Kurzbericht 

Piz Terri, NW-Wand


Publiziert von Dolmar , 3. Januar 2019 um 22:21.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Valsertal
Tour Datum: 1 Januar 2019
Ski Schwierigkeit: S+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   CH-TI   Gruppo Piz Terri   Gruppo Piz Medel 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2800 m
Abstieg: 2800 m

Fast schon traditionell ist es für mich, den Jahreswechsel in einer Berghütte zu verbringen, wenn dann für den Neujahrstag noch gutes Wetter einen wirklich schönen Start ins neue Jahr begleitet, kann die Freude kaum besser werden.
Einzig die Sturmvorhersage passt nicht perfekt ins Bild, Die Befürchtungen waren am Neujahrstag dann aber wie weggeblasen.
Die Entscheidung auch mal auf den Terri zu gehen war nicht leicht, ob es denn nicht noch zu früh im Jahr dafür ist, die Schneelage insgesamt dürftig ist, genaues ist leider nicht bekannt. Ob eine Abfahrt in der NW Wand möglich sein wird ?.
Die Wege sind weit in die Greina, vom Winterraum der Terrihütte ist nicht viel bekannt. Ein Berg, ein Herz, ein Entschluss. Ich geh da jetzt hin. Geschwärmt wird von der Greina ja mehrfach wenn auch nur im Sommer.

Für den Silverstertag habe ich mir nur den Zustieg zur Terrihütte vorgenommen und starte auch auf bessere Sichtverhältnisse hoffend erst um kurz vor 12:0 Uhr in Sogn Giusep. Tatsächlich hin und wieder reissen die Wolken auf und es blitzen ein wenig blauer Himmel durch und natürlich auch die imposante Bergwelt gibt Blickfetzen frei. Auf schwacher Schneelage geht es gemach ins Tal hinein zur Alp Diesrut. Alles abgeblasene Hänge ob die Wahl richtig war ?, etwas mehr Schnee hatte ich mir schon erhofft, guter Dinge das es weiter oben deutlich besser ist gehts weiter das endlose Tal hinein, unter der Artg Diesrut durch, vorbei am Piz Stgir auf der anderen Talseite bis endlich im Nebel der Pass Diesrut erreicht wird. Die Wolken sollten doch bitte noch ein wenig mehr aufreissen, damit ich die Hütte finden kann.

Erst mal Felle runter und hinab nach Camona oder eben in die Greinaebene. Für kurz zeigt sich mir im Tal westl. die Terrihütte für schon ziemlich nah um kurz darauf wieder nebelverhüllend sich meinen Blicken zu entziehen.
Die Richtung sollte nun klar sein und der kürze des Weges angespornt Sattle ich die Ski auf den Rücken um über die  Hängebrücke bei Camona zu gehen. Interessante Tiefblicke in die schroffe Felsschlucht garantiert wechsle ich die Seiten, um gleich wieder die Seite zu wechseln. Das Gelände auf der anderen Schluchtseite gefällt mir gar nicht, und so gänzlich ohne Weg Kenntnisse, bei wechselnder bis null Sicht scheint mir dieser auch wenn kurze Weg irgendwie heikel. Ich geh lieber durch die Greinaebene und komme von der anderen Seite, welcher dann ja auch teils der morgige Weg zum Piz Terri sein wird. Klasse Wolkenspiel begleitet mich durch die Greinaebene um kurz darauf über den kleinen Pass P.2265m und das folgende kleine Tal die Terrihütte erneut zu sehen, halt von der anderen Seite.
Nach 4h diese dann glücklich und ein wenig geschafft erreicht. 

Das Prozedere ist eigentlich immer das selbe, Überblick verschaffen, was ist zu beachten und dann ganz viel Zeit mit einheizen und Schneeschmelzen verbringen. Es dauert dann auch entsprechend lang bis halbwegs erträgliche Temperaturen trotz der ausgekühlten Gemäuer erreicht werden. Ein weiterer Türler kommt 1 1/2 h später noch dazu. Nach der Kocherei und einer nicht wirklich warmen Bude schlüpfe ich trotz Silvester um halb 10 Uhr unter einen Berg von Decken im Schlafraum.

Eine gute Nachtruhe endet um 7:15 Uhr. Hauptschwierigkeiten sind in so einem Fall das verlassen des warmen Nestes um in die Eiseskälte des Schlafraumes zu treten, ganz natürliche unaufhaltsame Bedürfnisse helfen hier ganz zielgerichtet weiter. Tja, wer muss der muss.

Leider hat die Thermoskanne das kochende Wasser nicht warmgehalten, er reicht für ein lauwarmes dezent Pfefferminz getrübtes Wässerchen zum Christstollen als Frühstück. Michael hält es nicht mehr bei dem herrlichen Wetter und er geht schon mal um 8 Uhr voran, mit den Worten wir sehen uns ja noch da er ja das selbe Ziel hat. Ich starte ca. 15min später und wir werden uns nicht mehr sehen. Michael legt ein Tempo an den Tag, welchen´m ich nicht annähernd folgen kann. Die Spur nehme ich Dankend an.

