Unscheinbare Gipfel am Hochtannberg-Pass
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Nach zwei kräftezehrenden Hornbachketten-Touren war noch ein weiterer Tag gutes Bergwetter prognostiziert, so dass ich dem ganzen noch ein i-Tüpfelchen verpassen wollte und den Heiterberg anvisierte. Ich verbrachte die Nacht im Auto auf dem Hochtannberg und wurde schon in der Nacht von Windböen aufgeweckt. Das Wetter präsentierte sich dann am Morgen auch nicht besonders toll, so dass ich auf eine Grattour im Grenzbereich verzichtete und nach einem schnellen Blick in die Karte entschied, ein paar umliegende Gipfelchen zu sammeln.
Selten betretene Erhebungen in einem touristisch hochfrequentierten Gebiet, dessen Einfluss man sich in der Hochsaison auch auf diesen Gipfeln wohl nur schwer entziehen kann. Jetzt im Herbst, wenn die Gegend in der Zwischensaison etwas zur Ruhe kommt, kann man hier eine schöne Landschaft mit tollen Ausblicken genießen. Für den trittsicheren Wanderer auch abseits der Wege kaum schwierig. Lediglich das Leopoldshörnle stellt mit Abstand die höchsten alpinistischen Ansprüche an den Begeher und sollte nicht unterschätzt werden.
Ausgangspunkt der Tour war der kostenlose Parkplatz an der Passhöhe des Hochtannbergs (1676 m). Von hier gings über die sumpfige Wiese direkt nach Süden in die grasige Nordflanke des Simmels, hier rasch empor, immer über die ausgeprägten, matschigen Kuhpfade balancierend. In Kürze steht man dann auch oben auf dem Simmel-Gipfel mit seinem Weltfriedenskreuz (1754 m), das dort im Jahr 1982 errichtet wurde. Hinab ging es auf dem breiten Wanderweg, der dort seit der Kirchenrenovierung komfortabel hinaufführt. An der kleinen St. Jacobus-Simmelkapelle (1700 m, leider abgeschlossen), die in den letzten beiden Jahren renoviert und nach einem Blitzeinschlag 2013 mit neuem Turmdach versehen wurde geht es zum Hotel Adler (1666 m) und von dort schnell zum Parkplatz.
Auf der anderen Straßenseite beginnt nicht zu übersehen der unschwierige Wanderweg in der Südflanke mit freiem Blick zur Widdersteinhütte (2009 m). Bevor der Wanderweg jedoch nach Osten zur Hütte hin abknickt, führen alte Wegspuren noch weiter nach Norden hinauf. Ihnen folgt man, bis man einen schönen Blick auf das Leopoldshörnle bekommt. Dieser in Karten nicht vermerkte oder lediglich mit Kreuzsymbol versehene Gipfel hebt sich aber doch auffallend vom Widdersteinmassiv ab. Zunächst muss man weglos in den Sattel (um 2080 m), der Verbindung zum Massiv, nordwestlich des Gipfels queren (hier eine bemerkenswerte Aussicht!). Von dort sieht man dann die Pfadspuren, die in der Nordwestflanke zum Gipfel führen. Zunächst einfaches Gehgelände, wird das Gelände schnell steiler, die Tritte in der Schrofenflanke bleiben aber großzügig. Der AVF Allgäuer Alpen von 2008 nennt eine Rinne im I. Schwierigkeitsgrad, ich persönlich empfand das als eher leichter, wenn auch exponiert und etwas abdrängend, vom Ausstieg dann auf den grasigen, schmalen Leopoldshörnle-Gipfel (2136 m).
