Guggenberg 2441m - Schräge Vögel

Das Kreuz am Guggenberg ist in Schieflage geraten und ein schräger Vogel geworden. Wer sonst, als ich persönlich, muss hinaufsteigen und es geraderücken. Ich komme mir selber wie ein schräger Vogel vor, denn bald sinke ich in den beträchtlichen Schneeresten knietief ein. Wer steigt auch um diese Jahreszeit zu Fuß durch die Rieserferner!? Aber der Gedanke an das Kreuz treibt mich weiter, mühsam gewinne ich Höhe auf der Suche nach trittfestem Schnee und ausgeaperten Umgehungen.
Von dem angekündigten schönsten Tag der Woche ist noch keine Spur, die Nebel wabern um den Guggenberg, mystisch. Ein letzter Kraftakt und ich stehe am Gipfel. Tatsächlich hat sich das Kreuz schon bedenklich nach vorne geneigt. Ich schiebe ein wenig und bastel neue Steine drumherum, bis zum nächsten Besuch muss das genügen. Zu meiner großen Freude haben sich alte und neue Guggenbergfreunde ins Gipfelbuch eingetragen und ein Spender hat sogar einen Holzliegestuhl heraufgetragen, ich bin begeistert!
Immer noch will der Himmel nicht aufreißen, kein Verlass auf die schrägen Vögel vom Bozner Wetterdienst ;-) Also verabschiede ich mich von meinem Kreuz und stakse auf dem Nordrücken weiter. Hier haben wir es einst heraufgetragen, aber bei der stattlichen Auflage muss ich zweimal hinschauen, um den Abstieg zu finden. Ich wühle mich durch den Tiefschnee und rutsche hinab zur Winterstaller Alm.
Selbst der Rückweg zum Forcher gestaltet sich schwieriger als gedacht, der Frühling und die Schneeschmelze haben die Rieserferner noch nicht erreicht. Auf dem Forstweg mühe ich mich durch das sulzige Geläuf bis ich endlich festen Boden unter den Füßen gewinne. Schon stehe ich wieder am Auto, zumindest ein schräger Vogel ist wieder gerade gerückt.