Rundtour zum Krönten 3107m


Publiziert von Bergamotte , 4. April 2021 um 11:44.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:30 März 2021
Ski Schwierigkeit: S+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2950 m
Abstieg: 2950 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW / Alpentaxi ins Erstfeldertal
Unterkunftmöglichkeiten:Kröntenhütte / Leutschachhütte
Kartennummer:245S / 255S (R. 53, 591, 590a)

Eigentlich wollte ich ja nur den Rot Stock besuchen, eine meiner allerletzten Skipendenzen in der Zentralschweiz. Denn endlich passten die Verhältnisse am nordexponierten Steilhang und es lag ausreichend Schnee bis ins Erstfeldertal. Aber für eine Tagestour vier Stunden Reisezeit in Kauf nehmen war dann selbst mir zu blöd. Stattdessen plante ich eine Hüttenübernachtung ein, um im Anschluss an den Rot Stock den Krönten durch sein SE-Couloir zu begehen. Die Route ist eindrücklich, einsam und trotz allem nicht allzu schwierig. Ich kannte sie von einer Sommerbegehung und hatte mir damals begeistert geschworen, bei Gelegenheit im Winter zurückzukehren.

Am Zustiegstag geht's los um halb drei vom Sagerberg (786m) unten im Erstfeldertal. Ab hier würde man die kostenpflichtige Fahrbewilligung benötigen. Dank den jüngsten Schneefällen wird diese nicht benötigt und die Ski können direkt beim (inoffiziellen) Parkplatz montiert werden. Damit dürfte mittlerweile Schluss sein. Es herrschen beinahe tropische Verhältnisse an diesem (gefühlten) Sommertag Ende März. Die Unterlage ist matschig und man könnte problemlos oben ohne gehen. Auf dem Bodenberg (993m) beginnt der selten genussvolle Aufstieg durch den lockeren Ribi-Wald. Zum Glück treffe ich bald auf eine verwaschene Spur, die gut trägt. In der kurzen Traverse über den Wanderweg zur Ellbogen Alp brauche ich die Ski nicht abziehen, aber selbst wenn wären es nur wenige Minuten. In der weiten Flanke bessern sich die Verhältnisse rasch und über eine gute Spur gewinne ich zügig an Höhe. Ich bewundere die Spuren in der NW-Flanke vom Jakobiger, ein ebenso exotisches wie reizvolles Winterziel (ja, steht natürlich auch auf meiner Liste). Auf der Päugenegg sind die 1200Hm geschafft und ich fahre in wenigen Minuten zur Kröntenhütte SAC (1903m) ab. Aus dem weiten Kessel kann ich die steile Schlüsselstelle Richtung Rot Stock gut einsehen. Und natürlich die weite Flanke der Normalabfahrt vom Krönten.

Nach einer angenehmen und geruhsamen Nacht in der Kröntenhütte, ich war der einzige Gast, breche ich um 6:15 auf zur abwechslungsreichen Krönten-Rundtour. Nach wenigen Minuten ist die genannte Schlüsselstelle erreicht, den Zustieg in die Steinchälen. Es gilt zwei Felsstufen im Bereich des Sommerwegs zu überwinden (>40°). Absolut sichere Verhältnisse sind hier unerlässlich. Die Unterlage ist teils pickelhart und schon bald geht's zu Fuss und mit Steigeisen weiter. Unter dem Druck der tageszeitlichen Erwärmung halte ich das Tempo im anstrengenden Aufstieg hoch und verbrenne gehörig Energie. Eingangs Steinchälen geht's zurück auf die Ski, einer älteren Spur folgend. Neben der Spur: nicht tragender Bruchharsch. Aus dem Kessel zwischen Mäntliser, Sunnig und Rot Stock (2718m) gewinne ich recht direkt den Gipfel, man könnte auch weiter ausholen. Ich geniesse die Morgenstimmung und erhasche einen ersten Blick in den Sattel zwischen Krönten und Chli Krönten, wo das SE-Couloir endet.

