Entdeckungsreise durchs Kröntengebiet mit Biwak auf dem Jakobiger
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Die Kröntengruppe ist mein unbestrittener Favorit in den Urner Alpen. Grund einerseits ist ihre spektakuläre Lage am Glatt Firn. Und andererseits finden sich hier unzählige Routen und Gipfel, die kaum begangen werden und/oder nicht mal in den Führern beschrieben sind. Tatsächlich kanalisiert sich fast die ganze Aufmerksamkeit im Gebiet auf die Hauptrouten zum Krönten, Jakobiger und Wichelhorn. So mache ich mich denn auf zu einer zweitägigen Entdeckungsreise inklusive Gipfelbiwak.
Um drei Uhr nachmittags laufe ich vom Hüttenparkplatz auf dem Bodenberg los. Dieser ist gestopft voll, kein Wunder angesichts der tollen Hochtourenverhältnisse zurzeit. Doch auf meiner Reise über vergessene Routen und Gipfel Route brauche ich keine Menschenmassen fürchten. Die ganzen Bäche im Gebiet führen momentan üppig Wasser. So leere ich meine Flaschen und werde sie erst unterhalb vom Riedfurggi wieder auffüllen. Das ist eine merkliche Erleichterung, denn angesichts meines üblichen Ultralights und meinem Fliegengewicht schlagen grosse Lasten bei mir sofort durch.
Den Aufstieg durch den Ellbogen bringe ich schnell hinter mich. Hier bin ich noch dankbar für die Wolken, die sich westlich der Reuss bis in den Abend hinein zäh zeigen. Bei P. 1968 verlasse ich den Hüttenweg und folge dem wbw-Wegweiser Richtung Leutschach. Man verliert hier nochmals 100 Höhenmeter und einige ausgesetzte Stellen sind mit Drahtseilen versichert. Noch vor dem Riedfurggi verlasse ich den Weg und erreiche über seinen harmlosen Westrücken den Gwasmet (2265m), das übersteigt kaum die T3. Für den kurzen Abstieg ins Riedfurggi (2211m) halte ich mich an die markante Rinne zwischen Ost- und Westgipfel. Das ist steil, nicht besonders gut gestuft und bei Restnässe wie heute mühsam (T6-). Einfacher wäre wohl das Schrofengelände direkt über dem Furggi gewesen (s. Topo).
Den Wanderweg verlasse ich gleich wieder und steige direkt durch die Nordflanke zum Jakobiger (2505m) hoch, den ich kurz nach halb sieben erreiche. Besonders schwierig ist das nicht (T3-T4, beim Ausstieg T5) und vermutlich schneller als der kleine Umweg via Leidsee. Etwas frustriert nehme ich zur Kenntnis, dass die Gipfel östlich der Reuss bereits wieder in der Sonne erstrahlen, während ich hier im Schatten sitze und mit der leichten Bise auskühle. Also mache ich mich gleich ans Abendessen. Und kurz nach acht drückt dann die Sonne über dem Schlossberg durch - gerade noch rechtzeitig für den einsetzenden Sonnenuntergang. Diese beobachte ich vor allem vom Westgipfel aus, der sich in leichter Kletterei erreichen lässt. Erstaunt entdecke ich unweit vom Leidsee zwei weitere Camper. Nach dem Schauspiel verlege ich mein Nachtlager vom Gipfel aufs kleine Plateau zwischen Jakobiger und Ruchälplistock. Man ist hier etwas windgeschützter und auf dem moosigen Untergrund liegt es sich ganz bequem.
Nach einer Nacht mit wenig Schlaf (wie üblich) steige ich um 5:15 wieder zum Gipfel hoch, um den Sonnenaufgang in ganzer Länge zu verfolgen. Bereits um Mitternacht war der Himmel sternenklar und dies sollte ein prächtiger Sommertag werden. Anschliessend Frühstück und Aufbruch um sieben Uhr. Über die markierte Normalroute steige ich via Leidsee zurück zum Riedfurggi. Der Wiederaufstieg zum unscheinbaren Hundtschingel (2371m) ist von hier offensichtlich und bietet keine Schwierigkeiten (T3-T4). Steiler und anspruchsvoller ist der Abstieg vom gleichnamigen Furggi nach Westen: gehobenes T5, unten eine ganz kurze T6-Stelle (im Aufstieg deutlich angenehmer). Aus dem Kessel könnte man übrigens südwärts zum Verbindungsgrat Ruchen-Gwächten aufsteigen (aber keine Ahnung, wen das interessieren sollte). Ich hingegen steige wiederum unschwierig ins Päuggenfurggi (2399m) hoch, die Schneefelder sind angenehm aufgeweicht und die Steigeisen bleiben erneut im Sack. Im Sattel öffnet sich der Blick auf den Rot Stock, mein nächstes Ziel. Nur von dieser Seite wirkt er wie ein richtiger Gipfel. Aus allen anderen Perspektiven verschwindet er nahezu zwischen den höheren Krönten, Sunnig und Gwächten.
