Broch statt Hüenerchopf (2170m)


Publiziert von Chrichen , 18. Januar 2018 um 08:17.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum: 6 Januar 2018
Ski Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG 
Zeitbedarf: 4:45
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:ca. 11 km

Für meine erste Skitour, haben wir eine einfache Tour auf den Hüenerchopf ausgewählt. Dies drängte sich nicht zuletzt auch wegen der zumindest bis am Vortag heiklen Lawinensituation auf. Nach den beiden Winterstürmen waren die zu erwartenden Schneeverhältnisse im Vorfeld ein Rätsel. Zur Umkehr bewegt haben uns aber schlussendlich vor allem die heftigen Windböen, die der Fönlage geschuldet waren.

Kurz vor Weihnachten habe ich mir einen schon länger gehegten Traum erfüllt und eine Skitourenausrüstung angeschafft. Endlich galt es nun diese auzuprobieren, auch wenn von der Schneequalität her nicht allzu viel zu erwarten war. Glücklicherweise hatte ich mit Silvia jemanden mit viel Erfahrung an der Seite, so dass ich viele gute Tipps erhalten konnte.

Vermol - P.1739 - Broch (L)
Morgens ca. um 08:30 starten wir in Vermol bei Mels. Die Tour zum Hüenerchopf ist beliebt, und so sind wir nicht alleine. Noch hat es genug Platz auf dem Parkplatz, später würde das aber ändern. Ein Geländer gerade beim Parkplatz bietet viel Komfort beim Anfellen. Wir tragen die Ski noch ein paar Meter weit auf dem Strässchen, dann kann die Tour beginnen.

Einem Weg entlang führt die Spur in den Wald hinein, und gleich schon wird etwas direkter an Höhe gewonnen. Im ersten Teil dominiert mehr oder weniger lichter Wald. An einigen Stellen haben die stürmischen Winde der Vortage recht viele Zweige und Nadeln an den Boden geholt. Das Gehen mit Skiern fühlt sich anfangs noch etwas ungewohnt an, und die Beine melden sich schon nach recht kurzer Zeit. Bald klappt es dank hilfreichen Hinweisen besser mit der Aufstiegstechnik, und spätestens nach den ersten 300 Höhenmetern schlurft es sich fast wie von selbst.

Im unteren Teil gehen wir einer gefrorenen und ruppigen Spur entlang. Sie wurde möglicherweise am Vortag von Schneeschuhgängern eröffnet. Immer öfter verlassen wir diese Spur und folgen anderen Skispuren, oder bahnen uns unseren Weg selber. Dank dem gut tragenden Deckel geht das problemlos.

Gegen den P.1739 hin wird der Wald immer lichter, und wir kommen bereits hie und da in den Genuss der wärmenden Sonne. Einfach herrlich ist das! Nach der Hütte herrscht offenes Gelände mit schöner Aussicht vor. Bald schon zeigt sich auch der Hüenerchopf zum ersten Mal. Noch scheint er fern, aber er rückt immer mehr in die Nähe. Der zu Beginn gedeckelte Schnee hat allmählich zu Hartschnee gewechselt, der mit steigender Höhe immer mehr von Regenrillen durchzogen ist. In der Landschaft sehen diese sehr eindrücklich aus, besonders am Hüenerchopf.

In einer Kurve ausholend steuern wir den Rücken mit dem Namen Broch an. Dies ist die sicherere Route und wird heute bevorzugt gewählt. Mittlerweile ist starker Wind aufgekommen. Aufrund der Fönlage überrascht das wenig. Noch denken wir aber nicht daran, dass uns die Böen vom Gipfelbesuch abhalten könnten. Auf den fast flachen Hügeln unterhalb vom Broch ist die Schneeoberfläche mehr und mehr vereist, und auch der Weg zum Broch wird vom Eis beherrscht. Eine SAC Gruppe vor uns montiert die Harscheisen für dieses Teilstück. Wir entscheiden uns für einen Versuch ohne zu wagen und kommen damit knapp durch. Für mich ist es sehr interessant zu sehen, was noch geht mit den Fellen, und wie die Haftung nachlässt bei allzu steiler Neigung.

