Von Längenfeld auf einen nur bei Einheimischen bekannten Kreuzgipfel und 2 seiner "Nachbarn"


Publiziert von Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II , 29. Juli 2018 um 21:21.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum:28 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 9:30
Aufstieg: 1650 m
Abstieg: 1650 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Garmisch nach Längenfeld

Am 05.08.13 hatte ich von der Hauerseehütte aus im vom Hauerseekogel nach NO streichenden Kamm ein Gipfelkreuz entdeckt. Ich konnte nicht herausfinden, auf welchem Gipfel es steht, da selbst auf der AV-Karte dort kein Kreuz eingezeichnet ist.

Am Morgen des 25.07.18 fuhr ich mit dem Bus das Ötztal abwärts u. entdeckte  bei Längenfeld südlich des Hauerkogels, den ich am bestiegen hatte, dieses Kreuz abermals. Da ich nicht aus dem Bus aussteigen wollte, um herauszufinden, fragte ich eine Mitfahrerin, um welchen Berg es sich handelt. Sie sagte, dass es die Fünffingerspitze sei. Ich fuhr weiter nach Innsbruck. Dort entschied ich mich, nicht gleich mit dem nächsten Zug nach Garmisch zu fahren, sondern einen Abstecher zum ÖAV u. auch zu einer Buchhandlung zu machen.

Beim ÖAV bekam ich auch keine befriedigende Antwort. Ich schaute dort auch in den AV-Führer der Ötztaler Alpen, in dem der Schnegger- u. der Legerkogel, die ich auf meiner Wanderkarte gefunden hatte, nicht erwähnt werden!  Zuhause googelte ich dann "Schneggerkogel". Ich erfuhr schließlich, dass Anfang Juli 17 in einer Rinne unterhalb dieses Berges ein einheimisches Ehepaar von Geröllmassen erschlagen worden war. Nach Mitteilung der Zeitung befindet sich dort ein Steiglein, das hauptsächlich von Ziegen benutzt werden soll.

Mich reizte es, auf diesen Berg zu steigen, in dessen Gipfelbuch ich eigentlich auch nur Einträge von Einheimischen vermutete. Ich war davon überzeugt, auch ohne Beschreibung eine Route auf diesen Berg zu finden.

Am Samstag, 28.07.18 war es dann soweit. Mit der ersten Verbindung fuhr ich über Ehrwald u. Imst nach Längenfeld. Ich ging kurz ins Tourismusbüro, in dem die zu dieser Zeit anwesende Mitarbeiterin auch nicht wusste, um welchen Berg es sich handelt! Kaum hatte ich das Büro verlassen, konnte ich hinter dem Gebäude auf den Bergkamm hinaufschauen u. das Kreuz entdecken. Es ist von rechts gesehen, wo der deutlich niedrigere Hauerkogel liegt, der 3. Gipfel u. dieser nennt sich auf der Wanderkarte "Schneggerkogel".

Nachdem ich noch einen kurzen Abstecher in den Supermarkt gemacht hatte, folgte ich wie schon im Oktober 2013 dem Wegweiser Richtung Hauerkogel. Mir passierte dann unterwegs ein Ver-Hauer, denn ich übersah einen weiteren Wegweiser u. wanderte in den Wald. Plötzlich fiel der Weg ab u. ich dachte, falsch zu sein. Noch ein Blick um die nächste Ecke u. dann war klar, dass er nur noch abwärts führt!
Ich drehte um u. fand dann den richtigen Weg. Man muss über einen Fahrweg aufsteigen, den man allerdings unmarkiert abkürzen kann. Weit oben verlassen die Markierungen den Fahrweg, Da ich nicht so steil gehen wollte, blieb ich aber auf ihm. Ich kam an einem geparkten Geländewagen u. an zwei Enduros vorbei. Ca. 200-300m weiter endet der Weg. Ich  entschied mich, schräg rechts weglos im Wald aufzusteigen, um den Steig Richtung Hauerkogel zu erreichen.

Bald erreichte ich einen schmalen Steig, auf dem ich auch im weiteren Verlauf keine Markierung fand. Das also musste der Steig Richtung Schneggerkogel sein! An einer Ruine eines Almgebäudes im Wald konnte ich ihn nicht mehr erkennen. Etwas oberhalb der Ruine fand ich aber dann seine Fortsetzung. Bald gab es auf dem Weg auch Hinweise auf die Existenz von Ziegen, deren Hinterlassenschaften ich auf dem Steig fand. Oberhalb des Waldes war er im Gras nicht mehr gut zu sehen. Es gab zahlreiche Trittspuren, die wohl u.a. von Ziegen stammen dürften. Links oberhalb eines tiefen Tobels entdeckte ich am Berg ein weiteres Kreuz. Rechts nahe des Abbruchs über dem Tobel ging es im Gras eine zeitlang weiter. Nach einiger Zeit kam ich an eine Stelle, wo eine Wegspur nach links in die nun wenig tiefe Rinne führte.

