Erstfeld, Schnüer, Bälmeten


Publiziert von Zaza , 10. Juli 2018 um 19:52. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum: 9 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 1400 m
Kartennummer:1192

Der SAC-Führer zu den Urner Alpen beschreibt den direkten Aufstieg von Schwandi über Schnüer und Wurmälpeli mit ein paar lockeren Worten und der Schwierigkeitsbewertung EB oder T4 (je nach Ausgabe). Das ist ebenso verwunderlich wie die Tatsache, dass Swisstopo den Pfad bis heute auf den Karten einträgt. Zwar unterbrochen, aber ein Zuckerschlecken ist diese Route definitiv nicht.

Gerne wären wir mit der Seilbahn von Erstfeld nach Schwandi geschwebt. Aber die Betreiberin sagte uns, dass es heute keine Fahrten gebe. Umso ärgerlicher war es, dass wir beim steilen Fussaufstieg von Unter Schwandi aus die Seilbahn über unseren Köpfen bergauf fahren sahen...da sind die meisten anderen Urner Bergbauernseilbahnen deutlich kundenfreundlicher, zum Glück!

Ein passabler Pfad führt schräg aufwärts durch den Wald gegen das Lochertal, dessen Rand wir bei einem Jägerunterstand erreichen. Der Runse entlang geht es steil aufwärts bis an die Felswand. Hier beginnt die eigentliche Schnur - in teils exponierter Routenführung geht es immer der Felswand entlang aufwärts. Markierungen sind rar, aber der Verlauf ist mehr oder weniger logisch. Anders hingegen beim Einstieg in den Ausstieg - hier ist die Lage kompliziert: 

Die Spur führt zu einer Stelle, bei der an einem Fels ein oranger Pfeil nach unten zeigt. Tatsächlich finden sich weiter unten an Bäumen weitere orange Zeichen und auch Schnittspuren. Doch bald sind wir in grimmigem und exponiertem Gelände und finden keinen Weiterweg (und auch keine Zeichen). So gehen wir von der Markierung am Fels etwa 10 Meter zurück, bis sich ein begehbarer Trichter nach oben findet. An seinem rechten Rand hilft ein Fixseil mit zwei Metallstiften beim Ausstieg, danach finden sich wieder Markierungen sowie Tritt- und Schnittspuren (bis hier T5). Über eine Wiese geht es noch etwas weiter empor und... 

da kam dann kam die Wand mit den Eisenklammern. Wir hatten alle die Hosen voll, aber bei mir liefs ganz flüssig (frei nach Paul Breitner)

Es geht darum, eine Felswand mit senkrechten Passagen zu überwinden. Links hängt ein ältliches Drahtseil runter, rechts führt eine Reihe von Metallklammern die erste Wand hinauf. Das ist zwar nicht schwierig, quasi Klettersteig, aber doch etwas ungemütlich, weil es keine Sicherung hat und man nicht so recht weiss, wie gut diese Klammern befestigt sind. Es scheint aber alles in Ordnung zu sein und wir erreichen eine kleine Wiese mit einem Fixseil, das zur zweiten Wand führt. Hier geht es erneut über Eisenbügel aufwärts und dann empfängt uns der Legföhrenwald. Aufgrund der heftigen Ausgesetztheit empfanden wir diesen Abschnitt als T6, aber das ist wohl auch etwas Geschmackssache. 

Im Gestrüpp findet sich zuerst eine ausgeastete Schneise, die rechts wegführt (also weg vom Wegverlauf gemäss Karte). Wir steigen am Rande einer kleinen Felswand auf und müssen uns so nur auf kurze Strecken durch die Legföhren mühen. Dann queren wir auf einer offenen Wiese nach links, wo wir wieder auf das Weglein stossen. Es führt durch die nächste Legföhrenzone und dann wieder durch offeneres Gelände auf den Pass hinauf, wo wir nicht ganz unglücklich über die Wanderwegmarkierung sind...

