Gr. Waxenstein Leixlgrat – Licht und Schatten in der NW-Flanke


Publiziert von algi , 13. August 2018 um 14:36.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum:12 August 2018
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Hammersbach, Besucherparkplatz

Der Leixlgrat musste dieses Jahr unbedingt noch her, sieht man diesen weit vorspringenden Sporn in der NW-Flanke des gr. Waxensteins unbewusst doch fast jedes Mal wenn man von Norden kommend nach GAP fährt.

Um zum Einstieg zu gelangen nutzt man lt. AV-Führer den oberen Nordsteig, der vom Manndl auf nahezu gleichbleibender Höhe bis zum Bärnalpl hinüberführen soll. Ich wusste gar nicht, ob dieser Steig überhaupt noch existiert oder längst zugewachsen war, habe mir extra deswegen eine AV-Karte gekauft, beginnend bei der Waxensteinhütte, war tatsächlich noch eine gepunktete Linie eingezeichnet. Letzte Woche, beim Aufstieg im westl. Teil der Mittagsreißn  hinauf zum dir. Nordgrat des Zwölferkopfes, habe ich einen großen Steinmann unmittelbar vor Beginn der Latschenzone auf der rechten Seite entdeckt, das musste der „Einstieg“ in den oberen Nordsteig sein.

Ich laufe bei angenehmen 12 Grad ( knapp 10 Grad weniger als letzte Woche ) wieder den blauweiß gekennzeichneten Weg zur Waxensteinhütte hoch. Nun, etwas oberhalb des Weges zum Toilettenhäusl, auf schwach ausgeprägten, aber noch erkennbaren Trittspuren, den bewaldeten Rücken westl. der großen Schotterreiße emporsteigen. Unterhalb der Latschen führt der Steig nach links ins Geröll. Am linken Rand der hier recht schmalen Geröllrinne empor bis auf Höhe des auffälligen Steinmanns, rechts vom Steinmann gelangt man über eine kaum erkennbare Latschengasse zum oberen Nordsteig. Der Steig ist noch in erstaunlich gutem Zustand und streckenweise sind noch viele Markierungen erhalten. Ich überschreite die Brandlahne und dann soll man an „geeigneter“ Stelle und nicht zu nah am ersten Gratturm gegen die N-Wände ansteigen. Was geeignet ist, bleibt jedem selbst überlassen, also nutze ich die nächste zu überquerende Geröllrinne um es auszuprobieren. Am Rande der Rinne komme ich gut voran, allerdings raubt mir der westl. liegende bewaldete Rücken die freie Sicht auf mein heutiges Tagesziel. Darum verlasse ich die Rinne im oberen Teil nach rechts und steige den steilen Waldrücken hinauf, an einer Abflachung des Rückens kann ich endlich den Einstiegsbereich überblicken. Am einfachsten ist es, wenn man vom Kopf dieses Rückens über Schrofengelände nahezu waagrecht bis unter den ersten Gratturm hinüberquert um nun, über eine Rinne hinter dem Turm, zum Einstieg zu gelangen. Um zum Kopf dieses Rückens zu gelangen steige ich nochmal kurz in eine Rinne ab und folge ihr bis sie südl. des Waldkopfes endet. Die lange Querung und die Rinne hinauf zum Einstieg sind gut machbar ( I – II ). Nach 2 ½ Stunden Aufstieg ohne Geplänkel habe ich ihn schließlich erreicht. Eine Gedenktafel für einen im Jahre 1955 tödlich verunglückten jungen Kletterer wirkt nun nicht gerade aufbauend.

Der Wandbereich oberhalb der Scharte wirkt sehr unübersichtlich, die ersten 1 – 2 Seillängen sind noch halbwegs klar, aber dann verliere ich den Überblick komplett. Das wird sich dann beim Klettern schon ergeben. Zunächst ein paar Meter nach SW hinab um zum Kamin zu gelangen der in die südl. Einschartung vor dem Steilaufschwung führt. Nun rechtshaltend zu einem Riss, den man ca. 15 m verfolgt und nun linkshaltend über guten Fels weiter. Lt. Führer geht es nun 30 m gerade weiter, wobei ein enger Riss durch einen Anderen links umgangen wird, danach links einen Kamin hoch. Ich wähne mich auf dem richtigen Weg, doch der Kamin ist eher eine Verschneidung und auf dem Verschneidungskopf angelangt, sehe ich das nach links ziehende Band das zum Grat zurückführen soll. Da bin ich wohl 15 – 20 m zu weit nach rechts geraten, ist aber egal, da ein Hinüberqueren zum Band fast problemlos möglich ist.

