Im zweiten Teil meiner Reise durchs Glärnischgebiet jagt ein Höhepunkt den nächsten: Bächistock, Schwander Grat, Ruchen. Dank dem hohen Ausgangspunkt (Hütte) lässt sich das alles prima in einem Tag bewerkstelligen. Selbst ein Abstecher aufs Vrenelisgärtli wäre noch dringelegen. Das Sahnehäubchen bildet selbstredend der Bächistock, welcher je nach Verhältnissen am Gipfelgrat nicht ganz einfach zu erreichen ist (Verwechtung). Zudem sind für das vordere Couloir ganz sichere Bedingungen erforderlich. Der Rest ist genussvolles Skiwandern am und um den Glärnischfirn.
Nach einer erstaunlich erholsamen, wenn auch eiskalten Nacht breche ich um sieben Uhr Richtung Gletscher auf. Dankbar folge ich der Spur, welche die zwei Türeler am Vortag gelegt haben. Kaum steht man auf dem Glärnischfirn, erblickt man bereits das (vordere) Couloir, durch welches die offizielle Route hochführt. Wer den kleinen Umweg nicht scheut, darf natürlich auch das hintere (östliche) Couloir benutzen... einen Tick einfacher wär's auf jeden Fall. Den steilen Mittelteil (ca. 40°) absolviere ich zu Fuss, denn Neu- und Altschnee sind noch schlecht verbunden. Anschliessend wieder mit Ski über den wenig steilen Bächistockfirn zum Skidepot.
Der Fussaufstieg über den Ostgrat kann je nach Verhältnissen und Verwechtung heikel sein. Pickel und Steigeisen gehören auf jeden Fall ins Gepäck. Vorsicht ist heute vor allem auf den letzten Metern zum Kreuz geboten, man bewegt sich hier wortwörtlich auf Messers Schneide. So hatten sich die beiden Tourengänger am Vortag diesen Abschnitt geschenkt. Ich hingegen stosse bis zur Kote vom Bächistock (2915m) vor - vierter Bucheintrag in diesem Jahr, darunter auch derjenige von
DonMiguel. Pikantes Detail: Gemäss neuster Landeskarte bildet der Gipfel nun auch den tatsächlichen Höhepunkt des Glärnisch-Massivs; die Messstation schafft es nur noch auf 2914 Meter.
Ein paar Kohlenhydrate rein und schon geht es zurück zum Depot. Die Felle bleiben noch einen Moment dran, denn bis zur Einfahrt ins hintere Couloir gewinnt man nochmals einige Meter. Die Einfahrt ist knapp 40° steil (aber sehr kurz), anschliessend genussvoll durch die pulvrige, ideal geneigte Mulde runter zum Firn - skifahrerisch der Höhepunkt des Tages. So ein Gletschertrekking kann mühsam werden; doch wir sind hier im Glarnerland, da sind die Dimensionen überschaubar. So sind es bis zum Sattel vor dem Ruchen nicht mal zwei Kilometer, die sind schnell abgespult. Den Abstecher zum höchsten Punkt vom Schwander Grat (2883m) lasse ich mir nicht entgehen, die letzten Meter steil und voll nordexponiert. Alternativ kann man direkt dem Grat folgen, falls es die Wechten zulassen.
Eine kurze Fellabfahrt später attackiere ich den Ruchen (2901m) direkt von Süden. Wem dieser Hang zu steil ist (im Mittelteil kurz > 40°), hält sich an die offizielle Route von Westen. Anschliessend folge ich dem Grat bis zum Gipfel. Eigentlich bietet der Ruchen - wie auch der Fürberg am Vortag - einen tollen Tiefblick ins Klöntal und weiter in den Zigerschlitz. Aufgrund der Wechten möchte man das Panorama aber nicht überreizen... Nachdem der letzte Proviant verputzt ist, geht's über die Westflanke zurück auf den Firn, den ich in einem Zug durchcruise. Gepäckaufnahme in der Hütte und wenig prickelnd zurück ins Klöntal, wo bereits die ersten Wanderer unterwegs. Auf der Terrasse des Restaurants Bergli ob Glarus lasse ich das gelungene Tourenwochenende bei Wurst-Käse-Salat und Crèmeschnitte ausklingen.
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