Damit endet der grantige Teil der Tour - wir machen einen Abstecher zum Schwarz Grat und folgen dann dem blau-weiss markierten Weg über den Nordgrat auf den Bälmeten, der leider in einer hartnäckigen Wolke steckt. Der Abstieg ist dann relativ zügig - zum Bälmeter Grat, steil hinunter nach Butzenstein, wo wir erfahren, dass die Seilbahn Haldi fast zwei Monate in Revision ist. Immerhin gibt's einen Ersatzbus mit einem etwas dünneren Fahrplan. Dafür müssen wir nicht ganz zur Bergstation der Seilbahn marschieren, sondern können den Bus an der Stelle abwarten, an der die Fahrstrasse Richtung Schattdorf abzweigt. Und während wir in Altdorf auf den Tell-Bus warten, stellen wir fest, dass der grosse Dorfbrunnen sich ausgezeichnet zur Erfrischung eignet!






Tourengänger: Zaza, t2star


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Kommentare (7)


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kopfsalat hat gesagt:
Gesendet am 11. Juli 2018 um 07:14
> mit ein paar lockeren Worten

in der Ausgabe von 1992 (Toni Fullin) steht:

> Schwarz Grat
>
> 292 (EB) 3 Std von der Bergstation der LSB Erstfeld-Schwandi
>
> Von Oberschwandi auf teilweise schlechtem Weg über Schnuer und Wurmälpli ...


Alpin_Rise hat gesagt: Der "böse Weg"
Gesendet am 11. Juli 2018 um 09:39
ist geschafft, grautliere. Sieht grantig aus, v.a. wenn der Zustand der Installationen unbekannt ist...
Die Variante über Rüti/Arvenegg ist besser verdaulich, oder?

> die meisten anderen Urner Bergbauernseilbahnen deutlich kundenfreundlicher
In der Tat: Diejenigen gegenüber lassen fahren, raten aber dringlich vom Weiterweg ab. Die hiesigen verwehren die Fahrt und raten (bzw. rieten) nur vom "bösen Weg" ab ;-)

G, Rise

Zaza hat gesagt: RE:Der "böse Weg"
Gesendet am 11. Juli 2018 um 12:10
Ja, Rüti-Arvenegg ist so simpel, dass man sogar Tagi-Blogger durchbringt ;-)

Ausdauernden Alpinwanderern mit guten Nerven sei an Wochenenden (wenn die Bahn auch für fremde Fetzel fährt) diese Runde empfohlen:

Ober Schwandi - Schnüer - Bälmeten - Seewli - Zigerweg - Strengmatt - Schwandi

Alpin_Rise hat gesagt: RE:Der "böse Weg"
Gesendet am 11. Juli 2018 um 15:38
Ja, diese Runde wär so in etwa der Plan, nur die Schnüer, weiss nicht... bin in der Gegend oft, aber nur auf gut markierten Pfaden unterwegs gewesen. Schwarz Stöckli wär das Upgrade.

Seilbahn: Vielleicht müsste mal die lokalen Sektion oder gar der ZV die Interessen aller gehfaulen Alpinisten vertreten?

G, Rise

Bergamotte hat gesagt: RE:Der "böse Weg"
Gesendet am 12. Juli 2018 um 15:43
Also mit Deinem alpinen Background läufst Du die Schnüer rückwärts... Klar, die eine Passage ist sehr ausgesetzt. Aber objektiv scheinen mir Eisenklammern (wirkten auf mich solide) alleweil sicherer als schuttige, schmale Bänder oder extremes Steilgras. Deshalb hatte ich damals von einer T6-Bewertung abgesehen.

hrd hat gesagt: Unbekannter Weg: bei Zaza nachschauen
Gesendet am 13. September 2019 um 19:08
Findet man beim Kartenstudium einen interessanten Weg aber kann ihn nicht beurteilen, muss man nur bei Zaza nachschauen, der ihn mit grösster Wahrscheinlichkeit schon gemacht hat :-)

singingelk hat gesagt: Habe gestern diese Tour gemacht
Gesendet am 13. November 2021 um 18:40
darum nur hier paar kurze Updates, falls jemand die Tour plant. Ich würde sie als klares T6 bewerten. Der orange Pfeil am Ende der Schnüer ist nicht mehr vorhanden (dieser Fels ist wohl ausgebrochen), auch sonst keine Markierungen gesehen. Am Anfang der Schnüer sind wir allerdings anders gegangen. Das Seil am Ende der Schnüer ist nicht gut sichtbar. Ein Helm ist empfehlenswert, da doch einiges Wild unterwegs ist. Eisenbügel immer noch in gutem Zustand


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