Fibbia
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Beim Stöbern durch den SAC-Führer "Gipfelziele Gotthardgebiet", fand ich einige für mich lohnende Touren. Vorallem aufgrund der etwas kürzeren Anreise wollte ich eigentlich zuerst auf den Mutschen ob Wassen. Da ich aber ausser in dem Führer nirgends im Internet (nicht einmal auf hikr) etwas fand, entschied ich mich, für meine erste anspruchsvollere "alpine" Tour dieses Jahr einen etwas bekannteren Berg zu wählen. Auch faszinierten mich die vom Gletscher geschliffenen Felshöcker schon bei früheren Besuchen dieser Region.
***
Das ganze beginnt mit einem für die Schweiz als Tourismusland unrühmlichen Intermezzo. Just als der Regionalzug der SBB in Göschenen ankommt, fährt der Zug der Matterhorn-Gotthardbahn ab. Halb so schlimm denken wir, denn es hat ja noch einen weiteren Zug der rund 10 Minuten später abfährt. Nur kommt der eben auch erst 10 Minuten später in Andermatt an. Aber der Bus auf den Gotthard wird ja wohl schon warten. Naja. Leider nicht. So stehe ich und etwa 20 andere Wandersleut wie bestellt und nicht abgeholt bei der Bushaltestelle.
Eine Beschwerde am Schalter der MGB fruchtet leider nicht: "Ja, die Verbindung ist äusserst knapp." und "In 2 Stunden fährt ja der nächste Bus" war die unwirsche Antwort. Derweil entscheiden sich die meisten der Ausflügler für ein Alternativprogramm, sodass schliesslich nur noch das Fähnlein der 7 Aufrechten plus 3 Mountainbikes zurückbleibt. Zum Glück haben die Damen im Touri-Büro gleich um die Ecke mehr Verständnis für Ihre Kunden und organisieren uns einen Minibus, der uns, für je CHF 10.- und mit etwa einer halben Stunden Verspätung, doch noch auf den Pass hochfährt.
NB: Der Regio der SBB steht in Erstfeld rund 20 Minuten rum, bevor er abfährt! Würde er etwas früher losfahren, könnte er die Verbindung problemlos sicherstellen. Aber eben, SBB, der Kunde kommt zuletzt.
Anhand der Reaktion der Schalterbeamtin der MGB ist man sich des Problems offensichtlich bewusst, unternimmt aber lieber nichts. Könnte ja noch mit Arbeit verbunden sein.
Andererseits könnte auch das Gotthard-Postauto wohl etwas länger warten (zumal der Fahrer ja anhand der obligatorischen Reservation für die Mountainbikes wusste, dass noch wer fehlt), handelt es sich dabei ja eben gerade nicht um einen typischen Infrastrukturbetrieb der den Minutentakt einhalten muss, sondern um ein rein touristisches Angebot (für das man bis vor ein paar Jahren noch einen Zuschlag bezahlen musste).
Alles in allem keine Glanzleistung für die Tourismusregion Gotthard.
Wer also auf die, im offiziellen SBB-Fahrplan, angegebenen Verbindungen angewiesen ist, sollte besser nicht auf den Gotthard fahren wollen.
***
Nun zurück zu Erfreulicherem.
Statt wie im Führer angegeben von Pt. 2094 auf einem Pfad rechts (orographisch links) des Ri della Valletta aufzusteigen, überquere ich den Bach unten bei der Brücke und steige über der Militärunterkunft weglos Richtung Westen (ca. 240°) auf. Mal auf elastisch federndem Rasen, mal über die (dank kristallinen Einschlüssen) äusserst griffigen Felsblöcke. Die Oberfläche der Felsen ist so rauh, dass ich meine zarten Bürohände schon bald durch ein Paar robuste Bauhandschuhe schütze.
So steige ich mehr oder weniger wahllos - aber die ungefähre Richtung haltend - immer höher. Den Riale della Fibbia überquere ich auf wohl etwa 2300m. Just als ich an einer Stelle am Werweissen bin, wo ich nun weiter aufsteigen solle, taucht, wie aus dem Nichts ein Wanderer mit Hund auf. Der Hund beschnuppert mich kurz, der Wanderer derweil, würdigt mich weder eines Blickes, noch erwidert er meinen freundlichen Gruss. Stattdessen quert er zügigen Schrittes über ein Band nach links, um danach einen Einschnitt nach rechts hochzusteigen. Der Hund folgt ihm ohne jegliche Schwierigkeiten. Da die zwei die Gegend offensichtlich besser kennen als ich, folge ich Ihnen mit immer grösser werdendem Abstand, denn ich kann mit deren Tempo unmöglich mithalten.
So steigen wir nun in etwas südlicherer Richtung (ca. 220°) durch gröber werdenden Blockschutt. Auch wenn der Gipfel gut sichtbar ist, geben vereinzelte Steinmännchen wohl die "Idealroute" vor. So gelange ich, mehr balancierend als gehend, nach und nach zum Gipfel der Fibbia Pt. 2739. Am Regentrichter hängt - man staune - eine neue und unverbeulte Gamelle. Nur auch darin befindet sich kein Gipfelbuch! Aber die werden eh überbewertet ...
An einem Prachtstag wie heute ist natürlich auch die Aussicht dementsprechend. Von der Leventina bis zur Schöllenen, vom Basodino bis zur Adula. Kein Wölkchen trübt die Sicht. Nach einer ausgedehnten Rast erkundige ich den Abstieg. Gemäss Führer wird empfohlen über festen Fels nach Norden abzusteigen. Leider finde ich nirgends festen Fels, sondern nur groben und gröberen Blockschutt.
Etwas westlich der Metallkonstruktion befindet sich ein kunstvoll aufgeschichteter Steinmann. Von diesem fallen einem ein paar weitere, eher behelfsmässige Steinmänner auf, die wohl einen weitern möglichen Abstieg markieren und mehr in nördlicher Richtung führen. Frisch gewagt, ist halb gewonnen.
Nun folgt eine Art Schnitzeljagd unter erschwerten Bedingungen. Zum Glück habe ich meinen Feldstecher dabei, sodass ich in der Steinwüste besser nach Steinmännchen Ausschau halten kann. Der so ausgesteckte Track verläuft in einigen Windungen und umgeht dabei die grösseren Hindernisse recht geschickt. Schliesslich stehe ich auf einem Felsrücken rund 100 Höhenmeter über den zwei Seelein im Valetta di San Gottardo.
Ab hier hat's gute Pfadspuren, die an der künstlichen Wasserscheide vorbei in Richtung der zwei Seelein bei Pt. 2254 absteigt und die Höhe haltend auf dem, wohl als Aufstieg gedachten, Pfad mit vielen Steinmännchen markiert zur Kreuzung bei Pt. 2094 und der Passhöhe zurückführt.
Schwierigkeitszuordnungsbirchermüesli: Das T4 bezieht sich vorallem auf meine optionalen Kraxeleinlagen.Die eine oder andere Stelle hätte wohl gar ein T5 verdient. Aber wie gesagt, die können umgangen werden. Lässt man alle Kraxeleinlagen weg, sollte ein T3(+) auch reichen.
Zeitbedarf: Gemäss Führer: Aufstieg 2:15, Abstieg 1:30. Mit meinen etwas lädierten Knien waren es eher je rund 3h für Auf- und Abstieg.
Fazit: Eine durchaus lohnenswerte Erfahrung, die meinen Bedarf an grobem Blockschutt für die nächste Zeit mehr als gedeckt hat. Vom Muskelkater in den Oberschenkeln ganz zu schweigen ...
NB: Den Track habe ich am Computer nach meinen ungefähren Erinnerungen erstellt.
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Das ganze beginnt mit einem für die Schweiz als Tourismusland unrühmlichen Intermezzo. Just als der Regionalzug der SBB in Göschenen ankommt, fährt der Zug der Matterhorn-Gotthardbahn ab. Halb so schlimm denken wir, denn es hat ja noch einen weiteren Zug der rund 10 Minuten später abfährt. Nur kommt der eben auch erst 10 Minuten später in Andermatt an. Aber der Bus auf den Gotthard wird ja wohl schon warten. Naja. Leider nicht. So stehe ich und etwa 20 andere Wandersleut wie bestellt und nicht abgeholt bei der Bushaltestelle.
Eine Beschwerde am Schalter der MGB fruchtet leider nicht: "Ja, die Verbindung ist äusserst knapp." und "In 2 Stunden fährt ja der nächste Bus" war die unwirsche Antwort. Derweil entscheiden sich die meisten der Ausflügler für ein Alternativprogramm, sodass schliesslich nur noch das Fähnlein der 7 Aufrechten plus 3 Mountainbikes zurückbleibt. Zum Glück haben die Damen im Touri-Büro gleich um die Ecke mehr Verständnis für Ihre Kunden und organisieren uns einen Minibus, der uns, für je CHF 10.- und mit etwa einer halben Stunden Verspätung, doch noch auf den Pass hochfährt.
NB: Der Regio der SBB steht in Erstfeld rund 20 Minuten rum, bevor er abfährt! Würde er etwas früher losfahren, könnte er die Verbindung problemlos sicherstellen. Aber eben, SBB, der Kunde kommt zuletzt.
Anhand der Reaktion der Schalterbeamtin der MGB ist man sich des Problems offensichtlich bewusst, unternimmt aber lieber nichts. Könnte ja noch mit Arbeit verbunden sein.
Andererseits könnte auch das Gotthard-Postauto wohl etwas länger warten (zumal der Fahrer ja anhand der obligatorischen Reservation für die Mountainbikes wusste, dass noch wer fehlt), handelt es sich dabei ja eben gerade nicht um einen typischen Infrastrukturbetrieb der den Minutentakt einhalten muss, sondern um ein rein touristisches Angebot (für das man bis vor ein paar Jahren noch einen Zuschlag bezahlen musste).
Alles in allem keine Glanzleistung für die Tourismusregion Gotthard.
Wer also auf die, im offiziellen SBB-Fahrplan, angegebenen Verbindungen angewiesen ist, sollte besser nicht auf den Gotthard fahren wollen.
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Nun zurück zu Erfreulicherem.
Statt wie im Führer angegeben von Pt. 2094 auf einem Pfad rechts (orographisch links) des Ri della Valletta aufzusteigen, überquere ich den Bach unten bei der Brücke und steige über der Militärunterkunft weglos Richtung Westen (ca. 240°) auf. Mal auf elastisch federndem Rasen, mal über die (dank kristallinen Einschlüssen) äusserst griffigen Felsblöcke. Die Oberfläche der Felsen ist so rauh, dass ich meine zarten Bürohände schon bald durch ein Paar robuste Bauhandschuhe schütze.
So steige ich mehr oder weniger wahllos - aber die ungefähre Richtung haltend - immer höher. Den Riale della Fibbia überquere ich auf wohl etwa 2300m. Just als ich an einer Stelle am Werweissen bin, wo ich nun weiter aufsteigen solle, taucht, wie aus dem Nichts ein Wanderer mit Hund auf. Der Hund beschnuppert mich kurz, der Wanderer derweil, würdigt mich weder eines Blickes, noch erwidert er meinen freundlichen Gruss. Stattdessen quert er zügigen Schrittes über ein Band nach links, um danach einen Einschnitt nach rechts hochzusteigen. Der Hund folgt ihm ohne jegliche Schwierigkeiten. Da die zwei die Gegend offensichtlich besser kennen als ich, folge ich Ihnen mit immer grösser werdendem Abstand, denn ich kann mit deren Tempo unmöglich mithalten.
So steigen wir nun in etwas südlicherer Richtung (ca. 220°) durch gröber werdenden Blockschutt. Auch wenn der Gipfel gut sichtbar ist, geben vereinzelte Steinmännchen wohl die "Idealroute" vor. So gelange ich, mehr balancierend als gehend, nach und nach zum Gipfel der Fibbia Pt. 2739. Am Regentrichter hängt - man staune - eine neue und unverbeulte Gamelle. Nur auch darin befindet sich kein Gipfelbuch! Aber die werden eh überbewertet ...
An einem Prachtstag wie heute ist natürlich auch die Aussicht dementsprechend. Von der Leventina bis zur Schöllenen, vom Basodino bis zur Adula. Kein Wölkchen trübt die Sicht. Nach einer ausgedehnten Rast erkundige ich den Abstieg. Gemäss Führer wird empfohlen über festen Fels nach Norden abzusteigen. Leider finde ich nirgends festen Fels, sondern nur groben und gröberen Blockschutt.
Etwas westlich der Metallkonstruktion befindet sich ein kunstvoll aufgeschichteter Steinmann. Von diesem fallen einem ein paar weitere, eher behelfsmässige Steinmänner auf, die wohl einen weitern möglichen Abstieg markieren und mehr in nördlicher Richtung führen. Frisch gewagt, ist halb gewonnen.
Nun folgt eine Art Schnitzeljagd unter erschwerten Bedingungen. Zum Glück habe ich meinen Feldstecher dabei, sodass ich in der Steinwüste besser nach Steinmännchen Ausschau halten kann. Der so ausgesteckte Track verläuft in einigen Windungen und umgeht dabei die grösseren Hindernisse recht geschickt. Schliesslich stehe ich auf einem Felsrücken rund 100 Höhenmeter über den zwei Seelein im Valetta di San Gottardo.
Ab hier hat's gute Pfadspuren, die an der künstlichen Wasserscheide vorbei in Richtung der zwei Seelein bei Pt. 2254 absteigt und die Höhe haltend auf dem, wohl als Aufstieg gedachten, Pfad mit vielen Steinmännchen markiert zur Kreuzung bei Pt. 2094 und der Passhöhe zurückführt.
Schwierigkeitszuordnungsbirchermüesli: Das T4 bezieht sich vorallem auf meine optionalen Kraxeleinlagen.Die eine oder andere Stelle hätte wohl gar ein T5 verdient. Aber wie gesagt, die können umgangen werden. Lässt man alle Kraxeleinlagen weg, sollte ein T3(+) auch reichen.
Zeitbedarf: Gemäss Führer: Aufstieg 2:15, Abstieg 1:30. Mit meinen etwas lädierten Knien waren es eher je rund 3h für Auf- und Abstieg.
Fazit: Eine durchaus lohnenswerte Erfahrung, die meinen Bedarf an grobem Blockschutt für die nächste Zeit mehr als gedeckt hat. Vom Muskelkater in den Oberschenkeln ganz zu schweigen ...
NB: Den Track habe ich am Computer nach meinen ungefähren Erinnerungen erstellt.
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