Plötzlich begann es zu regnen, dann fielen auch Eiskörner vom Himmtel. Ein Gewitter war das gottseidank nicht. Der Wetterbericht hatte nicht gemeldet, dass es schon am frühen Vormittag regnen könnte! Fast eine halbe Stunde stand ich nun unter einem Felsen, da ich Angst hatte, von oben her könnten Steine durch die Rinne fallen. Als es nur noch leicht regnete, entschied ich mich, weiter aufzusteigen. Die Rinne wurde weiter oben schwieriger zu begehen, da nasse Felsplatten zu umgehen waren. Wie ich nach links zu dem nun nicht mehr sichtbaren Kreuz gehen könnte, wusste ich nicht. Ich konzentrierte mich darauf, bald den Gipfelgrat zu erreichen. Weit oben hätte ich schräg nach rechts durch Gras die begehbare Flanke zu einem Gipfelgrat erreichen können, entschied mich aber, in der Rinne zu bleiben. Sie wurde aber schwieriger (T6). Obwohl sie nass war, rutschte ich kein einziges mal. Ich konnte mich an Kanten plattiger Felsen festhalten. An einer kleinen Felsstufe (II-) endete die Rinne u. ich konnte weniger steil über Blockwerk endlich den SW-Grat des Berges erreichen. Ich wäre zu weit links aufgestiegen, hätte ich unbedingt zuerst auf den Schneggerkogel gelangen wollen. Aber da ich vorhatte, auch auf seinen namenlosen südwestlichen Nachbargipfel zu kraxeln, war ich nun richtig. Schließlich erreichte ich den Gipfel.

Nach der Gipfelrast stieg ich nordostwärts Richtung ca. 60m tiefer gelegener Scharte zwischen Felsplatten u. über kleine Felsstufen (I-II) ab bis an eine Geländekante, hinter die ich die ganze Zeit nicht hatte schauen können. Ich hoffte, dass dort nicht ein unüberwindlicher Abbruch folgt. Unter der Kante sah ich Felsplatten, die ich aber rechts umgehen konnte. Zuletzt querte ich auf schmalen, grasigen Bändern zwischen Felsplatten, musste also nicht direkt über diese zur Scharte hin klettern.

Ich entschied mich, nicht steil über grasbewachsene Bereiche in der Flanke rechts des SW-Grates des Schneggerkogels aufzusteigen, sondern direkt über den mir gangbar erscheinenden Felsgrat (II). Wegen der Ausgesetztheit nach rechts kletterte ich etwas zögerlich. Ich musste die störende Angst überwinden.  Ich machte aber dann wieder einmal die Erfahrung, das alles halb so wild ist!

Kurz darauf erreichte ich in noch schöner Kletterei das Gipfelkreuz. Wie zu erwarten, fand ich nur Einträge von Einheimischen im Buch vor. Auf dem Gipfel entdeckte ich noch einen geringen Rest einer roten Markierung. Ich vermute, dass vor Jahrzehnten eine markierte Route hinaufgeführt hatte.

Der Abstieg in die folgende Scharte war einfacher. Ein kurzes Stück kletterte ich wieder am Felsgrat aufwärts (I-II), verließ ihn aber dann aus Bequemlichkeit nach rechts in Grasgelände. Weiter oben stieg ich wieder auf den felsigen mit Gras durchsetzten Grat, über den ich in Kürze den 3. Gipfel dieser Tour, den Legerkogel, erreichte, auf dem ein großer Steinmann steht.

Ich schaute seinen NO-Grat hinunter, wollte schon über ihn absteigen. An einer Felstelle hätte ich rechts in die sehr steile Flanke ausweichen müssen. Weiter unten entdeckte ich eine Steilstelle. Sie kann man sicherlich umgehen, aber irgendwie war mir nicht wohl dabei. Deshalb entschied ich mich, schräg nach rechts in die Nähe des Schneggerkogels zu gehen, wo ich seine Normalroute zu finden glaubte. Schneller allerdings hätte ich über steiles Gras absteigen u. weiter unten eine Rinne erreichen können. An deren rechten Rand entdeckte ich steile Felsplatten. Die linke Begrenzung der Rinne konnte ich nicht sehen. So steuerte ich eine Rippe an, auf die ich vor der vom Schneggerkogel hinabführenden Rinne gelangte. Auf ihr entdeckte ich einen kleinen Steinmann. Ich stieg steil ab u. kam dabei an zwei weiteren Steinmännenr vorbei. Die linke Rinne hätte ich von dort notfalls erreichen können, zur rechten allerdings fiel der Hang sehr steil ab. Weiter unten sah ich Wegspuren, die nach rechts zur nun leicht erreichbaren Rinne führten. Ich folgte ihnen u. stieg diese Rinne ab, die ich in diesem Bereich auch hinaufgestiegen war.

Weiter unten verließ ich sie wieder nach links über flaches Gras, über das ich sie beim Aufstieg erreicht hatte.

Der weitere Abstieg erfolgte über das Grasgelände, über das ich aufgestiegen war. Leider geriet ich zu weit nach links. Ich hatte mir nicht gemerkt, wo genau ich aufgestiegen war. Ich sah immer wieder Tierwechsel. Unter mir sah ich einige flüchtende Gemsen. Ich dachte "wo Gemsen gehen, kann auch ich gehen!" Ich musste steil absteigen u. zwei- oder dreimal über kleine Felsen (I-II) abklettern. Zwischen dicht wachsenden Büschen fand ich einen Durchschlupf u. erreichte so weniger steiles Grasgelände. Zwischen Wald u. einem Bach ging es abwärts, bis ich wieder auf den unmarkierten Steig stieß. Über ihn gelangte ich schließlich wieder auf den Fahrweg. Ich kürzte ihn über kurze Steigpassagen ab. Der Abstieg war ungeplant ziemlich abenteuerlich geworden u. hatte mich bestimmt eine halbe Stunde mehr gekostet als auf der einfachsten Route!

Statistik:
410 in den Ötztaler Alpen bestiegene Gipfel

Ziel:
500 Gipfel in der dreitausenderreichsten Gebirgsgruppe der Ostalpen zu besteigen



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