Im Schmugglerland am Maloja


Publiziert von CampoTencia , 24. Juni 2018 um 17:30. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Oberengadin
Tour Datum:19 Juni 2018
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Aufstieg: 680 m
Abstieg: 1060 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Postauto nach Maloja, Cad'Maté
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit dem Postauto nach Casaccia, Löbbia
Kartennummer:1276 Val Bregaglia

Auf dem Maloja-Pass verlassen wir das überfüllte Postauto (alles Rentner wie wir) und folgen ein kurzes Stück der Strasse, bis wir auf den Wanderweg abzweigen können und im Wald Schutz vor der kühlen Bise finden. Auf lichten Plätzen zwischen den hellgrünen Lärchen stossen wir bereits auf die ersten Alpenrosen. Es kommt uns vor, als ob wir uns auf einem Blumenlehrpfad bewegen: Einköpfiges Ferkelkraut, verschiedenfarbige Lupinen und ganze Hänge voll mit Weissen Trichterlilien. Wir gelangen zu einer grossen Staumauer. Diese wurde erbaut, um ein Rückhaltebecken für die häufigen Hochwasser der Orlegna zu bilden und das Bergell vor weiteren Überschwemmungen zu schützen.
 
Am andern Ende der Staumauer beginnt der Schmugglerweg (Percorso dei contrabbandieri). Das Schmuggeln war ja lange Zeit eine wichtige Erwerbsquelle im Bergell. Immer wieder treffen wir auf die originelle Markierung mit dem Schmugglerhut. Wie auf leisen Sohlen kommen wir auf den Lärchennadeln vorwärts und gelangen zu einer Hängebrücke. Wie in einem Seilpark ist Geschicklichkeit gefragt und wir benötigen einige Zeit, bis wir sie geschafft haben. Bald erblicken wir den Lägh da Bitabergh. Friedlich ruht der grünliche See wie ein Juwel da, umgeben von Lärchen. Wir wandern auf der westlichen Seite daran vorbei. Beim Wegweiser schlagen wir die Richtung zum Lägh da Cavloc ein. Vom Nordhang unter dem Pass da Caval muss offenbar eine Lawine heruntergekommen sein: Steinblöcke und zerrissene Lärchen zeigen ein Bild der Naturgewalten. Der Weg führt uns in südöstlicher Richtung weiter. Bei einer felsigen Passage erblicken wir zum ersten Mal Blüten der schönen blauen Alpen-Waldrebe. Ein wunderbarer Anblick! Ebenso staunen wir immer wieder, wie sich die Wurzeln der Lärchen über und um Felsblöcke winden.
 
Den Lägh da Cavloc sieht man erst im letzten Moment, wo man gerade davor steht. Der blaue Himmel, die Sonne, das glitzernde Wasser und kleine Fische in grosser Menge. Auf abwechslungsreichem Weg wandern wir an gelbem Enzian vorbei zum Restaurant Cavloccio, wo wir uns für eine Erfrischung auf die Terrasse setzen.
 
Eine fantasievolle Tafel weist auf die Alp hin, wo Geissenkäse verkauft wird, und neben uns verschwinden schnell kleine Entchen in den See und suchen die Nähe ihrer Mutter. Anschliessend steigen wir gegen den Pass da Caval hoch. An leuchtenden Schwefelanemonen, stark duftendem Seidelbast und üppigen Alpenrosen vorbei und immer wieder mit einem Blick auf den Lägh da Cavloc, der da unten in der einmaligen Bergkulisse liegt und uns innehalten lässt. Vor dem Pass erreichen wir wieder einen lockeren Lärchenwald. Skurrile Wurzelformationen erhaschen unsere Aufmerksamkeit, aber auch jede Menge Ameisen, wo wir uns gerne hinsetzen würden. Schöne Breitblättrige Primeln erblicken wir hier zum ersten Mal. Sie sollen sich in dieser Gegend recht heimisch fühlen. Der Weg führt uns ohne grosses Auf und Ab durch eine liebliche Gegend auf der Motta Salacina. Einzelne Blumen wie Pyramiden-Günsel, Primeln, Schwefelanemonen, Seidelbast oder sogar die Federige Flockenblume säumen den Weg. Auffallend sind einzeln stehende Lärchen, die fast alle gleich gross gewachsen sind. Haben wohl alle das gleiche Geburtsjahr.
 
Wir erreichen die Weggabelung Motta Salacina P.2105. Hier mündet der Weg ein, der in der Nordflanke vom Lägh da Bitabergh herauf führt. Wir steigen westwärts ab. Der Weg durch den steilen Grashang hinunter ist kaum erkennbar und wird wohl nicht mehr oft begangen. Markierungen sind fast keine vorhanden. Immer wieder vergewissern wir uns mit dem Track auf dem GPS, dass wir uns nicht verlaufen. An einigen Stellen sind Spuren von Lawinenniedergängen sichtbar: Felsblöcke und abgebrochene oder ausgerissene Lärchen ergeben ein eindrückliches Bild. Die Postauto-Haltestelle in Löbbia erreichen wir einige Minuten zu spät und müssen fast eine Stunde im Schatten abwarten. Leider weit und breit keine Wirtschaft. Dem sagt man wohl Fehlplanung, denn in Casaccia hätte es eine Einkehrmöglichkeit. Aber im Hotel Corona in Vicosoprano lassen wir uns dann gerne verwöhnen. Und freuen uns über diese erinnerungswürdige Tour mit seltenen Blumen und märchenhaften Seen – und wundern uns, dass die Schmuggler an den Schönheiten vorbei gehen konnten.
 

Tourengänger: CampoTencia, Krokus


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Kommentare (2)


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Mo6451 hat gesagt:
Gesendet am 24. Juni 2018 um 20:01
eine sehr schöne Tour, da muss ich auch einmal hin.

VG Monika

CampoTencia hat gesagt: RE:
Gesendet am 24. Juni 2018 um 20:22
Ganz ehrlich: wir haben am Abend einfach nur davon geschwärmt! Absolut empfehlenswerte Geniesser-Tour.

LG Herbert


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