Wildhuser Schafberg 2373 m via Ostwandrinne - Immer wieder ein Highlight im Alpstein


Publiziert von Ivo66 , 11. November 2018 um 19:33.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:11 November 2018
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-SG 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Strecke:Wildhaus - Flürentobel - Wildhuser Schafboden - Ostwandrinne - Wildhuser Schafberg - Westgrat - Gamplüt - Wildhaus
Kartennummer:1:25'000 Säntis

Der Wildhuser Schafberg ist der dritthöchste Berg im Alpstein und bietet dementsprechend eine hervorragende Aussicht. Da er von Gamplüt aus über einen Bergwanderweg - der allerdings an Langeweile kaum zu überbieten ist - einfach erreichbar ist, wird er entsprechend häufig besucht. Das muss aber niemanden abschrecken, diesen wunderschönen Berg zu besteigen, denn er bietet auf seiner Rückseite eine attraktive Alpinwanderroute durch die Ostwand. Der Aufstieg dort ist nur möglich, da eine markante Rinne den Berg zweiteilt: Die Ostwandrinne

Bereits zum fünften Mal begingen wir heute diese Route - für mich eine der schönsten im Alpstein - zusammen. Etwas Skepsis war angezeigt bezüglich der zu erwartenden Verhältnisse, vor allem, als wir uns in strömendem Regen mit dem Auto Richtung Toggenburg aufmachten. Doch bald wich der Pessimismus der Vorfreude, denn für einmal besserte sich das Wetter, je näher wir dem Alpstein kamen. In Wildhaus machte es sogar den Anschein, als sei in der Nacht überhaupt kein Regen gefallen. Die Ostwandrinne konnte guten Gewissens angepeilt werden. 

Klar war, dass die Rinne im Schatten liegen würde. Doch bis es so weit war, durften wir noch einmal richtig Sonne tanken im nach Süden ausgerichteten schönen Aufstieg in den grossen Trichter unterhalb des Jöchli. Wir verliessen den Bergwanderweg auch heute wieder weiter unten als üblich und stiegen direkt der Ostwandrinne entgegen; wir konnten uns dadurch im Schatten bereits etwas warm klettern.

Die erste Steilstufe in der Rinne legten wir noch mit Handschuhen zurück, doch bald fiel die Entscheidung zwischen kalten Händen und schlechterem Halt einfach: Die Kletterei bewegt sich schon immer wieder im 2. Schwierigkeitsgrad; die Tritte sind oft klein und man muss schon ordentlich zupacken können, was mit Handschuhen nur bedingt möglich ist. Es dauerte einige Höhenmeter, bis die von den eiskalten Felsen gezeichneten Hände wieder auf Betriebstemperatur kamen.

Konzentration war hier wie immer angezeigt, denn ein Blick zurück erinnerte stets an die Steilheit, die hier nicht viele Fehler verzeiht. Ausgesetzt ist es sozusagen nur gegen hinten, denn die Rinne bzw. das System der parallel verlaufenden Felsrippen ist ziemlich breit. Vom starken Wind blieben wir in der Ostwandrinne verschont; mit warmen Kleidern war man aber dennoch gut bedient.

Allzu lange hielten wir es beim kühlen Wind auf dem Gipfel nicht aus. In der steilen Flanke abseits des Bergwanderwegs fanden wir im Abstieg schliesslich ein gemütliches, ziemlich windgeschütztes Plätzchen zum Verweilen. Die Seite der Normalroute zeichnet sich immerhin dadurch aus, dass sie auch jetzt mitten im November noch sehr sonnenexponiert ist. Wir zogen den Abstieg über den Südwestgrat dennoch vor; auch an der Sonne, dafür waren wir auch hier alleine unterwegs. 

Routenbeschreibung:

Aufstieg bis zum Beginn der Ostwandrinne (T3, direkter Zustieg oben T4)
Von Wildhaus führt ein gut markierter Bergweg (Richtung u. a. Mutschensattel, Wasserauen) durch das Flürentobel. Beim Erreichen einer Alpstrasse zweigt die Route (von hier an weiss-blau-markiert) nach links ab und führt in einigen Kehren durch steiles Gelände hinauf zum Wildhuser Schafboden (Alphütte). Weiter geht es auf gutem Bergweg mit stetem Höhengewinn.

Eine schöne Alternative zur Route via P. 2069 m ist der direkte Zustieg zur Ostwandrinne. Man verlässt dazu den Bergweg auf ca. 1950 m. ü. M. - im Kessel, wo jeweils bis spät im Jahr noch ein Altschneefeld liegt. Man steigt auf Felsrippen ziemlich genau in westlicher Richtung hoch und gelangt so - nach Kreuzung des Bergwanderwegs - direkt zum Einstieg in die Ostwandrinne (T4).

Die Ostwandrinne ist von unten nicht zu übersehen, derart markant tritt sie in Erscheinung, in dem sie die Ostwand des Wildhuser Schafbergs diagonal scheinbar in zwei Teile reisst. Am Fusse der Rinne liegt oft noch bis in den Juli oder gar August hinein noch Altschnee.

Durch die Ostwandrinne zum Hauptgipfel (T5, I-II)
Sobald man die unteren Felsstufen erreicht, geht es auch schon ganz ordentlich zur Sache. Der Fels ist aber sehr gut gestuft und es sind genügend Tritte und Griffe, wenn auch eher kleine, vorhanden, die ein zügiges Aufsteigen ermöglichen.

Die Rinne ist recht breit. Eigentlich handelt es sich um mehrere parallel zueinander verlaufenden Rinnen; es sind verschiedene Aufstiegsrouten innerhalb derselben möglich. Man wählt jeweils einfach die für sich persönlich scheinbar beste Variante aus und steigt mal innerhalb einer Rinne, mal auf einer Felsrippe auf. 

Etwa ab der Hälfte der Rinne (insgesamt schätze ich die Höhendifferenz, die man durch die Rinne bewältigt auf etwa 180 m), wird der Aufstieg etwas weniger steil und die Tritte und Griffe werden hier grösser. Vereinzelt ist auch loses Material vorhanden, das aber wenig stört.

Im oberen Drittel, wo der Fels allmählich grasdurchsetzt ist, wird das Gelände flacher und ganz oben findet man sich beinahe im Gehgelände wieder. Und schon steht man in der Scharte zwischen den beiden Gipfeln. Zum Hauptgipfel (nach rechts) ist es nur noch ein Katzensprung.

Abstieg über den Südwestgrat (T4)
Zunächst geht es über den Vorgipfel auf der Normalroute ein Stück hinunter. Wir peilten über steiles Grasgelände in der Falllinie direkt den Westgrat an, der erst im unteren Teil etwas ausgeprägter wird. An einigen Stellen wird der Grat auch ziemlich ausgesetzt; es empfiehlt sich aber, besonders ganz unten, auf der Gratschneide zu bleiben, da das Steilgrasgelände weit ungemütlicher ist. Durch steiles Gras bzw. auf wenig ausgeprägten Tierpfaden quert man zuletzt zur Schäferhütte. Weiter folgt man der Normalroute über Gamplüt nach Wildhaus.  



Tourengänger: Ivo66, Lena


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