Der Abstieg aus dem Furggi über Schutt und Gras nach Westen ist fast geschenkt. Hier treffe ich auf den Passweg zum Steinchelenfurggi, den Übergang ins Leutschach, und folge ihm bis in den Kessel vor dem Sunnig. Den Rucksack habe ich unten gelassen und nur Steigeisen / Pickel hoch getragen. Das wäre nicht nötig gewesen: Die verbliebenen Schneefelder am Rot Stock (2718m) sind schön aufgeweicht. Ich verdrücke meine letzten zwei Dörrfrüchte - bei der Verpflegung habe ich mich verschätzt - und geniesse den lohnenden Ausblick auf Schlossberg und Sunnigen Stöck im Norden.
Zurück beim Rucksack folgt der wildromantische Abstieg in den Obersee-Kessel. Auch wenn streckenweise noch Schnee liegt, sind alle exponierten Stellen aper. Unten deponiere ich den Rucksack erneut und mache mich an den letzten Aufstieg Richtung Päuggenstöckli. Eigentlich sind das beliebte Klettergipfel mit unzähligen Routen, direkt neben der Kröntenhütte gelegen. Doch das Vorder Päuggenstöckli (2359m) gibt auch eine schöne, kaum bekannte Alpinwanderung ab - ideal als Supplément nach dem Hüttenzustieg. Der Weg ist wbw-markiert und vorbildlich mit Seilen ausgerüstet. Nur kurz erreicht man die T5-. Den Schlussaufstieg absolviere ich weglos über harmloses Blockgelände, denn der Weg zieht Richtung Hinter Päuggenstöckli weg. Hierfür werde ich bei Gelegenheit wiederkommen. Heute hat es mir zu viele Klettergruppen unterwegs und für den kurzen Schlussaufschwung (III) möchte ich im Abstieg lieber ein Seil dabei haben.
In dreissig Minuten spute ich runter zur Kröntenhütte SAC (1903m), wo ich pünktlich um die Mittagszeit eintreffe. Ausgehungert verlange ich sofort nach Rösti mit Speck und Spiegelei, denn seit dem Frühstück um sechs gab's gerade mal vier mickrige Dörrfrüchte. Frisch gestärkt verbleibt der Schlussabstieg übers Geissfad - viel lohnender als die Ellbogen-Route - zurück nach Bodenberg.
Zeiten
3:40 Jakobiger
1:10 Hundtschingel
1:50 Rot Stock
1:30 Vorder Päuggenstöckli
1:30 Bodenberg
Um drei Uhr nachmittags laufe ich vom Hüttenparkplatz auf dem Bodenberg los. Dieser ist gestopft voll, kein Wunder angesichts der tollen Hochtourenverhältnisse zurzeit. Doch auf meiner Reise über vergessene Routen und Gipfel Route brauche ich keine Menschenmassen fürchten. Die ganzen Bäche im Gebiet führen momentan üppig Wasser. So leere ich meine Flaschen und werde sie erst unterhalb vom Riedfurggi wieder auffüllen. Das ist eine merkliche Erleichterung, denn angesichts meines üblichen Ultralights und meinem Fliegengewicht schlagen grosse Lasten bei mir sofort durch.
Den Aufstieg durch den Ellbogen bringe ich schnell hinter mich. Hier bin ich noch dankbar für die Wolken, die sich westlich der Reuss bis in den Abend hinein zäh zeigen. Bei P. 1968 verlasse ich den Hüttenweg und folge dem wbw-Wegweiser Richtung Leutschach. Man verliert hier nochmals 100 Höhenmeter und einige ausgesetzte Stellen sind mit Drahtseilen versichert. Noch vor dem Riedfurggi verlasse ich den Weg und erreiche über seinen harmlosen Westrücken den Gwasmet (2265m), das übersteigt kaum die T3. Für den kurzen Abstieg ins Riedfurggi (2211m) halte ich mich an die markante Rinne zwischen Ost- und Westgipfel. Das ist steil, nicht besonders gut gestuft und bei Restnässe wie heute mühsam (T6-). Einfacher wäre wohl das Schrofengelände direkt über dem Furggi gewesen (s. Topo).