Nach etwas Gemurkse treffen wir beim Broch ein, und steigen sofort zum Grat hoch. Nebst einer tollen Aussicht werden wir von sehr kräftigen Windböen begrüsst. Ich mache noch ein paar Fotos von der Landschaft, bevor wir zunächst an eine windgeschützte Stelle unterhalb des Rückens absteigen, wie die meisten anderen Tourengänger auch. Dort entscheiden wir, dass wir uns den Gipfel nicht antun müssen. Mit Harscheisen ginge das schon, aber Genuss sieht anders aus. So bereiten wir uns sogleich für die Abfahrt vor, was bei den starken Wind eine Herausforderung für sich ist. Ich habe zuerst etwas Mühe in die Bindung einzusteigen, und einmal wird mein Ski fast weggewindet, schlussendlich klappt aber auch das, dank der Hilfe von Silvia.

Abfahrt via Aufstiegsroute
Ich bin schon etwas nervös, denn die erste Skifahrt seit ca. 15 Jahren steht für mich bevor. Blankes Eis, von Regenrillen zerfurchter Hartschnee, gedeckelter Nassschnee. Die Perspektiven sind hervorragend :-). Wenigstens sind die Hangneigungen gutmütig.

Man sagt ja immer, dass man Skifahren, Velofahren und Schwimmen nicht verlernt, und so ist es wohl auch. Denn schon nach wenigen Schwüngen fühle ich mich pudelwohl auf den Brettern. Mit viel Rutschstrecke in den Kurven geht es über den eisigen Teil hinab, stets defensiv fahrend und die flachsten Stellen suchend. Dann rocken wir die Regenrillen in weiten Bögen gemütlich fahrend, damit wir nicht zuviel durchgeschüttelt werden. Dort wo die Schneedecke gleichmässiger wird, macht die Abfahrt grossen Spass.

Oberhalb der Hütte beim P.1739 legen wir nochmals eine sonnige und fast windstille Pause ein. Danach geht es schon gleich in den lichten Wald, nun zusehends auf gedeckeltem Nasschnee, der nicht besonders wendefreudig ist. Silvia fährt auch in diesem Schnee souverän. Auf meinen Fahrstil soll hier nicht näher eingegangen werden :-). An den wenigen Engstellen ist bereits eine gute Piste von Vorausfahrenden entstanden, was ich dankbar annehme. Bald schon erreichen wir Vermol, und ich bin sehr glücklich, dass es so gut geklappt hat, sogar ohne Sturz. Letzteres ist wohl auch der defensiven Fahrweise zu verdanken.

Zwar ohne Gipfelerfolg aber dennoch ein toller Tag und ein schönes Erfolgserlebnis. Die Sonne konnten wir ausgiebig geniessen. Die Tour zum Hüenerchopf bietet keine grosse Schwierigkeiten, wobei für Anfänger bei der Abfahrt durch den Wald etwas Vorsicht geboten ist. Einen grossen Dank an Silvia für die gemeinsame Tour!

SLF: erheblich

Tourengänger: Chrichen


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Kommentare (3)


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Bergamotte hat gesagt:
Gesendet am 18. Januar 2018 um 11:55
Herzliche Gratulation zur ersten Skitour. Ich vermute, Du bist jetzt auf den Geschmack gekommen.
Ich habe ebenfalls mit Schneeschuhen begonnen und bin nach einem Jahr umgestiegen. Mit Skiern bewegt man sich einfach eleganter, ökonomischer und genussvoller fort.

roger_h hat gesagt:
Gesendet am 18. Januar 2018 um 15:35
Gratulation zur ersten Skitour. Ich habe meine ersten Versuche schon hinter mir, habe mir aber erst in diesem Jahr eine eigene Tourenausrüstung zugelegt.
Ziehe die Ski nun aber definitiv den Schneeschuhen vor, vor allem die Rückkehr ins Tal geht einfach viel flotter vonstatten :-)

Chrichen hat gesagt:
Gesendet am 19. Januar 2018 um 07:39
Vielen Dank für die Kommentare!!
Ja, ich bin definitiv auf den Geschmack gekommen. Mit dem Gedanken habe ich schon lange gespielt, Hauptmotivation war die grössere Reichweite mit Ski und vereinfachte Zeitplanung bei Frühlingsbedingungen. Ich muss aber sagen, dass ich den Fahrspass unterschätzt habe :-)
Bei den Bedingungen wären Schneeschuhe sicher auch gut gewesen. Ein paar Tage später bei einer anderen Tour war das noch vielmehr so. Sie werden sicher auch in Zukunft im Einsatz bleiben.


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