Korsika - Reisebericht: Schneesturm, Meer und schroffe Felsen


Publiziert von boerscht , 28. August 2018 um 23:37.

Region: Welt » Frankreich » Korsika
Tour Datum:29 März 2018
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: F 
Zeitbedarf: 6 Tage

Dies ist kein klassischer Tourenbericht, eher ein Reisebericht mit kleinen Touren.

Eigentlich war eine Woche Schneeschuh Hochtouren im Wallis Geplant mit Besteigung des Bishorn und einigen Hütten. Das ganze hatten wir schon im Herbst reserviert. Die Wettervorhersagen sahen allerdings 4 Tage vorher richtig mies aus und wenn wir schonmal in der Gegend sind, dann bitte auch bei gutem Wetter. Also musste eine Alternative her. Der Wetterbericht war allerdings für die ganzen Alpen mies, also muss es weiter weg. Ich schlug ganz spontan Korsika vor, Niklas googelte schnell wies dort aussieht und ich bekam ein "ja lass machen" geschickt. Also 2 Tage vorher noch schnell die Fähre gebucht, ganz grob geschaut wo wir dort hin wollen und dann gings auch schon ab nach Korsika. Wo wir dort übernachten ? Ah da finden wir dann schon irgendwo was.
Spontane Trips sind einfach die Besten wie sich herausstellen sollte.

Tag 1 - Anfahrt, Col de Bavella, Zonza:

Nachts um 11 uhr starten wir voll beladen in St. Gallen, um um 7 Uhr die Fähre in Livorno zu erwischen. Klappt alles perfekt und wir sind pünktlich am Anleger. Kommt man sich schon etwas komisch vor mit Schneeschuhen im Kofferraum auf eine Fähre im Mittelmeer zu steigen. Der erhoffte Schlaf auf der überfahrt fällt leider ziemlich flach.
In Bastia ist ziemliches Chaos, also schnell weiter. Die flache Ostküste entlang fahren wir in Richtung Col de Bavella, unserem ersten Ziel. Schon unterwegs staunen wir nicht schlecht, als sich hinter dem flachen Hügelland schrofe, weiße Berge auftun.
Als es dann den Col de Bavella hinaufgeht ist die durchgefahrene Nacht schnell vergessen. Zu faszineirend und aufregend ist die Landschaft hier. Nach Stop am wahnsinnig zugigen Col de Bavella fahren wir weiter zum Dorf Zonza. Hier wollen wir eine Perspektive zum Fotografieren finden, sodass das Dorf vor den Aiguilles de Bavella zu sehen ist. Wir folgen der Straße hinterm Dorf noch etwas, bis rechts am Rand ein großer Felsklotz im Wald auftaucht. Perfekt von da oben sollte es klappen. Der Klotz will etwas erklettert werden (I) ein in einen Riss gesteckter Stock erleichtert das ganze ungemein.
Die Aussicht auf das Dorf Zonza und die dahinter liegenden Felnadeln der Aiguilles de Bavella ist genial, genau so wie wir das überlegt hatten. Zum Sonnenuntergang gibts noch was vom Gaskocher und jede Menge Fotos. Da die Campingplätze hier in der Gegend leider alle noch zu sind verkriechen wir uns irgendwo im Gebüsch in der Nähe. 

Tag 2 - Bavella mit Dame Jeanne (T3, II), Restonica Tal, Corte:

Vor Sonnenaufgang gehts wieder zum Col de Bavella und auf den Wanderweg in Richtung des Felsenfesters. Auf halbem Weg kommen wir an einem großen Felsaufbau vorbei, welcher aus dem Nadelwald ragt, der Dame Jeanne. Der Fels liegt perfekt mittig im Bavella Tal, die Aussicht von dort oben sollte dementsprechend super sein, also nix wie rauf um dort den Sonnenaufgang zu sehen. Gar nicht so einfach wie sich herausstellt. Zunächst in leichter kraxelei rechts ums eck, dann ein Spreizschritt über Klemmblock zu einem einladenden, kurzen Riss, welcher in einigen Kletterzügen (II) nach oben auf das Felsplateau führt. Von hier oben erleben wir einen genialen Sonnenaufgang über den Bavella Tal. Immer wieder zeiht Nebel auf, was das ganze ziemlich spannend macht.

Vom Bavella Pass gehts nun nach Corte und dort in das wunderschöne, wilde Restonica Tal. Leider ist die Straße im oberen Teil von einer großen Lawine versperrt und kein durchkommen. Alles in das Talende zu laufen haben wir keine Lust und das Auto könnte man hier sowieso nicht abstellen. Also machen wir uns im Tal auf die Suche nach einem Camping Platz. Der Campingplatz hat noch geschlossen, ist aber zugänglich. Im hinteren Teil steht schon ein Camper, zu dem wir uns hinzu stellen wollen. In dem Moment kommt allerdings ein Polizeiauto auf den Platz. Die freundlichen Polizisten weisen uns darauf hin, dass das campen hier trotz geschlossenem Campingplatz verboten ist und wir doch auf den offenen Campingplatz in Corte gehen sollen. Im Sommer wäre beim Wildcampen auf Korsika eine saftige Strafe gekommen. Aufgrund der hohen Waldbrandgefahr sollte man dies auch unbedingt beachten und nur auf Campingplätzen übernachten, von denen es auf der Insel eh an jeder Ecke welche gibt.
Der Campingplatz in Corte ist ganz nett und wir schauen uns noch die Stadt mit Burg etwas an. 