Nun auf dem Band weiter bis zum Grat, hier orientiert man sich am besten mit einem Blick nach unten, bei dem die Gratschneide klar erkennbar ist. Bislang war die Felsqualität noch gut bis akzeptabel, der Blick noch oben verheißt jedoch nichts Gutes: splittrig brüchiger Fels, wobei auch der richtige Weg in der Flanke rechts des Grates nicht klar erkennbar ist. Ich probiere es dort, wo es für mich am leichtesten und kompaktesten aussieht und arbeite mich im Zick-Zack vorsichtig hinauf. Bin gespannt was mich nach der kleinen Scharte dort oben erwartet und bin sehr glücklich, dass es die im Führer erwähnte brüchige Rinne ist, die nach rechts wieder in leichteres Gelände leitet. Weiter bis zu einer gelbbrüchigen Steilwand die auf einem darunterliegenden Band umgangen wird. Danach noch einen weiten Kamin hinauf, der oben von einem Klemmblock gedeckelt wird. Die Überkletterung des Klemmblocks verursacht wieder eine gewisse Nervenanspannung die ich nicht beurteilen kann ob die „Schubladen“ in diesem Bereich mein Körpergewicht tatsächlich halten können oder ggfs. einfach nachgeben. Nach dem Kamin sind die Hauptschwierigkeiten der Tour überwunden.

Man folgt der Gratschneide, bis ein Turm den Weiterweg versperrt, umgeht ihn rechts über Schrofen und peilt nun die noch etwas weiter rechts liegende kleine Schlucht an, welche auf dem waagrechten Teil des NO-Grates südlich des NO-Pfeilers endet. Die Schlucht in gestuftem Fels empor, ganz oben nochmals schwierig über den mittleren Riss der Ausstiegswand zum Grat. Nun links des Grates in einem weiten Linksbogen zum Gipfel empor.

Da das Wetter super ist und noch reichlich Zeit zur Verfügung steht, steige ich heute mal über den Gamssteig ab. Bin voll begeistert, das Wandern unter den felsigen Südabstürzen des Waxensteinkammes entlang ist ein landschaftlicher Höhepunkt und gefällt mir viel besser als der Direktabstieg. Allerdings muss man durch das Auf und Ab nochmal 150 – 200 Hm drauflegen.

Fazit: bergsteigerisch und landschaftlich ist diese exklusive Waxensteinrunde eine Tour auf hohem Niveau. Alleine was das Klettern anbelangt hat sie mir nicht so gut gefallen, für meinen Geschmack dann doch zu viel Bruch und Gehgelände. Vielleicht ist es auch nur an meiner etwas anderen Erwartungshaltung gelegen.
Schwierigkeit: ein bis zwei Seillängen IV- kommt hin, sonst III und II

 

Viele Grüße

Albert


Tourengänger: algi


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Kommentare (4)


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Gelöschter Kommentar

algi hat gesagt: RE:Klasse!
Gesendet am 15. August 2018 um 06:32
Hi Chris,
es ist schon witzig wie sich manchmal ohne bewusstes Zutun Mosaiksteinchen an Mosaiksteinchen reiht. Vor 1 1/2 Wochen habe ich mich noch ein bisschen über den mühsamen Aufstieg durch den westl. Teil der Mittagsreißn geärgert, dabei aber den oberen Nordsteig entdeckt. Und dies war der initiale Kick den Leixlgrat mal anzugehen. Der Abzweig vom Nordsteig hinauf zu den Wänden war genau richtig gewählt, bei solchen Unternehmungen gehört eben auch immer ein wenig Glück dazu. Habe es aber auch schon anders erlebt, mich komplett in den Latschen verfranst und dann irgendwann entnervt aufgegeben.

VG Albert

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algi hat gesagt: RE:Klasse!
Gesendet am 16. August 2018 um 07:16
Nein, kenne ich nicht. Habe mir vor längerer Zeit die Beschreibung mal durchgelesen. Da ich eher ein Freund von Graten / Wänden und weniger von Schluchten bin, habe ich diese Tour nicht auf meine "Vorzugsliste" gesetzt. Kann aber natürlich trotzdem gut sein.

VG Albert


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