Chaiserstock Westwandpfeiler
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Ein bisschen wahnsinnig muss man sein. Zumindest glaube ich das, denn viele meiner Freunde, für die "Berg" ein Fremdwort ist, nennen mich so. Wahnsinnig. Nun, für mich als Kletterer ist ein Alex Honold wahnsinnig, für meine nicht Kletterfreunde bin ich es. Vielleicht war die Klettertour zum Chaiserstock tatsächlich ein bisschen wahnsinnig...aber es hat sich gelohnt!
Den Westwandpfeiler am Chaiserstock haben wir, bzw. ich, uns in den Kopf gesetzt. Zum einen gehört der Chaiserstock zu meinen Lieblingsgipfel im Kanton Uri, zum anderen schien mir die alpine Route als machbar für uns. Unsere zweite MSL und dann gleich sowas? Ja! Wir trauten uns die Schwierigkeit, die Länge und die mentale Herausforderung zu. Anhand den eher wenigen Berichten über den Westwandpfeiler stellten wir fest, dass uns am ehesten die Hackenabstände Mühe bereiten könnten. Im Plaisir Ost wird die Absicherung als "gut" benotet. Da braucht es zum Teil vielleicht etwas Überwindung. Nun gut, heute fand die grosse Tour statt.
Bereits um 06.00 Uhr fuhren wir mit dem Gondeli nach Chäppeliberg. Bewusst so früh, da wir keine Lust auf Zeitdruck hatten und ich eigentlich gerne sehr früh am Morgen starte. Auf markiertem Weg stiegen wir auf Richtung Chaiserstock. Die Markierungen lagen teils noch unter dem Schnee, bereitete uns aber keine Probleme. Es hat tatsächlich weniger Schnee als letztes Jahr um diese Zeit. Ausserdem kenne ich das Gebiet ziemlich gut. Die Westwand des Chaiserstocks hat man ja auch stetig vor der Nase. Nach zwei Stunden standen wir dann auch vor der eindrücklichen Westwand...aber wo genau befand sich nun der Einstieg? Im Führer schien uns das völlig klar beschrieben, vor Ort sah das dann ganz anders aus. Wir landeten viel zu weit links, fast schon beim Chaisertor. Dort fanden wir den Einstieg in die Route "Chuehhandel". Nach 30 (!) Minuten und gefühlte endlose Sucherei, fanden wir schliesslich den Westwandpfeiler (grüne Schrift). Der Zustieg ist geröllig, matschig und rutschig. Der schneereiche Winter hat seine Spuren hinterlassen und grosse Teile des Weges mitgerissen. Die Wand lag noch komplett im Schatten und es war kühl. Kalte Hände, na toll. Wir machten erst mal Pause und bereiteten uns für unser Kletterabenteuer vor.
1. Seillänge (5b)
Ich stieg die erste Länge vor. Der Beginn recht harzig, da meine Finger wirklich sehr kalt waren. Beim zweiten Express spürte ich meine Fingerkuppen nicht mehr und musste pausieren. Die Route führt senkrecht hinauf und quert dann nach rechts. Der Fels supergriffig, zum Teil aber etwas loses Gestein. Die ersten drei Hacken waren ein Kraftakt, danach recht einfach bis zum Standplatz.
2. Seillänge (5a)
Meine Kollegin stieg weiter. Die Finger inzwischen wieder aufgewärmt. Auch hier am Anfang wieder Senkrecht hinauf, was auch wieder Kraft benötigte, bevor man wieder leichteres Gelände zum Standplatz erreicht.
3. Seillänge (5a)
Diese wiederum stieg ich vor. Kurze, genossvolle Kaminkletterei bevor man nach rechts quert und danach nach links ausholend, über einfache Passagen zum Stand.
4. Seillänge (4c)
Meine Kollegin wieder im Vorstieg. Das Gelände wird plattiger und führt einer gerillten Platte entlang. Eine relativ einfach und schöne Seillänge.
5. Seillänge (4a), Variante 5c
Bereits im Vorherein entschied ich die einfache Variante zu klettern. Wie schon erwähnt mag ich keine Plattenkletterei und diese 5. SL ist sehr plattig. Leider verpasste ich den Einstieg in die 4a-Route und landete eben doch in dieser plattigen 5c-Route. Ich probierte es aber ich fühlte mich nicht wohl UND die Platte hält nicht. Die Risse wackeln und ständig lösen sich Steine. im zweiten Bohrhaken hing ein Maillon. Ich war also nicht die erste, die das Unterfangen abbrach. Der Einstieg in die 4a-Route befindet sich links vom Standplatz und wäre sogar mit grünem Pfeil markiert. In der gesamten Länge befinden sich nur zwei Bohrhaken, bereitete mir aber keine Mühe. Die Kletterei empfand ich als recht einfach und machte Spass.