Der Aufstieg nach der Greinaebene durch das Val Canal ist durchaus spannend. Sich immer wieder auf tuende Gumpen im Bachlauf in den steilen Flanken zu umgehen ohne hinein zu rutschen, oder Gott vertrauend über dem Bachlauf zu gehen war nervig um es auf den Punkt zu bringen. Der anschließende Hang hinauf zum namenlosen See pumpt dann zwar, ist aber nervlich ganz entspannt zu gehen. Am Scheitelpunkt bekomme ich dann für heute die ersten Sonnenstrahlen ab. Zeit für eine kleine Trinkpause, Michael ist schon kurz unterhalb des Skidepots am Westgrat, sein Vorsprung dürfte auf 1h angewachsen sein. Der Blick auf die Wand ist schon beeindruckend, allerdings sieht die Schneelage gar nicht gut aus, deutlich zu wenig vom weißen Pulver in der Wand, sie wirkt zwar komplett eingeschneit, die Konturen verraten aber, das es nur eine dünne Schneeauflage ist. Devise näher ran und neu beurteilen bzw. Sichtung by doing ist das weitere vorgehen. 

Bei der kurzen Fellabfahrt hinab zum See bekomme ich kurz vor dem See einen unerwarteten Adrenalinschub, ca. 2 Meter über der Seefläche ist ein kaum merklicher Riss im Schnee, beim überfahren sackt plötzlich der Talski in ein Loch und ich bleibe stecken. Jetzt bekomme ich es kurz mit der Angst, Ist hier auch wirklich die Eisdicke tragend ?. Nach einem Rumgekrampfe, das das zweite Bein nicht auch noch einbricht kann ich ziemlich erleichtert nach Befreiung des Talski`s vollends auf die Seefläche abrutschen. 
Das Skidepot am Westgrat ist schon ziemlich weit unten, und so entschieße ich mich aus der Spur auszuscheren und direkt auf die NW-Wand zuzuhalten. Auch vermute ich am Grat einen starken Sturm welchem ich nicht die ganze Zeit ausgesetzt sein möchte.
Schon bald unter der Wand ziehe ich die Harscheisen auf um auf der hart gepressten Schneefläche überhaupt noch Höhe zu machen. Lange geht das aber auch nicht gut und ich Sattle um.
Steigeisen an, Ski aufgebunden und los geht`s. Mein Ziel ist leicht westlich des Gipfels, hier Sieht es nach einem guten Ausstieg zum Grat aus, außerdem dürfte die hinunterziehende ganz schwach angedeutete Rinne die einzig fahrbare Linie sein.

Der harte Deckel hält leider nicht immer, sehr kraftraubend kämpfe ich die müden Knochen hinauf, zuerst den Harschdeckel durchtreten und dann einsacken, es geht wieder an die Kondition. Trotz schwindender Kräfte will der Ausstieg nicht näher kommen, alle paar Meter ist eine Pause fällig, ich habe wieder viel zu viel Gepäck im Rucksack das ungebraucht wieder hinaufgeschleppt wird. Die Schneeverhältnisse  wechseln von Hart gepresstem Schnee, nicht tragendem Deckel zu gesetztem Pulverschnee. ca.15 - 20m vor erreichen des Grates wird es unangenehm, hier ist der Schnee sehr hart und rumpelig aber wie ich mir einbilde griffig genug um darauf Ski zu fahren.
Nach einer gefühlten Ewigkeit sind die 300m unter mir und am Grat empfängt mich der angekündigte Sturm.
Ich mache Depot und gehe gleich weiter am Grat. Leicht in die Südflanke ausweichend ist es windstill und dies auch am Gipfel, diesen erreiche ich nach 4 h. Ich genieße den tollen Weitblick in alle Richtungen, trinke etwas Tee bevor ich mit leicht erhöhtem Puls den Grat zum meinem Skidepot absteige, welches sich etwa 25 m tiefer am Westgrat befindet. Ja und genau da bläßt der Sturm, sonst wäre das umbauen auf die Abfahrt ja auch zu einfach.
Jetzt wird nicht lange überlegt, der Wind ist auch unangenehm und so fahre ich in die Flanke ein bevor Überlegungen überhaupt aufkommen. Nein eine Genußabfahrt wird es nicht, gleich zu Anfang ist Kanteneinsatz gefragt bei ca. 50 ° Grad Neigung tritt alles andere weit in den Hintergrund. E sind die wechselnden Schneebedingungen welche volle Konzentration verlangen. Nach gut 100m wollte ich weiter nach Osten in die flachere Flanke ausweichen, habe dies aber nach wenigen Metern bereut und habe wieder rückwärts gestöckelt. Die Nachmittagssonne trifft dort in die Flanke und hat diese in einen Eispanzer verwandelt hier war kein kontrollierter Umschwung möglich. Zurück in meiner seichten Rinne ging es dann auch gut hinunter. Unten raus war es dann kein Problem mehr.
Unter der Wand gibt es die ersten schönen Genußschwünge bis zum wieder anfellen für die Fuorcla Blengias. 

Ein nicht für möglich gehaltener Traum liegt vor mir ungebundener Powder in idealem Skigelände. Hier macht das Skifahren nochmal so richtig Spaß. Zu schnell ist die Alp Blengias erreicht. Ich Felle etwa beim P. 2193m wieder an und steige auf zum namenlosen Sattel auf ca. 2600m oberhalb des Laghet Sees nahe der Fuorcla Canal, welcher den Übergang zum Vscha Lumnezia darstellt. Auch hier dasselbe geile Powder Träumchen unter den Hängen vom Pix Zamuor.
Wermutstropfen ist nur ganz am Ende der schlecht eingeschneite Tobel. Am Bachlauf entlang mühselig mit Steinkontakt zurück zur Brücke unterhalb von Puzzatsch. Hier wäre Ortskenntnis von Vorteil falls keine Spuren da sind.
Die Ski aufgebunden und mit müden Knochen zum Weiler aufgestiegen. Die restliche Abfahrt nach Sogn Giusep folgen der ungeräumten Straße.
Abfahrt durch die NW-Wand bei nicht einfachen Bedingungen gelungen.
 

Tourengänger: Dolmar


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen