Aferer Geiseln [Günther-Messner-Steig: Tullen (2652m) - Wälscher Ring (2623m) - Ringspitze (2531m)]


Publiziert von gero , 18. Mai 2009 um 23:00.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 7 August 2006
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2- (WS-)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Strecke:Rusiskreuz - Tullen - Wälscher Ring - Ringspitze - Peitlerscharte - Rusiskreuz
Kartennummer:Freytag & Berndt WKS 5: Cortina d'Ampezzo-Marmolada-St.UIrich

Ich habe mir lange überlegt, ob ich diese Tour hier veröffentliche - denn ich habe diesmal keine Schönwetterbilder zu bieten, wir haben den Günther-Messner-Steig leider vorwiegend in Wolken begangen. Trotzdem - eine Beschreibung gibt es hier noch nicht, also los!

Zuerst ein paar Informationen zum Günther-Messner-Steig (im folgenden GM-Steig genannt): zum Namen und dem Hintergrund der Namensgebung ist ja wohl hier unter Experten nichts zu sagen. Die Ansprüche dieser Unternehmung liegen eher in deren Länge, weniger in etwaigen technischen Schwierigkeiten (die sich auf wenige versicherte Kletterstellen beschränken). Man bewegt sich jedoch in hochalpinem Gelände, nur vereinzelt gibt es "Fluchtwege" - das Wetter sollte also leidlich zuverlässig sein, Gewitter muß unbedingt vermieden werden, da man sich vielfach am oder in unmittelbarer Nähe des Grates der Aferer Geiseln bewegt. Hierunter versteht man den etwa 5km langen Felskamm (mit etliche Scharten und Gipfeln), der zwischen der Kofelwiese im Westen und der Peitlerscharte im Osten liegt - dem Anfangs- und Endpunkt des Günther-Messner-Steiges. Dazu kommen Zustieg und Rückweg - das wird ein langer Tag.

Mit meinem Freund Denis startete ich kurz vor 8 Uhr am Rusiskreuz (1729m), an der Würzjochstraße oberhalb des Villnößtales gelegen. Auf gutem, hervorragend bezeichneten Steig geht es zunächst durch Wald aufwärts, bis man nach einer Stunde die weitläufige, liebliche Kofelwiese (ca. 2168m) betritt. Danach erreicht man eine Wegteilung: geradeaus geht es leicht fallend hinunter zur Zannser Alm, wir folgten aber dem Abzweig zum Tullen, der hier in ost-nord-östlicher Richtung in ein Seitental hineinführt.

Das bisherige Wiesengelände wird nun zusehends schrofiger, und oberhalb des Steiges stehen die brüchigen, zerborstenen Felsen der Weißlahnspitze (2528m). Nach kurzer Zeit quert man sodann ein Geröllfeld, das südlich unter dem Tullen eingelagert ist; dies ist der erste Gipfel, der im Zuge des GM-Steiges erstiegen werden kann. Zu diesem Zweck verläßt man an einem Wegweiser (knapp 2 Std. ab Rusiskreuz) vorübergehend den GM-Steig (hierher hat man nach Besteigung des Tullen wieder zurückzukehren) und folgt der Bezeichnung "Tullen" das Geröllfeld steil aufwärts in eine Scharte entlang einiger weniger Fixseile. Nach der Scharte kommt ein Stückchen schotteriger Felskamm, und dann steht man mit dem Tullen (2652m) auf dem höchsten Punkt des GM-Steiges. Die Uhr zeigte 10:07 an, wird hatten also gut 2 Std. ab Rusiskreuz gebraucht.

Wie schon gesagt, muß man nun vom Tullen wieder absteigen und den GM-Steig ab dem Wegweiser weiter folgen. Er leitet nach kurzer Zeit hinauf zum Grat, der nun vorübergehend ausgesetzt wird und zu einer Scharte führt, nach der an einem Fixseil 10m hinaufgeklettert werden muß. Dies ist die technisch anspruchsvollste Stelle des GM-Steiges; man steht dann oben auf einem namenlosen Köpfl (2590m) mit kleinem Holzkreuz (knapp 3 Std. ab Rusiskreuz). Noch wahrscheinlicher war dies bereits der Wälsche Ring (2623m) - ich bin mir da nicht sicher, denn zum einen konnten wir uns im Gewölk nur bedingt orientieren, zum andern gibt es hier so viele Gratköpfe, daß man nicht genau weiß, auf welchem man grad steht. Nur eines ist sicher: verlaufen kann man sich auch bei wolkenverhangener Witterung erfreulicherweise NICHT.

Danach wird der Steig wieder leichter; manchmal auf dem Grat des Wälschen Rings, manchmal knapp darunter gelangt man nach einiger Zeit in eine Scharte, hinter der sich recht bedrohlich die Türme, Rinnen und Scharten der Ringspitze aufbauen. Der GM-Steig quert deren Steilhänge südseitig, und wenn man die Ringspitze ebenfalls ersteigen will, dann muß man sich eine Aufstiegsmöglichkeit suchen. Hier sind ein hervorragender "Blick fürs Gelände" und Vertrautheit mit der Landkarte gefragt, um einen Abzweig vom GM-Steig im rechten Moment  zuverlässig zu finden (nicht zu früh, solange noch wilde, ungangbare Felskulissen das Bild prägen!) - denn die Ringspitze ist nicht beschildert (und erst recht nicht markiert), es gibt bestenfalls Trittspuren hinauf. Obwohl das Gelände nicht schwierig ist, braucht man doch absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, um sich den sehr steilen Schrofenhang hinaufzuarbeiten: erst noch durch Gras, dann durch Schrofen, oben wird man kurz vor Erreichen eines kleinen Sattels sogar die Hände zum Gleichgewicht benutzen und einige Dutzend Meter im kleinsplittrigen Einsergelände herumkraxeln.

Um 12:30 Uhr hatten wir die Ringspitze (2531m, auch Confinspitze genannt) erklommen. Im Fels des Nebengipfels ist ein großer Ringhaken eingelassen, der einer Sage zufolge den Riesen des Villnößtales zum Vertäuen ihrer Schiffe diente. - Von der Ringspitze hat man nun wieder zum GM-Steig abzusteigen; danach geht es noch kurze Zeit über Wiesenhänge weiter, und man steht im letzten Sattel dieses langen Weges, unmittelbar vor dem Felsabbruch des letzten kleineren Bergstockes (13:30 Uhr). Inzwischen ist man fast gegenüber dem mächtigen Peitlerkofel angelangt. Eine steile, im ersten Moment recht exponierte Leiter führt mind. 10m aufwärts, und danach hat man den anspruchsvoll-alpinen Teil des GM-Steiges hinter sich gebracht. Man schlendert über zusehends freundliches Wiesengelände zur Peitlerscharte (2357m) weiter, wo wir um 14:15 Uhr ankamen -  mit knapp 6,5 Std. ab Rusiskreuz hatten wir trotz aller Fotopausen und Gipfel-Seitensprünge die veranschlagten 7 Std. etwas unterschritten.

Der Rest ist schnell erzählt: an der Peitlerscharte beginnt der lange Rückweg zum Ausgangspunkt! Man kann entweder direkt absteigen zur Brixner Dolomitenstraße (zwischen Villnößtal und Würzjoch) und auf dieser zurücklaufen zum Rusiskreuz: der schnellste, bequemste und sicherste Weg - aber etwas eintönig. Oder man geht nordseits der Aferer Geiseln über die Rodelwiesen zurück zum Rusiskreuz; dies ist der "offizielle" GM-Steig und etwas länger, aber sicher auch schöner. Wir wählten zweitere Variante und waren gegen 16:30 Uhr zurück am Ausgangspunkt unserer langen Tagestour.

Tourengänger: gero


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