...die erbärmlichen Fäkalienreste an Gleis 4... in Vallorbe...


Publiziert von Henrik , 2. Juni 2018 um 13:30. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Waadt
Tour Datum:28 Mai 2018
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VD 
Zeitbedarf: 1:45
Aufstieg: 100 m
Abstieg: 260 m
Strecke:Gourmessa mit Wolfgang
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖV
Kartennummer:Il est tard, le train

... „wo wollen wir uns treffen?“... für jeden von uns sind zuerst ca. 2 ½ Stunden Anfahrt zu leisten: Basel – Cossonay-Penthalaz bzw. Brig dito. Heute ist ein leichter Verspätungstag. Was sind denn fünf Minuten gegen die Ewigkeit, so die Anzeige an Geleise 1 in Cossonay-Penthalaz, dass die S 2 verspätet sei – Gelassenheit macht sich unter den Reisenden breit, man raucht, man trinkt einen MaschinenEspresso und man tanzt von einem Bein zum andern, man debattiert und schultert die Rucksäcke von links nach rechts und umgekehrt. Man wartet! Wolfgang tritt an die vorderste Türe der S2-Doppeltraktion und markiert damit seinen Standort. Er hatte seine Verspätung bereits mir per SMS mitgeteilt.
 
... anfänglich in einer lang gezogenen Schlaufe (analog zum Verlauf der Venoge) fährt die S 2 durch eine scheinbar „leere“ Landschaft  - leer heisst hier kaum Urbanität, heisst rural und ein Raum zum Atmen, in grösstenteils unverbauter Natur, aber kultiviert. Auch ideal meint Wolfgang fürs Rennrad, auch mit Betonplatten, die am Velo rütteln können...  Ein weites Land sprichwörtlich, die Walliser Alpen sind im Dunst auszumachen, die Freiburger auch und sogar die Ausläufer der Berner. Kleine Bahnhöfe mit verlassenen Stellwerken und im Baracken-Stil. Etwas nicht nur für Ferrophile, sich mal vielleicht vom Smartphone trennen, schauen und im wahrsten Sinne innehalten...
 
... nicht La Sarraz noch Arnex ist unser Mittagstisch-Ziel: Vallorbe sollte es werden. Vorsorglich habe ich hier auch reserviert – da ich schon Mittagstische erlebt habe mit voller Belegung durch SBB-Personal, in ihren knall-orangen Überkleidern. Beim Telefon wurde ich auch daran erinnert, dass über Mittag nur Mittagsmenus aufgetischt würden!  Bei der Einfahrt nach Vallorbe Bahnhof wird einen die Weitläufigkeit der Anlage bewusst – hier hatte es einst einen  in der Tat sprichwörtlich grossen Bahnhof gegeben – dieser Präzisionsbetrieb war einer der Nutzniesser der Eisenbahn. Nun wirkt ein Grossteil davon verlassen, um nicht auch noch beizufügen verwahrlost. Nicht so das Bahnhofshauptgebäude, das einer Renovation unterzogen wurde. Die Gebäude, die die SNCF nutzen, entsprechen dieser Wahrnehmung. Aber auch hier wird renoviert und umgebaut. Behinderungsäquivalent. Zwischen Gleis drei und vier sind die Widerlichkeiten aber manifest: die Sch... offenbart sich zwar nicht mehr olfaktorisch, aber umso mehr visuell. So haben wir das beide noch nie in der Schweiz angetroffen! Beinahe wollte ich das fotografisch festhalten...
 
... gerade hatten wir Gabel und Messer korrekt zum Ende des Mahls platziert, bezahlt, aufgebrochen und den historischen Innenteil des Bahnhofs über die alte Steintreppe verlassen, bot sich uns an Gleis 2 der Anblick der Hypermoderne an: der TGV Lyria -  der ferroviale Kontrast. Er schlich sich aus dem Ort davon, beinahe geräuschlos... keine Fäkalien plumpsen da aus dem Zug, ggf. ein paar PET-Flaschen...hinterlassend. Das moderne Littering.
 