Den Wanderweg verlasse ich gleich wieder und steige direkt durch die Nordflanke zum Jakobiger (2505m) hoch, den ich kurz nach halb sieben erreiche. Besonders schwierig ist das nicht (T3-T4, beim Ausstieg T5) und vermutlich schneller als der kleine Umweg via Leidsee. Etwas frustriert nehme ich zur Kenntnis, dass die Gipfel östlich der Reuss bereits wieder in der Sonne erstrahlen, während ich hier im Schatten sitze und mit der leichten Bise auskühle. Also mache ich mich gleich ans Abendessen. Und kurz nach acht drückt dann die Sonne über dem Schlossberg durch - gerade noch rechtzeitig für den einsetzenden Sonnenuntergang. Diese beobachte ich vor allem vom Westgipfel aus, der sich in leichter Kletterei erreichen lässt. Erstaunt entdecke ich unweit vom Leidsee zwei weitere Camper. Nach dem Schauspiel verlege ich mein Nachtlager vom Gipfel aufs kleine Plateau zwischen Jakobiger und Ruchälplistock. Man ist hier etwas windgeschützter und auf dem moosigen Untergrund liegt es sich ganz bequem.
Nach einer Nacht mit wenig Schlaf (wie üblich) steige ich um 5:15 wieder zum Gipfel hoch, um den Sonnenaufgang in ganzer Länge zu verfolgen. Bereits um Mitternacht war der Himmel sternenklar und dies sollte ein prächtiger Sommertag werden. Anschliessend Frühstück und Aufbruch um sieben Uhr. Über die markierte Normalroute steige ich via Leidsee zurück zum Riedfurggi. Der Wiederaufstieg zum unscheinbaren Hundtschingel (2371m) ist von hier offensichtlich und bietet keine Schwierigkeiten (T3-T4). Steiler und anspruchsvoller ist der Abstieg vom gleichnamigen Furggi nach Westen: gehobenes T5, unten eine ganz kurze T6-Stelle (im Aufstieg deutlich angenehmer). Aus dem Kessel könnte man übrigens südwärts zum Verbindungsgrat Ruchen-Gwächten aufsteigen (aber keine Ahnung, wen das interessieren sollte). Ich hingegen steige wiederum unschwierig ins Päuggenfurggi (2399m) hoch, die Schneefelder sind angenehm aufgeweicht und die Steigeisen bleiben erneut im Sack. Im Sattel öffnet sich der Blick auf den Rot Stock, mein nächstes Ziel. Nur von dieser Seite wirkt er wie ein richtiger Gipfel. Aus allen anderen Perspektiven verschwindet er nahezu zwischen den höheren Krönten, Sunnig und Gwächten.
Der Abstieg aus dem Furggi über Schutt und Gras nach Westen ist fast geschenkt. Hier treffe ich auf den Passweg zum Steinchelenfurggi, den Übergang ins Leutschach, und folge ihm bis in den Kessel vor dem Sunnig. Den Rucksack habe ich unten gelassen und nur Steigeisen / Pickel hoch getragen. Das wäre nicht nötig gewesen: Die verbliebenen Schneefelder am Rot Stock (2718m) sind schön aufgeweicht. Ich verdrücke meine letzten zwei Dörrfrüchte - bei der Verpflegung habe ich mich verschätzt - und geniesse den lohnenden Ausblick auf Schlossberg und Sunnigen Stöck im Norden.
Zurück beim Rucksack folgt der wildromantische Abstieg in den Obersee-Kessel. Auch wenn streckenweise noch Schnee liegt, sind alle exponierten Stellen aper. Unten deponiere ich den Rucksack erneut und mache mich an den letzten Aufstieg Richtung Päuggenstöckli. Eigentlich sind das beliebte Klettergipfel mit unzähligen Routen, direkt neben der Kröntenhütte gelegen. Doch das Vorder Päuggenstöckli (2359m) gibt auch eine schöne, kaum bekannte Alpinwanderung ab - ideal als Supplément nach dem Hüttenzustieg. Der Weg ist wbw-markiert und vorbildlich mit Seilen ausgerüstet. Nur kurz erreicht man die T5-. Den Schlussaufstieg absolviere ich weglos über harmloses Blockgelände, denn der Weg zieht Richtung Hinter Päuggenstöckli weg. Hierfür werde ich bei Gelegenheit wiederkommen. Heute hat es mir zu viele Klettergruppen unterwegs und für den kurzen Schlussaufschwung (III) möchte ich im Abstieg lieber ein Seil dabei haben.
In dreissig Minuten spute ich runter zur Kröntenhütte SAC (1903m), wo ich pünktlich um die Mittagszeit eintreffe. Ausgehungert verlange ich sofort nach Rösti mit Speck und Spiegelei, denn seit dem Frühstück um sechs gab's gerade mal vier mickrige Dörrfrüchte. Frisch gestärkt verbleibt der Schlussabstieg übers Geissfad - viel lohnender als die Ellbogen-Route - zurück nach Bodenberg.
Zeiten
3:40 Jakobiger
1:10 Hundtschingel
1:50 Rot Stock
1:30 Vorder Päuggenstöckli
1:30 Bodenberg
Tourengänger:
Bergamotte

Communities: Biwak- und Zelttouren
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