Da mich mein Weg ja nach Osten führen sollte, stand nun die Überschreitung des Leopoldhörnles an, bzw. die Überprüfung deren Machbarkeit. Bereits im Profil des Berges von der Hütte aus war die Teilung des Gipfels zu erkennen, es gibt einen südöstlich vorgelagerten Nebengipfel. Die Überschreitung ist auf Trittspuren vorgegeben, allerdings wesentlich anspruchsvoller als der Normalweg. Über sehr steile Grasschrofen steigt man in Richtung des kleinen Sattels ab, unten raus noch eine kurze, trittarme Felsplatte (I+) in exponiertem Gelände. Vom Sattel (den man auch aus der Rinne von Südwesten her erreichen könnte) dann einfach auf den Vorgipfel, von dort geht es in der Ostflanke über nochmals etwas steileres Grasgelände (I) hinab zum Grasrücken. Die Grastritte sind großzügig, aber eher ungünstig abweisend und teils feucht, so dass sicheres Gehen in solchem Gelände unabdingbar ist, die Exponiertheit ist hier bei der gesamten Überschreitung am größten. Unten dann einfach auf Pfadspuren den langen Grasrücken entlang zum Gemstelpass (1971 m).
Von hier könnte man das ganze Koblat auf einem Wanderweg in Richtung Walser Geishorn überschreiten. Ich habe mich nur teilweise an den Wanderweg gehalten und alle markanten Kuppen mitgenommen. Eine solche erhebt sich als Gemstelkopfs (2012 m) bereits direkt hinter dem Gemstelpass, sie wird auf Pfadspuren einfach erklommen. Danach in der Ideallinie hinab zum Wanderweg. Es finden sich in der Fortsetzung noch einige Hochpunkte, alle sind weglos, teils auch auf Kuhpfaden zu begehen. Das Gelände ist grasig-karstig, ein sicherer Tritt ist unabdingbar, will man nicht irgendwo in einem Loch hängen bleiben. Der höchste Punkt des Koblats ist nicht P. 2019 (Kompass-Karte), sondern eine Erhebung weiter östlich zwischen Koblat-Pass und Haldenwanger Kopf: am höchsten Punkt steht ein Grenzstein.
Entlang der Grenzlinie steige ich weglos und teils steil nach Süden hinab in Richtung Haldenwanger Kopf (2002 m). Diesen besteige ich mühelos über den sanften Ostrücken. Anschließend etwas auf dem Westrücken, dann auf einer schönen Weide hinab in den Sattel (um 1900 m) vor dem Haldenwanger Eck (1931 m). Eigentlich ist dieser kleine Graskopf unscheinbar und kaum markant, aber er hat ein Alleinstellungsmerkmal: Ein Gipfelkreuz, gestiftet vom Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband Oberstdorf und der CSU für den ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber, in dessen Anwesenheit das Kreuz 2003 eingeweiht wurde. Angesichts der mutmaßlichen Potenz der Spender und der Bedeutung des Bespendeten fällt das Kreuz doch eher mickrig aus
. Die Bank daneben wurde von einem Regionalpolitiker gespendet.
Nun nochmals nach Süden absteigen und auf schlechten Pfadspuren nach Osten queren, Ziel ist der südlichste Punkt Deutschlands, der markante Grenzstein 147 (1883 m). Von hier lässt sich dann noch der Gehrner Berg (1936 m) "mitnehmen". Entweder geschieht dies auf dem ausgeschilderten Wanderweg oder auf einer direkten Route entlang der Grenzschneise. Dieser folgt man zunächst einfach auf Kuhpfaden, dann gelangt man an eine Felsplatte. Diese lässt sich mit etwas Klettergewandheit einfach erklimmen (I-II). Um tiefe Karsteinschnitte kurvend gelangt man auf das Gipfelplateau, der eigentlich Gipfel ist ringsum mit Latschen bewachsen und liegt wenig nördlich der Grenze auf deutschem Gebiet. Nach kurzem Latschenkampf kann der freigeschnittene Gipfel erklommen werden.
