Graunock 2827m - Das Schwarze Schaf oder Die Graue Eminenz


Publiziert von georgb , 9. Oktober 2018 um 22:59.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 9 Oktober 2018
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Terenten-Parkplatz Tiefrasten
Kartennummer:tabacco Pustertal

Die Tiefrastenhütte lockt viele Besucher an, die legendär gute Küche sorgt für regen Verkehr und mancher der Wanderer schaut sich sogar auf den umliegenden Gipfeln um. Nur einer wird ignoriert, der Graunock, niemand traut sich so recht hinauf, obwohl er der höchste Gipfel in der Tiefrastengruppe ist. Man hört und liest auch wenig über ihn, wie ein Schwarzes Schaf steht er abseits, das muss einen Grund haben!?
Auch ich habe meine Zweifel und Respekt vor dem legendär ungemütlichen und haarigen Aufstieg. So nähere ich mich der Grauen Eminenz unbeobachtet von der Hinterseite, angeblich gibt es hier eine Variante!? Am Tiefrastenhüttl folge ich kurz dem Pfunderer Höhenweg nach Osten und kreuze dann weglos auf die verlassene Rückseite der Tiefrastenberge.
Auf 2500m öffnet sich der Blick ins Ahrntal und zu den wilden Geröllfeldern unter den Ostabbrüchen des Graunocks. Eine Schafspur quert ohne nennenswerten Höhenverlust weiter und ich spähe nach einem Zugang auf den Gipfel. Je näher ich komme, umso verwirrender wird das Gelände, ich steige hin und her auf der Suche nach einer geeigneten Rinne. Es kommt nur eine in Frage, ich schnalle die Stöcke auf den Rucksack und kämpfe mich aufwärts. Der mürbe Schotter ist unangenehm und am Ende stehen ausgesetzte Platten im Weg. Doch mit umsichtigen, gut geprüften Tritten und ein paar Handgreiflichkeiten (I+) erreiche ich das Schärtchen zwischen Süd- und Hauptgipfel, ich bin richtig! Wenige Meter noch und ich stehe tatsächlich auf der Grauen Eminenz, mit einem netten, einfachen Holzkreuz geschmückt.
Doch Entspannung will sich nicht einstellen, denn mein Ziel ist der Abstieg über den Südgipfel und auf dem Weg dorthin steckt angeblich die Schlüsselstelle. Es ist von einem ausgesetzten Felsabsatz die Rede und man hat mich schon davor gewarnt!? Vorsichtig schleiche ich mich näher und inspiziere das Gelände. Direkt geht nichts, aber ein paar Meter tiefer finde ich eine Linie hinauf zum riesigen Steinmann mit Gedenkfotos an kürzlich Verunglückte. Halb so wild, im Zweiergelände mit gelegentlichen Grasbüschelgriffen gewinne ich den Grat und kann mich endlich zur verdienten Pause niederlassen.
Was für ein wilder Rammel dieser Graunock, ringsherum haarsträubend steile Schotterhänge und zwischendurch ein paar ausgesetzte Felstürme, kein Wunder, dass er ignoriert wird. Selbst der Abstieg nach Süden ist kein Wandergelände, ein paar vereinzelte Steinmänner helfen zwar bei der Orientierung, aber es geht äußerst steil zu und immer wieder sind felsige Passagen zu queren (I).
Sehr vorsichtig setze ich meine Tritte und atme tief durch, als ich endlich im Flachen bin und die Tiefrastenhütte in Sicht kommt. Zur Belohnung strahlt der See tiefblau und die Nachmittagssonne wärmt wie im Hochsommer. Sofort suche ich mir den besten Platz auf der Terrasse und bestelle Süßspeisen. Der aufgewärmte Kaiserschmarrn wird meinem verwöhnten Gaumen zwar nicht gerecht, aber selbst das kann heute meine Laune nicht verderben. Die Graue Eminenz hat mich beeindruckt und beglückt trotte ich zurück zum Parkplatz.
Aber auch dort treiben Schwarze Schafe ihr Unwesen, zwei Autos wurden am hellichten Tag aufgebrochen!!! Meine silbergraue Eminenz wurde zum Glück verschont und schaukelt mich sicher zurück nach Hause.

Tourengänger: georgb


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»