6. Seillänge (5b)
Das beste kommt zum Schluss. Oder doch nicht? Meine Kollegin stieg die letzte Länge vor, brach aber ab. Eine kurze überhängende Verschneidung bereitete ihr Mühe. Also lag es an mir die letzte Länge zu meistern. Diese kurze Stelle raubte tatsächlich ziemlich Kraft. An diesem Punkt dachte ich wirklich; mist...wenn ich jetzt falle. Ich fiel nicht. Ich schaffte den kleinen Überhang und erreichte den Ausstieg. Und ich war überwältigt. Glücklich, stolz und überwältigt.
Gipfelaufstieg
Den Gipfel auszulassen stand ausser Frage! Die Tour wäre nicht komplett ohne den wunderschönen Gipfel. Nach 10 Minuten erreicht man unschwer das Gipfelkreuz. Obwohl der Himmel ziemlich bewölkt war, genossen wir die wohlverdiente Pause in angenehmer Wärme. Als Abstieg wählten wir die interessante Normalroute, welche ich letztes Jahr zum ersten Mal genoss. Natürlich kann man auch abseilen aber die Zeit war fortgeschritten und ich bin einfach kein Fan vom Abseilen. Nach dem Chaisertor blickten wir nochmals den Westwandpfeiler hoch und gaben uns ein hohes, sehr hohes high five!
Fazit
Die Tour ist sehr eindrücklich mit unglaublichem Ausblick, bzw. Tiefblick. Wir beide sind zwar noch Anfänger in MSL, jedoch klappte die Kletterei sehr gut. Wir liessen uns viel Zeit, das Handling und die Kommunikation funktionierte, die Psyche hat nicht gelitten. Meistens ;-). Die Abstände der Haken hätte ich schlimmer erwartet. Es gab vielleicht ein, zwei Schlüsselstellen, bei denen ich nicht unglücklich über einen Bohrhaken mehr gewesen wäre. Einziges Manko; das lose Gestein. Fast in jeder Seillänge befinden sich lose Steine, bzw. man löst sie aus. Falls sich noch weitere Seilschaften in der Route befinden, kann das gefährlich werden. Auch für die Wanderer unterhalb der Westwand.
Eine grossartige Klettertour in der kaiserlichen Westwand, auf welche wir beide wirklich sehr stolz sind und garantiert zurückkommen werden. Nächstes Jahr. Für den Chuehhandel :-).
Den Westwandpfeiler am Chaiserstock haben wir, bzw. ich, uns in den Kopf gesetzt. Zum einen gehört der Chaiserstock zu meinen Lieblingsgipfel im Kanton Uri, zum anderen schien mir die alpine Route als machbar für uns. Unsere zweite MSL und dann gleich sowas? Ja! Wir trauten uns die Schwierigkeit, die Länge und die mentale Herausforderung zu. Anhand den eher wenigen Berichten über den Westwandpfeiler stellten wir fest, dass uns am ehesten die Hackenabstände Mühe bereiten könnten. Im Plaisir Ost wird die Absicherung als "gut" benotet. Da braucht es zum Teil vielleicht etwas Überwindung. Nun gut, heute fand die grosse Tour statt.
Bereits um 06.00 Uhr fuhren wir mit dem Gondeli nach Chäppeliberg. Bewusst so früh, da wir keine Lust auf Zeitdruck hatten und ich eigentlich gerne sehr früh am Morgen starte. Auf markiertem Weg stiegen wir auf Richtung Chaiserstock. Die Markierungen lagen teils noch unter dem Schnee, bereitete uns aber keine Probleme. Es hat tatsächlich weniger Schnee als letztes Jahr um diese Zeit. Ausserdem kenne ich das Gebiet ziemlich gut. Die Westwand des Chaiserstocks hat man ja auch stetig vor der Nase. Nach zwei Stunden standen wir dann auch vor der eindrücklichen Westwand...aber wo genau befand sich nun der Einstieg? Im Führer schien uns das völlig klar beschrieben, vor Ort sah das dann ganz anders aus. Wir landeten viel zu weit links, fast schon beim Chaisertor. Dort fanden wir den Einstieg in die Route "Chuehhandel". Nach 30 (!) Minuten und gefühlte endlose Sucherei, fanden wir schliesslich den Westwandpfeiler (grüne Schrift). Der Zustieg ist geröllig, matschig und rutschig. Der schneereiche Winter hat seine Spuren hinterlassen und grosse Teile des Weges mitgerissen. Die Wand lag noch komplett im Schatten und es war kühl. Kalte Hände, na toll. Wir machten erst mal Pause und bereiteten uns für unser Kletterabenteuer vor.
