Greina-Durchquerung (TI - GR) als öV-Tagestour - vom Lago di Luzzone nach Vrin


Publiziert von dulac , 10. Juli 2018 um 12:21.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum: 8 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Piz Terri   Gruppo Pizzo Corói   CH-TI   CH-GR   Gruppo Pizzo di Cassimoi   Gruppo Piz Medel 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 800 m
Abstieg: 1000 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bus Nr. 135 (Umsteige-) Hst. Olivone-Petullo über Ghirone/Aquilesco bis Endhaltestelle Diga di Luzzone
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Bus Nr. 441 von Vrin nach RhB Ilanz
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Ja – es geht tatsächlich! Am Morgen auf der Alpennordseite starten, untertags einen grossen Teil der Greina durchwandern und ohne Zwischenübernachtung am Abend wieder die Heimreise antreten. Voraussetzung ist lediglich (etwas Kondition für die Tour einmal vorausgesetzt und auf Basis des gegenwärtigen Fahrplans), dass sich (je nach Ausgangsort) entweder der Zug nach Bellinzona ZH ab 06:09 oder der Zug nach Disentis, Chur ab 06:54 erreichen lässt.

 

Aus den Abfahrzeiten ist bereits ersichtlich, dass in jedem Fall frühes bis sehr frühes Aufstehen erforderlich ist. Doch es lohnt, speziell bei der Fahrt über Chur, wo die Ruinalta und der Lukmanier auf der Strecke liegen. Die Ruinalta wird aber auf der Rückreise noch ein zweites Mal durchfahren. Wer am Morgen über ZH angereist ist, kann sie dann zumindest auf der Rückreise noch erleben.

 

Wer sich darüber wundert, dass meine Tour nicht in Graubünden beginnt, sondern im Tessin: Das ist ausschliesslich fahrplanbedingt. War aber eine glückliche Fügung, denn den Aufstieg vom Lago di Luzzone fand ich ungleich reizvoller als es der ab Vrin oder Puzzatsch gewesen wäre, wohin ich später dann abgestiegen bin.

 

Soviel als Vorrede, nun aber zum eigentlichen Bericht:

 

Anreise nach Chur, Weiterreise mit der Rhätischen bis Disentis, dort Umstieg auf den Postbus, über den Lukmanier bis Olivone-Petullo. Dann Umstieg in den Bus nach Ghirone/Aquilesco, der von dort ohne erneutes Umsteigen (aber nur gegen ein zusätzliches Entgelt von CHF 10,-) bis Diga di Luzzone weiterfährt. Die Endhaltestelle liegt (trotz der anderslautenden Bezeichnung „Diga“ = Staumauer) nicht bei der Staumauer, sondern ein gutes Stück weiter und damit bereits nach dem fast einen Kilometer langen, engen Tunnel. Auf den Karten von map.geo.admin ist die tatsächliche Endhaltestelle leider nicht vermerkt – dort findet sich als letzte nur die tatsächlich vorletzte an der Staumauer.

 

Ein sehr attraktiver Startpunkt an einem blauen Gebirgsee, wenn auch einem künstlichen.

 

Ca. eine halbe Stunde geht es nun auf einem Fahrweg am Ufer entlang, gegen Ende noch an einem fjordähnlichen Ausläufer des Sees in eine Engstelle hinein. Dann ist eine kleine Brücke zu queren. Und genau hier beginnt der eigentliche Aufstieg zur Capanna Motterascio, und dieser Aufstieg ist überwiegend recht steil (und schweisstreibend), doch die zauberhafte Landschaft macht dies weitgehend wieder wett.

 

Ungefähr 2h15 nach dem Start ist es geschafft, die Capanna Motterascio ist erreicht. Eine Hütte in attraktiver Aussichtslage, die aber auch sonst einen sehr guten Eindruck macht. Nähere Informationen zum Speisen- und Getränkeangebot kann ich dagegen leider keine liefern, denn ich hatte meinen eigenen Proviant im Rucksack. Da die Terrasse jedoch gut besucht war und für einige der Gäste die Capanna möglicherweise bereits das Ziel war, dürfte wohl auch das kulinarische Angebot überzeugend sein.

 

Auch für mich war nun allmählich Zeit für Mittagsrast und Verpflegungspause. Zuvor stieg ich aber erst noch ein kurzes Stück weiter, zunächst Richtung Crap la Crusch und danach in Richtung P2296. Das hier gebotene 360°-Panorama ist in der Fotostrecke ausgiebig dokumentiert.

 

Nicht unterschlagen möchte ich, dass bald nach Beginn dieses Abschnitts die „Schlüsselstelle“ zu passieren ist, eine kurze schräggestellte Leiter. Dennoch scheint es mir nicht erforderlich die Gesamtbewertung von T2 nach oben zu korrigieren. Leider habe ich es versäumt, ein Foto zu machen und muss daher auf dieses aus dem Bericht von saimon verweisen.

 

Nachdem ich knapp eine Stunde an diesem schönen Ort verweilt hatte, kehrte ich zunächst zum markierten Pfad zurück und folgte ihm in leichtem Auf und Ab bis zum Crap la Crusch.

 

Zwischendrin kam ich auch an dem Wegpunkt mit dem ungewöhnlich langen Namen „Sul sentiero per Crap la Crusc - Cimitero degli Ometti (2254 m)“ vorbei, einer Ansammlung von Steinmännern (vermutlich waren auch Steinfrauen und -kinder darunter – deshalb müsste man in der heute zunehmend überhand nehmenden geschlechtsneutralen Sprache wohl eher von „Steinleuten aller Altersstufen“ sprechen) ;-)

 

Und ob es tatsächlich ein Friedhof („cimitero“) ist, auch da habe ich meine Zweifel: Sehr lebhaft wirkten sie zwar nicht, doch auch von den auf Friedhöfen üblichen Grabkreuzen oder -steinen war nichts zu erkennen.
 