Tag 3 - Haute Asco im Schneesturm:

Da wir heute nicht so viel vor haben, wird erstmal ausgeschlafen. Alles zusammenpacken und weiter gehts nach Haute Asco. Die Straße hinauf ist schon ein Erlebnis. Oben liegt noch etwas Schnee auf der Straße und als wir am Skigebiet ankommen fängt es ordentlich an zu schneien. Die umliegenden Berge sind leider nicht zu sehen.
Da wir etwas Angst haben am nächsten Tag nicht mehr herunter zu kommen, entscheiden wir uns schweren Herzens doch keine Schneeschuhtour mehr zu machen und auf dem, auch hier natürlich, geschlossenen, aber zugänglichen Campingplatz zu übernachten. Es ist höllisch windig und so stellen wir das Zelt unter dem Vordach der Rezeption auf um nicht von runterfallenden Ästen erschlagen zu werden.

Tag 4 - Haute Asco, Col de Vergio, Tour aufs Capu Rossu:

Der Schneefall hat über Nacht zum Glück nachgelassen und auch der Wind hat aufgehört. Am Campingplatz liegt kein Schnee mehr. Bis hinauf nach Haute Asco zum Skigebiet schaffen wir es mit der 60 PS Karre ohne Schneeketten allerdings leider nicht. Auf der Straße war noch niemand unterwegs und es liegen etwa 10 cm Neuschnee. Da weiter oben wohl noch viel mehr Neuschnee liegt, blasen wir auch die für heute geplante Schneeschuhtour  ab. Auch von der Straße aus lassen sich jedoch die eindrucksvollen Berge mit vereisten Wänden betrachten und fotografieren. So krass hätten wir die Berge hier nicht erwartet. Als der Nebel dann noch wegzog und die eisigen Berge zeigte sind wir doch etwas ausgeflippt ;) Die Szenerie war einfach genial.

Über den Col de Vergio, auf dem auch noch einiges an Schnee liegt, geht es weiter über Porto an die schroffe Westküste der Insel.
Von Piana aus starten wir die Wanderung zum Capu Rossu. Auch hier nehmen wir mal alles Camping Zeug mit und schauen ob wir irgendwo einen Platz zum schlafen finden werden.
Die Wanderung auf das Kap ist wunderschön. Der Weg ist mit Steinmauern aufwendig hergerichtet. Es blüht in allen Farben und hat bestimmt 20°C. Verrückt heute Nacht waren wir noch im Schneesturm und jetzt bei Sonne am Meer. Korsika ist einfach genial abwechslungsreich.
Auf dem Kap befindet sich ein alter, steinerner Leuchtturm und die Aussicht aufs Mittelmeer und zu den hohen Bergen mit dem markanten Paglia Orba ist gewaltig.
Dank dem guten Wetter entscheiden wir uns oben auf dem Leuchtturm ohne Zelt zu Biwakieren. Der Sternenhimmel zeigt sich nachts auch noch. Mein bisher wohl schönster Biwakplatz. 

Tag 5 - Capu Rossu, Montemaggiore, Bastia

Nach einem genialen Sonnenaufgang auf dem Kap und dem Leuchtturm gehts über den selben Weg wieder zurück nach Piana.
Die Fahrt entlang der Westküste über schmale, spannende Straßen zieht sich ewig in die Länge.
Bevor wir nach Bastia fahren, machen wir noch halt in dem wunderschönen Bergdorf Montemaggiore. Ein Bild hiervon habe ich irgendwann mal bei NatGeo gesehen und das ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Das alte Dorf liegt vor einer eindrucksvollen Felswand und rechts davon weite Ebene.
In Bastia übernachten wir im Hotel. Hier gibts auch endlich mal wieder eine Dusche :)

Tag 6 - Rückreise

Früh am Morgen gehts dann wieder in Bastia auf die Fähre und zurück nach Livorno.


Korsika ist wirklich eine Reise wert. Gerade im Frühjahr ist dort tote Hose und man hat die ganze Natur der Insel gefühlt für sich alleine. Die Passstraßen werden anscheinend vom Winterdienst, falls es heir sowas überhaupt gibt, nicht geräumt. Die Campingplätze haben jedoch allesamt noch geschlossen. Mit etwas Umsicht findet sich allerdings schon etwas. Wir kommen sicher nochmals her. 


Tourengänger: boerscht


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Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

mb4 hat gesagt: Korsika
Gesendet am 29. August 2018 um 23:06
Wunderschöne Bilder!
(Auch wenn ich deinen Geschmack von Farb- und Kontrast-Einstellungen nicht teile.)
Es macht „gluschtig“ Korsika zu besuchen.

boerscht hat gesagt: RE:Korsika
Gesendet am 30. August 2018 um 14:54
Vielen Dank, freut mich !
Joa das ist eben Geschmacksache.

Gruß,
Adrian


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