Kurzbericht 

Bös Fulen, wieder mal gescheitert diesmal in der NW-Wand


Publiziert von Dolmar , 20. April 2019 um 23:39.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum:19 April 2019
Ski Schwierigkeit: SS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SZ   CH-GL 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1900 m
Abstieg: 1900 m

Ein schon vergessenes Projekt wollte ich wieder mal angehen. Aus dem Dornröschenschlaf gerissen wurde es einmal durch den Tourenbericht von "DonMiguel", welcher am Pfannenstock unterwegs war und letztens nochmal bestärkt durch ein Foto von "Djenoun". 
Mein erster Anlauf an diese Wand liegt schon einige Jahre zurück, damals mußte ich wegen Lockerschneemassen umkehren, Die Steilstufe von "Hinder Gass" zum "Schafbüchel" war unmöglich zu überwinden. Nun denn wie beschrieben wieder in der "to do Liste" zurück ein weiterer Versuch am 20.Feb.2019. Diesen breche ich aber bereits bei Zeinenstafel ab, da schon hier erkennbar ist, das es vermutlich wieder am Lockerschnee am unteren Wandfuß scheitern würde, daraus wurde dann eine Skitour zum Bächigrat.
Dieses tolle Osterwochenende hat es mir für mehrtägige Touren zerrissen und so wage ich einen erneuten Anlauf zur Bös Fulen NW-Wand. Zu nächtlicher Stund treffe ich im hinteren Klöntal ein stelle den Weckdienst auf 4:30 Uhr.

Über zwei-drei Lawinenkegel im Wald hinauf ins flache Rossmattertal, die Ski sind aufgebunden, ich wandle lustlos und Gedankenverloren auf dem Weg dahin, alles sehr unwirklich und vor allem sehr warm.
Endlich wache ich aus dem Schlaf auf und merke es ist höchste Zeit der Chronograf zeigt bereits 1/4 nach 5:00Uhr, ich hatte die Snoof Taste mit Aus verwechselt. 
Um 1/4 vor 6:00 Uhr gehe ich dann real los. Über zwei-drei Lawinenkegel im Wald usw., der helle Mond macht die Stirnlampe überflüssig, bald schon kommt die Dämmerung und der Tag, nach einer 3/4 Std erreiche ich Chäseren, es lohnt noch nicht anzufellen, erst kurz nach Wärben bei dem Brückli Felle ich an.
Die Schneedecke ist gut tragend, was mich gleich mit Harscheisen aufsteigen lässt. Ab Zeinenstafel folge ich dem Sommerweg nach Drägglochstafel und weiter zum Längenboden. Dies ist im nachhinein nicht sinnvoll, da der Vordere Gassen einen sperrenden Felsriegel hat. Also vom Längenboden entlang des Felsriegels nach Westen hinunter zum tiefsten Punkt, da erst hier der Felsriegel auf den Vorderen Gassen überwunden werden kann. Besser gleich unten bleiben.  Vom Vorderen Gassen recht bald eine Stufe höher gewechselt zur Hinder Gass bei Punkt 1791, was in etwa dem Sommerweg entspricht. hier nun nach Osten zu den Gassenstöcken hin haltend aufgestiegen. Die südlich liegende Steilstufe hinauf zum Schafbüchel kann ich mit Ski nicht packen. Ich gehe recht weit nach Osten und überwinde die Stufe mit aufgebundenen Ski in etwa bei der 2000m Schrift in Falllinie zum großen Taleinschnitt zwischen hinter Gassenstock und Bös Fulen.
Wieder angefellt wird der vorspringende Felssporn der Bös Fulen Nordwand leicht absteigend umfahren und der Schafbüchel gewonnen. Auf diesem einfach zum Einstiegsband. Mit Ski bis knapp unter die Felswände, Zeitbedarf 4 1/2 h.