Zurück geht es dann auf dem Wanderweg zum Grenzstein und auf dem sehr schmierigen, glatten Wanderweg hinab in Richtung Koblachhütte. Diesen verlasse ich aber unten in der Senke und quere weglos auf guten Kuhpfaden in den Sattel zwischen Haldenwanger Eck und Kopf. Von dort auf einem Viehtrieb zur Oberen Hirschgehrenalpe und weiter auf dem Wanderweg hinab zur Bregenzerwaldstraße. Sie dann entlang mit kurzem Gegenanstieg zum Parkplatz.
Link zum Bericht mit Bildern auf Alpic.net.
Selten betretene Erhebungen in einem touristisch hochfrequentierten Gebiet, dessen Einfluss man sich in der Hochsaison auch auf diesen Gipfeln wohl nur schwer entziehen kann. Jetzt im Herbst, wenn die Gegend in der Zwischensaison etwas zur Ruhe kommt, kann man hier eine schöne Landschaft mit tollen Ausblicken genießen. Für den trittsicheren Wanderer auch abseits der Wege kaum schwierig. Lediglich das Leopoldshörnle stellt mit Abstand die höchsten alpinistischen Ansprüche an den Begeher und sollte nicht unterschätzt werden.
Ausgangspunkt der Tour war der kostenlose Parkplatz an der Passhöhe des Hochtannbergs (1676 m). Von hier gings über die sumpfige Wiese direkt nach Süden in die grasige Nordflanke des Simmels, hier rasch empor, immer über die ausgeprägten, matschigen Kuhpfade balancierend. In Kürze steht man dann auch oben auf dem Simmel-Gipfel mit seinem Weltfriedenskreuz (1754 m), das dort im Jahr 1982 errichtet wurde. Hinab ging es auf dem breiten Wanderweg, der dort seit der Kirchenrenovierung komfortabel hinaufführt. An der kleinen St. Jacobus-Simmelkapelle (1700 m, leider abgeschlossen), die in den letzten beiden Jahren renoviert und nach einem Blitzeinschlag 2013 mit neuem Turmdach versehen wurde geht es zum Hotel Adler (1666 m) und von dort schnell zum Parkplatz.
Auf der anderen Straßenseite beginnt nicht zu übersehen der unschwierige Wanderweg in der Südflanke mit freiem Blick zur Widdersteinhütte (2009 m). Bevor der Wanderweg jedoch nach Osten zur Hütte hin abknickt, führen alte Wegspuren noch weiter nach Norden hinauf. Ihnen folgt man, bis man einen schönen Blick auf das Leopoldshörnle bekommt. Dieser in Karten nicht vermerkte oder lediglich mit Kreuzsymbol versehene Gipfel hebt sich aber doch auffallend vom Widdersteinmassiv ab. Zunächst muss man weglos in den Sattel (um 2080 m), der Verbindung zum Massiv, nordwestlich des Gipfels queren (hier eine bemerkenswerte Aussicht!). Von dort sieht man dann die Pfadspuren, die in der Nordwestflanke zum Gipfel führen. Zunächst einfaches Gehgelände, wird das Gelände schnell steiler, die Tritte in der Schrofenflanke bleiben aber großzügig. Der AVF Allgäuer Alpen von 2008 nennt eine Rinne im I. Schwierigkeitsgrad, ich persönlich empfand das als eher leichter, wenn auch exponiert und etwas abdrängend, vom Ausstieg dann auf den grasigen, schmalen Leopoldshörnle-Gipfel (2136 m).
Da mich mein Weg ja nach Osten führen sollte, stand nun die Überschreitung des Leopoldhörnles an, bzw. die Überprüfung deren Machbarkeit. Bereits im Profil des Berges von der Hütte aus war die Teilung des Gipfels zu erkennen, es gibt einen südöstlich vorgelagerten Nebengipfel. Die Überschreitung ist auf Trittspuren vorgegeben, allerdings wesentlich anspruchsvoller als der Normalweg. Über sehr steile Grasschrofen steigt man in Richtung des kleinen Sattels ab, unten raus noch eine kurze, trittarme Felsplatte (I+) in exponiertem Gelände. Vom Sattel (den man auch aus der Rinne von Südwesten her erreichen könnte) dann einfach auf den Vorgipfel, von dort geht es in der Ostflanke über nochmals etwas steileres Grasgelände (I) hinab zum Grasrücken. Die Grastritte sind großzügig, aber eher ungünstig abweisend und teils feucht, so dass sicheres Gehen in solchem Gelände unabdingbar ist, die Exponiertheit ist hier bei der gesamten Überschreitung am größten. Unten dann einfach auf Pfadspuren den langen Grasrücken entlang zum Gemstelpass (1971 m).