Kurze Querabfahrt Richtung Steinchälenfurggi (2657m) und dann nochmals anfellen. Die letzten Meter unterhalb des Übergangs sind sehr steil (ca. 45°) und mit Pulverschnee eingeblasen, anspruchsvoll zu gehen. Im Furggi erwartet mich die Sonne und meine Laune macht Freudensprünge. Der Sunnig liesse sich übrigens von hier mit Steigeisen ohne grössere Schwierigkeiten erreichen, heute lag nur wenig Schnee in seinem NE-Grat. Die Verhältnisse südlich der Lücke könnten gegenteiliger nicht sein: beinharte Lawinenkegel, kaum zu fahren, selbst rutschen verlangt höchste Konzentration und massiven Krafteinsatz. Nach gut 100Hm hab ich die Pein hinter mir und auf harter, aber kegelfreier Unterlage fahre ich ins Leitschach ab, dabei möglichst die Höhe haltend. 

Eine gute Spur würde in den Sass Pass führen, die Normalroute zum Krönten von Süden und meine Exit-Strategie für den Fall der Fälle. Doch das SE-Couloir, das ich nach kurzer, südseitiger Umrundung vom Sunnig erblicke, lacht mich mit den besten Verhältnissen an. Mit Ski steige ich soweit wie möglich hoch und wechsle dann auf Steigeisen. Die Unterlage ist wie erhofft: kaum Lawinenkegel, nicht zu hart, nicht zu weich. So komme ich zügig vorwärts und der Pickel bleibt am Sack. Aufgrund der Exposition und Steilheit von durchschnittlich 40° gilt es hier unbedingt den Tagesgang zu berücksichtigen! Das Couloir eignet sich übrigens auch als schnelle Abfahrtsvariante ins Leitschach, man erspart sich dadurch den Gegenanstieg zwischen Kröntenlücke und Sass Pass.

Voller Freude erreiche ich den Sattel zwischen Chli Krönten und Krönten. Die Szenerie ist umwerfend hier oben, gerade der kleine Windkolk. Auf der Nordseite vom Krönten quere ich, wieder auf Ski, über sanft geneigtes Gelände nordseitig um den Krönten (3108m). Hier finde ich noch letzten Pulver. Den teils aperen Ausstieg rauf zum Westgrat absolviere ich zu Fuss. Hier treffe ich auf die Normalroute und eine breit ausgetretene Spur, welche mich in wenigen Minuten zum Gipfel bringt. Wobei, die Gipfelkote schenke ich mir (wie meist im Winter). Ich war schon zwei Mal oben und mein rekonvaleszenter Arm verträgt noch keine Würgerei. Und die nordseitige T6-Querung wäre mir mit Schneeauflage selbst mit Steigeisen zu heikel. Erste richtige Pause seit knapp vier Stunden und kurze Meldung an meine Liebsten. Mein Blick verharrt wie gebannt auf der hochalpinen Arena rund um den Glatt Firn mit Zwächten, Spannort und Schlossberg. Unzählige Abenteuer habe ich hier bereits erlebt. Und auch wenn ich jetzt im Kanton Bern lebe, ist mir die Gegend (zurzeit noch) am liebsten. 

Nach zwanzig Minuten mache ich mich an den Abstieg über den Grat Richtung Kröntenlücke (2821m). Man braucht die Ski wie meist nicht raufnehmen. Der Grat kann nur sehr ausgesetzt gefahren werden und wird unterbrochen durch apere Stellen. Etwas oberhalb der Lücke beginnt die lange Schlussabfahrt zum Obersee. Am besten zu fahren sind die ostexponierten (Sulz-)Hänge. Die steileren Nordhänge sind allesamt Pappe. Zurück beim Gepäckdepot in der Kröntenhütte gibt's eine kurze Stärkung und einen Schwatz mit dem Hüttenwart. Zur "Belohnung" erwarten mich nochmals 100Hm Gegenanstieg zur Päugenegg, dann aber hindernisfrei ins Erstfeldertal: oben auf Ellbogen schöne Sulzhänge, dann schwerer Nass- gefolgt von bösem Bremsschnee. What a ride!


Zeiten (kum)
2:15  Kröntenhütte

1:35  Rot Stock
2:15  Leutschach
3:50  Krönten
4:20  Kröntenhütte
5:00  Sagerberg


Tourengänger: Bergamotte
Communities: Skitouren


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Kommentare (1)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 6. April 2021 um 14:50
"nicht allzu schwierig" - ;-)

grandige Tour!


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