Nach kurzer Pause werden die Eisen montiert, Eispickel zur Hand genommen, Ski aufgebunden. Gut motiviert geht es auf pickelhartem Schnee aufwärts. Zum aufsteigen ist das ja alles recht angenehm. Es wechseln Passagen die nur die Frontzacken eindringen lassen mit Passagen mit nur teils tragender Kruste. Zuerst entlang der Felswand auf dem schrägen Band, welches sich schon bald in eine breite Wandflucht eröffnet.
Ich komme dennoch sehr gut voran, Das Gelände ist mehrheitlich bei 50 ° Grad angesiedelt. Die untere Wandflucht wird diagonal nach links oben zu einer Art Durchschlupf durchschritten. Her geht es kurz an die 55 ° Grad. Oberhalb der Felsen wieder flacher, wiederum diagonal, diesmal nach rechts zum rechten Couloir neben der senkrechten Felswand aufsteigen. Ich versuche mir die wechselnden Schneesituationen einzuprägen, auf der eisigen Kruste sind Schwünge kaum machbar, dazwischen gibt es aber immer wieder Graupelschnee, auch gefroren aber wenigstens griffig. Am Couloir wird es wieder 55° Grad steil und eng und eisig. Ich weiß nicht wann hier die Sonne reinkommt um diese eisigen Schnee zu schaffen. Am Ende des Couloirs wird es felsig. Ich beschließe hier Skidepot zu machen, da ich mir bei dem was kommt und dem Schnee sowieso keine Skibefahrung vorstellen kann. Nach dem Couloir bekomme ich erst mal einen kleinen Adrenalinschub weil ein kurzes Triebschneepaket gequert wird. Die Gefahr das es noch abgeht ist zwar sehr gering aber nicht ganz auszuschließen. Danach geht es steil in wechselndem Schnee, mal tragend, mal komplett einbrechend zwischen Felsen sehr steil aufwärts. kleine Wächten zu meiner linken markieren einen Felsabbruch, ich kann nicht einsehen wie es weiter oben mit dem Felsabbruch weitergeht. Rechts begrenzt den weiterweg ein Felssporn der weiter oben über Schnee nach rechts erstiegen werden könnte, wenn der Schnee nicht eine Wächte ist. Ich kann es nicht einschätzen.
Ich überlege noch den Felssporn weiter unten im kombinierten Gelände nach rechts zu übersteigen und in unsicherem Fels/Schnee Gelände sehr steil aufzusteigen. Nun ist aber das hoch das eine, das runter das andere. Die Vernunft des alten Mannes oder auch die Angst zwingen mich zur Umkehr. Der höchste erreichte Punkt dürfte etwas über 2700m gewesen sein.
Hochkonzentriert steige ich zum Skidepot ab. Nun stehe ich da und schaue in eine 55° Grad steile eisverkustete Rinne die sich nach unten in einen Hang öffnet der mit einem Felsabbruch endet. Dafür bin ich nun wirklich zu Alt, mit vollen Hosen binde ich die Ski wieder auf und pickle das Couloir wieder hinunter. Kaum herraussen sehe ich, das die Sonne mittlerweile in die Wand scheint, ich quere unter den Felsen nach links (Norden) in die Sonne. Ja das geht, mit Pickel und Schuhen schlage ich ein Podest in den Hang um auf die Ski zu kommen. Eine rasante Abfahrt wird das nicht, jeder Schwung wird konzentriert ausgeführt, es geht, die Sonne hat den nötigen Gripp gebracht. Nach dem Einstiegsband fällt der Adrenalinspiegel wieder deutlich ab. 
In bestem Sulz den Schafbüchel hinab nach Hinder Gass. Nun in ziemlich tiefen Schnee bis zum tiefsten Punkt. Wieder anfellen und bewusst den Längenboden hinauf, damit in dem tiefen Schnee oberhalb der Drägglochstafel ohne Stockeln abgefahren werden kann. Über Zeinenstafel nach Wärben in Wasserschnee.

Jetzt wäre es schön am Auto zu sein. Eine 3/4 Std. das Rossmattertal hinaus die Ski tragen runden den Tag ab. Genug Zeit die Gedanken zu sortieren.


Tourengänger: Dolmar


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