochkogeljoch - Wildspitze ca. 1 h 25 min. incl. kurzer Pause beim Rucksacklager
Gipfelpause ca. 20 min.
Wildspitze - Breslauer Hütte ca. 2h 30 min.
50 min Pause
Breslauer Hütte - Stablein - Vent ca. 1 h incl. Lift-Fahrt
        

Tourengänger: jagawirtha


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Kommentare (3)


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Uli_CH hat gesagt: Gratuliere
Gesendet am 13. September 2019 um 22:03
zum zweithöchten Österreicher.

Trotz aller Widrigkeiten hast du den Höhepunkt deiner Tourenwoche bei bestem Wetter geniessen können.

Liebe Grüsse, Uli

jagawirtha hat gesagt: RE:Gratuliere
Gesendet am 14. September 2019 um 14:47
Danke dir Uli, für nächstes Jahr habe ich den Großglockner geplant und vielleicht einen ersten leichten 4000 er Gipfel. Mal schau´n was geht?

LG
Gerhard

Uli_CH hat gesagt: RE:Gratuliere
Gesendet am 14. September 2019 um 17:00
Respekt, Respekt!

Ich glaube, du bist mir mit deinem Können schon enteilt. Den Grossglockner traue ich mir - im Gegensatz zu 4000ern - (noch) nicht zu.

Liebe Grüsse, Uli


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