Kurz darauf vom Crap la Crusch noch ein Stück geradeaus auf den Rein da Sumvitg zu. Ich überquere ihn allerdings nicht, sondern nehme den nach rechts abzweigenden Weg, der dem Flusslauf folgt.

 

Ungefähr drei Kilometer dürften es gewesen sein von dieser Abzweigung bis zur Brücke von Camona. Von hier hätte noch einmal Gelegenheit zu einem Abstecher zur Terri-Hütte bestanden. Hin und zurück hätte es aber im Minimum eine halbe Stunde gebraucht, darum heute besser darauf verzichtet.

 

Stattdessen nun der relativ kurze Aufstieg zum Pass Diesrut. Über dem Pass hatten sich mittlerweile einige dunkle Wolken angesammelt und für eher düstere Stimmung gesorgt. Auch sonst konnte ich dem sich länger hinziehenden Abstieg nach Puzzatsch nicht allzuviel abgewinnen: zumeist recht geröllig/schottrig oder mit einer tief eingegrabenen schmalen Wegspur. Dennoch ging's flott hinab und vorbei. Bergauf dagegen hätte es wesentlich länger gedauert. Erneut wurde mir bewusst, dass ich mit dem Aufstieg von Tessiner Seite per Zufall die wesentlich attraktivere Variante gewählt hatte.

 

Puzzatsch war so rechtzeitig erreicht, dass das Jurtencafe noch geöffnet war und ich dort noch kurz einkehren konnte.

 

Gegen 17h30 folgte nun die letzte Etappe: Von Puzzatsch nach Vrin – auf dem Fahrweg. Hier verkehrt auch der Bus Alpin – zu dieser Uhrzeit allerdings schon lange nicht mehr. In Gegenrichtung am Morgen hätte ich ihn wohl auch genommen. Jetzt am Abend hat mir diese Schlussetappe jedoch sehr gut gefallen: Das Strässchen führt nacheinander durch einige Weiler mit ursprünglichen alten Holzhäusern resp. -ställen, Verkehr herrscht keiner und dazu der stimmungsvolle Ausblick in die Lumnezia und die von der Abendsonne angestrahlten Berge. Zeitdruck bestand auch keiner, denn es war völlig klar, dass mein Zeitpuffer mehr als ausreichend sein würde.

 

In Vrin angekommen blieb mir tatsächlich noch eine volle Stunde bis zur Abfahrt meines Busses. Überbrückt habe ich sie mit einem Besuch der unmittelbar am Endhalt gelegenen Ustria und einem kühlen Calanda in der gemütlichen Gaststube dort.

 

Die dreiviertelstündige Busfahrt durch die Dörfer der Lumnezia war für mich ebenfalls eine reizvolle Premiere, denn weiter als bis Morissen war ich zuvor noch nicht gekommen.

 

Schön war's und vielleicht mache ich beim nächsten Mal doch Station auf einer der Hütten. Einige der Gipfel rund um die Greina könnten mich schon reizen.

 

 

Zum Schluss noch eine Anmerkung zu den auf den Wegweisern vermerkten Wegzeiten:

 

Was mir hier aufgefallen ist und mich zunächst sehr irritiert hat: die auf den Wegweisern vermerkten Wegzeiten passen zum Teil überhaupt nicht zu einander (siehe das Beispiel in den Fotos für die Strecke nach Vrin). Die mir dafür am meisten logische Erklärung scheint zu sein, dass Bündner und Tessiner unterschiedliche Annahmen zugrundegelegt haben: auf Bündner Seite so grosszügig bemessen wie in grossen Teilen der Deutsch-Schweiz. Auf Tessiner Seite dagegen eher knapp. Nur war mir dies am Anfang der Tour nicht bewusst und drum war es auch sehr irritierend. Und darüberhinaus auch problematisch für die Abstimmung der eigenen Zeitplanung mit den real vorgefundenen Verhältnissen, da ich ja zunächst nicht wissen konnte, auf welcher Basis die angegebene Wegzeit ermittelt worden ist.


Tourengänger: dulac
Communities: ÖV Touren


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Kommentare (5)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 20. Juli 2018 um 15:50
tolle Tages(!)tour ;-)

die Greina-Hochebene möchte ich schon seit langer Zeit besuchen - und auf den Piz Terri steigen!

lg Felix

dulac hat gesagt:
Gesendet am 20. Juli 2018 um 16:50
Danke, lieber Felix!

Der Piz Terri könnte mich auch reizen – jetzt müsste ich bloss noch rausfinden, wie sich dies ebenfalls als öV-Tagestour machen lassen könnte. ;-)
Wohl noch etwas kniffliger als die Greina.

LG Wolfgang

Felix hat gesagt: RE:
Gesendet am 21. Juli 2018 um 14:13
lieber Wolfgang

das müsste meines Erachtens eine zweitägige Tour werden - wärst du nicht auch so dabei?

lg Felix

dulac hat gesagt:
Gesendet am 22. Juli 2018 um 20:17
Hallo Felix,

damit hast Du natürlich nicht unrecht.

Verstehe ich Dich eigentlich richtig, dass Du in dieser Richtung schon etwas Konkretes planst?

LG Wolfgang

Felix hat gesagt: RE:
Gesendet am 26. Juli 2018 um 07:47
Ciao Wolfgang

noch nicht sehr; evtl. kurz vor Mitte August ...

lg Felix


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