 
... wir verlassen Croy-Romainmôtier, die Sonne brennt  aufs Haupt, ein Bus wäre da noch zu nennen, den brauchen wir nicht – wir möchten nach La Sarraz, meine Intention: Ziel – die Piscine, da kann man dem Betrieb in der Badi vom Tisch aus betrachten und gleichzeitig essen und „desserten“. Die Region ist auf hikr. durchaus bekannt. Hartbelag stellt sich ein, dann nimmt uns der kühlende Wald auf. Wolfgang übernimmt mit seinem GPS die Leitstelle. Wir verlassen Weg und Grund, im Unterholz unterwegs... Zecken-Country, entgleitet es mir auf der Zunge. Übrigens, das Tessin und der Alpenraum sind keine Risikogebiete.
 
... wir stehen an Punkt 618: unter uns Wald, gegenüber auch, über uns eine intensive Sonne. Das Gewässer, das dieses Tal durchbricht, fällt über eine Stufe als Cascade de Dard ein paar Meter in die Tiefe – das sagt die Karte, wir haben sie ausgelassen, der Weg wäre ein anderer gewesen. Dank seinen hellen Beinen finde ich Wolfgang im Unterholz nach einem Weg suchend... den wir plötzlich nicht mehr unter unseren Schuhen haben. Bei Gang dann hinunter  in die Talsohle rutscht er auch noch aus... ohne Blessuren, einzig der Hosenstoff ist etwas erden.
 
... unten treffen wir auf den Nozon. Dieser fliesst mitten durch die Welt... Bauchnabelschau heisst das auch.  Aber dort spazieren wir nicht hin. Wir biegen ab aufs Gelände des Hôpital St.-Loup und werden hindurch geleitet: die WW-Markierungen sind hervorragend platziert. Unmittelbar tritt man wieder ins Freie, nach moosbestocktem Baumgewirr oberhalb des  unlängst total renovierten Schwimmbads am Ortsrand von La Sarraz. Hier wollen wir wieder (...) rasten, hier habe ich schon öfters Mittag gehalten. Die Aussicht ist grandios, egal ob von Wolken verhangen oder wie bei unserer Ankunft gut erkennbar mit den Ausläufern der Walliser Alpen. Mittagszeit ist vorbei, nur einzelne Tische sind belegt. Wolfgang wendet sich der Bella Italia zu, ich ein halbes CaféGlace bitte ohne Alkohol und einen Schwarztee. Hinzu kommt Bikini-Sicht und Einteiler...
 
 
... der Weiterweg führt ins Zentrum von City La Sarraz, das eine Renovation erfährt. In Zukunft werden hier keine „Bsetzisteine“ mehr liegen. Aber wohl Poller und etwas Verkehrsberuhigung. Die Schriftzüge der zwei grössten Restaurants haben auch schon andere Zeiten gesehen: sie verblassen.  Vor uns der Bahnhof La Sarraz und wie Wolfgang dann doch beinahe lakonisch vermerkte, so wie heute habe er schon lange nicht mehr die Sonne auf seinem Haupt brennen gespürt. Ich für meinen Teil stimmte ihm vollends zu: mich ereilte auf dem Rückweg nach Basel ein Sonnenstich! Ich brauchte für den Reise nach Basel daher etwas mehr Zeit, Schatten suchend. „Ja, sag mal, im Zug hat es doch Schatten – ja, schon, aber auch dort staute sich die Wärme bei 100 % Luftfeuchtigkeit!“. So liess ich den Dienstag und Mittwoch in Folge als Schattentage zuhause geniessen und am Folge-Donnerstag freute ich mich über die Sturzbäche in der Region Basel.
 

Tourengänger: Henrik , Pfaelzer
Communities: Touren und Tafeln


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