Von hier könnte man das ganze Koblat auf einem Wanderweg in Richtung Walser Geishorn überschreiten. Ich habe mich nur teilweise an den Wanderweg gehalten und alle markanten Kuppen mitgenommen. Eine solche erhebt sich als Gemstelkopfs (2012 m) bereits direkt hinter dem Gemstelpass, sie wird auf Pfadspuren einfach erklommen. Danach in der Ideallinie hinab zum Wanderweg. Es finden sich in der Fortsetzung noch einige Hochpunkte, alle sind weglos, teils auch auf Kuhpfaden zu begehen. Das Gelände ist grasig-karstig, ein sicherer Tritt ist unabdingbar, will man nicht irgendwo in einem Loch hängen bleiben. Der höchste Punkt des Koblats ist nicht P. 2019 (Kompass-Karte), sondern eine Erhebung weiter östlich zwischen Koblat-Pass und Haldenwanger Kopf: am höchsten Punkt steht ein Grenzstein.
Entlang der Grenzlinie steige ich weglos und teils steil nach Süden hinab in Richtung Haldenwanger Kopf (2002 m). Diesen besteige ich mühelos über den sanften Ostrücken. Anschließend etwas auf dem Westrücken, dann auf einer schönen Weide hinab in den Sattel (um 1900 m) vor dem Haldenwanger Eck (1931 m). Eigentlich ist dieser kleine Graskopf unscheinbar und kaum markant, aber er hat ein Alleinstellungsmerkmal: Ein Gipfelkreuz, gestiftet vom Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband Oberstdorf und der CSU für den ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber, in dessen Anwesenheit das Kreuz 2003 eingeweiht wurde. Angesichts der mutmaßlichen Potenz der Spender und der Bedeutung des Bespendeten fällt das Kreuz doch eher mickrig aus

Nun nochmals nach Süden absteigen und auf schlechten Pfadspuren nach Osten queren, Ziel ist der südlichste Punkt Deutschlands, der markante Grenzstein 147 (1883 m). Von hier lässt sich dann noch der Gehrner Berg (1936 m) "mitnehmen". Entweder geschieht dies auf dem ausgeschilderten Wanderweg oder auf einer direkten Route entlang der Grenzschneise. Dieser folgt man zunächst einfach auf Kuhpfaden, dann gelangt man an eine Felsplatte. Diese lässt sich mit etwas Klettergewandheit einfach erklimmen (I-II). Um tiefe Karsteinschnitte kurvend gelangt man auf das Gipfelplateau, der eigentlich Gipfel ist ringsum mit Latschen bewachsen und liegt wenig nördlich der Grenze auf deutschem Gebiet. Nach kurzem Latschenkampf kann der freigeschnittene Gipfel erklommen werden.
Zurück geht es dann auf dem Wanderweg zum Grenzstein und auf dem sehr schmierigen, glatten Wanderweg hinab in Richtung Koblachhütte. Diesen verlasse ich aber unten in der Senke und quere weglos auf guten Kuhpfaden in den Sattel zwischen Haldenwanger Eck und Kopf. Von dort auf einem Viehtrieb zur Oberen Hirschgehrenalpe und weiter auf dem Wanderweg hinab zur Bregenzerwaldstraße. Sie dann entlang mit kurzem Gegenanstieg zum Parkplatz.
Link zum Bericht mit Bildern auf Alpic.net.
Tourengänger:
Kauk0r

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