1. Seillänge (5b)
Ich stieg die erste Länge vor. Der Beginn recht harzig, da meine Finger wirklich sehr kalt waren. Beim zweiten Express spürte ich meine Fingerkuppen nicht mehr und musste pausieren. Die Route führt senkrecht hinauf und quert dann nach rechts. Der Fels supergriffig, zum Teil aber etwas loses Gestein. Die ersten drei Hacken waren ein Kraftakt, danach recht einfach bis zum Standplatz.
2. Seillänge (5a)
Meine Kollegin stieg weiter. Die Finger inzwischen wieder aufgewärmt. Auch hier am Anfang wieder Senkrecht hinauf, was auch wieder Kraft benötigte, bevor man wieder leichteres Gelände zum Standplatz erreicht.
3. Seillänge (5a)
Diese wiederum stieg ich vor. Kurze, genossvolle Kaminkletterei bevor man nach rechts quert und danach nach links ausholend, über einfache Passagen zum Stand.
4. Seillänge (4c)
Meine Kollegin wieder im Vorstieg. Das Gelände wird plattiger und führt einer gerillten Platte entlang. Eine relativ einfach und schöne Seillänge.
5. Seillänge (4a), Variante 5c
Bereits im Vorherein entschied ich die einfache Variante zu klettern. Wie schon erwähnt mag ich keine Plattenkletterei und diese 5. SL ist sehr plattig. Leider verpasste ich den Einstieg in die 4a-Route und landete eben doch in dieser plattigen 5c-Route. Ich probierte es aber ich fühlte mich nicht wohl UND die Platte hält nicht. Die Risse wackeln und ständig lösen sich Steine. im zweiten Bohrhaken hing ein Maillon. Ich war also nicht die erste, die das Unterfangen abbrach. Der Einstieg in die 4a-Route befindet sich links vom Standplatz und wäre sogar mit grünem Pfeil markiert. In der gesamten Länge befinden sich nur zwei Bohrhaken, bereitete mir aber keine Mühe. Die Kletterei empfand ich als recht einfach und machte Spass.
6. Seillänge (5b)
Das beste kommt zum Schluss. Oder doch nicht? Meine Kollegin stieg die letzte Länge vor, brach aber ab. Eine kurze überhängende Verschneidung bereitete ihr Mühe. Also lag es an mir die letzte Länge zu meistern. Diese kurze Stelle raubte tatsächlich ziemlich Kraft. An diesem Punkt dachte ich wirklich; mist...wenn ich jetzt falle. Ich fiel nicht. Ich schaffte den kleinen Überhang und erreichte den Ausstieg. Und ich war überwältigt. Glücklich, stolz und überwältigt.
Gipfelaufstieg
Den Gipfel auszulassen stand ausser Frage! Die Tour wäre nicht komplett ohne den wunderschönen Gipfel. Nach 10 Minuten erreicht man unschwer das Gipfelkreuz. Obwohl der Himmel ziemlich bewölkt war, genossen wir die wohlverdiente Pause in angenehmer Wärme. Als Abstieg wählten wir die interessante Normalroute, welche ich letztes Jahr zum ersten Mal genoss. Natürlich kann man auch abseilen aber die Zeit war fortgeschritten und ich bin einfach kein Fan vom Abseilen. Nach dem Chaisertor blickten wir nochmals den Westwandpfeiler hoch und gaben uns ein hohes, sehr hohes high five!
Fazit
Die Tour ist sehr eindrücklich mit unglaublichem Ausblick, bzw. Tiefblick. Wir beide sind zwar noch Anfänger in MSL, jedoch klappte die Kletterei sehr gut. Wir liessen uns viel Zeit, das Handling und die Kommunikation funktionierte, die Psyche hat nicht gelitten. Meistens ;-). Die Abstände der Haken hätte ich schlimmer erwartet. Es gab vielleicht ein, zwei Schlüsselstellen, bei denen ich nicht unglücklich über einen Bohrhaken mehr gewesen wäre. Einziges Manko; das lose Gestein. Fast in jeder Seillänge befinden sich lose Steine, bzw. man löst sie aus. Falls sich noch weitere Seilschaften in der Route befinden, kann das gefährlich werden. Auch für die Wanderer unterhalb der Westwand.
Eine grossartige Klettertour in der kaiserlichen Westwand, auf welche wir beide wirklich sehr stolz sind und garantiert zurückkommen werden. Nächstes Jahr. Für den Chuehhandel :-).
Tourengänger:
Zoraya

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